Wohltat im Mund

Der Spitzwegerich und seine Wurzeln

Wenn uns irgendetwas aus dem Sinn gerät und das eine oder andere vergessen wird, können wir nur dankbar sein, dass es Augenblicke gibt, in denen wir im wahrsten Sinne des Wortes über das Vergessene stolpern. So werden wir erneut aufmerksam. Das ist alles durchaus menschlich und keineswegs ein Zeichen eines mentalen Abbaus. Es scheint mir, über den Spitzwegerich schon längere Zeit nichts mehr geschrieben zu haben. Das hat er sich aber nicht verdient. Denn bei vielen Gelegenheiten ist er unser Wegbegleiter. Daher dürfen wir als erstes auf seinen Charakter achten, den er mit seinem Wuchs förmlich versinnbildlicht. Der Spitzwegerich steht geduldig auf schlechtem Grund am Wegrand. Er hält es sogar auf ausgebrannten Wiesen und Weiden aus. Selbst in der bedrängenden Enge am Rande von Zäunen harrt er noch aus. Er kann warten und bleibt bescheiden. Der Spitzwegerich überdauert sogar ein faktisches Übergangen-Werden. Davon sprechen weder Werbeträger noch wissenschaftliche botanische Abhandlungen. Das dürfen wir entdecken. Und es uns schenken lassen. In seinen Heilwirkungen dürfen wir vom Spitzwegerich eine entzündungshemmende Eigenschaft entgegennehmen. Ebenso sind Schleimstoffe in ihm enthalten, was wiederum den Atemwegen bei einer Entzündung derselben zugute kommen kann. In der Aufbereitung des Spitzwegerichs denken wir in erster Linie an die Blätter als verwertbare Droge. Ich möchte aber zusätzlich daran erinnern, dass selbst die Wurzel des Heilkrautes in bestimmten Fällen eine brauchbare Grundlage für ein pflanzliches Hilfsmittel sein kann. Vor allem in alpinen Gegenden wird diese Erkenntnis seit Generationen praktiziert und überliefert.

Getrocknete Wurzeln

Jedes Jahr geht man insbesondere im Herbst daran, die Wurzeln des Spitzwegerichs auszugraben und sorgsam zu trocknen, nachdem sie zuvor unter fließendem Wasser gründlich gereinigt wurden. Hat man diesen Vorrat bereits zur Hand, so kann man ihn schon jetzt als lindernde Unterstützung heranziehen. Dies geschieht vor allem, wenn vorübergehend die Zähne zu schmerzen beginnen. Dann kaut man einfach die Wurzel, um über den Speichelfluss alles Wertvolle daraus zu lösen. Man kann dies auch bei Entzündungen der Mundschleimhaut tun.

Spitzwegerich ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Spritzmittel mit einem Heilkraut

Schafgarben wirken pilzhemmend

Dem Menschen wurde die Erde anvertraut, damit er sie behüte und bebaue. So steht es bereits am Anfang der Bibel. Die Gartenarbeit zählt so gesehen zu den probatesten Tätigkeiten, um das Leben zu verschönern. Doch ist damit noch längst nicht gesagt, dass gleichzeitig Mühe, Geduld und so mancher Misserfolg in Verbindung stehen. Obst und Gemüse müssen oftmals ganz besonders umhegt und gepflegt werden, um vom Keimen bis zum Fruchten gut durchzukommen. Auf den Wiesen haben dies die Schafgarben (Achillea millefolium), die ohne menschliches Zutun ihr Fortkommen bestreiten, zumindest bis zum Blühen vollzogen. Gewiss kennen viele von uns die breitgefächerten Heilwirkungen jenes Krautes, die offenkundig ganz kräftig die Sympathie des Schöpfers den Menschen gegenüber zum Ausdruck bringen. Zur Erinnerung möchte ich nur den positiven Effekt erwähnen, den ein Tee aus Schafgarbe bei Leberleiden oder bei erhöhtem Blutdruck weitergeben kann. Nicht zu Unrecht wird die Schafgarbe als Frauenkraut bezeichnet, da sie vor allem der weiblichen Hälfte unserer Bevölkerung wertvolle Dienste erweist. Äußerlich angewandt, kann der Korbblütler darüber hinaus mithelfen, Hautleiden zu lindern und die Nerven zu stärken. Da ich jedoch eingangs auf das die Häuser umgebende grüne Paradies der Gärten verwiesen habe, will ich bewusst den Blick auf so manches Gemüse oder das eine oder andere blütenbringende Ziergewächs lenken, die sich ebenfalls der vollen Realität dieser Welt stellen müssen. Parasiten, Schädlinge und Pilzerkrankungen machen leider nicht vor den Zäunen halt. Mit der Schafgarbe ist es aber durchaus möglich, den Pflanzen auf den Beeten ein Schutzschild zu übereignen.

Auszug aus Schafgarben

20 g von getrockneten Schafgarbenblüten werden in einem geeigneten Gefäß mit 1 Liter kaltem Wasser übergossen. 24 Stunden stehen lassen. Dann abseihen und den Blütenrückstand auspressen. Nach dem zusätzlichen Filtrieren auf ein Verhältnis 1 : 10 verdünnen. Über die Beet- und Blumenpflanzen ausspritzen, um gegen Pilzkrankheiten vorzugehen. Zum Zubereiten des Auszugs eignet sich auch die getrocknete Ware des vorjährigen Sommers.

Schafgarbe mit Wurzel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Zwei Kräuter für den Kopf

Hopfen und Melisse passen zusammen

Wie wertvoll der oberste Teil unserer Physis ist, das merken wir wohl manchmal erst, wenn wir damit irgendwo anstoßen. Das Denken sowie die ganze motorische Steuerung gehen vom Gehirn aus, das in unserem Kopf platziert ist. Und dann und wann stellen wir anhand einer schmerzlichen Regung fest, dass wir gerade für diesen Körperteil etwas tun sollten. Jetzt im Sommer darf ich immer wieder dem Hopfen begegnen. Die wilde Form rankt sich nämlich Jahr für Jahr an den Weiden entlang der Thaya empor. Seine beruhigende Wirkung dürfte jedermann bekannt sein. Gewiss nimmt man wie beim Bierbrauen die Zapfen der weiblichen Blütenform, um an die wertvollen Heil- und Gerbstoffe des Hanfgewächses heranzukommen. Doch kann man dieses Kraut auch mit anderen kombinieren, wenn es gilt, seine Wirkung gezielt zum Einsatz zu bringen. Im Kräutergarten wiederum stoße ich auf die ebenfalls sehr populäre Melisse. Dieser Lippenblütler ist in einem gewissen Sinne der Regent des Sommers. Nicht nur die Bienen freuen sich ob seiner Präsenz. Das Aroma der Melissen ist vergleichbar mit einem Parfum, das sich die Natur extra für die warme Jahreszeit anlegt, um dem Menschen gegenüber in einer sehr wohltuenden Weise auftreten zu können. Vergessen wir aber angesichts der angenehmen Seiten des Lebens jene nicht, deren Empfindung einfach dadurch getrübt wird, weil der Kopf vorübergehend schmerzt. Hopfen und Melisse erweisen sich gerade für die davon Betroffenen als gutes Zweiergespann.

Teemischung bei Kopfschmerzen

Der Echte Hopfen lässt sich sehr gut mit anderen Kräutern kombinieren. Wenn es also gilt, Kopfschmerzen oder Migräneanfälle zu lindern, kann man versuchen, einen passenden Tee zu trinken. Zu gleichen Teilen werden dafür getrocknete Hopfenblüten und zerkleinertes getrocknetes Melissenkraut gemischt. 2 Teelöffel davon mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergießen. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen und dann abseihen. Bis zu 3 Schalen davon über den Tag verteilt trinken.

Hopfen ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Melissezweiglein ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Gurken als Hautstärker

In der Wanne auskosten

Solange der Sommer währt, sind viele von uns auf der Suche nach erfrischenden Getränken und Speisen. Angesichts hoher Temperaturen tut es einfach gut, in etwas herzhaft Saftiges hineinzubeißen oder einen kühlenden Schluck die Kehle hinunterlaufen zu lassen. Auf der Palette des dafür infrage Kommenden stehen viele gesunde Gaben der Natur. Da will ich eine namens Gurke (Cucumis sativus) besonders herausgreifen. Seit der Antike ist sie bereits auf kleinasiatischen Breiten nachzuweisen, ehe sie im Mittelalter auch in Europa angebaut und ästimiert wurde. Obwohl man es den Gurken in ihren verschiedenen Sorten und Arten womöglich nicht zutraut, bringen sie etliche Vorteile für unseren Körper mit sich. Erstens einmal stellen sie eine kalorienarme Kost dar, was ja einem Großteil unserer vom Wohlstand gesättigten Mitbürger durchaus zuträglich sein dürfte. Dennoch liefern sie dem Organismus auf der anderen Seite wertvolle Mineralstoffe und Spurenelemente, worunter sich Eisen, Phosphorsäure, Jod und Kalzium befinden. Daher ist es sicher nicht das Schlechteste, in den uns bekannten kulinarischen Varianten zu den Gurken zu greifen. So möchte ich zusätzlich daran erinnern, dass es ebenfalls einen Weg über die Haut gibt, um mitsamt unserer Körperoberfläche an Derartiges zu gelangen. Im Garten fällt immer wieder das eine oder andere an, das man nicht mehr auf den Teller legen möchte. Vom Gemüsebeet, wo die Gurkenpflanzen am Boden dahinranken, kann man durchaus noch die ausgereiften Früchte dieser Art abpflücken, um sie für eine äußerliche Anwendung aufzubereiten. Das ist dann eine gute Gelegenheit, um dem Leib und damit sich selbst etwas Gutes zu tun.

Gurken-Bad

Zieht jemand im eigenen Garten ein paar Gurkenpflanzen, so hat man damit gleich den geeigneten Vorrat für eine hautstärkende Wohltat. Dazu nimmt man 3 bis 4 Gurken und dreht sie durch eine Fleischmaschine. Die Samenkörner sollen bei diesem Prozess ebenfalls zerquetscht werden. Das Ganze wird anschließend durch ein Sieb passiert und der verbleibende Rest extra ausgepresst. In die bereits gefüllte Wanne leert man den Gurkensaft und badet ca. 20 Minuten darin. Die Haut nimmt die darin enthaltenen wertvollen Stoffe auf. Das stärkt dieselbe und hilft überdies mit, Verstimmungen abzubauen.

Gurken ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Die Sanftmut ansteuern

Das Gelbe Labkraut bietet sich an

Im Gebot der Nächstenliebe, das wir in der Bibel finden, ist die eigene Wertschätzung jeweils mit eingeschlossen. Es heißt dort: Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst. Also dürfen wir ruhig auch auf uns selbst schauen, ohne dabei einem schädlichen Egoismus zu verfallen. Gerade dann, wenn sich ein Fenster einer freien Zeit in den nächsten Wochen auftut, sollten wir auch mit einer Heilpflanze etwas für uns selbst unternehmen. Das Echte Labkraut (Galium verum) lädt momentan ein, den Blick ganz gezielt auf die Welt der Kräuter zu lenken. Mit seiner fein gewebten goldgelben Blütenrispe ziert sie auf eine dezente und dennoch wirkungsvolle Weise die Feldraine und Waldränder und macht zusätzlich noch durch seinen angenehmen honigartigen Duft auf sich aufmerksam. Dieses Kraut zählt zur Familie der Rötegewächse. Als man in früheren Zeiten mangels chemischer Mittel die Milch schneller zum Gerinnen bringen wollte, war das Labkraut ein adäquates Hilfsmittel, um diesen Prozess zu beschleunigen. Die Heilwirkungen des Labkrautes sind sehr vielfältig. Es unterstützt z. B. die Tätigkeit des Lymphsystems und trägt in sich überdies eine besänftigende Kraft. Letzteres benötigen wir ohnehin des Öfteren, da wir angesichts der Aufgaben und Erwartungen, denen wir im Berufsleben begegnen, einem Druck ausgesetzt sind, der nicht unbedingt etwas zu unserer Entspannung beiträgt. Wenn jemand den Urlaub nützt, um zur Ruhe zu kommen, ist er mit dem Labkraut als Helfer sicher auf einem guten Weg. Übrigens gelingt uns die Nächstenliebe zweifelsohne besser, zumal wir selbst lockerer und dadurch im Wesen sanfter werden.

Labkraut hilft entspannen

Vom getrockneten und zerkleinerten Kraut des Gelben Labkrautes nimmt man 2 Teelöffel voll und übergießt dieses mit 1/4 Liter kochendem Wasser. Anschließend 15 Minuten lang ziehen lassen und dann abseihen. Am besten trinkt man täglich abends lediglich eine Tasse davon und lässt so den Tag ausklingen. Ein Kräuterkissen mit getrocknetem Labkraut, das man beim Schlafen unter den Kopfpolster legt, kann mithelfen, Gicht- und Rheumaschmerzen zu lindern.

Labkraut ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Stärkende Blätter

Himbeersträucher liefern sie

Mit unserem Geist schmieden wir oft große Pläne und wollen hoch hinaus. Sie in die Realität umzusetzen, bedeutet aber einiges an Mühe und Geduld. Oder alles Anvisierte erweist sich letztendlich als nicht durchführbar. Mit einem Sinnspruch ausgedrückt, heißt dies am Boden zu bleiben, um so allen Tatsachen ins Auge zu blicken. Die Blätter der Himbeersträucher (Rubus idaeus) helfen uns, dies auf eine andere Weise zu tun. Genau meine ich damit, bei gesundheitsfördernden Maßnahmen ganz unten zu beginnen und konkret bei den Füßen anzufangen. Einen derartigen Ansatz verfolgte ja ebenfalls der legendäre Pfarrer Sebastian Kneipp mit seinen Anleitungen zur Methode des Wassertretens. Man kann, um sich nach Anstrengungen und bei Ermüdungserscheinungen wiederum sachte aufzurappeln, durchaus die sensible Zone der Fußsohlen und der Zehen mit den heilsamen Wirkstoffen von Heilkräutern, wie z. B. den Himbeerblättern innewohnenden Gerbstoffen, in Berührung bringen und damit belebende Impulse an den ganzen Körper weitergeben. Selbst wenn nun sommerliche Temperaturen vorherrschen, kann ein wohlig warmes Fußbad angesagt sein, bei dem man eine Zeitlang still dasitzen muss, um so schlicht und ergreifend zumindest zur physischen Ruhe zu kommen. Wenn sich dann noch die Himbeerblätter dazu gesellen, ermöglicht diese Kombination ein neues Kräftesammeln für den nächsten Tag, der realistisch betrachtet seine eigene Mühe mit sich bringen wird.

Kräftigendes Fußbad

Eine Handvoll getrockneter und zerkleinerter Himbeerblätter gibt man direkt ins heiße Fußbadewasser, um die Füße darin eine Zeitlang zu baden. Währenddessen ist es ratsam, die Zehen kräftig zusammenzuziehen und wiederum auszustrecken bzw. die Füße aneinander zu reiben. Die getrockneten Pflanzenteile können durchaus lose ins Wasser gegeben werden. Wem das nicht behagt, der nimmt einfach ein Säckchen aus Gazestoff, in das die Himbeerblätter vor dem Eintauchen eingewickelt werden.

Himbeertriebe und Früchte ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Beruhigend und schmerzlindernd

Das Johanniskraut schätzen

Der Lauf der Sonne fasziniert die Erdenbewohner seit eh und je. Schließlich sind wir zusammen mit allen anderen Lebewesen auf den steten Wechsel von Tag und Nacht programmiert. Das Johanniskraut verdankt ebenfalls seine bereits ausgebildete Blumenpracht dem gleißenden Himmelsstern unseres Planetensystems. Gerade rund um den Geburtstag Johannes des Täufers steht das Heilkraut griffbereit an den Feldrainen und Wegrändern da. Mit diesem liebenswerten Gewächs besinnen wir uns darauf, dass die Tage am längsten währen und die Sonne zur Mittagszeit ihren aus irdischer Sicht jährlichen Höchststand erreicht hat. Im Johanniskraut haben wir einen pflanzlichen Begleiter, der imstande ist, die seelischen Zustände auszugleichen. Dieses Kraut kann uns überdies im Lindern von Schmerzen einen Trost spenden, da wir Aussicht auf Besserung haben. Im Kräuterpfarrer-Zentrum in Karlstein haben wir einen Auszug mit Öl im Angebot, der gleich verwendet werden kann, ehe man zu Hause eine längere Weile braucht, diesen selbst herzustellen. Übrigens kann jenes Hausmittel durchaus mithelfen, selbst entspannter zu werden und abends besser zu einem tiefen Schlaf zu gelangen. Gerade auch bei nervösen und unruhigen Kindern bewährt sich das Johanniskraut-Öl, wenn man ihnen eine Zeitlang die Fußsohlen damit einreibt.

Äußerlich auftragen

Das Johanniskraut-Öl, das mit den abgezupften Blüten im Verhältnis 1 : 4 in Oliven- oder Mandelöl angesetzt wurde, eignet sich zur Behandlung von schmerzenden Stellen der Muskeln oder der Nerven. Am besten reibt man diese Zonen vor dem Schlafengehen damit ein. Dies kann man ebenso mit den Fußsohlen tun, um so die ausgleichende Wirkung an den Körper weiterzuvermitteln. Vorsicht ist bei äußerlicher Anwendung des Johanniskraut-Öls immer geboten, da die Licht- und Sonnenempfindlichkeit dadurch gesteigert wird. Daher direkte Sonnenbestrahlung in dieser Zeit meiden.

Johanniskraut ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Vielseitig verwendbar

Die Ringelblume ist dafür geeignet

Gute Freunde gehören zum Wertvollsten, das man im Laufe des Lebens geschenkt bekommen kann. Das werden wohl alle bestätigen, die sich in frohen und in krisenvollen Zeiten bereits auf den Beistand charakterfester und vertrauenswürdiger Zeitgenossen verlassen konnten. Im Verein Freunde der Heilkräuter geht es uns nun seit 40 Jahren darum, eine gute und tragfähige Beziehung zwischen Pflanzen und Menschen herzustellen, die vor allem konkrete Früchte in Form von Heilwirkungen und stärkenden Effekten abwirft. Die Ringelblume (Calendula officinalis), die heuer als Heilpflanze des Jahres in Österreich an erster Stelle rangiert, ist deswegen die Symbolpflanze der Gemeinschaft rund um die Gewächse der Naturheilkunde. Wenn man von einem Freund sagt, dass man mit ihm Pferde stehlen gehen könnte, dann möchte ich diesen Vergleich auch auf die Ringelblume umlegen. Sie ist nicht nur als entzündungshemmende Droge bekannt, sondern erweist sich auch im Magen- und Darmbereich als unterstützend. Zudem bedenken wenige, dass auch die Leber vom Gebrauch der goldgelben bis orange gefärbten Blütenblätter profitiert. Eine sehr sensible Zone des Körpers stellt aber der Mund- und Rachenbereich dar, was wir alle nur zu gut von unseren Besuchen in den zahnärztlichen Praxen bestätigen können. Gerade für das Zahnfleisch, für den Gaumen und die Innenwände der Wangen hält die Ringelblume ebenfalls ihre guten Inhaltsstoffe parat. Den praktischen Tipp dafür gibt’s ein paar Zeilen weiter unten. Jetzt aber darf ich alle noch einladen, heute nach Karlstein an der Thaya zu kommen, um beim großen Jubiläums-Kräuterfest ab 11.00 Uhr mit uns die Freude zu teilen, seit 1978 als Verein zu bestehen und zusätzlich den 100er von Hermann-Josef Weidinger zu feiern.

Beigabe für Mundwasser

4 Esslöffel voll getrocknete oder frische Blütenblätter der Ringelblume übergießt man in einem Glas mit 1/2 Liter Obstbrand. Gut verschlossen stellt man das Gefäß 14 Tage lang ins Fenster. Man sollte es täglich einmal schütteln. Danach seiht man den Ansatz ab und lagert ihn kühl und dunkel. Für Mundspülungen bei Zahnfleischentzündungen und Mundfisteln gibt man davon 1 Esslöffel voll in 1/8 Liter lauwarmes Wasser, um die Kieferregion damit zu beruhigen.

Ringelblume ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Ein schmerzlindernder Essig

Mit Eisenkraut ansetzen

Gärten haben etwas Einladendes an sich. Das zeigt sich je neu, wenn deren Besitzer mich in ihr grünes Paradies bitten, um so manche Mußestunde im Schatten eines Baumes sowie an einem lauen Abend gemeinsam auszukosten. Oder man betritt das grüne Reich, um einfach nur zu staunen. Doch sollte die Bewunderung dabei nicht bloß den prächtigen Blüten gegönnt werden. Auch in einem Kräutergarten mit etlichen nicht besonders augenfälligen Pflanzen zahlt sich das Hinsehen und Erkunden aus. Beim Rundgang mit Interessierten durch die einzelnen Beete des Schaugartens in Karlstein lege ich daher gerne beim Eisenkraut (Verbena) einen Halt ein. Da stellen manche die Frage: Woher kommt denn eigentlich der Name dieser Pflanze? Für die Antwort müssen wir in längst vergangene Zeiten zurückgehen. So war man z. B. im Mittelalter der Überzeugung, dass dieses Heilgewächs besonders stark sei, wenn es darum ging, Wunden auszuheilen, die durch Eisenwaffen geschlagen wurden. Präventiverweise wurde anscheinend aus diesem Grund schon das getrocknete Eisenkraut bei der Herstellung von Eisen dem Metall beigemischt. In seiner reinigenden Kraft wiederum hat man es verwendet, um mit dem frischen Kraut die heidnischen Opfersteine zu säubern. Wer es jetzt in freier Natur oder im eigenen Garten betrachtet, darf entdecken, mit welch zurückhaltender aber nicht minder höchst ästhetischer Schönheit die Verbene ihre kleinen rosa Blüten präsentiert. Die Heilwirkungen des Eisenkrautes sind vielfältig. Für eine äußerliche Anwendung z. B., die man bei Schmerzen und Blutergüssen durchführen kann, sollte das Kraut ganz speziell aufbereitet werden.

Einreibung mit Eisenkraut

Vom frischen blühenden Eisenkraut (Verbena officinalis) werden 200 g fein geschnitten und in 1 Liter Wein- oder Apfelessig 8 Tage lang bei Zimmertemperatur angesetzt. Danach abseihen bzw. filtrieren und kühl im Dunkeln lagern. Bei einer Verletzung, die einen Bluterguss oder eine Quetschung zur Folge hat, kann man einen Wattebausch, der mit dem Eisenkraut-Essig getränkt wurde und in ein Stück Stoff gehüllt wird, eine Zeitlang auf die betroffene Stelle auflegen, um Linderung zu erfahren.

Eisenkraut ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Zur Stärkung der Blase

Die Königskerze verwenden

Wir kennen uns doch nur allzu gut: so lange etwas wie selbstverständlich funktioniert, nehmen wir davon kaum Notiz. Das verhält sich bei allen Diensten und Arbeiten so, die in einer Firma oder einer kommunalen Gemeinschaft erledigt werden wie eben auch in unserem Körper, dessen Vitalität vom Zusammenspiel sämtlicher Organe, Drüsen und Gliedmaßen aufrecht erhalten wird. Es sind erst die Probleme, die uns darauf hinweisen, mehr Obacht für das eine oder andere aufzubringen. Dem Harn- und Blasenbereich sei daher eine besondere Pflanze zur Seite gestellt. Es ist in unserem Fall die Große Königskerze (Verbascum thapsiforme). Wir finden sie in ihrer wilden Form auf Schuttplätzen und Erdaufschüttungen, an Bahndämmen und auf Kahlschlägen. Nicht selten wird sie auch kultiviert. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Westasien bis nach Westeuropa. Die Königskerze zählt zu den Braunwurzgewächsen und ist zweijährig. Im ersten Jahr treibt sie eine spindelförmige Wurzel samt einer Rosette grundständiger Blätter, aus der sich im zweiten Jahr ein graugrüner, wolliger Stängel erhebt, aus dem dann die goldgelben Blüten aufbrechen. Ab Juli erntet man die Blumenkronen samt den Staubblättern und lässt diese behutsam im Schatten gut trocknen. Die fertige Droge muss eine schöne gelbe Farbe aufweisen und lichtgeschützt aufbewahrt werden. Die Königskerze wirkt hustenstillend und auswurffördernd. Sie hilft mit, das Blut und die Haut zu reinigen. Für eine schwache Blase sind die gelben Blüten ebenso recht hilfreich. All jene, die ihren Harn nicht gut halten können, sollten auf die Unterstützung des liebenswerten Gewächses zurückgreifen.

Tee für die Blase

Bei Schwächen, die sich rund um den Bereich der Harnabgabe zeigen, kann es sinnvoll sein, diese mit einer begleitenden Kur mithilfe der Königskerze zu mindern. Dazu nimmt man 2 Teelöffel der getrockneten Blüten, übergießt sie mit 1/4 Liter kochendem Wasser und lässt beides zusammen 15 Minuten lang ziehen. Dann abseihen und warm trinken. Dies tut man 3-mal am Tag vor den Mahlzeiten in einer Dauer von 3 Wochen.

Großblütige Königskerze ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya