Blumengruß aus Amerika

Die Phacelie stellt sich vor

Wer sich auf den Weg macht, der kann etwas erleben. Vielmehr begegnen dem reisenden und wandernden Menschen wiederum Gleichgesinnte und mobile Zeitgenossen, die man nicht getroffen und kennengelernt hätte, wäre man in den eigenen vier Wänden geblieben. Mit der langfristigen Umstellung der Landwirtschaft gibt es für botanisch Interessierte seit etlichen Jahren ebenfalls viele Herausforderungen. Bei einem Gang durch die Felder taucht daher oft die Frage auf: Was wächst denn nun auf jener Fläche wiederum Unbekanntes? So ist es mir jedenfalls ergangen, als ich das erste Mal auf die Phacelie (Phacelia tanacetifolia) traf. Ihre ohnehin etwas exotisch anmutenden Blüten erregen jedoch nicht nur die Aufmerksamkeit der Menschen, sondern durchaus auch der Bienen. Daher trägt sie die weiteren Namen Bienenweide oder Bienenfreund. Obwohl ursprünglich in Nordamerika beheimatet, schätzen unsere einheimischen Immen die Blüte der Phacelie aufgrund ihres hohen Pollen- bzw. Nektargehaltes. Im schon angesprochenen Ackerbau kommt die blauviolett blühende Pflanze ob ihres feinen Wurzelsystems als Bodenauflockerer und Gründüngung zum Einsatz. Nicht zuletzt wird die Phacelie als Futtermittel verwendet, das ebenfalls einsiliert werden kann. In der Klassifizierung der Pflanzenkunde findet sich dieses eingewanderte Gewächs unter der Familie der Raublattgewächse, zu der auch der Borretsch und der Beinwell zählen. Wenn wir heute also eine alternative Feldpflanze hervorheben, so darf uns dies ein Anstoß zum Nachdenken sein, wo und wie wir gesunde Alternativen in ein sonst dem Wohlbefinden eher abträgliches alltägliches Leben einbauen können. Es ist nie zu spät, um damit zu beginnen.

Phacelien-Honig als Beigabe:

Da und dort haben sich Imker darauf spezialisiert, um mit Hilfe ihrer beflügelten Völker einen speziellen Honig zu sammeln. Dieser so gewonnene Ertrag von den Phacelien-Feldern eignet sich sehr gut als Beigabe zu Kräutertees und hat eine stärkende Wirkung für Menschen, die sensibel auf die Änderungen des Wetters reagieren bzw. unter Migräne leiden.

ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Behütet sein

Die Kopfhaut profitiert von der Brennnessel

Dem berühmten Prediger Abraham a Sancta Clara ist einmal folgende Feststellung über die Lippen gekommen: „Es gibt Köch’, die so säuisch mit den Speisen umgehen, dass man zuweilen so viel Haar in der Suppe findet, als hätten zwei junge Bären darin gerauft.“ – Hoffentlich habe ich Ihnen damit nicht den sonntäglichen Appetit verdorben! – In der Bibel gibt es eine Bemerkung, die ganz andere Empfindungen erweckt. So lesen wir im Lukasevangelium den wohlbekannten Zuspruch des Herrn: „Bei euch aber sind selbst die Haare auf dem Haupt gezählt. Fürchtet euch nicht!“ (vgl. Lk 12,7) Natürlich soll damit zum Ausdruck gebracht werden, dass es für Menschen schier unmöglich ist, die einzelnen Haare zu nummerieren und zu registrieren. Was aber tun, wenn dieses Unterfangen dennoch in den Bereich des Möglichen kommt? Da kann unter anderem die Brennnessel samt ihrer Wurzel zu Hilfe genommen werden. Aber wiederum zurück zum – vor allem männlichen – Haupt. Es gibt verschiedene Gründe, warum die Haarpracht mit zunehmendem Alter schwindet. Gegen eine erblich bedingte Glatze ist man eher machtlos. Dennoch kann es sich als wirkungsvoll erweisen, die verschiedenen Naturmittel zum Einsatz kommen zu lassen. So wirkt sich eine sorgsame Pflege der Kopfhaut dahingehend aus, dass die darin geborgenen Haarwurzeln gestärkt und im Ausbilden der gewünschten Haare unterstützt werden. Andernfalls gilt die evidente Weisheit: Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren!

Essig mit Brennnesselwurzeln:

Man nimmt eine Menge von ca. 25 g getrockneter und zerkleinerter Wurzeln der Brennnessel (Urtica dioica) und gibt sie in 1/2 Liter Apfelessig. Beides zusammen stellt man in einem Topf auf den Herd und kocht es eine Weile auf Sparflamme. Anschließend filtrieren und abfüllen.
Täglich die Kopfhaut damit gründlich durchmassieren und zwischendurch die Fingerspitzen in den Brennnesselessig eintauchen.

ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Gott loben und gut kauen

Die Nelkenwurz verleiht guten Atem

Einen Schritt weiter gehen. Von den Lippen war gestern bereits die Rede. So beschäftigen wir uns heute mit der Mundhöhle. Das ist ein ganz besonderer Raum. Alles, was die Geschmacksnerven als köstlich empfinden, wird darin willkommen geheißen. Dennoch wird im Mund eine Weile geprüft, ob die Qualität des Genossenen auch den Erwartungen entspricht. Denken wir nur an das Verkosten der jungen Weine, das ab November wiederum anstehen wird. Ja, den Dingen auf den Grund gehen. Was hilft uns denn, jede Oberflächlichkeit ins uns zu minimieren? Da braucht es eben ein Kraut mit einer Wurzel. Ganz naheliegend ist in diesem Zusammenhang die Nelkenwurz (Geum urbanum). Sie bleibt mit ihren unterirdischen Pflanzenteilen nicht an der Oberfläche. Ihre Rhizome und Wurzeln ermöglichen ihr die Existenz auch über die jeweiligen Winterszeiten hinweg und verschaffen dem Kraut eine vegetative Verbreitung. Unsere Mundhöhle, um wiederum zur Physis zurückzukehren, ist eigentlich dafür angelegt, die aufgenommene Nahrung für den restlichen Verdauungstrakt aufzunehmen und zu zerkleinern. Doch ist dieser Ort keine Einbahnstraße. Der Atem verlässt aus der Lunge oft unseren Körper über den Mund. Nicht zuletzt wird die Sprache im Mund geformt, die gleichfalls ganz eindeutig davon Zeugnis gibt, ob unser Denken und Sinnen rein oberflächlich bleibt oder ob es in die Tiefe geht. Eines der edelsten Funktionen, die Mund und Atem zusammen mit dem Herzen bewerkstelligen, sind das Loben und das Danken. Ein Lob auf jeden Fall dem Schöpfer, der uns die Kräuter zur Seite stellt!

Wohltat für den Mund:

Von der getrockneten Wurzel der Nelkenwurz kann man kleine Stücke einige Male am Tag kauen. Das festigt das Zahnfleisch und verleiht einen guten Atem. Diese Komponenten ermöglichen uns eine größere Selbstsicherheit in unserem Auftreten.

ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Ein multifunktionaler Ort

Die Lippen formen unseren Mund

Kleinkinder legen prinzipiell auf gutes Benehmen keinen Wert. Und schon gar nicht auf hygienische Vorschriften. Die Welt will eben erfahren werden, und das möglichst direkt, frontal und spürbar. Da ist es einfach zu wenig, nur mit den Fingern all das, was einem begegnet, zu ertasten. Wozu hat man denn einen Mund? – Wir sehen hier schon, wie eminent wichtig die fleischige und muskulöse Gesichtspartie ist, die unsere Zähne schützt und verhüllt. Es sind die Lippen, die viel mehr darstellen, als nur die Öffnung, die unserer Nahrung Zugang zum Verdauungstrakt verschafft. Um wieder auf die Heranwachsenden zurückzukommen, merken wir als Menschen eben recht bald nach Geburt, dass wir mit unseren Lippen auch tasten können. Nicht zu vergessen sei in diesem Zusammenhang auch die Mimik, die ganz wesentlich von dieser äußerst kleinen Fläche unseres Gesichtes bestimmt und signalisiert wird. Und schließlich ist es unsere Sprache, die unseren Geist und die dadurch gebildeten Gedanken aus uns heraustreten lässt, indem wir mehr oder weniger zusammenhängende Sätze formulieren. Das zu Gehör Gebrachte ist immer ein Stück weit ein Teil unserer selbst. Tag für Tag versammeln sich die Chorherren meines Klosters Geras zum gemeinsamen Gotteslob. Der jeweilige Leiter des gesungenen Chorgebetes setzt der bis dorthin gehaltenen Stille eine Grenze, indem er die erste Bitte des Tages vorsingt, die da lautet: Herr, öffne meine Lippen! Ohne den sensiblen äußeren Rand unseres Mundes wäre es nur eingeschränkt möglich, der Welt zu begegnen und den Schöpfer zu bitten und zu preisen. Daher haben sie durchaus unser Augenmerk verdient.

In der Heizsaison die Lippen pflegen:

Kaltgepresstes Olivenöl hat man schnell zur Hand. Mit sauberen und gewaschenen Fingern werden damit die Lippen ab und zu befeuchtet. Gleichzeitig kann man auch einen Tropfen davon durch die Nasenlöcher aufschnupfen. Gedankenlosigkeit hingegen lässt die Lippen austrocknen und spröde werden, so dass es schädliche Keime leichter haben, unsere Lippen zu beeinträchtigen.

ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Tiefblau und wirkkräftig

Der Wacholder hat Zapfen in Beerenform

Geht man durch einen Wald, der zum großen Teil mit Nadelbäumen bestückt ist, erblickt man über kurz oder lang Zapfen, die von hoch oben auf den Boden gefallen sind. Dabei handelt es sich meist um die Samenstände der Fichten, Föhren und Lärchen. Denn auf den Tannenbäumen springen die einzelnen Zapfenschuppen bei ihrer vollen Reife auf und schleudern so die Früchte in die Luft, damit der Wind für ihre Verbreitung direkt „ab Baum“ sorgt. Trifft man in freier Natur oder im eigenen Garten aber auf einen Wacholderstrauch (Juniperus communis), so findet man darauf und darunter auf den ersten Blick grüne oder schon ausgereifte blaue Beeren. Aber die Gestalt dieser würzigen Früchte täuscht. Denn im Laufe des Heranwachsens einer so genannten Wacholderbeere verschmelzen die ursprünglichen drei Schuppen des Zapfens und umhüllen sich mit Fruchtfleisch. Das ist ein bewundernswertes Phänomen inmitten unserer europäischen Flora. Mir selber ist der Wacholder seit langem sehr sympathisch. In meinem Elternhaus steht vor dem Küchenfenster ein stattlicher Wacholderstrauch, der bereits etliche Jahre auf seinem Buckel hat. Dieser diente schon vor Jahrzehnten als Zufluchtsort für die Vögel am winterlichen Futterhäuschen, wenn zufällig wieder einmal der Sperber durch sein plötzliches Auftauchen die hungrigen gefiederten Sänger aufschreckte, um mit gutem Glück einen davon zu erhaschen. Der dichte Wacholderbusch rettete da so manchem Piepmatz das Leben. Dass man aus den Beerenzapfen des Kranewittbaums, wie der stechende Freund landläufig genannt wird, einen Schnaps gewinnen kann, ist vielen bekannt. Doch es gibt auch Alternativen dazu.

Wacholderlikör bei Magenverstimmung:

Vorerst braucht man ca. 40 Wacholderbeeren, die man zerdrückt und in eine weiße Literflasche gibt. Diese füllt man mit einem guten Obstbrand auf und stellt sie 14 Tage lang verschlossen in die Sonne am Fenster. Abseihen und 350 g Rohzucker mit ein wenig destilliertem Wasser auflösen, danach unter den Ansatz rühren. Noch 3 Monate kühl und dunkel lagern. Dann kann man bei schlechtem Magen ab und zu ein Stamperl voll genießen, um sich wieder besser zu fühlen.

ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Damit wir nicht das Gesicht verziehen

Die Brennnessel ist mehr als ein Unkraut

Ein Gesicht spricht mehr als tausend Bände! – Ja, oft genügt ein Blick in das Antlitz eines Hausgenossen oder Arbeitskollegen und wir wissen, wie wir dran sind. Natürlich kommt es auf die einzelnen Charaktere an, die ihre jeweiligen Befindlichkeiten mehr oder weniger ablesbar machen. Aber bei einem hohen Prozentsatz an Erdenbewohnern können wir die gute oder schlechte Laune ablesen. Damit wir uns hier aber nicht nur lediglich über Stimmungen unterhalten, dürfen wir ruhig bedenken, dass der Körper über das Gesicht eines Menschen Signale abschickt, die für andere Aufruf zur Hilfe und zur Sorge bedeuten kann. Äußere Einflüsse können ebenfalls ihre Wirkung zeigen. Wer versehentlich mit seinen Fingern ein Brennnesselblatt berührt, zieht eine Grimasse aufgrund des plötzlichen Schmerzempfindens, das von der uns allen wohlbekannten Pflanze ausgeht. Das ist auch der Grund, warum wir meist einen Sicherheitsabstand zu den Brennnesseln einhalten oder zumindest die Haut mit Kleidung und Handschuhen schützen, damit wir heil davonkommen. Nun, die grüne Nessel kann man jedoch ebenso dafür nützen, dass unser Gesicht frisch und froh dreinschaut. Das gilt aber nicht für den Fall einer schweren Erkrankung, sondern lediglich dann, wenn uns – aus welchen Gründen auch immer – schlicht und einfach der Schlaf fehlt. Und wer würde uns das nicht ansehen, wenn es uns einfach nicht möglich war, dem Leib in den nächtlichen Stunden durch genügend Schlaf die gebührende Erholung und Entspannung zu verschaffen?

Übermüdete Gesichtszüge lockern:

Nach einer schlaflosen Nacht nimmt man nach Möglichkeit eine Menge von 4 Esslöffeln junger Brennnessel-Spitzen (Urtica dioica) und kocht diese in 1 Liter Wasser kurz auf. Dann abseihen und die Menge einer Tasse davon schluckweise trinken. Mit dem Rest wäscht man das Gesicht und die Hände ab, nachdem der Absud eine lauwarme Temperatur erreicht hat.

ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Nicht vom Dach fallen

Die Hauswurz findet jedenfalls Halt

Sie ernten meine volle Bewunderung: sämtliche Berufstätige, die in meist schwindelnder Höhe agieren müssen! Dazu zählen Dachdecker genauso wie Zimmermeister, Spengler und ähnliche Meister ihres Faches. All diese Fertigkeiten werden einerseits benötigt und bergen gleichzeitig immer ein gewisses Risiko in sich. Es bedarf eben einer guten Ausrüstung genauso wie einer stabilen Balance, um im wahrsten Sinne des Wortes alles unter Dach und Fach zu bringen. Das Heilkraut Dach-Hauswurz hat sich ebenfalls in die Höhe vorgewagt, um anscheinend eine bessere Aussicht zu genießen. Spaß beiseite: natürlich hat sich der Mensch seit vielen Generationen die guten wasserspeichernden Funktionen der Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum) zunutze gemacht. Immerhin zählt sie zu den Dickblattgewächsen (Crassulaceae) und kann so auf einem Untergrund aus Stein oder eben aus gebrannten Dachziegeln großartig zurechtkommen. In vielen ländlichen Gegenden erkor man früher ganz einfach die halbkugelförmig aneinandergereihten Blattrosetten, die eine mehrjährige Hauswurzpflanze ausbildet, als guten Kompagnon, der auch dazu diente, um das Wetter oder gar das eine oder andere Schicksal vorherzusagen. Um nicht den Aberglauben zu fördern, möchte ich mich nicht weiter in diese Thematik vertiefen. Sollte aber jemand doch ein Pech haben und aus größerer Höhe herunterfallen, dann ist der Dickhäuter Hauswurz ebenfalls zur Stelle. Jedoch darf der Betroffene nur Prellungen von seiner jähen Reise zu Boden davongetragen haben.

Ein altes Hausmittel bei Prellungen:

Hat man sich seine Knochen etwas heftiger angestoßen und wurde vom Arzt lediglich eine Prellung festgestellt, kann man frische Hauswurz-Blätter zerhacken und auspressen. Dem daraus gewonnenen Saft fügt man so viel Schmalz hinzu, dass man eine streichbare Masse anrühren kann. Das Gemisch wird auf ein Leinenfleckchen aufgetragen und auf die schmerzende Stelle 8 Stunden lang mit einem Tuch gebunden. Danach abnehmen und mit Arnikatinktur abwaschen. Nach einigen Stunden Pause wiederholen, um eine Besserung zu bewirken.

ⓒ Foto: Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Obwohl der Sommer vorbei ist

Schau trotzdem auf deine Haut!

Wenn wir zum Arzt gehen, erwarten wir in den meisten Fällen eine möglichst präzise Diagnose. Oft ist es aber kein Kinderspiel, diese zu erstellen. Letztendlich zeigt jeder Mensch seine Symptome in einer je verschiedenen Art, so dass es schier unmöglich ist, alle über einen Kamm zu scheren. Das aus Büchern angeeignete Wissen mag hierin vielleicht eine Grundlage bieten, doch kann eine lange Praxis in der Begegnung mit den Menschen letztendlich durch nichts ersetzt werden. Ich denke da an die guten alten Landärzte, die mit hoher Präzision den Nagel auf den Kopf trafen, wenn die größeren oder kleineren Wehwehchen an sie herangetragen wurden. Jeder von uns gibt in seiner momentanen ganzheitlichen Verfassung bestimmte Signale an die Umwelt ab, die man auch selbst beobachten und reflektieren kann. Die größte Anschauungsfläche bietet dabei die Haut. Je kälter das Wetter wird, desto mehr bedecken wir den Körper mit schützender Wäsche, um nicht zu frieren. Dadurch soll aber unsere äußerste Schicht nicht ins Hintertreffen geraten. Hermann-Josef Weidinger prägte einmal einen sehr schönen Satz: „Die eigene Haut ist wie ein wertvolles Stücklein Erde, aus der jeder das Beste herauszuholen hat.“ Dieser Appell meint nicht im Geringsten, einen solariumbedingten Teint zu Markte zu tragen. Vielmehr soll der Mensch durch die Pflege der Haut auf sein eigenes Wesen aufmerksam werden und es auch annehmen. Wie schwer fällt das so vielen!? Es gilt also, tiefer zu blicken und im wahrsten Sinne des Wortes, unter die Haut zu gehen, um bei Beschwerden eine Änderung zum Positiven zu erlangen. Leib und Seele bilden eben eine Einheit, die man auch im konkreten Falle rund um die Beobachtung unserer Haut im Blickwinkel haben darf.

Indikator für Leber und Nieren:

Eine trockene Haut kann unter Umständen signalisieren, dass die Leber in ihrer Funktion beeinträchtigt ist. Das kann verschiedene ernährungsbedingte Ursachen wie z. B. einen übermäßigen Konsum von Alkohol oder Zucker haben. Zudem schlägt sich lang anhaltender Ärger ebenfalls auf dieses Entgiftungsorgan. Ängste und gestörte mitmenschliche Beziehungen können sich zudem auf die Nieren schlagen, die ja nicht unwesentlich in den Flüssigkeitshaushalt unseres Körpers eingebunden sind.

ⓒ Foto: Thomas M. Laimgruber

Ein warmes Bad, wenn die Nebel fallen

Wohltat mit dem Zinnkraut

Wellness ist in aller Munde. Tu dir was Gutes und kurble dabei möglicherweise die Wirtschaft an! Es ist schon gut und recht, wenn mit großem Aufwand das eine oder andere Kurzentrum errichtet wird, um einerseits vielen die gute Wirkung einer Thermalquelle zugänglich zu machen und andererseits den Tourismus damit zu beleben. Heute am Sonntag mag durchaus ein Tag dafür sein, um sich eine so gestaltete Wohltat zu gönnen. Um aber die Gesundheit des Körpers und im speziellen der Haut regelmäßig zu stärken, kann man sich auch in den eigenen vier Wänden darum bemühen, sich fit zu halten. Jetzt im Herbst sind die Heilkräuter bereits geerntet und getrocknet worden. Vielleicht gibt es ja in der naturheilkundlichen Kammer zufällig auch den Acker-Schachtelhalm gelagert. Aufgrund seiner Verwendung als Putzhilfe für Zinngeschirr wird dieses Heilkraut in vielen Gegenden unserer Heimat als Zinnkraut bezeichnet. Die reinigende Kraft verdankt der Acker-Schachtelhalm vor allem dem hohen Gehalt an Kieselsäure, der sich ebenso für die Aktivierung unserer Haut eignet. Ja, wer sich etwas Gutes tun möchte, darf ruhig auch zu Hause für eine Lebenskultur sorgen, die einige Zeit für Anwendungen freilässt, die Nutzen und Genuss vereinen. Oft braucht es dazu nicht viel. Und eine bereits vorhandene Badewanne ist bereits der halbe Eintrittspreis in die Wellness-Zone der eigenen Wohnung. Mit ein bisschen Phantasie und Geduld lässt sich gerade am Feierabend oder am Wochenende (obwohl für mich als Christ der Sonntag als erster Tag der Woche bereits zu deren Beginn zählt) eine entspannende Zeit gestalten.

Badezusatz Zinnkraut:

Vom getrockneten Zinnkraut (Equisetum arvense) werden 150 g in 2 Liter kaltem Wasser für eine Dauer von 3 Stunden angesetzt. Danach 20 Minuten lang aufkochen, abseihen und den Rückstand auspressen. Den Teeabsud dem warmen Badewasser hinzufügen und 1/4 Stunde in der Wanne bleiben. Nach dem Bad empfiehlt es sich, die Haut mit einem guten Öl einzureiben, da das Zinnkraut einen austrocknenden Effekt besitzt. Vor allem dann, wenn die Haut Kieselsäure benötigt, kann man diese Anwendung in größeren Zeitabständen durchführen.

ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Verschieden dicke Haut der Menschen

Der Quendel stärkt die Nerven darunter

Die jeweils subjektive Wahrnehmung ist und bleibt nun einmal subjektiv. Nichts desto trotz ist die eigene Empfindung eminent wichtig. Die ganze eigene Persönlichkeit und Charakterform kommt darin zum Ausdruck. Je nach Typ unterscheidet sich dabei auch das Maß an Sensibilität und Belastbarkeit. Um das Nachsinnen über das jeweilige Wesen von so vielen Mitmenschen einschließlich meiner selbst zu vereinfachen, können wir zwei Gruppen festlegen, zu denen wir mehr oder weniger zählen: die Dünnhäuter und die Dickhäuter. Mit diesen beiden Begriffen ist aber keineswegs die quantitative Stärke und Festigkeit der Oberhaut gemeint, sondern vielmehr das Nervengerüst darunter. Gehen wir auf die Suche nach einem Kraut, das unsere Nerven stärkt, landen wir über kurz oder lang beim Feldthymian, der vielfach auch als Quendel bezeichnet wird. Die Heilwirkung dieses herrlich duftenden Gewächses aus der Familie der Lippenblütler wird durch seinen reichen Gehalt an ätherischen Ölen bestimmt. Der sonnenliebende und kleinwüchsige wilde Thymian hat auswurffördernde, magen- und nervenstärkende Eigenschaften. Lunge, Magen und Darm sind die Organe, die bei psychosomatischen Störungen am ehesten einen Indikator für eine Schieflage unserer Verfasstheit abgeben. Daher haben sie durchaus einen wesentlichen Einfluss auf unsere Nerven, die wiederum ihrerseits von einer guten Versorgung durch die primären Verdauungs- und Atmungsorgane abhängen. Bei einem Ungleichgewicht in dieser Hinsicht kann der Quendel wahrlich helfend zur Seite stehen und uns als sensibler Freund aus dem Pflanzenreich erneut auf die Sprünge helfen. Er selber wächst ja eher dicht am Boden und macht nicht viel Aufsehen um seine Gestalt. Dafür besitzt er eine warme und wärmende Ausstrahlung, die den Nerven in jeder Lage gut tut.

Quendeltee als Tagesrahmen:

Vom frischen oder getrockneten Quendelkraut nimmt man 2 Teelöffel voll, um sie mit 1/4 Liter kochendem Wasser aufzugießen. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen und dann abseihen. Mit ein wenig Honig süßen und am Morgen und am Abend je ein Häferl voll trinken. Das stärkt die Nerven und mehrt die Lebensenergie.

ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya