Wie schon des Öfteren erwähnt, ist es ganz gut, ab und zu seine eigenen Sitten und Gebräuche zu überprüfen. Sie sollten ja derart ausgeformt sein, damit man in den Mitmenschen nicht unbeabsichtigt unangenehme Gefühle weckt. Für mich zählt z. B. das Auskosten eines Kaugummis dazu, das für mich nur in der Freizeit wirklich angebracht zu sein scheint. Überall anderswo stört es mich immens, zumal auch kirchliche Feiern davon nicht verschont bleiben. Diesem meinem Empfinden zuwider läuft der heutige konkrete Tipp aus meiner Feder. Er bezieht sich aber auf ein total natürlich wachsendes Produkt, das wir gerade jetzt im Herbst dem Alant (Inula helenium) entnehmen dürfen. Jener Korbblütler findet sich vielerorts in den Gärten, weil das zu einer stattlichen Höhe emporstrebende Gewächs sowohl einen Sichtschutz bietet und zugleich auch ein schmückendes Element innerhalb der grünen Architektur rund um die Häuser abgibt. Die Wurzel ist der für die Naturheilkunde interessanteste Wuchsteil des Alants. Darin finden sich zahlreiche Wirkstoffe, wie das ihn bezeichnende Inulin etwa, aber auch ätherisches Öl, Bitterstoffe, Kampfer, Harz und vieles andere mehr. Die Weisheit unserer Vorfahren bekundet uns heute noch, dass es verschiedenste Arten der Aufbereitung der Alantwurzel gibt. Ein altes Hausmittel rät übrigens dazu, mit dieser Pflanzendroge den Magen zu unterstützen. Dies geschieht auch auf indirektem Wege. Um dies wirkkräftig zu vollziehen, kann man meine eben beschriebene Untugend zur Tugend umformen. Natürlich ist es auch hier angezeigt, sich zu überlegen, wo man eine Anwendung durchführt. Dann habe auch ich selbst nichts dagegen, wenn man eine Wurzel wie einen Kaugummi verwendet. Im privaten Bereich ist dies sicher möglich und sogar angebracht.
Wurzel kauen
Um den Magen zu unterstützen, nimmt man ca. 1/2 Stunde vor dem Essen ein Stück von einer getrockneten Alantwurzel in den Mund und kaut sie eine Weile gut durch. So ist es möglich, mithilfe des sich bildenden Speichels die Inhaltsstoffe des Alants in Richtung Magen zu bringen. Den Wurzelteil selbst spuckt man nach einer Weile wiederum aus. Das stellt eine gute begleitende Maßnahme bei Magenproblemen und bei einer schlechten Verdauung dar. www.kraeuterpfarrer.at
Alant mit Wurzel und Details (Inula helenium) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Wenn ich auf so manche sommerliche Kräuterwanderung zurückblicke, dann habe ich immer noch Freude daran, was ich alles an wertvollen Gewächsen und Kräutern entdecken durfte. Viele Individuen machten durch ihre augenfälligen Blüten praktisch von alleine auf sich aufmerksam. Aber oft musste ich ebenso entlang der Vegetation am Wegrand oder auf einer Wiese genau schauen, ehe ich das Gesuchte aufspüren konnte. Dazu zählt sicher auch der Gewöhnliche Frauenmantel (Alchemilla vulgaris). Farblich hebt sich dieses zu der großen Familie der Rosengewächse zählende Heilkraut kaum von seinen grünen Nachbarn ab. Die Gestalt der Blätter, die zarten Blüten und die im Sonnenglanz schimmernden Wassertropfen (= so genannte Guttation), die den Frauenmantel an seiner Oberfläche kennzeichnen, machen ihn zu einem sehr ästhetischen pflanzlichen Partner. Daher gibt es auch etliche Zuchtformen desselben, die gerne für die Gartengestaltung verwendet werden. Männer mögen sich angesichts der Bezeichnung dieses botanischen Individuums nicht benachteiligt fühlen, denn der Frauenmantel hat für beide Geschlechter etwas übrig. Ein Grund dafür ist in seinen Inhaltsstoffen zu finden. Dazu zählen u. a. Gerbstoffe, ein wenig Salizylsäure, Harz und Lecithin. Als begleitende Hilfe dient dieses Geschenk der Natur gewiss auch bei Wechselbeschwerden. Aber man kann seine Blätter ebenfalls für andere leichte Beschwerden als Unterstützung in Anspruch nehmen. Was man nicht übersehen sollte, ist die Tatsache, dass in dem Grün des Frauenmantels auch eine nervenberuhigende und daher entspannende Kraft liegt, die man bei Bedarf für sich selbst in Anspruch nehmen darf. Gerade in Zeiten, in denen es im Hinblick auf ein bedrohliches Virus zu einer weit verbreiteten Unsicherheit kommt, die womöglich auch die Qualität des Schlafes beeinträchtigt, ist es ratsam, auf eine pflanzliche Unterstützung zurückzugreifen.
Tee für die Nerven
Von getrockneten und zerkleinerten Blättern des Gewöhnlichen Frauenmantels nimmt man 2 Teelöffel voll. Mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergießen und dann 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Abseihen und auf Trinktemperatur auskühlen lassen. Bei angespannten Nerven und bei vermehrter Schlaflosigkeit am besten 2 Tassen pro Tag davon trinken. Vor allem am späten Nachmittag ist es klug, den Tee zu sich zu nehmen. Wer will kann ihn auch mit etwas Honig süßen. www.kraeuterpfarrer.at
Frauenmantel (Alchemilla vulgaris)ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Die Zeit läuft so schnell dahin, dass wir uns je neu wundern, wo diese hingekommen ist, wenn wir etwa auf eine abgelaufene Woche oder ein volles Monat zurückschauen. Dazu müssen wir immer noch das bewältigen, was es zum Alltagsgeschäft als Zusatz an Sorgen und Problemen gibt. Es nimmt daher nicht Wunder, wenn sich bei uns das Gefühl einschleicht, dass wir selbst dabei zu kurz kommen. Nun, vielleicht ist es dann nicht schlecht, das persönliche Augenmerk vermehrt auf die Pflege des eigenen Körpers zu legen. Das kann schon beim Gesicht beginnen. Lassen Sie mich daher heute den Kren (Armoracia rusticana) aus dem Füllhorn der Natur herausziehen, um ihn wieder einmal in Erinnerung zu rufen. Der Kren, der außerhalb des österreichischen Bundesgebietes in der Regel als Meerrettich bezeichnet wird, zählt in der botanischen Klassifizierung zur Familie der Kreuzblütengewächse. Beim Kren ist natürlich vor allem die dick ausgebildete Wurzel von Interesse, die sehr gerne und oft als scharfe Würze zum Einsatz kommt. Denken wir dabei nur an ein heiß kredenztes Würstel, wo meist die frisch geriebene Zugabe nicht fehlen darf. In der Krenwurzel befinden sich übrigens eine Reihe von Vitaminen, ätherisches Öl, Mineralstoffe und eben auch Senfölglykoside, die in weiterer Folge für die eben beschriebene Schärfe sorgen. Dass man den Kren aber auch zu kosmetischen Zwecken heranziehen kann, ist wohl nur wenigen bekannt. Natürlich muss man dafür den Meerrettich zuallererst milde stimmen, damit es zu keinen übermäßigen Hautreizungen kommt. Das tut man am besten, indem man das weiße Gewürz ansetzt und somit für die Haut verträglich macht. Beim heutigen Thema Gesichtspflege geht es mir um eine eher fette Haut darauf, die so manche Zugabe seitens der pflanzlichen Natur gut vertragen kann. Dazu soll der heutige konkrete Tipp auch dienen.
Kren-Essig für die Haut
Von frisch geriebenem Kren nimmt man 2 Esslöffel voll und übergießt dies in einer Flasche mit 1 Liter Apfelessig. 8 Tage lang verschlossen ansetzen und täglich einmal gut durchschütteln. Ist der Ansatz dann fertig, nimmt man am besten morgens 1 Esslöffel voll davon, verdünnt diesen mit ebenso viel Wasser, tränkt dann einen Wattebauschen damit, mit dem man das Gesicht abtupft und somit einen fettigen Hauttyp „schlanker“ und geschmeidiger werden lässt. www.kraeuterpfarrer.at
Kren oder Meerrettich (Armoracia rusticana)ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Will man einen bescheidenen Lebensstil anstreben, so gibt es Gott sei Dank viele Vorbilder. Es hat sich – denke ich – immer noch bewährt, sparsam mit all dem, was einem zufällt und gehört, umzugehen. Was bringt es denn, wenn man sich alles leisten kann, aber z. B. keine wirkliche Ruhe in seinem Herzen findet? Darüber könnte man viele Gedanken anstellen. Ein wahrer Meister der Bescheidenheit begegnet uns im Reich der Pflanzen. Es ist die Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum), die man als zierendes Gewächs ohnehin noch häufig in Steingärten und auf Mauerabdeckungen antreffen kann. Sie zeigt schon in ihrem Wuchs, dass sie zu den botanischen Dickhäutern zählt. Dazu braucht man bloß ihre fleischigen Blätter betrachten, die fähig sind, über lange Zeit die Flüssigkeit, die ihre Wurzeln bei den unregelmäßig erfolgenden Niederschlägen sammeln, über lange Zeit zu speichern. Zudem befinden sich dort wertvolle Wirksubstanzen wie etwa Gerb- und Schleimstoffe, Apfelsäure und auch ein geringer Anteil an Harzen. Solange die Dach-Hauswurz blüht und in der Folge fruchtet, sollte man das Gewächs in Ruhe lassen. Über den Rest des Jahres aber ist es durchaus möglich, die dickhäutigen Blätter aus den Rosetten zu brechen und sich ihrer zu bedienen. Ich weiß noch, wie meine Mutter mir als Kind, da sich auf meinem Finger ein kleiner Blutschwamm gebildet hatte, immer wieder den Saft der Hauswurz auf die Stelle rieb, um damit den Rückgang des außerordentlichen Gewächses zu beschleunigen. Ich selbst möchte aber diesmal dazu raten, den Hauswurz-Saft zur Pflege des Mundes und des Halses heranzuziehen. Immerhin steht uns darin ein einfaches Hausmittel zur Verfügung, das ganz leicht aufbereitet werden kann. Übrigens sollte zu diesem Zweck die ursprüngliche Form der Dach-Hauswurz zum Einsatz kommen. Die großwüchsigen gezüchteten Hauswurz-Sorten dienen lediglich zur Zierde des Gartens.
Pflanzliches zum Gurgeln
Von den Rosetten der Dach-Hauswurz pflückt man frisch die Blätter, aus denen man den Saft auspresst. Hat man die Menge von 2 Esslöffel voll erreicht, vermischt man die gewonnene Flüssigkeit mit 1 Teelöffel dünnflüssigem Honig. Zusätzlich alles in 1/8 Liter warmem Wasser auflösen und sogleich damit gurgeln. Dieses Hausmittel kann man bei Leiden anwenden, die sich in der Mundhöhle oder im Hals festsetzen und oft auch mit unangenehmen Schmerzen einhergehen können. www.kraeuterpfarrer.at
Dachwurz oder Hauswurz (Sempervivum tectorum) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Was bedeutet für uns der Begriff Heimat? Ich kann mir vorstellen, dass auf diese Frage ganz verschiedene Antworten gegeben werden. Denn immerhin hat jeder und jede eine ganz individuelle sinnliche oder gemütsvolle Erfahrung, die sich im Zusammenhang mit dem Daheimsein im Laufe der Zeit ergeben hat. Für viele zählt dazu die Erinnerung an das, was auf dem eigenen Boden am Feld und im Garten gewachsen ist und oft nicht ohne Mühe mit den eigenen Händen geerntet wurde und wird. Lassen Sie mich daher heute bei einem sehr vertrauten Wurzelgemüse Halt machen. Konkret sind es die Karotten (Daucus carota subsp. sativus), die z. B. zu meinen Kindheitserinnerungen dazugehören. Es war für mich damals sehr verführerisch, die noch nicht zur vollen Größe gelangten orangefarbenen Wurzeln aus der Erde zu ziehen, sie am Wasserhahn zu waschen und dann gleich zu schnabulieren. Doch will ich mich nicht bloß in Sentimentalität ergehen, sondern zu einem Nutzen hinführen, der für alle offen steht. In den Karotten, die zu den kalorienarmen Nahrungsmitteln zählen, sind viele gute Wirkstoffe gespeichert, wie z. B. das Provitamin A, Beta-Carotin, Selen, eine Reihe an Vitaminen, Kalium und Zink und vieles andere mehr. Das alles ist ein Grund, um die Karotten möglichst oft auf die Liste der Zuspeisen in der Küche zu setzen. Übrigens erwächst aus dem Konsum der gesundheitsfördernden Wurzeln noch ein Vorteil: Haut, Haare und Nägel profitieren davon. Im Hinblick auf die Pflege und die Stärkung der an unserer Körperoberfläche angesiedelten Bereiche ist es gut, die rohen Karotten zu verwenden. Wenn man nun im Herbst zur Ernte derselben schreitet, darf daher ein gewisses Quantum genau dafür reserviert und am besten in einem Sandbeet im Keller eingelagert werden. Ist all das nicht vorhanden, hält der Handel ebenfalls eine natürlich gezogene Ware dieser Art für uns bereit.
Karottensaft regelmäßig trinken
Um die Haut, die Haare und die Nägel in ihrer Konsistenz zu festigen und zu stärken, ist es klug, immer wieder frisch gepressten Karottensaft zu trinken. Ist dies nicht möglich, dann kann man genauso die Karotten einfach reiben und löffelweise essen. Durch die Mineralstoffe, die in den gelben bzw. orangen Wurzeln enthalten sind, erhält zudem der ganze Körper eine gute Unterstützung. www.kraeuterpfarrer.at
Karotten (Daucus carota) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Wenn wir an den vergangenen Frühling zurück denken, dann wird uns wohl am ehesten die Zeit nach dem 15. März einfallen, in der durch den sogenannten Lockdown unser Alltag eine maßgebliche Umstellung erfuhr. Jedes Aufhalten in der freien Natur war wohl währenddessen eine richtige Wohltat und hat uns geholfen, ein einigermaßen gefestigtes Gemüt trotz allem zu bewahren. Als der Holunder zu blühen begann, empfand ich das als Zeichen der Hoffnung, da es damit eindeutig in Richtung Sommer ging. Der Holunderstrauch (Sambucus nigra) rüstet sich mittlerweile schon für den Winter und hinterlässt uns höchstens noch seine Beeren. Von den Blüten ging im Mai ein wunderbarer Duft aus. Dieses Aroma bleibt zwar in abgewandelter Form im Sirup und in den Säften, die mithilfe der schirmartig ausgeprägten Wuchsteile hergestellt werden, zurück, aber am edelsten riecht es halt doch in der freien Natur direkt an der weißen Pracht. Was einst aufgeblüht ist, kann jetzt gleichsam auf diese Weise körperlich verinnerlicht werden. Um mich konkreter auszudrücken, meine ich damit selbstverständlich das Anrichten und Trinken eines Tees, der ohne die getrockneten Pflanzenteile nur schwer zu realisieren wäre. In den Holunderblüten befinden sich Glykoside, Tannine, ätherisches Öl und sogar Vitamin C, zudem noch wertvolle Antioxidantien. Vorausschauend auf die kommende Zeit, die sicherlich wiederum mit Erkältungen einhergehen wird, ist es daher nur klug, sich um die eigene Immunkraft zu kümmern und ihr eine natürliche Unterstützung zukommen zu lassen. Es lohnt sich, dabei auf die Kraft des Holunders zu vertrauen, die ja auch schon unsere Altvorderen äußerst hoch geschätzt haben.
Tee für die Immunkraft
Von getrockneten und zerkleinerten Blüten des Schwarzen Holunders nimmt man am besten 2 Teelöffel voll und übergießt diese mit 1/4 Liter kochendem Wasser. 15 Minuten ziehen lassen und hernach abseihen. Nach Bedarf mit etwas Honig süßen und schluckweise trinken. Sinnvoll ist es, je am Morgen und am Abend eine Tasse davon zu sich zu nehmen. Am besten 3 Wochen lang durchführen, um einen spürbaren Erfolg zu erzielen. www.kraeuterpfarrer.at
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Erblickt man Blüten und Blumen, so ist das meist mit einem erhebenden Gefühl verbunden. Denn die Schönheit, die mit den Augen wahrgenommen wird, bleibt nicht bloß unseren Sehorganen vorbehalten, sondern entfaltet ihre wohltuende Wirkung für unser Gemüt sowie letztlich für die ganze Physis. In diesem Sinne freue ich mich, dass ich in den Gärten und auf den liebevoll gestalteten Kräuterrabatten immer noch die Ringelblumen (Calendula officinalis) blühen sehe. Auch wenn der astronomische Herbst bereits begonnen hat, versuchen sie dennoch die wärmenden Sonnenstrahlen, die sie auf ihren Blüten darzustellen scheinen, zu nutzen, um letztlich auch ihre Wirkstoffe für uns bereitzuhalten. Flavonoide, Bitterstoffe, Carotinoide und Salicylsäure sind nur einige Substanzen, die man bei der Verwendung der Ringelblumenblüten nutzen kann. Bekannt ist die wundheilungsfördernde Wirkung, die damit in Verbindung steht. Generell kann damit ebenso die Haut gestärkt und unterstützt werden, indem man nach dem Duschen bzw. Baden ein klein wenig Ringelblumensalbe auf dem ganzen Körper verreibt. Was auch nicht gering geschätzt werden sollte, ist die positive Kraft des Korbblütlers, die im Inneren unserer Physis zum Tragen kommen kann. Mein Augenmerk liegt hierbei auf dem Magen und dem mit ihm in enger Zusammenarbeit stehenden Darm. Die Verdauung ist nur allzu oft ein Seismograph für unsere Gesundheit und dem daraus resultierenden Wohlbefinden. So spiegelt sich sehr oft ein schwaches Nervensystem in unserem Bauch samt den dort ablaufenden Vorgängen wider. Um Magen und Darm zu stärken, steht die Ringelblume zur Verfügung. Das kann sich zudem als günstig erweisen, wenn sich vorübergehend ein unangenehmer Durchfall einstellt. Lassen wir also zur Begleitung unseres Alltags die Heilkräuter nicht beiseite, sondern erweisen wir uns für Gottes reiche Schöpfung als dankbar, indem wir den Kräften der Natur Vertrauen schenken.
Milder Aufguss
Bei Durchfall oder einem schwachen Magen kann die Ringelblume als Begleiterin dienen. Von den getrockneten Blütenblättern nimmt man in dem Fall bloß 1 Teelöffel voll und übergießt ihn mit 1/4 Liter kochendem Wasser. 10 Minuten lang zugedeckt ziehen lassen und dann abseihen. Ohne zu süßen bei annehmbarer Trinktemperatur schluckweise zu sich nehmen, 3-mal am Tag vor den Mahlzeiten. Unterstützt den gesamten angeschlagenen Verdauungstrakt. www.kraeuterpfarrer.at
Ringelblumenzweig (Calendula officinalis) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Das Leben ist oft beschwerlich genug, so dass man sich Zeit nehmen sollte, gerade das Einfache und vor Ort Vorhandene zu schätzen. Überdies ist es ein Gebot der Stunde, sich mit Wenigem zufrieden zu geben. Und doch ist mancherorts sehr vieles im Überfluss vorhanden, an dem wir meist gedankenlos vorübergehen. Die Saison von reifem Obst und Gemüse z. B. geht ungefähr zeitgleich einher mit der Weinlese, was eindeutig ein Anlass ist, den Tisch mit den Gaben der Natur reichlich zu decken. Und dazu zählen nun auch einmal die Walnüsse (Juglans regia). Je nachdem, ob ein Frost im Frühling die blühenden Nussbäume in Mitleidenschaft gezogen hat oder nicht, fällt meist auch die Ernte der mit einer harten und holzigen Schale umgebenen Früchte dementsprechend aus. Eben noch ging ich in den Garten an der Ostseite unseres Klosters in Geras und staunte über die große Menge an Walnüssen, die dort momentan noch in den Zweigen hängen, bald aber zu Boden fallen werden, wenn nicht Eichkätzchen, Eichelhäher und Spechte dem zuvorkommen, um sich ihre Winterreserven anzulegen oder gleich zum Verspeisen der Nusskerne schreiten. Die Liste der Inhaltsstoffe der Walnüsse ist eine lange. Dazu zählen Omega-3-Fettsäuren ebenso wie eine Anzahl an Mineralstoffen und Vitaminen. Hinzu kommen noch die Gerbstoffe, die sich vor allem in der zarten Haut befinden, die sich um die Nusskerne schließt. Und so ist es vielleicht ganz klug, gerade auch dann, wenn die Nüsse in greifbarer Nähe sind, sie ganz bewusst zu essen. Das bringt mehrere Vorteile mit sich. Zum einen unterstützt dies die Tätigkeit und den Zellaufbau unseres Gehirns. Darüber hinaus nehmen wir ein gesundes Nahrungsmittel zu uns, das den ganzen Organismus mit Notwendigem versorgt. Dazu kommt noch ein positiver Effekt: der Verzehr von Walnüssen hilft mit, den Blutdruck auszubalancieren. Das ist vor allem auch dann angesagt, wenn sich das Wetter umstellt, wie es nun einmal zum Herbst dazugehört.
Zerriebene Nüsse konsumieren
Von gut durchgetrockneten Kernen der Walnuss nimmt man eine kleine Menge – etwa eine Handvoll – und zerreibt sie mit einem dafür geeigneten Hilfsgerät. Untertags nimmt man davon jeweils 1 Esslöffel voll zu sich. Das kann helfen, einen niedrigen Blutdruck wieder zu normalisieren. Bei manchen, die einen zu hohen Wert dahingehend bei sich feststellen, kann auch eine Senkung desselben damit unterstützt werden. Wichtig ist es jederzeit, den Blutdruck regelmäßig zu messen. www.kraeuterpfarrer.at
Walnuss (Juglans regia) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Ein Gang durch den Kräutergarten genügt, um zu sehen, dass die Pflanzen sich Stück um Stück zurückziehen, ihre gute Zeit offenkundig hinter sich haben und nun die gesammelten Kräfte in ihre Wurzeln zurückschicken, um dort die auf uns zukommende kalte Zeit zu überdauern. Es gibt nur mehr wenige Exemplare an Gewürzkräutern, auf die man jetzt noch zurückgreifen kann, um dort etwas zu entnehmen. Zu ihnen zählt gewiss der Echte Salbei (Salvia officinalis), der zu den Klassikern der bekannten Heilgewächse gehört. Viel zu wenig geläufig ist meiner Meinung nach die Anwesenheit verschiedenster wilder Salbeiarten in der heimischen Flora unseres Heimatlandes. Dazu zählen der Wiesensalbei und der auf sehr trockenen Standorten vorkommende Österreichische Salbei, bei denen es sich um schützenswerte Raritäten handelt, welche die hierzulande noch mehrfach anzutreffende Biodiversität aufbessern. Doch gehen wir nun zurück in die liebevoll gepflegten Gärten, die ein Benutzen der auf den Beeten dafür gezogenen Pflanzen bedenkenlos zulassen. In den Blättern des Echten Salbeis, der ja ursprünglich rund um das Mittelmeer zu Hause war, bergen sich gute Inhaltsstoffe: ätherisches Öl, Flavonoide, Gerbsäure, Thujon, Thymol und vieles andere mehr. Von der Verwendung des Salbeis als Gewürz war bereits die Rede. Und viele wissen auch um die Möglichkeit, einen Tee mit den Blättern aufgießen zu können, um ihn bei Erkältungen einzusetzen, bei dem es zu einer vermehrten Bildung von dünnflüssigem Schleim kommt. Im Salbei sitzt nämlich eine starke trocknende Kraft. Diesmal möchte ich aber den Schwerpunkt auf die Stärkung der Haut legen, die wesentlich dazu beiträgt, dass der Organismus vor schädlichen Keimen geschützt wird. Gerade im Herbst ist es sinnvoll, die Immunkraft also auch auf der äußeren Seite des Körpers zu unterstützen. Eine Möglichkeit dahingehend besteht im Durchführen eines Kräuterbades.
Salbeiblätter als Badezusatz
150 g frisch abgezupfte und kleingeschnittene Blätter des Echten Salbeis werden mit 3 Liter kochendem Wasser übergossen. 20 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Dann abseihen und dem bereits vorbereiteten warmen Wasser in der Wanne hinzufügen. Ca. 1/4 Stunde darin baden. Das stärkt die Haut, vermindert die Produktion von übermäßigem Schweiß und besitzt zudem eine keimabwehrende Kraft. Tut dem ganzen Organismus gut und unterstützt das gesamte physische Immunsystem. www.kraeuterpfarrer.at
Salbei blühend (Salvia officinalis) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Vieles unserer Wirklichkeit liegt oft im Verborgenen. Wir kennen zwar einander aufgrund unseres Aussehens und unserer Sprache, aber das ist nur ein Teil der jeweils individuellen Persönlichkeit. Schauen wir uns im Vergleich dazu die Pflanzen an, so dürfen wir uns ebenfalls fragen, woher sie ihre Kraft beziehen, die sie stets neu wachsen und gedeihen lässt. Dabei landen wir schlussendlich bei der Wurzel, die sich unter der Erde verankert und für die nötige Wasserzufuhr sorgt. Bei der Großen Klette (Arctium lappa) ist dieser verborgene Wuchsteil meist kräftig ausgebildet. Er enthält nicht nur Inulin und Schleimstoffe, sondern auch Gerbsäure und ätherisches Öl. Das kommt vor allem der Unterstützung unserer äußersten Körperschicht zugute. Darauf tritt ja nicht selten etwas zutage, was im Inneren des Organismus – aus welchen Gründen auch immer – aus dem Gleichgewicht geraten ist. Das Heilkraut Klette genießt eigentlich seit der Antike und vor allem dem Mittelalter eine ungebrochene Beliebtheit, so wie es zahlreiche schriftliche Überlieferungen bezeugen. Selbst in Zeiten der Pest griff man zur Klette, um die Pein der Infizierten zumindest ansatzweise zu lindern. In seiner Heilwirkung erweist sich der Korbblütler mit den anhaftenden Samenständen als schweißtreibend und blutreinigend. Zudem wird durch die Kraft der Klette die Gallensekretion gefördert und im Allgemeinen der Verdauungsprozess angeregt. Wollen wir aber beim Haar und bei der Haut bleiben, so empfiehlt sich eine äußerliche Anwendung. Wenn nun die Pflanzen sich wieder in Richtung ihrer verborgenen Kraft unter der Erde zurückziehen, dann ist es sicher klug, diesen Prozess zu bedenken und die Konsequenzen daraus zu ziehen. Diese bestehen u. a. darin, sich die Vorteile der Klettenwurzel für die nahe und die fernere Zukunft aufzubereiten und nach und nach zur Anwendung zu bringen.
Klettenwurzel-Öl
Im Herbst gräbt man während des 1. Vegetationsjahres die Wurzel aus, um sie zu reinigen und zu zerkleinern. Am besten nimmt man ein hautfreundliches Mandelöl, um die Droge in einem Verhältnis 1 : 4 darin anzusetzen. Das damit gefüllte Glasgefäß lässt man 14 Tage bei Zimmertemperatur stehen, ehe man den Inhalt abseiht und abfüllt. Das so gewonnene Klettenwurzelöl verwendet man als Einreibung für die Kopfhaut und für die übrige Körperfläche als Hautpflege. www.kraeuterpfarrer.at
Große Klette mit Blüten und Wurzel (Arctium lappa) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya