Wegweiser in drei Richtungen

Der Knoblauch leistet gute Dienste

Unbekannte Strecken stellen heute sowohl im ländlichen als auch im städtischen Bereich kaum eine große Herausforderung dar. Als ich im Jahre 1984 mit der Matura meine schulische Laufbahn beendete, war es fast noch eine Utopie, an die Realisierung des von George Orwell entworfenen Großen Bruders (engl.: Big Brother) zu glauben. Der Knoblauch ist bestimmt nicht schuld daran, dass die damalige Phantasie bei weitem übertroffen wurde. Kurz aber von der gesunden Lauchzwiebel noch einmal zurück zur Gegenwart. Denn so segensreich auch ein Navigationsgerät wirkt, so kontrollierbar sind wir alle geworden. Früher hatten eben die Wegweiser an den Straßen die Funktion, den Suchenden dabei zu helfen, um an ihr Ziel zu kommen. Sicher tun sie das auch heute noch. Der Knoblauch (Allium sativum) wurde bereits von der heiligen Hildegard von Bingen beschrieben und geschätzt. Aus der Küche ist er bis heute nicht wegzudenken. Natürlich scheiden sich die Geister, oder noch besser gesagt, die Gaumen, wenn es um die Verwendung des scharf-würzigen Gewächses geht. Das Aroma des Knoblauchs hat ja eine immense Durchschlagskraft, die sich quasi „unüberriechbar“ auf die ihn umgebende Atmosphäre des jeweiligen Konsumenten auswirkt. Nichts desto trotz gibt es Wege, um den Knoblauch in geringen Mengen in die Ernährung einzubringen, sodass die eben beschriebenen Folgen nicht so gravierend sind. Wie überall kommt es auch hier auf das verwendete Maß an. Übrigens kann man sich ebenfalls in der Schatzkiste der pflanzlichen Natur bedienen, um den Geruch von Knoblauch zu verringern. Wer zufällig im Garten ein Stöckerl Majoran stehen hat, kann ein bis zwei Blätter nach dem Genuss der gesunden Erdfrucht kauen, um wiederum einen besseren Atem herzustellen.

Mit Knoblauch vorbeugen:

Die drei Richtungen, die mit einer längeren Verwendung von Knoblauch in Verbindung stehen, zielen auf die Leiden von Darmentzündung, Bluthochdruck und Arterienverkalkung ab. So kann man über 3 bis 6 Monate täglich etwas Knoblauch verwenden, um einen Schutzwall gegen etwaige Missstände dieser Art aufzubauen.

Knoblauch ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Sich auf den Kopf greifen

Die Brunnenkresse dabei mitnehmen

Je wärmer die durchschnittlichen Außentemperaturen werden, desto mehr zieht es die Leute zum Wasser. Die Badesaison wurde bereits vielerorts eröffnet. Im Handumdrehen stehen wiederum heiße Tage bevor, so dass ein Sprung ins kühlere Nass durchaus die Lebensqualität zu steigern vermag. An den natürlichen Gerinnen sowie an stehenden Gewässern ist ebenfalls die Echte Brunnenkresse (Nasturtium officinale) daheim. Im österreichischen Bundesgebiet ist sie eher selten anzutreffen und zählt mancherorts sogar zu den gefährdeten Pflanzenarten. Botanisch wird die Brunnenkresse der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae) zugeordnet. Ihre Blütezeit beginnt Ende Mai und dauert bis in den Monat Juli hinein. Das übrige Jahr hindurch hüllt sie sich in ein grünes Blätterkleid, das sie sogar durch die Winterzeit hindurch trägt. Für naturheilkundliche Zwecke nutzt man das Kraut erfahrungsgemäß eher vor dem Aufbrechen der weißen Blüten, also in der gesamten Frühlingssaison. Wenn nun die Sonne höher steigt und Ende Juni den Zenit ihrer jährlichen Laufbahn erreicht, so ist es wiederum angezeigt, ihre intensiven Strahlen mit Maß und Ziel an den Körper heranzulassen. Der Kopf zählt ja bekanntlich zu den sensiblen Zonen unseres Leibes, der nicht nur beim Radfahren oder am Bau eines Schutzes durch einen Helm bedarf. Viele von uns dürfen sich glücklich schätzen, eine natürliche Haarpracht bis ins hohe Alter auf ihrem Haupt zu bewahren. Anderen wiederum, vor allem männlichen Geschlechts, wird schon bald nach dem Erwachsenwerden durch eine hohe Stirn signalisiert, dass sich auch noch mehr Haare vom Kopfscheitel im Laufe der Jahre verabschieden werden. Egal, ob Mann oder Frau unter Haarausfall leiden: die Brunnenkresse hat es in sich, um die Kopfhaut zu pflegen und zu stärken.

Brunnenkressensaft konservieren:

Aus im eigenen Garten gezogener Brunnenkresse kann man von den grünen Pflanzenteilen den Saft auspressen. Dieser wird im Verhältnis 1 : 4 mit 70%igem Alkohol vermischt und in Fläschchen abgefüllt, die man dunkel und kühl lagert. Bei Haarausfall massiert man am besten täglich den Kopf damit ein, indem man den alkoholischen Auszug zuvor 1 : 1 mit Wasser verdünnt.

Brunnenkresse ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Die blaue Augeniris der Natur

Schau einfach auf die Kornblumen

Die Farbe unserer Augen bildet oft ein Erkennungsmerkmal, das selbst auf Dokumenten seinen Eintrag findet. In so manchen anhimmelnden Liedern und Gedichten spielt dieser Aspekt ebenfalls eine wichtige Rolle. Die pflanzliche Natur kann da durchaus mithalten.
Denn zurzeit blüht etwa schon die tiefblaue Kornblume am Wegrand. Dieser Korbblütler ist aufgrund der wiedergewonnenen Vernunft durch die natürliche Bewirtschaftung unserer Äcker in den letzten Jahren vermehrt anzutreffen. Ja, jedes Mal, wenn ich die Kornblumen sehe, werde ich daran erinnert, dass ich als Mensch über mich selbst hinausweisen darf. Durch meine Anwesenheit auf Erden ist es mir möglich, dem Himmel ein Stück weit mehr Platz zu machen. Die Kornblume (Centaurea cyanus) kann mir helfen, dass Magen und Darm besser funktionieren. In der Folge vermag ich dann auch gelöster auf das Wesentliche im Leben zu schauen. Denn ist es nicht so, dass uns allen diese Blickrichtung immer wieder durch rein profit- und leistungsorientiertes Denken verstellt wird? Heute am Himmelfahrtstag sollten wir es anders tun. Der offene Himmel ist unsere Zukunft. Aber gewiss nicht ein anonymer Leerraum, der für jeden eine Wolke zum Schweben übrig hätte, sondern ein persönliches Vollendet-Werden des je eigenen Lebens durch den, der einst von den Toten auferstand und in den Himmel aufgefahren ist: Jesus Christus.

Den Augen Entspannung gönnen:

Im Straßenverkehr, in der Arbeit und vor allem am Computer leisten Augen oft Unglaubliches. Zwischendurch haben aber auch sie eine Pause verdient. Einen frischen Strauß aus Kornblumen am Schreibtisch soll man öfters einmal einen Augenblicke lang betrachten. Denn die Augen mögen das tiefe Blau dieser Blumen. In freier Natur wiederum kann man tagsüber eine Weile in den wolkenlosen Himmel blicken, um eine ähnlich entspannende Wirkung zu erzielen.

Kornblume ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Unseren Schritten ganz nahe

Der Wundklee und der Spitzwegerich im Duo

Ein fahrbarer Untersatz ist etwas Feines. Von einem Ort zum anderen ist es einfach bequemer, den Dienst eines technischen Wunders samt vier oder zwei Rädern zu benutzen, von Bus und Bahn ganz zu schweigen. Interessanterweise erledige ich persönlich im städtischen Milieu mehr Wege zu Fuß als am Land. Immerhin muss ich in die einzelnen Dörfer kommen, um den seelsorglichen Aufgaben gerecht zu werden. Das umso notwendiger, da mehr und mehr Pfarren zu einer pastoralen Einheit zusammengelegt werden. Den Wundklee (Anthyllis vulneraria) kümmert das recht wenig. Dort, wo er einmal die Wurzeln ins Erdreich wachsen ließ, bleibt er auch. Generell haben ja bekanntlich die Pflanzen zur Mobilität eine ganz andere Einstellung als wir Menschen samt den Tieren. Dennoch schaffen sie es ebenfalls, mit weit geringerem Tempo große Strecken hinter sich zu lassen. Davon zeugt schon das Verbreitungsgebiet einer botanischen Spezies. Der Wundklee ist so betrachtet über ganz Europa verstreut zu finden. Trockene und halbtrockene Standorte mag er am liebsten, vor allem auch, wenn kalkhaltiger Boden eine Grundlage bietet. Auf seiner goldgelben Blütenkrone schaffen es nur Insekten mit einem längeren Rüssel, wie etwa Schmetterlinge und Hummeln, an seinen begehrten Nektar zu gelangen. Aber kommen wir zurück zu den Füßen, die uns mitsamt den Beinen das ganze Leben lang tragen. Leider passiert es vielen betagten Menschen, dass die Füße im Laufe der Jahre ihren wertvollen Dienst nicht mehr leisten können. Dafür gibt es Wasseransammlungen und, Gott sei’s geklagt, auch offene Stellen, die sehr schlecht heilen. Neben der professionellen Hilfe und Betreuung, die dann am besten in Anspruch genommen wird, kann man ebenso das aus der Natur heranziehen, was uns jedes Jahr zu Füßen wächst. Dazu zählen der Wundklee und auch der Spitzwegerich.

Die Wunden an offenen Füßen auswaschen:

Eine Mischung von je 2 Teilen Wundkleeblüten und 1 Teil Spitzwegerich, entweder frisch oder getrocknet, zusammenstellen. 1 Esslöffel voll davon wird mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergossen. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen und danach abseihen. Diese Methode ist eine Empfehlung von Hermann-Josef Weidinger und kann zu den herkömmlichen Anwendungen begleitend verwendet werden.

Wundklee ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Erste Ergebnisse

Mit Karotten den Tag beginnen

In Reih und Glied stehen sie da – fast einer uniformierten Formation gleich! Aber sie sind weder aufmarschiert, noch haben sie vor, einem hohen Staatsgast den Salut zu geben. Natürlich waren es liebevolle Gärtnerhände, die womöglich schon bei ihrer Aussaat einen Spagat als Richtschnur verwendeten, damit auf dem Beet alles seine Ordnung hat. Jetzt wachsen sie schon heran, die Karotten, von denen hier die Rede ist. Es gehört zu den erfreulichsten Zeiten, wenn im eigenen grünen Reich innerhalb des Gartenzauns die Pflanzen und Früchte heranwachsen und gedeihen. Immer wieder ist man damit beschäftigt, zu gießen, zu jäten und ab und zu manche tierischen Fresskonkurrenten in die Schranken zu weisen, damit am Ende doch die erhoffte Ernte stattfinden kann. Bei den Karotten hat man leider manchmal das Nachsehen, da die verschiedenen Mausarten nun einmal die Tugend besitzen, sich den Karotten unterirdisch zu nähern. In meinen Augen darf man ihnen dennoch den einen oder anderen Leckerbissen vergönnen. Immerhin verweisen sie uns darauf, dass das Wurzelgemüse nicht rein zur Zierde herumsteht, sondern unser Körper und unser Geist davon profitieren werden, wenn wir sie ebenfalls konsumieren. Um mit einem Bild zu sprechen, ist jetzt die Phase, wo man Tag für Tag und Woche für Woche nach dem Rechten schauen soll, damit der „pflanzliche Nachwuchs“ auf den Rabatten mit seiner „Leistung“ möglichst gut vorankommt. Bald kann man darangehen, die ersten Karotten ganz frisch aus der Erde zu ziehen und nach dem Reinigen zu verzehren. Vor allem Frühaufstehern ist es möglich, sich gleich am Morgen diesen Genuss zu gönnen.

Das Frühstück ergänzen:

Überaus wertvoll und gesund ist es, der Verdauung gleich in der Frühe frische Karotten zuzuführen. Dazu werden die jungen Möhren fein gerieben, mit etwas Zitronensaft und Honig vermischt und auf nüchternen Magen eingenommen. Dieses Gemüsetonikum hilft mit, vorzeitige Ermüdung hintanzuhalten und die allgemeine gesundheitliche Verfassung zu stärken.

Karotten ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Schattenspender Nussbaum

Nicht ohne seine Blätter

Am Brunnen vor dem Tore – da steht im Koventgarten des Stiftes Geras ein Walnussbaum.
Mittlerweile erlauben es die Außentemperaturen selbst im Waldviertel, dass man sich in seinem Schatten unter dem Blätterdach dieses Pflanzenriesen gemütlich auf einem Bankerl niederlässt, um z. B. nach getaner Arbeit auszuruhen. Gewiss trägt da ein gutes Glaserl Wein dazu bei, die anhaltende österliche Freude auch noch für den Gaumen erfahrbar zu machen. Aber mein Blick steigt ganz bewusst auf in die Krone des Baumes, wo sich dann im Herbst die Eichkätzchen und die Häher um die begehrten Nüsse streiten werden, bevor diese zu Boden fallen. Unser Nussbaum hat eben erst geblüht. So soll ihm auch die nötige Ruhe bis zur hoffentlich ertragreichen Reifung der Schalenfrüchte gewährt werden. Wahrscheinlich denkt kaum jemand daran, sich ein wenig seiner Blätter zu bedienen. Wer daran reibt, wird sofort den ihnen typischen Geruch in der Nase haben, den die Insekten gottlob eher weniger schätzen. Ein wenig Geduld ist noch angesagt. Denn vorerst sollen die Walnussblätter vollends entwickelt und herangewachsen sein, ehe man sich ihrer bedient. Ab dem Monat Juni kann man aber darangehen, einzelne Blätter zu sammeln. Am besten werden diese sofort an einer schattigen Stelle bei Zugluft getrocknet, damit sie nach Möglichkeit ihre grüne Farbe mitsamt ihrer Wirkkraft behalten. Wenn man die Nussblätter danach gut und trocken aufbewahrt, stehen sie einem den Rest des Jahres über zur Verfügung. Wer also den Schatten eines Nussbaumes aufsucht, darf sich sicher sein, dass er oder sie sich in guter Gesellschaft befindet. Vielleicht wartet ja sogar ein derartiger Pflanzenriese vor der eigenen Tür darauf, mit ihm ein wenig Zeit zu verbringen, um so wieder ruhiger und gelassener zu werden. Diese Auswirkung fällt sogar vom Baum ab, ohne ein Blatt von ihm genommen zu haben.

Tee aus Walnussblättern:

Im Heißaufguss zubereiteter Tee aus getrockneten Walnussblättern kann in einer Menge von je 3 Schalen pro Tag getrunken werden. Dies wird vor allem Menschen empfohlen, die unter Gelbsucht oder Zuckerkrankheit leiden. Bei Halsschmerzen und Kehlkopfleiden verwendet man diesen Tee am besten als Gurgelwasser.

Walnuss ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Zur Freiheit berufen

Der Weißdorn legt ein Fundament

Wegrationalisieren was geht! – klingt wahnsinnig furchtbar, ist aber die beinharte Realität. Anscheinend ist nur die Leistung gefragt. Wenn der Mensch das nicht mehr vollbringt, dann müssen eben Maschinen her, die unserem Ansinnen entsprechen. Was leistet denn eigentlich der Weißdorn (Crataegus)? Der steht ja eigentlich nur herum. Und von der Schönheit allein kann man letztlich nicht abbeißen, oder? Ich hör schon auf mit dem hässlichen Formulieren. Wir merken sofort, was den von Gott geliebten Menschen von jeder auch noch so gut funktionierenden technischen Einrichtung unterscheidet: das Herz. Obwohl dieses Organ sehr wohl Tag und Nacht Enormes leistet, ist es gleichzeitig der Sitz der Empfindungen und des Gemütes. Im Galaterbrief des Neuen Testamentes der Bibel finden wir folgenden Ausspruch des Apostels Paulus: „Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder und Schwestern.“ (Gal 5,13) Huch, könnten wir sagen, das ist ja gar keine Leistung, die hier eingefordert wird. Denken wir nur an uns selbst als Person. Wir werden erst vollständig zu dieser, wenn wir fähig sind, frei zu entscheiden und uns frei zu bewegen, vor allem im Geiste. Das Herz bezeichnet in vielen Völkern und Kulturen die innerste Mitte der geistig-leiblichen Einheit eines Menschen, aus der er heraus handelt, denkt und fühlt. Wenn also nun der Weißdorn da und dort seine weißen Blütenbüschel wie eine saisonale Dekoration auf seinen äußersten Zweigen erscheinen lässt, so dürfen wir uns wieder mehr zu unserer eigenen Mitte führen lassen, wo auch letztlich der Sitz der Freiheit ist, zu der wir alle als Gottes Ebenbild berufen sind. Und oft weiß das Herz mehr um diese Würde als der Kopf. Unterstützen wir also unser Herz, indem wir das leibliche Organ mit dem Weißdorn stärken und das geistige Herz mit guten und edlen Gedanken bilden und nähren.

Weißdorn-Blüten-Blätter-Tee:

Die Blüten des Weißdorns (Crataegus) werden zusammen mit den eben sprossenden Blättern gepflückt und im Schatten rasch getrocknet. Danach zerkleinern und haltbar in gut schließenden Gefäßen aufbewahren. Für die Zubereitung eines Tees 2 Teelöffel voll mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergießen und 20 Minuten ziehen lassen. Dann abseihen und den Tag über 3 Tassen mit Honig gesüßt trinken. Sie unterstützen dadurch Herz und Kreislauf und vermeiden folglich kalte Hände und Füße.

Weißdorn ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Ein duftender Gruß am Wegrand

Robinien ziehen Bienen und Menschen an

Manchmal fragen mich neugierige Zeitgenossen über die Anstöße, die ich zum Schreiben meiner Kolumne verwende. Da antworte ich gerne mit dem ersten Teil der täglichen Überschrift: Ich schaue einfach hin! So fuhr ich vergangene Woche bei schlechtem Wetter zu den Frühlingsgartentagen nach Schloss Hof im Marchfeld an der slowakischen Grenze. Mein Chauffeur Erich brachte mich gut und zeitgerecht zu dem einst herrschaftlichen Anwesen. Auf dem Weg dorthin grüßten mich gleichsam die Bäume am Straßenrand. Unter ihnen befanden sich viele Robinien, die immer noch gerne fälschlich als Akazien bezeichnet werden. Lange schon mischen sie sich unter die Vielfalt der Baumarten unserer mitteleuropäischen Heimat, obwohl sie doch ursprünglich zur Flora der nordamerikanischen Kontinenthälfte zählten. Die Robine (Robinia pseudoacacia) gehört botanisch gesehen der Unterfamilie der Schmetterlingsblütler innerhalb der übergeordneten Familie der Hülsenfrüchtler an. Seit langem wird ihr Holz geschätzt, das sich als äußerst robust und wetterfest erweist. Dieser Baum tut sich mit trockenen Standorten sehr leicht und daher finden wir ihn überwiegend in niederschlagsarmen Regionen, zu denen eben nun auch das oben erwähnte Marchfeld zählt. Stehen die Robinien in voller Blüte, so verströmen sie einen herrlichen Duft, der wiederum wie ein Magnet auf die Bienen wirkt. Manchmal legen auch heute noch beherzte Imker weite Strecken zurück, um ihre summenden Völker nahe an einen Wald oder Hain heranzubringen, damit die fleißigen Immen die süße und wohlschmeckende Tracht einbringen. Es ist für Mensch und Tier gleichermaßen eine Freude, wenn sich die Natur öffnet, um ihre vielfältigen und zudem gesundheitsfördernden Gaben feilzubieten.

Tee aus Robinienblüten:

Aus frisch abgezupften Blüten der Robinie lässt sich ein wohlschmeckender Tee bereiten, den man im Verhältnis 1 Esslöffel voll zu 1/4 Liter kochendem Wasser anrichtet. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen und dann abseihen. Dieser Tee kann bei Blutarmut und Kopfschmerzen genauso verwendet werden wie bei Leberschwäche und Magenverstimmung.

Robinie ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Tränen wieder trocknen

Ausgerechnet mit der Zwiebel

Jedes Jahr hat seine Qualitäten. Natürlich ist dafür das Wetter, dem in jeder Beziehung das stärkste Mitspracherecht eingeräumt wird, auf jeden Fall verantwortlich. Je nach Niederschlagsmenge und Temperatur entwickeln sich Obst, Gemüse samt dem Nachwuchs der Tiere unterschiedlich gut. Ich weiß jetzt nicht, ob das auch für den Ertrag der Zwiebeln (Allium cepa) zutreffend ist. Da müsste ich schon einen Bauern fragen, der Erfahrung im Anbau derselben gesammelt hat. Oft und oft wird das vielschichtige Speicherorgan der Zwiebel in der Küche verwendet. Nur allzu gut geht damit leider auch das Phänomen einher, dass das Zerschneiden derselben unweigerlich mit einem Tränenfluss verbunden ist. Aber nur die Harten kommen durch, und verzichten will man schließlich auch nicht drauf. Immerhin handelt es sich um einen natürlichen Schutzmechanismus, den das Lauchgewächs in sich eingebaut hat, um vor Fressfeinden geschützt zu sein. Mäuse und Insekten meiden daher dieses Gemüse auch im Garten. Doch wir sind eingangs von den verschieden gearteten Jahren ausgegangen. Vor einiger Zeit ist mir aufgefallen, dass heuer schon im Mai relativ viele Wespen unterwegs waren. Mag sein, dass dies mit dem im Osten Österreichs äußerst milden und schneearmen Winter etwas zu tun hat. Es beginnt nun wieder die Saison, an dem auch die Kinder endlich barfuß herumtollen dürfen. Das ist auf jeden Fall gesund und gut. In der Wiese kann es dann jedoch zu Begegnungen kommen, die mit Sicherheit unsere Heranwachsenden zum Weinen bringen können, ohne dass eine Zwiebel im Spiel ist. Der Grund für den übergroß erfahrenen Schmerz wird schlicht und einfach ein Stich seitens einer Biene oder einer Wespe sein. Oft ist dann guter Rat teuer. Kaum jemand denkt daran, welch umgekehrte Wirkung eine Zwiebel bei Attacken durch Bienen oder Wespen aufweisen kann.

Zwiebel für Jung und Alt:

Nach einem Bienen- oder Wespenstich nimmt man eine Zwiebelscheibe bzw. eine halbierte Zwiebel und reibt damit die betroffene Stelle ein, um die Schmerzen in kurzer Zeit zu vermindern. Vorher sollte man aber den Stachel entfernen, wenn eine Biene sich durch einen Stich verteidigen wollte.

Zwiebel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Breitbandwirkung eines Krautes

Am Beispiel der Kamille

Kaum zu fassen, dass jetzt noch grippale Erkrankungen den geplanten Alltag von etlichen durcheinandergebracht haben. Wenn man aufgrund dessen dann das Bett hüten muss, bedeutet das eine Zäsur im Dahinlaufen unserer Zeit, die wir aber auch nützen können. Ein Gewächs, das uns dabei helfen kann, den heilen Organismus mehr zu schätzen, ist die Kamille. Denn
die Gesundheit ist ein hohes Gut. Nicht nur, weil sie uns hilft, frei und unbeschwert zu leben, sondern auch um des Dankes willen, dem wir dem Schöpfer schulden. Denn jeder Tag des Lebens ist ein Geschenk. Kein Geringerer als Kardinal Franz König hat es einmal sehr treffend formuliert: „Wir müssen versuchen, gesund zu leben, aus Dankbarkeit und Verantwortung unserem Schöpfer gegenüber.“ Eine milde Erinnerung an diese Haltung ist eben nun einmal das beliebte Heilkraut Kamille. Sie selbst ist sehr bescheiden und gibt alles Wertvolle weiter. Die Echte Kamille (Matricaria chamomilla) zählt zu den Korbblütlern. Gesammelt werden den Sommer über die Blüten der Pflanze. Diese enthalten ätherische Öle, die sogar antibakteriell durch das darin enthaltene Cham-Azulen wirken können. Bei Fieber und Verdauungsstörungen kann man leicht auf den Kamillentee zurückgreifen. Doch auch für die Pflege von Haar und Haut hat die Kamille ihre Inhaltsstoffe anzubieten. Selbst in der Tiermedizin lässt sich dieses populäre Kraut zur Pflege und Wundversorgung unserer Freunde und Weggefährten aus der Natur verwenden. Im Blick auf uns selbst dürfen wir uns ruhig wieder einmal Zeit nehmen, um für die Gesundheit unseres Körpers in einem verantwortungsvollen Ausmaß zu sorgen.

Der Stuhlverhärtung entgegenwirken:

Von getrockneten Kamillenblüten nimmt man 2 Teelöffel voll und überbrüht sie mit 1/4 Liter kochendem Wasser. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen und dann abseihen. In den fertigen Absud rührt man noch je einen Teelöffel Bienenhonig und einen Teelöffel Leinöl ein. Am besten 3-mal am Tag schluckweise eine Tasse dieser Mischung trinken.

Kamille ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya