Mitten im Gesicht

Der Majoran tut der Nase gut

Was ist schön? Oder anders gefragt: Wer ist attraktiv? Wir könnten uns sicher stundenlang darüber unterhalten. Solange eine oberflächliche Antwort genügt, lässt sich wahrscheinlich sehr bald ein gemeinsamer Nenner finden. Dabei geht es aber lediglich um das Äußere eines Menschen. Viel gehaltvoller ist es, den Charakter oder die Originalität einer Frau oder eines Mannes zu erleben. Um noch einmal beim Äußeren zu bleiben, ist es die Nase, die einem jeden Gesicht ein unverkennbares Aussehen verleiht. Bei Pflanzen verhält sich das schon ganz anders, auch beim Majoran (Origanum majorana). Bestimmendes Merkmal ist bei den grünen Mitbewohnern im Garten vielmehr die Blüte, die einer ganzen Familie an Gewächsen ihren Namen aufprägt. Die Verwandtschaft des Majorans heißt eindeutig Lippenblütler (Lamiaceae). Da ist von einer Nase also weit und breit nichts in Sicht. Wenn wir uns des Morgens vor den Spiegel stellen, so dürfen wir jeden Tag neu drauf achten, auch entgegen eines womöglich zerknitterten Erscheinungsbildes direkt nach dem Aufstehen die Dankbarkeit zu trainieren. Und dabei soll es nicht um das Selbstwertgefühl aufgrund eines hochgereihten Platzes in der Liste eines Model-Rankings gehen. Besser ist es da meiner Meinung nach dem Herrgott die Freude kundzutun, wieder einen neuen Tag erleben zu dürfen. Oder sich bewusst gesendet zu fühlen zu all jenen und all dem, wofür man Verantwortung tragen darf. Ja, und das heißt nicht zuletzt, auf sich selbst zu schauen. Wenn der Winter nun bald schon hinter uns liegen wird und wir die eine oder andere Erkältung gut überstanden haben, verdient die Nase nach Entzündung und Abreibung durch heftiges Schnäuzen durchaus Pflege und Fürsorge. Haben Sie schon einmal versucht, selbst eine Salbe für Ihren Riecher herzustellen?

Aroma und Pflege für die Nase:

Eine Majoran-Salbe kann man leicht in den eigenen vier Wänden herstellen. Dazu nimmt man 1 Teelöffel von getrockneten und pulverisierten Majoranblättern und übergießt diesen mit 1 Teelöffel voll Obstbrand oder Weingeist. Einige Stunden zugedeckt stehen lassen. Danach 1 Teelöffel voll ungesalzener Butter hinzugeben und alles zusammen im Wasserbad ca. 10 Minuten erwärmen und dabei umrühren. Zum Abschluss durch ein sauberes Tüchlein durchseihen und langsam auskühlen lassen. Fertig ist die Salbe, die dazu dient, die Nase innen und außen einzureiben und zu pflegen.

Majoran ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Den Appetit wecken

Estragon kann hierbei positiv stimulieren

Manchmal darf man die Welt ruhig auf den Kopf stellen. Wer meint, dass dies nur im Fasching passieren dürfe, geht weit fehl. Heißt es nicht schon in der Bibel, dass die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein werden? So gesehen habe ich kein schlechtes Gewissen, selbst in der Fastenzeit einmal über die Vermehrung des eigenen Körpergewichtes zu sinnieren. Der Korbblütler Estragon (Artemisia dracunculus) hat in seiner Wuchsgestalt nichts Schweres oder Behäbiges an sich. Wenn ich des Sommers durch den Kräutergarten schlendere, bewundere ich eher seine ranke und schlanke Figur, die er am Wegrand abgibt. Zudem schätze ich sein Aroma, das ohnehin schon lange in die heimischen Küchen Eingang gefunden hat. Und dabei handelt es sich nicht nur um eine Senfsorte, die auch am Würstelstand keineswegs fehlen darf. Aber, wie gesagt, heute möchte ich die Aufmerksamkeit auf diejenigen lenken, die für eine Zeit lang eben nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen sind. Es gibt – Gott sei’s geklagt – eine hohe Bandbreite an Krankheiten, die einen Verlust des Körpergewichtes mit sich bringen und ein Abmagern zur Folge haben. Egal, ob physische oder psychische Schieflagen dazu führen: die Betroffenen möchten gerne wieder von der empfundenen Talsohle nach oben gelangen. Und so ist es nur recht, sich gerade einen schlanken Partner aus dem Pflanzenreich zu Hilfe zu nehmen, wie es nun einmal das Estragonkraut ist. Dieses Kraut bringt augenscheinlich zum Ausdruck, was den Kranken gut tut: Gemeinsam schaffen wir es! In jedem Gewächs steckt meiner Meinung nach nicht nur ein gewisser Inhalt, der therapeutisch eingesetzt werden kann. Darüber hinaus birgt z. B. ebenso der Estragon ein Quäntchen Hoffnung.

Appetit und Nieren anregen:

Aus dem Kraut des Estragons lässt sich auch ein Tee zubereiten. Dazu nimmt man von der getrockneten und zerkleinerten Pflanzendroge 1 Teelöffel voll, den man mit 1/4 Liter kochendem Wasser überbrüht. 15 Minuten lang zugedeckt ziehen lassen und abseihen. Bei starker Abmagerung und bei schwacher Nierentätigkeit kann man 2 Tassen davon ungesüßt pro Tag trinken, um beide Umstände zu lindern.

Estragon ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Das Wasser in Fluss bringen

Der Schwarze Holunder öffnet die Schleusen

Die Natur macht es uns ohnehin vor. Sobald sich Frost, Schnee und Eis lösen, wird jegliches Wasser, das in Folge des Winters erstarrt ist, wiederum lebendig und beweglich. Der Schwerkraft folgend, tritt es so vermehrt seine Reise von Bergesgipfeln und ehedem verschneiten Hängen an, um wiederum vermehrt die Rinnsale, Bäche sowie schmalen und mächtigen Flüsse zu speisen. Der Kreislauf der Natur kommt jedes Frühjahr offensichtlich neu in Gang. Noch warten die Holundersträucher, die sich ganz demütig an so manche Scheune oder Hauswand schmiegen, mit ihrem Auftritt im Reigen der erwachenden Schöpfung. Jedoch wissen wir, dass auch in allem verholzten Grün vor der Haustür der Wasserfluss Tag um Tag mehr einsetzt. In unserem Körper brauchen wir ebenso einen stetigen Austausch an Wasser und Flüssigkeit. Jegliche Stauungen in diesem Prozess ziehen über kurz oder lang gesundheitsschädigende Folgen hinter sich her. In sehr vielen Pflanzen und Kräutern steckt aber die Kraft, uns schon rechtzeitig vor unguten Wasseransammlungen im Organismus zu bewahren. Wer z. B. in der vergangenen Grippesaison zu einem Tee aus getrockneten Holunderblüten gegriffen hat, kann sicher über die Erfahrung berichten, einen vermehrten Harndrang und zudem ein leichteres Schwitzen bemerkt zu haben. Und all das trägt direkt und indirekt dazu bei, dass unser Immunsystem seine herausfordernde Aufgabe leichter bewältigen kann. Es versteht sich, glaube ich von selbst, dass unser Körper generell der Reinigung bedarf, wozu uns auch die übrigen Pflanzenteile des Holunders wie etwa Blätter und Rinde verhelfen können.

Holundertee aus Blättern oder Rinde:

Aus getrockneten und zerkleinerten Blättern oder aus der Rinde des Holunders, die von dünnen Zweigen streifenweise gewonnen wird, kann man sich einen Tee zubereiten. Dafür nimmt man jeweils 2 gestrichene Teelöffel der Pflanzendroge und übergießt diese mit 1/4 Liter kaltem Wasser. Hernach bis zum Sieden erhitzen und sofort abseihen. Lediglich 1 Schale davon über den Tag verteilt trinken, um so den Körper dabei zu helfen, Wasserstauungen zu vermindern, Harnverhaltung zu lösen und die Stuhlträgheit zu verringern. Kann auch Rheumatikern empfohlen werden.

Schwarzer Holunder ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Damit das Essen nicht so anschlägt

Mit Muskatnuss würzen

Haben Sie schon einmal eine Weltreise unternommen? Wenn ich daran denke, wie eng der Bewegungshorizont meiner Eltern und Großeltern bemessen war, bekomme ich fast ein schlechtes Gewissen, weil es heutzutage ganz normal ist, entfernte Länder rund um den Globus zu bereisen. Manche Pflanzen dürfen sich ebenfalls darüber freuen, aus einem eher kleinen Ursprungsgebiet mithilfe des Menschen ausgebrochen und zu wahren Weltenbummlern geworden zu sein. Dies ist auch bei der Muskatnuss (Myristica fragrans) eingetreten. Nur allzu einfach lässt sich die Ursache hierfür erkennen: als Gewürz wurde diese Frucht schon sehr lange begehrt und geschätzt. In klimatisch sehr warmen Zonen fühlen sich Muskatnussbäume überdies sehr wohl. Daher werden sie ebenso in den entsprechenden Regionen Asiens, Afrikas und Mittelamerikas kultiviert und vermarktet. Mit der Aussicht, einen schlankeren Körper zu erlangen und die ideale Figur den Mitmenschen präsentieren zu können, wird sehr viel Geschäft gemacht und überdies viel Unfug getrieben. Ohne der einen oder anderen Methode ihre Wirkung gänzlich absprechen zu wollen, kommt es aber schließlich bei jedem Abnehmen an Körpergewicht darauf an, dass ein Mensch konsequent Bewegung macht und eben auf vieles Unnötige verzichtet. Und das bedeutet gleichzeitig Mühe und Überwindung. Keine Frage, dass dieser Prozess all jenen, die sich darauf einlassen, gleichzeitig neue Lebensqualitäten erschließt. Und die Klugheit sollte man auf keinen Fall im „Straßengraben“ der schnell dahin laufenden Zeit liegen lassen. Wer also eine Schlankheitskost als selbstverordnete Diät oder auf Anraten des Arztes zubereitet und genießt, sollte dabei nicht auf die Muskatnuss vergessen. Damit erwischt man zwei Fliegen auf einen Schlag: einen verbesserten Geschmack und eine sanfte Therapie.

Gewürzempfehlung für Schlankheits-Schlemmer:

Zu all jenen Gerichten, die reich an Gemüse und fettarmem Fleisch sind, kann man jeweils eine Messerspitze voll geriebener Muskatnuss als Gewürz hinzufügen. Das regt in der Folge die Gallensaftproduktion an und fördert auf natürliche Weise den Stoffwechsel. Generell soll man aber mit dem Verwenden der Muskatnuss maßhalten. Jegliche Form von Übertreibung erzielt den gegenteiligen Effekt.

Muskatnuss ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Dem Licht entgegengehen

Die Haut auf mehr Sonne vorbereiten

Spüren Sie es auch schon? Die Tage werden nun eindeutig wieder länger. Die Vögel lassen sich selbst von erneutem Schneefall da und dort nicht mehr abhalten, ihre lang verstummten Melodien zu pfeifen. Die Schubkraft unterirdischer Blumenzwiebeln hat vielerorts schon die Erdkruste durchstoßen. Eine neue Zeit bricht an. Was von außen jedoch weniger zu erkennen ist, spielt sich im Inneren der Baumstämme und Zweige ab. Das ist beim Walnussbaum ebenfalls bereits der Fall, obwohl noch viel Zeit verstreichen wird, ehe seine Blüten und Blätter das Tageslicht erblicken werden. Ja, es bereitet sich alles eindeutig auf den Frühling vor. Und wie sieht es da bei uns aus? Gerne spricht man von vorbeugenden Maßnahmen, wenn der Herbst zu Ende geht, weil man heil durch den Winter kommen möchte. In Hinblick auf die wärmeren Jahreszeiten ist das jedoch kaum von Interesse. Das geht anscheinend ohnehin automatisch. Ob wir damit nicht zu sehr die Realität übersehen? Meiner Meinung nach genügt es nicht, sich von wärmenden Kleidungsstücken zu befreien, um sich so vermehrt der Sonne zu präsentieren. Die Haut ist immerhin unser flächenmäßig größtes Organ und dementsprechend viel Fürsorge hat sie auch verdient. Als Vergleich dazu mögen die mittelalterlichen Wehranlagen dienen, die wir so zahlreich in unserer schönen Heimat in Form von Stadtmauern und auf Felsen thronenden Burgen bewundern dürfen. Als ihre Abwehrfunktion noch von Nöten war, hat man diese steinernen Meisterwerke durch Ausbesserungsarbeiten stets in Schuss gehalten. Was können wir also der Haut Gutes tun, ehe wir uns wieder der Sonne präsentieren? Oben war schon vom Nussbaum die Rede, der uns in dieser Frage weiterhelfen kann.

Körperabreibungen aus Nussschalen:

Wer noch aus dem letzten Herbst grüne Nussschalen getrocknet und eingelagert hat, kann von Glück reden. Denn aus ihnen lässt sich ein Tee kochen, den man im zeitigen Frühling äußerlich anwenden kann. Hat der Tee nämlich eine angemessene Temperatur nach dem Abseihen erreicht, dient er als gutes Mittel für Hautabreibungen am ganzen Körper. Unsere äußerste Schicht wird dadurch gestärkt und ihre Widerstandskraft auf natürliche Weise erhöht. Das ist auch von Nutzen, wenn man vermehrt in die Sonne geht.

Walnuss ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Sich an die Brust klopfen

Gerade dort hilft die Engelwurz

Die Fastenzeit wird mit einem anderen Wort auch Bußzeit genannt. Viele unserer Zeitgenossen können mit dem Begriff „Buße“ wahrscheinlich wenig anfangen. Am ehesten kommt einem noch die Rechtsprechung in den Sinn, die dieses Wort durchaus häufig einsetzt. Im christlich religiösen Sinn aber bedeutet büßen, sich wieder zu Gott hinzuwenden, nachdem man sich durch sündhaftes Verhalten von ihm entfernt hat. Beim Schuldbekenntnis zu Beginn der Hl. Messe klopfen sich die Gläubigen an die Brust, um so die Eigenverantwortlichkeit für Fehler und Unterlassungen zu verdeutlichen. Die Echte Engelwurz (Angelica archangelica) hat mit der menschlichen Physiognomie äußerst wenig gemein. Sie nähert sich höchstens in ihrer Wuchsgröße humanen Maßen; zuweilen übertrifft sie diese bei weitem. Die Engelwurz ist ein Doldenblütler. Ich mag diese Heilpflanze sehr, weil ich ihre leicht violett gefärbten Stängel als äußerst anmutig gefärbt empfinde. In der Naturheilkunde ist ihre Wurzel von Interesse für die Hilfesuchenden in allen möglichen Leiden. Es ist vor allem der Verdauungstrakt, der in hohem Maße von Anwendungen mit der Engelwurz profitieren kann. Aber wenn wir uns derzeit in der vorösterlichen Bußzeit befinden, dann sollten wir beim schuldbewußten Klopfen auf die Brust gleichzeitig daran denken, dass unsere Lunge ebenso eine Unterstützung brauchen kann, um wieder befreit atmen zu können. Die Engelwurz ist imstande, auch in diesem Ansinnen uns allen zu Hilfe zu kommen.

Brusttee aus Angelika-Wurzel:

Die Substanzen der getrockneten und zerkleinerten Engelwurz-Wurzel wirken günstig auf sämtliche verschleimte Partien unseres Körpers ein. Im Winter sind vor allem die Atemwege (sprich Brust, Lunge und Luftröhre) davon betroffen. Um einen Tee anzurichten, nimmt man 2 Teelöffel voll der Engelwurz-Droge und setzt sie über Nacht in 1/4 Liter kaltem Wasser an. Morgans dann kurz aufkochen und abseihen. Die beste Wirkung entfaltet der Tee, wenn man ihn langsam und schluckweise trinkt.

Echte Engelwurz ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Husten und Heiserkeit lösen

Mit der Klettenwurzel nachhelfen

„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein! Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, bleiben darunter verborgen, und dann …“ – ja und dann? Der Klassiker von Reinhard Mey sorgt für eine gute Stimmung und für eine wie auch immer geartete Sehnsucht nach dem Himmel. Vorerst gilt es jedoch am Boden zu bleiben, zumal dort, wo sich Wolken befinden ohnehin die freie Sicht genommen ist. Dafür gibt es auch einen guten Grund. Denn die Erde birgt momentan viel Gutes, das recht bald zur Entfaltung kommen wird. Unter den unzähligen Pflanzen, die sich für den Frühling rüsten, befindet sich auch die Große Klette (Arctium lappa), deren Samenstände noch da und dort zu finden sind und womöglich nach einem Spaziergang mit einem langhaarigen Hund in dessen Fell hängen geblieben sind. Bis sich die Klette erneut zu ihrer vollen Größe entwickeln wird, werden noch viele wolkenlose und sonnenreiche Tage ins Land ziehen müssen. Doch momentan steht schon ihre Wurzel bereit, um alles Zukünftige an Wachsen und Blühen zu ermöglichen. Und wir dürfen ruhig die eingangs besungene Freiheit in den Blickwinkel nehmen. Jedoch meine ich dies ganz konkret im Bezug auf die Gesundheit der Atemwege. Denn es ist doch so, dass wir uns sehr unwohl und durchaus unfrei fühlen, sofern Husten und Heiserkeit gleich einer Klette uns anhaften und in ihrem Bann halten. Gerade dann, wenn wir nach einem grippalen Infekt die bergende heilsame Bettstatt zu früh verlassen haben, kann es sein, dass der Hals- und Lungenbereich noch lange entzündet und verschleimt bleibt. In diesem Fall ist es gut, anstatt ein Flugzeug zu besteigen (s.o.) die befreienden Kräfte der Klettenwurzel in Anspruch zu nehmen.

Husten und Heiserkeit verbannen:

Aus der getrockneten und zerkleinerten Wurzel der Großen Klette bereitet man sich einen Tee, den man ziemlich warm mit Honig vermischt (1 Esslöffel für 1/4 Liter kaltes Wasser, 5 bis 8 Stunden ansetzen, dann gut erwärmen, ohne zu kochen und abseihen). Am besten gibt man noch den ausgepressten Saft einer halben Zitrone dazu. Langsam und schluckweise trinkt man in der Früh und am Abend je eine Tasse davon. Das hilft bei chronischem Husten, bei Heiserkeit und bei Schwierigkeiten, den Schleim aus den Bronchien abhusten zu können.

Klette mit Wurzel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Den Darm etwas begreifen lassen

Was Kraut und Konsorten möglich machen

Um ein Fasten recht zu gestalten, gilt es nicht nur Regeln im Hinblick auf die Ernährung strikt einzuhalten und zu beachten. Das kann man schon in der Bibel nachlesen. Zum Maßhalten beim Essen sollte daher auch ein Umdenken und Umkehren im Herzen vor sich gehen, das einem jeden Fastenden einen Neuanfang im Innern ermöglicht. So gesehen fällt es mir schwer, einen gar nicht wertschätzenden Vergleich zu zitieren, der das Fehlen des Verstandes zum Ausdruck bringen soll, nämlich: „Dem (oder der) ist das Hirn in die Hose gerutscht.“ Kraut und Bohnenfrüchte haben mit Intelligenz eher wenig zu tun. Dennoch – um meinen abschätzigen Satz zu strapazieren – darf man den Darm etwas „begreifen“ lassen. Im wahrsten Sinne des Wortes ist hier das Tasten gemeint, das die Wahrnehmung eines Gegenstandes zur Folge hat, wie wir es bei allen heranwachsenden Babys beobachten können, die keine Scheu haben, überall hinzugreifen. In unserer Ernährung, die nur allzu oft zu fein oder zu sehr gekocht und ohne Ballaststoffe den Mund passiert, gibt es so gesehen wenig „Begreifbares“ für den Darm. In vielen Gemüsesorten befinden sich aber Zell- und Faserstoffe, die auf positive Weise die Transporttätigkeit des sehr wichtigen Abschnittes unseres Verdauungstraktes stimulieren und gleichsam motivieren. Es hat also doch etwas mit Klugheit und vor allem mit Verantwortung zu tun, wenn wir unsere intelligente Aufmerksamkeit in Richtung Bauch lenken, um durch vorbeugende Maßnahmen Akzente für einen geregelten Stoffwechsel zu setzen. Im wöchentlichen Speiseplan dürfen diese Überlegungen ihren Niederschlag finden.

Im Winter die Verdauung fit halten:

Bevor das späte Frühjahr uns wiederum frisches Gemüse aus dem eigenen Garten beschert, sollten wir darauf achten, regelmäßig einmal pro Woche Kraut, Linsen, Kelch (= Kohl oder Wirsing) oder Bohnen zu essen. Dadurch wird die Peristaltik des gesamten Verdauungstraktes in einer vernünftigen Weise unterstützt und in Schwung gehalten. Zusätzlich unterstützt natürlich der Verzehr von qualitätsvollem Vollkornbrot und z. B. von Leinsamen dieses Anliegen.

Krauthäuptel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Wenn der Mut sinkt

Die Passionsblume richtet wieder auf

An jedem Freitag denkt der gläubige Christ an das Leiden und Sterben Jesu. Nicht umsonst läuten an diesem Tag um 15.00 Uhr in den meisten Kirchtürmen die Glocken, um auf die Sterbestunde des Heilands hinzuweisen. Es waren einst die Jesuitenmissionare, die in Südamerika eine Pflanze entdeckten, die mit ihren herrlichen Blüten ebenfalls die Marter des Erlösers symbolisieren. Die Rede ist von der gewiss daher so bezeichneten Passionsblume (Passiflora), von der es verschiedene Arten gibt, die sowohl in Süd- als auch in Nordamerika ihre eigentliche Heimat haben. Schon früh erkannte man den Wert dieser Pflanze für die Naturheilkunde. Immerhin profitierten die aus Europa Ankommenden bereits von den Erfahrungen der angestammten indigenen Bevölkerung vor Ort. Im Hinblick auf die Symbolik der Blüte der Passionsblume möchte ich einen Aspekt aufgreifen, der sicherlich vielen hilfreich sein kann. Denn sehr oft passiert es etlichen von uns, dass Enttäuschungen und Überforderungen verschiedenster Art eine depressive Grundstimmung auslösen. Wenn nach und nach so einiges misslingt oder in die Brüche geht, vermag man nur schwer den eigenen Mut zu aktivieren, um wieder neu zu beginnen. Mir kommt das dann vor, als hätten die eigene Courage und Zuversicht so etwas wie eine Schwerkraft, die sonst an allem Materiellen abzulesen ist. Und dort, wo Argumente nichts ausrichten können, ist es womöglich gut, den heilenden Kräften der Schöpfung zu vertrauen, die uns gerade für derartige Situationen zur Verfügung stehen. Immerhin hat Jesus auch Leiden und Tod auf sich genommen, um der Welt wiederum eine neue Zuversicht zu schenken und vor allem jenen Menschen, deren Mut ganz zu Boden gesunken ist.

Teemischung für Schwermütige:

Was dem Körper gut tut, hilft in weiterer Folge auch der Seele. So kann man sich einen Tee folgendermaßen zusammenmischen: Heidekraut 3 Teile, Passionsblume 2 Teile und Hopfen 1 Teil. Selbstverständlich handelt es sich dabei um getrocknete und zerkleinerte Pflanzenteile bzw. Blüten. Von der Mischung nimmt man 2 Teelöffel und überbrüht sie mit 1/4 Liter kochendem Wasser. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen und dann abseihen. Am besten trinkt man davon einige Tage hindurch am Nachmittag eine Schale voll und süßt diese mit etwas Honig.

Passionsblume ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Entlang der Mauer wachsen

Der Efeu stärkt die Haut

Des einen Freud, des anderen Leid! – So könnte man kurz die Einstellungen gegenüber dem Klettergewächs Efeu beschreiben, die viele von uns haben. Der immergrüne Freund kann sehr wohl unschöne Mauern oder Stellen überdecken. Doch muss sein Streben nach oben und in die Breite kontrolliert werden. Zudem dringen seine Wurzeln in die historische Bausubstanz alter Steinwände derart ein, dass es zu gravierenden Folgeschäden kommen kann. Für die Naturheilkunde bringt der Efeu durchaus einen Gewinn. Gerade weil sich diese Pflanze intensiv mit Außenschichten „beschäftigt“ (sprich: Mauern, Betonwände, Baumrinden und Steinformationen), liegt der Schluss nahe, dass in ihm Wirkkräfte stecken, die sich positiv auf die menschliche Haut auswirken. Und diese Annahme führt auch zu einem Ergebnis, das der in der eben durchgeführten Weise angestellten Spekulation Recht gibt. Unsere Haut ist ja nicht von vornherein und ein Leben lang glatt, geschmeidig und makellos. Verschiedene Umstände führen nun einmal dazu, dass neben dem selbstverständlichen Alterungsprozess auch andere Einflüsse und Erkrankungen die Schutzschicht des gesamten Organismus beeinträchtigen. Keiner und keine bleibt letzten Endes davor verschont. Die Haut ist es schließlich auch, die dankbar die Wirkstoffe der Pflanzen aufnehmen und in geeigneter Weise an den Körper weiterleiten kann. Doch vorerst sollte sie doch selbst von der Begegnung mit dem Efeu profitieren. Also wird es am besten sein, das Wasser als Hilfsmittel heranzuziehen, um eine Wohltat zustande kommen zu lassen.

Efeu-Bad für schwielige Haut:

Das ganze Jahr über ist es möglich, Efeublätter frisch zu ernten und zu verwenden. In unserem Falle nimmt man eine Menge von 150 g davon, um diese in 3 Liter kaltem Wasser anzusetzen und auf den Herd zu stellen. Auf Sparflamme 2 Stunden leicht köcheln lassen, dann von der Platte nehmen und abseihen. Dem ziemlich warmen Badewasser zufügen und über eine Dauer von 20 Minuten in der Badewanne bleiben, um die Wirkstoffe der Efeublätter so zur Geltung kommen zu lassen.

Efeu ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya