Natürliche Sauberkeit

Die Wurzel des Seifenkrautes finden

Kindheitserinnerungen an unbeschwerte Tage tun uns doch allen von Zeit zu Zeit einmal gut. Gewiss ist es nicht angebracht, dort haften zu bleiben. Dennoch dient es einfach der Festigung unserer Identität, Derartiges zu pflegen. Ich kann mir vorstellen, dass dort auch der Brauch des Suchens nach im Garten versteckten Osternestern auftaucht. Hatte man diese gefunden, war man eindeutig der Sieger! Vom nächsten Osterfest sind wir noch weit entfernt. Das hindert mich jedoch nicht, ein Heilkraut, konkret das Seifenkraut (Saponaria officinalis), in einen ähnlichen Zusammenhang zu stellen. Für die Erwachsenen kann nämlich der Herbst einige Rätsel aufgeben, die dem Brauchtum rund um das Fest der Auferstehung Christi ähneln. Gefärbte Eier sind in diesem Fall nicht das gesuchte Gut, sondern die Wurzeln der Gewächse. Im Sommer ist es ein Leichtes, des Seifenkrautes ansichtig und fündig zu werden, da diese Pflanze recht adrette und gut duftende Blüten als Bekrönung ihres Wuchses am jeweiligen Standort aufweist. Da aber nun der Winter näher rückt, ziehen sich viele Kräuter auf den Krafthort der Wurzel zurück, um ihren Bestand und ihr Überleben zu sichern. Entlang der Fluss- und Bachläufe breitet sich das Seifenkraut gerne aus. Im Garten weiß man ohnehin um seinen Standort und braucht daher nicht lange auf die Suche gehen. Wie schon der wissenschaftliche Name des Nelkengewächses kundtut, besteht der maßgebliche Inhaltsstoff des Seifenkrautes aus Saponinen. Für äußerliche Anwendungen kann man dieses Heilgewächs sicherlich bedenkenlos heranziehen, mit der Ausnahme, dass jemand allergisch auf den Kontakt mit derlei Substanzen reagiert. Also, nehmen wir das Seifenkraut gleich beim Namen. Es ist sicher nicht schlecht, die Haut mit synthetischen Waschmitteln sauber zu halten. Bedienen wir uns aber ebenfalls der Ressourcen der Natur, die es in manch verborgener Wurzel zu entdecken gibt.

Hautschonende Waschung

Dazu benötigt man im Herbst ausgegrabene, getrocknete und schließlich zerkleinerte Wurzeln des Seifenkrautes. Diese nimmt man und setzt sie je nach beliebigem Maß 3 Stunden lang in kaltem Wasser an. Danach nur erwärmen und ja nicht kochen. Mit dem Ergebnis, das bei der Anwendung ohnehin aufschäumt, gerade bei empfindlicher Haut ab und zu eine Gesamtkörperwaschung durchführen. Das tut der Körperoberfläche gut und somit dem ganzen Organismus.


Seifenkraut ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Noch ein wenig warten

Der Weißdorn trägt bereits Beeren

Das Buch Kohelet im Alten Testament der Bibel hat vollkommen recht, wenn es meint, dass alles seine bestimmte Zeit habe. In den ersten acht Versen des 3. Kapitels wird gleichsam eine pendelnde Litanei angestimmt. Als Beispiel möge dazu dienen: es gibt eine Zeit zum Klagen und eine Zeit zum Tanzen. Ich meine, es ist gerade im Hinblick auf einen gesunden Lebensstil wichtig, die von dem Lauf der Tage und Monate bestimmten Vorgänge in der Natur zu berücksichtigen. Dazu gehört es u a. auch, auf das jeweils aktuelle Angebot aus der Schatzkiste von Mutter Natur zurückzugreifen. Wer wachen Auges ist, der kann momentan kaum die rot prangenden Früchte des Weißdorns (Crataegus) übersehen, die seine Äste vornehm zieren. Daraus würde nun der Schluss folgen, mit Dank und Freude darauf zuzugreifen. Aus bereits guter alter und getesteter Erfahrung zählt es zum Stammwissen der naturheilkundlichen Anwendungspraxis, dass uns der Weißdorn in all seinen bei uns in Mitteleuropa wachsenden Arten ein verlässlicher Partner ist, wenn es um die Anliegen des Herzens und des Kreislaufs geht. Dieser Strauch ist mit seinen roten Beeren so etwas wie ein Spezialist für den treibenden Motor unseres Leibes. Und gerade in diesem Bereich spürt man es, wenn wir mit der Bewältigung der Zeit und der in ihr enthaltenen Aufgaben mitsamt deren Erledigung nicht gut zurechtkommen. In den Apotheken erhält man im Bezug auf den Weißdorn nicht nur sehr qualitätsvolle Produkte, sondern überdies eine kompetente Beratung rund um die Anliegen, die das Herz und den Kreislauf betreffen. Ich jedoch bleibe bildlich gesprochen beim Strauch in der freien Natur stehen, um folgenden praktischen Hinweis zu geben.

Brei aus Weißdornbeeren

Mit der Ernte der Weißdornfrüchte kann man sich ruhig Zeit lassen, bis der erste Raureif die Beeren zur Genussreife geführt hat. Um das Herz zu kräftigen, ist es möglich, die roten Kostbarkeiten, wie folgt, aufzubereiten: Mit mäßigem Wasser kocht man diese zu einem Brei auf, passiert sie und lässt sie temperieren. Danach rührt man sie mit Honig ab und nimmt sie dann tagsüber löffelweise zu sich. Mit ihren Wirkstoffen unterstützen die Weißdornfrüchte sowohl die Muskulatur als auch die Nerven des Herzens.


Weißdornblüten und Früchte ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Die Massage vorbereiten

Ein Öl mit Efeu ist gerade recht dafür

Zeitgenossen beiderlei Geschlechts sind sehr wertvoll, die sensibel genug sind, um sich in die momentane Situation anderer einfühlen zu können. Wir kennen wahrscheinlich mehr als uns lieb ist das Gegenteil. Und solche Menschen verstehen es, unseren Alltag ziemlich beschwerlich zu machen und uns einen Vorgeschmack auf die Hölle zu vermitteln. Sie haben überhaupt kein Gespür für Nähe und Distanz, für die nötige Diskretion oder dafür, wann es angebracht ist, zu reden oder zu schweigen. Manchmal ist eine nervliche Schwäche ein Grund dafür. Nun, zu diesem Thema möchte ich gerne den Efeu (Hedera helix) dazuholen. Denn es ist sicher eine gute Übung, im Erspüren der jeweils eigenen momentanen Verfassung die persönliche Physis näher zu ergründen. Im Zuge einer Massage kommen wir ganz gut drauf, wo sich Verspannungen eingestellt haben. Dafür brauchen wir aber die Hände unserer Mitmenschen, die darauf spezialisiert sind, den Körper mitsamt seiner Muskelpartien, Sehnen und Knochen zu entspannen und zu lockern. So helfen sie den diesbezüglichen Leidträgern, dass sie das, wo es hapert, selbst mitspüren. Der Efeu ist zwar kein ausgebildeter Masseur. Dennoch wissen wir aus den Heilerfahrungen vieler Generationen, dass er der Haut äußerst zuträglich sein kann. Schon durch seinen Wuchs wird offenkundig, wie er durchaus keine Scheu besitzt, Mauern und Bäume zu berühren, um sich an ihnen emporzuranken. Diese überwuchert er oft und übernimmt in längerer Folge auch die Herrschaft über sie, wenn man ihm keinen Einhalt durch Zurückschneiden gebietet. Seine Blätter sind auf jeden Fall geeignet, mit ihren Wirkstoffen die Haut einerseits geschmeidig zu machen und zugleich das Bindegewebe zu straffen und zu stärken.

Ein Hausmittel für die Haut

Frische Efeublätter lassen sich praktisch das ganze Jahr über von den Rankentrieben abpflücken. Eine Menge von ca. 100 g nimmt man davon, um sie z. B. in einer Fleischmaschine zu zerkleinern. In einer derartigen Form setzt man sie in 1/2 Liter kaltgepresstem Olivenöl 14 Tage am besten an einem Fensterplatz an. Danach abseihen bzw. den Rückstand auspressen, abfüllen und lichtgeschützt aufbewahren. Dieses Efeu-Öl eignet sich bestens als Begleitsubstanz für Massagen. Es kann desgleichen bei einer Cellulitis-Therapie gute Dienste erweisen.


Efeu ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Wenn es zieht und schmerzt

Erleichterung für die Glieder durch Vogelbeeren

Fruchtgenuss an allen Ecken und Enden! – So könnte der Schriftzug eines Plakates lauten, der uns alle einlädt, den Reichtum der herbstlichen Natur auszukosten. Und man könnte sich an vielen Ecken und Enden auf den Fluren und im Wald ein Stelldichein gönnen, da jetzt eine Fülle an bunten Beeren Feldraine und Hohlwege schmückt. Unter ihnen sticht die Eberesche (Sorbus aucuparia) besonders hervor. Mit ihren kopfüber hängenden Fruchtschirmen stellt sie eine wahre Zier dar, die Gottes Hand persönlich geformt zu haben scheint, allein schon, um unsere Augen zu erfreuen. Obwohl man es ihnen aufgrund ihres herben Geschmackes vordergründig nicht zutraut, enthalten die Früchte der Vogelbeere, wie die Eberesche im Volksmund auch gerne bezeichnet wird, sehr viele Vitamine. Gerade um die Wende vom Monat September zum Oktober herum ist der Gehalt dieses gesundheitsfördernden Inhalts am höchsten. Die Schlussfolgerung daraus ist nur allzu logisch, dann ebenfalls zur Ernte der Früchte zu schreiten. Die Absichten hierfür können durchaus unterschiedlich sein. Seit eh und je ist der Brand aus den eingemaischten Vogelbeeren ein beliebtes Getränk, um damit ein feines Essen zu eröffnen oder es mit einem klaren Schluck abzurunden. Die roten Früchte eignen sich darüber hinaus gut zum Zubereiten eines Muses oder einer Marmelade. Sie können aber desgleichen für äußerliche Anwendungen aufbereitet und herangezogen werden. Nicht allzu wenige Menschen müssen mit Gicht und Rheuma samt den daraus resultierenden Schmerzen zurecht kommen. Obwohl sich die Behandlung derartiger Leiden als diffizil herausstellt, können begleitende Maßnahmen zumindest lindernde Effekte zeitigen. So gesehen sollte man es nicht unversucht lassen, angesichts des frischen Angebotes an Ebereschenbeeren das Folgende auszuprobieren.

Tinktur aus Vogelbeeren

Mit 1/2 Liter hochprozentigen Obstbrandes (ca. 70% Alkoholanteil) übergießt man eine Menge von 125 g reifer Beeren der Eberesche. In einem verschlossenen Glasgefäß setzt man beides zusammen 14 Tage lang an, um es abschließend abzuseihen, in einem Fläschchen abzufüllen und dunkel zu lagern. Wird man von Gicht- oder Rheumascherzen geplagt, so kann man 3-mal täglich 15 Tropfen dieser Tinktur mit einem Träger wie Zucker oder einen Löffel Joghurt zu sich nehmen, um eine Minderung der Leiden zu erzielen.


Eberesche oder Vogelbeere ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Ein Hautwasser aus Wurzeln

Die Karde steht der Haut bei

Ist jemand damit beauftragt, für die Dekoration von Räumen, Auslagen oder festlichen Tafeln zu sorgen, so erwartet man von dieser Person einerseits einen guten Geschmack und andererseits einen stets variierenden Einfallsreichtum. Letzteres findet man ebenfalls in der vom Menschen möglichst unberührten Natur vor, in der eben nicht alles wie am Feld in Reih und Glied steht. Dabei dürfen wir ruhig der Erkenntnis des berühmten Paracelsus folgen, der gemeint hat, dass letztendlich für jede Krankheit ein Kraut gewachsen sei. Das gilt ebenfalls für ein Gewächs mit Namen Wilde Karde (Dipsacus silvester). Auch wenn sie nach außenhin den Eindruck erweckt, zu den Disteln zu zählen, so führt uns ihre botanische Genealogie doch zu einer eigenen Unterfamilie, den so genannten Kardengewächsen (Dipsacaceae). Das hoch aufragende grazile Gewächs setzt in seiner getrockneten Form manch ästhetischen Akzent in eine herbstlich dominierte Dekoration, die ich eben noch angesprochen habe. Sehen wir uns die Heileffekte der Wilden Karde in ihren einzelnen Facetten an, so dürfen wir feststellen, dass sie nicht nur eine harn- und schweißtreibende Wirkung besitzt, sondern zudem mithilft, das Blut zu reinigen und sogar eine gewisse antibakterielle Kraft besitzt. Genau genommen handelt es sich beim verwendeten Pflanzenteil immer um die einjährige Wurzel, die am besten im frühen Herbst aus der Erde gegraben und dann vor ihrer Einlagerung sorgfältig getrocknet wird. Hat man diese einmal zur Hand, so stellt sie eine sehr wertvolle Hilfe dar, wenn es gilt, der Haut in ihren zeitlich oder chronisch erfolgenden Schwächen und Entzündungen beizustehen. Gewiss sollte man die gesamten Lebensumstände sowie auch die täglich zu sich genommene Nahrung bzw. die verwendeten Waschmittel unter die Lupe nehmen, um eine heilere Außenhülle zu erlangen. Das heißt ja noch lange nicht, dass man auf die begleitende Hilfe durch die Wilde Karde und andere Kräuter verzichten könnte. Ganz im Gegenteil ergänzt eine äußerliche Anwendung sehr gut das Bestreben, eine heile Haut in der Zukunft am Leibe zu tragen.

Hilfe bei Ekzemen und Akne

Um einen Tee aus der Kardenwurzel anzurichten, stellt man 4 volle Esslöffel der getrockneten und zerkleinerten Wurzeldroge in 1 Liter kaltem Wasser auf dem Herd zu. 10 Minuten lang aufkochen lassen, dann von der Platte nehmen und abseihen. Nach dem Abkühlen leert man 3/4 Liter des Tees extra ab (das übrige Viertel ruhig schluckweise pur trinken!) und ergänzt diesen mit 1/4 Liter hochwertigem Alkohol. Somit hat man bereits ein brauchbares Hautwasser, das man in Fläschchen kühl und dunkel lagern sollte. Bei Akne und Ekzemen als Einreibung verwenden.


Wilde Karde ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Schutz fürs Erdreich

Beinwell und Brennnessel als Mulche

Es ist schon etwas komisch. Mit Recht beklagt man die zunehmende Versiegelung des Bodens. Dazu gibt es Statistiken, deren Maßeinheit in der Größe eines Fußballfeldes veranschaulichen soll, was alles zuzementiert, überbaut oder asphaltiert wird. Andererseits merkt man vor allem am Land, wo die Bevölkerung abnimmt, dass immer mehr Flächen brach liegen, weil schlicht und einfach die pflegenden Kräfte fehlen. Kein Wunder, dass dann Brennnessel, Beinwell und Co. anscheinend fröhliche Urstände feiern. In meinen heutigen Zeilen möchte ich einmal das vergangene Jahr in Erinnerung rufen, das von den Vereinten Nationen als Internationales Jahr der Böden proklamiert und begangen wurde. In diesem Zusammenhang ist uns sicherlich bewusst, wie sehr die Erde, auf der wir uns bewegen und die den Pflanzen in den Wäldern, auf den Fluren und Feldern sowie in unseren Gärten Halt und Nährstoffe gewährt, von uns Menschen geschändet und ausgebeutet wird. Ein Umdenken und ein Anders-Handeln darf ruhig im Kleinen stattfinden, um im Großen etwas zu bewirken. Unter diesem Aspekt bekommen die genannten Gewächse wie eben Brennnessel und Beinwell auf einmal eine andere Bedeutung. In diesen fälschlich als Unkräuter deklarierten Kräutern steckt nicht nur Heilsames für den Menschen, sondern es profitiert auch der Boden von deren Existenz. Wenn es daher nun gilt, das Erdreich auf bearbeiteten Flächen wie Beeten oder Rabatten zu schützen, so sollte man nicht gleich in den nächsten Gartenmarkt fahren, um sich ein extra dafür aufbereitetes Material zu besorgen. Auch wenn es selbstverständlich einen Aufwand und eine Mühe bedeutet, sollte man darangehen, nach Alternativen zu suchen, die erstens einmal ständig nachwachsen und zweitens in unmittelbarer Nähe auf kaum gemähten Flächen und Böschungen zu finden sind. Mit diesem zerkleinerten Material dringen übrigens in den Boden Substanzen ein, die für die Gesundheit der darauf gezogenen Pflanzen sorgen und somit indirekt zum Wohl des Menschen beitragen.

Bodenschutz und Düngung fürs Beet

Um die gute und unbelastete Beschaffenheit der Erde zu unterstützen, die extra für zukünftiges Gemüse, für neu zu pflanzende Bäume und Sträucher oder schon darauf wurzelnde Gewächse bestimmt ist, sollte man das ganze Jahr über zu den Kräutern wie Brennnessel und Beinwell greifen. Vor allem deren Blätter kann man ein wenig zerkleinern und miteinander abmischen. Der so entstehende Mulch bietet nicht nur einen Schutz gegen das Austrocknen des Bodens, sondern ist gleichzeitig so etwas wie eine heilsame Therapie in Kräuterform für das Erdreich und alles, was darin seine Wurzeln ausbreitet.


Beinwell ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya


Große und Kleine Brennnesseln ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Dem Herzen dienen

Mit drei Kräutern das Gemüt austarieren

Seelische Vorgänge spielen sich oft im Verborgenen ab. Und das ist gut so. Dennoch dringt davon etwas an die Oberfläche. So kann man z. B. auf dem Gesicht eines Menschen beobachten, wie sich die jeweilige Gemütsstimmung in seinen Zügen und seiner Mimik ausprägt. Je länger eine gewisse Regung vorherrscht, desto mehr wird sie zum festen Ausdruck des Antlitzes. Mit drei Kräutern, nämlich mit dem Salbei, dem Rosmarin und dem Lavendel, dürfen wir heute quasi ein Gespann unter die Lupe nehmen, das darauf spezialisiert ist, der fortwährenden seelischen Bitterkeit einen Riegel vorzuschieben. Wer das Leben einzig und allein als eine Slalomfahrt zwischen dessen Schattenseiten ansieht, geht nicht nur seinen Zeitgenossen auf die Nerven, sondern belastet auch direkt das eigene Herz. Mein Vorgänger Hermann-Josef Weidinger formulierte einmal gar strenge Worte für diesen Charaktertyp: „Menschen, die sich und ihre Umgebung den ganzen langen Tag mit ewigen Klagen über jede Kleinigkeit quälen, sollen einmal in sich gehen. Nur so können sie verstehen, wie verächtlich und egoistisch ihr Benehmen ist.“ Die drei Kräuter, die eben erwähnt wurden, bewirken in unserem Leib eine ausgeglichene Korrespondenz zwischen den Drüsen und Organen. Das trägt in weiterer Folge dazu bei, dass keine wie auch immer gearteten Stauungen das Wohlbefinden trüben und somit unser Gemüt nicht negativ beeinträchtigt wird. Der Salbei hilft unter diesem Aspekt vor allem den Atmungsorganen und der Verdauung, der Rosmarin wiederum wirkt belebend auf die Blutzirkulation und der Lavendel stärkt die Nerven auf eine sehr milde Weise. Wenn wir also schon so kompetente pflanzliche Partner haben, dann liegt es schließlich an jedem selbst, die Perspektive der eigenen Existenz auf das Mögliche und das Wertvolle zu richten und so in einer durchaus zu übenden Selbstdisziplin ein brauchbarer Mitmensch zu werden. Ja, es gilt sich je neu mit der gottgeschenkten Schöpfung zu verbinden, um u. a. auch Herr über den da und dort tristen Alltag zu werden.

Dreier-Tee-Mischung fürs Gemüt

Hat man jeweils getrocknete Salbeiblätter, Rosmarin-Triebspitzen und Lavendelblüten zur Hand , so mischt man diese nach deren Zerkleinern zu gleichen Teilen. Davon nimmt man wiederum 2 Teelöffel voll, übergießt sie mit 1/4 Liter kochendem Wasser und lässt den Aufguss 15 Minuten lang zugedeckt ziehen. Um Herz und Gemüt einem ausgewogenen Gleichgewicht zuzuführen, kann man 3 Wochen lang jeweils in der Früh und am Abend 1 Tasse davon trinken.


Salbeizweig ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya


Rosmarin Blütenzweig ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya


Lavendelzweig ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





In die Wanne einlegen

Die Gurken mitsamt seiner selbst

Wenn man von einer gekrümmten Frucht spricht, so denken viele womöglich sehr bald an Bananen, die von weither in unser Land importiert werden. Deren Genuss birgt sicherlich einige Vorteile und ist vor allem beim Besuch eines jener Länder zu empfehlen, deren klimatischen Verhältnisse ein Kultivieren derselben erlauben. Aber ich möchte heute mit Ihnen nicht in die Ferne schweifen. Vielmehr liegt mir die Gurke (Cucumis sativus) am Herzen, die so gar nicht mehr von einem herzhaft belegten Brot oder von einem Jausenteller beim Heurigen wegzudenken ist. Seit der Antike ist sie bereits auf kleinasiatischen Breiten nachzuweisen, ehe sie im Mittelalter auch in Europa angebaut und ästimiert wurde. Obwohl man es den Gurken in ihren verschiedenen Sorten und Arten nicht ansieht, bringen sie etliche Vorteile für unseren Körper mit sich. Erstens einmal stellen sie eine kalorienarme Kost dar, was ja einem Großteil unserer vom Wohlstand profitierenden Bevölkerung durchaus zuträglich sein dürfte. Dennoch liefern sie dem Organismus auf der anderen Seite wertvolle Mineralstoffe und Spurenelemente, worunter sich Eisen, Phosphorsäure, Jod und Kalzium befinden. Daher ist es sicher nicht das Schlechteste, in den uns bekannten kulinarischen Varianten zu den Gurken zu greifen. In diesem Zusammenhang möchte ich aber zusätzlich daran erinnern, dass es ebenfalls einen Weg über die Haut gibt, um mitsamt unserem übrigen Körper an Derartiges zu gelangen. Die berühmte Gesichtsmaske in Form von Gurkenscheiben hat ja förmlich schon eine sprichwörtliche Bekanntheit erlangt. Es profitiert jedoch auch der übrige Rest unserer Körperoberfläche vom Kontakt mit den Gurken. Im Garten fällt immer wieder das eine oder andere an, das man nicht mehr auf den Teller legen möchte. Vom Gemüsebeet, wo sich die Gurkenpflanzen am Boden dahinranken, kann man noch die ausgereiften Früchte dieser Art abbrocken, um sie für eine äußerliche Anwendung aufzubereiten. Die Haut und der Leib werden einem dies durchaus danken.

Gurken-Bad

Fallen im eigenen Garten bereits vollständig ausgereifte und gelbgefärbte Gurken an, so sind sie gerade recht, um mit ihnen ein Bad zuzubereiten, das unserem Wohlbefinden dient. Dazu nimmt man 3 bis 4 kg der Gurken und dreht sie durch eine Fleischmaschine. Die Samenkörner sollen bei diesem Prozess ebenfalls zerquetscht werden. Das Ganze wird anschließend durch ein Sieb passiert und der verbliebene Rest extra ausgepresst. In die bereits gefüllte Wanne leert man den Gurkensaft und badet ca. 20 Minuten darin. Die Haut nimmt die darin enthaltenen wertvollen Stoffe auf und kann sogar dazu beitragen, depressive Stimmungen zu mindern.


Gurke-Blütentrieb und aufgeschnittene Frucht ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Wenn es im Hals schmerzt

Die Käsepappel heranziehen

Wir sind doch alle vom Spätsommer Verwöhnte. Damit es zu keinen Missverständnissen kommt, füge ich gleich hinzu, dass all jene, die aufgrund großer Regenmengen mit Muren und Hangrutschungen konfrontiert waren, dies sicher nicht so empfinden. Ihnen gilt unser aller Mitgefühl und sofern nötig, unsere Hilfsbereitschaft! Ich möchte lediglich auf die hohen Temperaturen der letzten Wochen abzielen, die an mehreren Tagen hintereinander zu verzeichnen waren. Doch im Handumdrehen ändert sich auch das Wetter. Was vom Sommer übrig bleibt, sind die Gaben der Natur in Form getrockneter Kräuter. Vielleicht wurde da und dort ebenfalls eine wildwachsende Malvenart hierbei eingebracht. Es ist die Kleine Käsepappel oder Weg-Malve (Malva neglecta), die niedrig am Boden wächst. Sie beinhaltet Schleimstoffe, Vitamin C sowie Gerbstoffe und ätherische Öle. Wie alle Malven so ist auch die Käsepappel wertvoll, wenn die Atemwege unter einer Entzündung leiden. Zudem kann man diese Pflanze verwenden, falls der Magen oder der Darm nicht so recht auf der Höhe sind. Das Sammelgut der Käsepappel sind die Blüten und die Blätter des frischen Krautes. Letztere werden an ganz sonnigen und trockenen Tagen geerntet und anschließend zum Trocknen aufgelegt. Damit hat man ein sehr vielseitig verwendbares Hausmittel parat, um es einsetzen zu können, sobald dies von Nöten ist. Ein Umstand, der mit eher feucht-kalten meteorologischen Verhältnissen einhergeht, ist die Entzündung des Rachens bzw. des Halses. Die damit verbundenen Schmerzen sind wahrscheinlich vielen von uns mitsamt den nachfolgenden Schluckbeschwerden nichts Fremdes. Um dem wiederum Abhilfe zu schaffen, ist es klug, zur Käsepappel zu greifen und sie als linderndes Kraut mitsamt ihren Wirkstoffen zum Tragen kommen zu lassen.

Käsepappel zum Gurgeln

Auch wenn sich ein Tee, der mit dem getrockneten Kraut der Kleinen Käsepappel zubereitet wird, als begleitendes Getränk während einer Erkältung bewährt, kann man genauso damit gurgeln. Das sei vor allem bei einem entzündeten Hals angeraten. Und so geht man vor: Man nimmt hier besser 2 gehäufte Teelöffel von Blättern und Blüten der Käsepappel, gibt sie in 1/4 Liter kaltes Wasser und lässt es 2 bis 10 Stunden lang stehen. Danach seiht man den Ansatz ab und erwärmt ihn auf ca. 35° C. In regelmäßigen Abständen am Tag damit gurgeln.


Käsepappel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Der Abschluss der Verdauung

Was Linsen dazu beitragen können

Aufs Essen freuen wir uns doch immer wieder von Neuem, außer es schmälert ein Leiden oder gar ein selbst verursachter „Kater“ unseren Appetit! Und plant man als Veranstalter einer Gruppenreise eine gemeinsame Tour, so gilt dabei als vorrangigste Sorge, dass die unterwegs angepeilte Gaststätte einerseits hervorragend kocht und andererseits das Essen schnell serviert. Das allein sorgt schon für große Zufriedenheit seitens der Teilnehmer. Ein Thema, über das man nicht so gern und offen redet, ist das Funktionieren des Darmes und die Ausscheidung der Exkremente am Ende jeglicher Verdauung. Die Linsen (Lens culinaris) sollen daher helfen, um uns unbeschwerter diesem Sachverhalt annähern zu können. Es herrscht keine eindeutige Gewissheit darüber, wo die Linsen ihr ursprüngliches Verbreitungsareal hatten. Wahrscheinlich liegt es aber in den Landstrichen rund um das Mittelmeer bzw. in Kleinasien. Um sich zu stärken, haben vor allem in mageren Zeiten die hart arbeitenden Leute seit eh und je auf die nahrhaften Hülsenfrüchte zurückgegriffen. In einer Menge von 100 g Linsen befinden sich rund 20 g Eiweiß und ca. 50 g Kohlenhydrate. Und obwohl sich die Linsen alleine verzehrt eher schwer verdauen lassen, können sie dennoch einen Beitrag dazu liefern, dass die Ausscheidung der über das Essen aufgenommenen festen Stoffe gut und klaglos vonstatten geht. Sobald es nämlich zu einer wie auch immer gearteten und verursachten Verstopfung im Bereich des Mastdarmes kommt, geht nicht nur ein Unwohlsein damit einher, sondern kann darüber hinaus auch schwerwiegendere Folgen für den gesamten Organismus zeitigen. In früheren Jahrhunderten hatte man dafür nicht gleich pharmazeutische Präparate zur Hand. Aber Linsen waren im Gegensatz dazu in jeder Speisekammer zu finden und somit auch ein Hausmittel, das mithelfen kann, dass jede Verdauung einen guten Ausgang nimmt.

Linsenwasser und Öl

Um den Stuhlgang zu fördern, darf man auf die Linsen zurückgreifen. 2 volle Esslöffel davon werden in 1/2 Liter kaltem Wasser zugestellt und ganz weich gekocht. Die verdunstete Wassermenge wird zum Schluss nachgegossen und das Ganze abgeseiht. Dann nimmt man 1 Teelöffel voll Olivenöl nüchtern ein, um das Linsenwasser hinterdrein zu trinken. Oder hat man sowieso ein Linsengericht für die Mahlzeit vorbereitet, kann man ebenfalls das dort anfallende Absudwasser zu diesem Zweck verwenden.


Linsen ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya