Ein schmerzlindernder Essig

22. Juni 2018

Mit Eisenkraut ansetzen

Gärten haben etwas Einladendes an sich. Das zeigt sich je neu, wenn deren Besitzer mich in ihr grünes Paradies bitten, um so manche Mußestunde im Schatten eines Baumes sowie an einem lauen Abend gemeinsam auszukosten. Oder man betritt das grüne Reich, um einfach nur zu staunen. Doch sollte die Bewunderung dabei nicht bloß den prächtigen Blüten gegönnt werden. Auch in einem Kräutergarten mit etlichen nicht besonders augenfälligen Pflanzen zahlt sich das Hinsehen und Erkunden aus. Beim Rundgang mit Interessierten durch die einzelnen Beete des Schaugartens in Karlstein lege ich daher gerne beim Eisenkraut (Verbena) einen Halt ein. Da stellen manche die Frage: Woher kommt denn eigentlich der Name dieser Pflanze? Für die Antwort müssen wir in längst vergangene Zeiten zurückgehen. So war man z. B. im Mittelalter der Überzeugung, dass dieses Heilgewächs besonders stark sei, wenn es darum ging, Wunden auszuheilen, die durch Eisenwaffen geschlagen wurden. Präventiverweise wurde anscheinend aus diesem Grund schon das getrocknete Eisenkraut bei der Herstellung von Eisen dem Metall beigemischt. In seiner reinigenden Kraft wiederum hat man es verwendet, um mit dem frischen Kraut die heidnischen Opfersteine zu säubern. Wer es jetzt in freier Natur oder im eigenen Garten betrachtet, darf entdecken, mit welch zurückhaltender aber nicht minder höchst ästhetischer Schönheit die Verbene ihre kleinen rosa Blüten präsentiert. Die Heilwirkungen des Eisenkrautes sind vielfältig. Für eine äußerliche Anwendung z. B., die man bei Schmerzen und Blutergüssen durchführen kann, sollte das Kraut ganz speziell aufbereitet werden.

Einreibung mit Eisenkraut

Vom frischen blühenden Eisenkraut (Verbena officinalis) werden 200 g fein geschnitten und in 1 Liter Wein- oder Apfelessig 8 Tage lang bei Zimmertemperatur angesetzt. Danach abseihen bzw. filtrieren und kühl im Dunkeln lagern. Bei einer Verletzung, die einen Bluterguss oder eine Quetschung zur Folge hat, kann man einen Wattebausch, der mit dem Eisenkraut-Essig getränkt wurde und in ein Stück Stoff gehüllt wird, eine Zeitlang auf die betroffene Stelle auflegen, um Linderung zu erfahren. Eisenkraut ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya