Auf Pflanzenpirsch gehen

Bei der Brombeere mit Erfolg gekrönt

Ganz früh aufstehen ist nicht jedermanns Sache. Ehrlich gesagt, genieße ich auch die seltenen Gelegenheiten, einmal länger ausschlafen zu können. Im Großen und Ganzen ist aber meine biologische Uhr so eingestellt, dass mir das Aufstehen gerade in der Sommerszeit nicht schwer fällt. Waidmänner und -frauen wissen sehr wohl, dass man oft schon im Morgengrauen im Revier sein muss, um einen guten Anblick zu haben. Gehen jene aber noch in der Dunkelheit durch den Wald, kann es ganz leicht passieren, dass die stacheligen Brombeerranken das Weiterkommen ziemlich erschweren. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, sich jenem Problem zu stellen: entweder man schimpft über diese Hindernisse oder man bedenkt, dass auch sie zur Vielfalt der Schöpfung einfach dazugehören und ihre Funktion erfüllen. Immerhin bieten sie so manchen kleineren und größeren Waldbewohnern Schutz und Unterschlupf. Heute möchte ich einmal einladen, in die Forste auf Pflanzenpirsch zu gehen. Wenn auch die Morgenzeit dafür ideal zu sein scheint, so kann man ruhig ebenso untertags die kaum erkundeten Routen durch die Wildnis beschreiten. Ziel dieser Expedition sind die Kräuter und Sträucher, die auch ohne Gewehre erobert werden können. Dabei kann es vorkommen, dass man „vor lauter Kräutern die Pflanzen nicht sieht“, um eine häufige Redewendung hier im Hinblick auf die kleineren Gewächse zu entlehnen. Wer womöglich dann noch über die am Boden wachsenden Brombeeren stolpert, der wird buchstäblich mit der Nase auf etwas unerkannt Wertvolles gestoßen. Denn im Normalfall hält man erst im Herbst an ihren Trieben nach den reifen Früchten Ausschau, die ebenfalls nicht zu verachten sind.

Tee aus Brombeerblättern:

Frisch geerntete Blätter von Brombeerranken werden ohne ihre Stängel an einer zugigen Stelle getrocknet. Bevor man einen Tee aufgießt, sollte man die trockene Ware erst zerschneiden. 2 Teelöffel voll davon mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergießen und 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Dann abseihen und trinken. Dieser Trank bewährt sich aufgrund seiner zusammenziehenden und keimtötenden Wirkung besonders bei Durchfall oder geschwächtem Immunsystem.

Brombeere ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Erfrischung und Reinigung

Das Tausendguldenkraut macht’s möglich

Bald kommt wieder die Zeit, in der man den Alltag wenigstens für ein paar Tage hinter sich lassen kann. Es tut auf jeden Fall gut, einen Tapetenwechsel durchzuführen und womöglich innerhalb unserer Bundesgrenzen den Urlaub zu verbringen. Von Glück kann man dann ganz besonders reden, wenn jemand beim Schlendern durch einen lichten Wald auf das seltene Tausendguldenkraut (Centaurium erythraea) trifft. In seiner anmutigen und schlanken Gestalt weist es kaum darauf hin, dass es mit den verschiedenen Enzianen verwandt ist. Ich bin ihm schon begegnet, schätze mich deshalb glücklich und weiß mich ganz besonders beschenkt. Im schnellen Vorübergehen hätte ich es niemals entdeckt. Daher halte ich inne und bin einfach nur da. Aber gerade dann, wenn ich mich ausraste und zur Ruhe komme, melden sich die Bedürfnisse, die womöglich im Gedränge der Termine zu kurz kommen. Wie viele von uns müssen einfach nur funktionieren und leisten, so dass z. B. der nötige Schlaf vernachlässigt wird. Obwohl die eigene Haut sauber und rein gehalten wird, kann es vorkommen, dass die Art der Mahlzeiten eine Verunreinigung der Haut durch einen erhöhten Fettgehalt derselben zur Folge hat. Drum ist es von Zeit zu Zeit gut, auf sich selbst zu schauen und dem Körper etwas Gutes zu tun. Nach der Bewegung in der frischen Luft kann ein Bad in der Wanne die ideale Ergänzung zum selbst erstellten Wellness-Programm darstellen. Das Tausendguldenkraut ist besonders dafür geeignet, um in diesem Ansinnen unterstützend zu wirken.

Bitterer Badezusatz:

Trinkt man Tee, der mit Tausendguldenkraut gemacht wird, so zieht es einem womöglich den Gaumen zusammen. Auf der Haut stellt die Bitternis aber kein Problem dar. Daher nimmt man 5 Esslöffel voll getrocknetes, zerkleinertes Kraut (aus der Apotheke, denn diese Pflanze steht unter Naturschutz!) und setzt es in 1 Liter kaltem Wasser 12 Stunden lang an. Danach abseihen und dem Badewasser beifügen. Das hilft bei Übermüdung und unreiner Haut.

Tausendguldenkraut ⓒ Foto: Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger O.Praem., Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Nicht jedes Korn ist ein Getreide

Ein Beispiel liefert uns der Buchweizen

Jedes blinde Huhn findet mal ein Korn! – Ja, man muss oft Glück haben, um bei einem Rätsel oder einem Quiz die richtigen Antworten rechtzeitig parat zu haben. In der Botanik tun sich dem Anfänger auch oft viele Fragen auf, denn auf eine Artbezeichnung allein sollte man sich nicht verlassen. Hört man also den Namen Buchweizen, denkt man unwillkürlich an ein Korn. Diese Pflanze ist aber ein Knöterichgewächs und hat dadurch verwandtschaftliche Beziehungen zu Rhabarber und zu Sauerampfer. Der Buchweizen (Fagopyrum esculentum) wuchs ursprünglich im östlichen Asien und kam schon im Mittelalter nach Europa. Er ist äußerst anspruchslos und genügsam und gedeiht auch auf sandigen Heideböden. Als Früchte trägt die einjährige Pflanze 4 bis 6 mm lange Nüsschen, die in ihrer Gestalt an Bucheckern erinnern. Diese sind reich an pflanzlichen Eiweiß- und Fettstoffen. Zudem ist der Gehalt an Phosphor, Kalzium, Eisen und Kupfer sowie an Vitaminen überdurchschnittlich hoch. Buchweizen ist glutenfrei und daher gut verträglich für Menschen, die an Zöliakie leiden.
Wer einen sensiblen und empfindlichen Magen hat, kann das Pseudogetreide unbedenklich in seinen Diätplan aufnehmen. Es ist wunderbar, wenn man merkt, dass die Speisekammer der Natur für alle etwas zu bieten hat. Gewiss besitzen die Samenkörner des Buchweizens einen eigenen Geschmack, der nicht jedermanns Sache ist. Aber es gilt hier ebenfalls die alte Weisheit, die da meint: Einem jeden recht getan, ist eine Kunst die niemand kann.

Hohen Blutdruck und Arterienverkalkung mindern:

Je höher das Lebensalter desto mehr sind ein erhöhter Blutdruck und die Verkalkung der Arterien ernstzunehmende Risikofaktoren. In diesem Fall sollten Buchweizengerichte eine immer wiederkehrende Alternative zu Speisen wie Eier, Käse, Hülsenfrüchte und vor allem Fleisch sein. Hinzu kommt noch, dass man dabei so viel als möglich auf Salz und Essig verzichten sollte. Rohsalate sind durchaus zu empfehlen, solange sie mit Zitrone oder Molke und Pflanzenöl angerichtet werden.

Buchweizen ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Den Mantel ausbreiten

Überall dort, wo etwas heilen soll

Unter den katholischen Marienliedern gibt es einen Gesang, der gut zur Heilpflanze passt, die wir heute ganz besonders in den Blick nehmen dürfen: den Frauenmantel (Alchemilla vulgaris). Der Gesang zu Ehren der Gottesmutter beginnt mit folgenden Worten: „Maria, breit’ den Mantel aus, mach Schirm und Schild für uns daraus!“ Ich denke, dieses Lied ist all jenen, die eine Maiandacht besucht haben, nicht unbekannt. In der christlichen Ikonographie gibt es unter den verschiedenartigen Darstellungen den Typus der so genannten Schutzmantelmadonna. Dabei sind unter dem ausgebreiteten Umhang der Gottesmutter jeweils schutzbedürftige Leute aus allen Gesellschaftsschichten auszumachen. Die Gestalt der Blätter des Frauenmantels wiederum erinnern frappant an einen aufgefalteten Mantel. Daher ist es naheliegend, die Schutzfunktion, die in dem erwähnten Kleidungsstück zum Ausdruck kommt, auch auf die Heilpflanze aus der Familie der Rosengewächse zu übertragen. Hinter dieser augenscheinlichen Ähnlichkeit verbirgt sich in der Tat ein wahrer Kern. Die Erfahrungen der Naturheilkunde können dies bestätigen. Natürlich sind die Pflanzenteile des Frauenmantels viel zu klein, so dass ein Mensch sich darunter wie in ein Zelt flüchten könnte. Aber oft gibt es kleinräumige Zonen auf unserer Hautoberfläche, die sehr wohl der Therapie bedürfen und diese eben durch den grünen Freund von der Wiese finden können. Vergessen wir nicht unsere Zeit als Kinder. Bei jedem Wehwehchen war es vor allem wichtig, dass jemand – im Idealfall die Mutter – für uns anwesend war. Im Frauenmantel finden wir einen guten Helfer für die Verletzungen der Haut, der uns zudem animiert, den Mitmenschen zu helfen, ihre seelischen Wunden zu verarbeiten.

Heilendes Pflaster:

Frische Frauenmantelblätter kann man sammeln und sorgfältig reinigen. Mit einem Nudelwalker zerquetschen und dann auf die Stelle der Haut auflegen, die der Heilung bedarf. Das ist auf jeden Fall bei Wunden, Stichen und Schnitten der Fall. In Berggegenden wächst der Silbermantel, der ebenfalls für diese Art der Anwendung gut geeignet ist.

Frauenmantel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Der Krampf mit dem Krampf

Thymian hilft vorbeugen

Es gibt nichts Erholsameres als einen ausgiebigen tiefen Schlaf. Der Körper kann sich dabei regenerieren, und was im Kopf vom Rest des Tages noch herumschwirrt, das wird durch Träume entladen, die wir oft gar nicht wahrnehmen oder manchmal überhaupt nicht im Gedächtnis behalten. Traumhaft gut hingegen duftet der Gartenthymian, der an einem sonnigen Platz das herrliche Aroma verbreitet. Vielleicht kann man sich ja in einer freien Stunde einen Sessel nehmen und in seiner Nähe den Sommer genießen. Ein Nickerchen darf dann ruhig auch dabei abfallen. Das Ausrasten im Bett während der Nachtstunden hat leider Gottes bei vielen von uns eine Kehrseite: gar heftige Träume können die Zeit zur Qual werden lassen. Wer kennt das nicht, wenn man schweißgebadet aufwacht und sich in seiner Haut ganz unwohl fühlt? Und dann kommen die schmerzvollen Wadenkrämpfe noch als eine Draufgabe dazu. Ziehen sich die Muskel in einer von uns keinesfalls gewünschten Intensität zusammen, dann heißt es ausharren, bis alles wieder vorbei ist. Schmerz, lass nach! – ist das einzige, was wir dabei am liebsten in die Nacht brüllen würden. Nun, Singles ist das ja durchaus möglich, sofern die Wände zum Nachbarn schalldicht sind ;-) . Einen guten Beistand kann der Thymian in all diesen Horrorszenarien bieten. Und es wird niemand eifersüchtig, wenn Sie sich mit diesem durchaus schmucken Lippenblütler das Bett teilen. Entspannung tut auf jeden Fall not. Also warum sollte man nicht auf die ohnehin in der grünen Natur vorhandenen Ressourcen zurückgreifen, die in unserem Körper und unserer Seele wiederum das gewünschte Gleichgewicht austarieren können?

Kräuterkissen mit Thymian:

Das blühende Thymiankraut kann bei Sonnenschein geerntet und im Schatten behutsam getrocknet werden. Es eignet sich zum Füllen eines Kräuterkissens, das man etliche Wochen lang ins Bett legen kann, um durch dessen Aroma die Nerven zu stärken und eine Vorbeugemaßnahme gegen die lästigen Wadenkrämpfe zu ergreifen. Tagsüber sollten die Kissen am besten in einen luftdichten Behälter gegeben werden, damit sich die ätherischen Öle nicht vorzeitig verflüchtigen.

Thymian ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Hilfe im Zweierpack

Was Wegwarte und Petersilie verbindet

Es gibt Zeitgenossen, die bringen viel allein zustande. Oft sind sie wahre Genies. Ich kann über die vielfältigen Tätigkeiten nur staunen, die Talentierte gekonnt und professionell durchführen. Auf keinen Fall möchte ich die anderen übersehen: die Teamplayer. Das aufeinander Abgestimmt-Sein ist auch eine Gnade. Auf den ersten Blick haben Wegwarte und Petersilie nichts miteinander zu tun. Der Erstere (Cichorium intybus) ist ein Korbblütler und beginnt nun bereits mit seinen himmelblauen Blüten auf sich aufmerksam zu machen. Die Petersilie (Petroselinum sativum) wiederum gehört der Familie der Doldenblütler an und kommt rund um das Mittelmeer wildwachsend vor. Beide Pflanzen sind für sich betrachtet ganz wertvolle Mitarbeiter an unserer Gesundheit und unserem Appetit. Schon lediglich beim Gedanken an Petersilerdäpfel läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Und all jene, die mich bereits ein wenig besser kennen, wissen um meine Sympathie, die ich der Wegwarte gegenüber hege. Sie unterstützt von der Haut bis zum Magen fast alles in meinem Organismus. Gleichzeitig ist ihr Sinnbild eine wahre Hilfe zur psychischen Bewältigung des oft so harten und strapaziösen Alltags. Beim Blick auf Heilkräuter dürfen wir aber ruhig unseren Horizont ein wenig weiter abstecken, um deren Zusammenspiel nicht zu gering einzuschätzen. Auf geheimnisvolle und wunderbare Weise ist so vieles miteinander verbunden und aufeinander zugeordnet. In den vielen Teemischungen kommt diese Tatsache zudem ganz wirkkräftig zum Tragen. Wer das bedenkt, der kann sich auch als Mensch ein gutes Stück davon abschneiden. Separatisten gibt es im Großen und im Kleinen ohnehin genug. Die Natur zeigt uns, wie es auch anders geht. Wegwarte und Petersilie sind ein gutes Beispiel dafür.

Hilfe bei Harnverhalten:

Frische Blätter von Wegwarte und Petersilie werden zu gleichen Teilen sehr klein geschnitten. Aus dem Gemisch bereitet man sich einen Tee im Heißaufguss zu und trinkt ihn den Tag über schluckweise. Diese Anwendung ist von harntreibender und blutreinigender Wirkung.

Wegwarte & Petersilie ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Am liebsten würde man zugreifen

Warum nicht gleich beim Eibisch?

Ich weiß leider nicht, wie es Ihnen mit Salat geht? Im Kloster sitzen neben mir die Mitbrüder mit den verschiedensten Geschmäckern und Vorlieben am Tisch. Auch beim Salat scheiden sich die Geister. Für ganz wenige ist er fast zu gesund, um verkostet zu werden. Mir bereitet es jedoch immer eine große Gaumenfreude, wenn ich an einem reichhaltigen Salatbuffet so richtig „reinhauen“ darf. Die bereitgestellten Öle samt Essigsorten runden dann diesen Genuss erst so richtig ab. Hat jemand im Garten den Echten Eibisch (Althaea officinalis) stehen, so denkt er oder sie wohl kaum an Salat. Vielleicht steht das Malvengewächs ja nur dazu da, um ein gewisses Maß an blühendem Schmuck in die grüne Oase einzubringen. Oder man hat es auf die Wurzel abgesehen, die am besten im kommenden Herbst geerntet und getrocknet wird. Der Salat hat heute dieses Kapitel eröffnet, weil ich darauf hinweisen möchte, dass natürlich auch die Heilkräuter auf den eigenen Beeten oder in der freien Natur ganz frisch verarbeitet werden dürfen. Das gilt aber nicht nur für die herkömmlichen Küchengewürze, die buchstäblich in aller Munde sind. In gleicher Weise sind auch andere Pflanzen bzw. deren Triebe, Blüten und Blätter durchaus geeignet, um ganz frisch gepflückt zur gesundheitlichen Vorsorge herangezogen zu werden. Ja, und der Eibisch fällt ebenfalls unter diese Kategorie. Menschen, die in der Stadt leben, merken bei einem Aufenthalt am Land, dass die Luft dort viel frischer und unverbrauchter das Atmen erfreut. Ebenso kann die frisch geerntete Kräuterware die Lebensqualität um einiges steigern. Wenn also jemand Lust hat, ganz frisch auf die Kräuter zurückzugreifen, dann steht z. B. der Eibisch dafür zur Verfügung.

Kräutertee aus der Eibischpflanze:

Den Sommer über kann man die Blüten und Blätter des Eibischs frisch ernten und fein schneiden. Von diesem Gemisch nimmt man dann 2 Teelöffel voll und setzt sie über Nacht in 1/4 Liter kaltem Wasser an. Am Morgen dann abseihen und leicht erwärmen. Dieser richtig zubereitete Eibischtee ist sehr hilfreich bei Bronchitis und Bronchialasthma. Eibischtee soll nie im Heißaufguss zubereitet werden.

Eibisch ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Gute Stimmung unterstützen

Mit dem Ysop kann es gelingen

Wie geht es Dir? – diese Frage eröffnet so manchen Dialog, wenn man sich zufällig mit lieben Menschen auf der Straße trifft. Die Antwort darf heute jeder für sich selbst formulieren und in Worte fassen. Schließlich lebt niemand von uns ganz isoliert auf dieser Erde, so dass einem alles rundherum egal sein könnte. Es sind oft äußere Faktoren, die mein Wohlbefinden steigern oder schlechteren Falles minimieren. Der Ysop ist auch auf das Vorhandensein der Sonne ausgerichtet. Fehlt sie, dann fühlt er sich gar nicht wohl. Als Pflanzenkind aus südeuropäischen Breiten kann er mit Trockenheit und Hitze ganz gut umgehen. Und dazu gehört nun einmal ein hohes Maß an Sonnenschein. Schmal und hoch streben sie Ysopsprosse empor. Sie sind dicht besetzt mit feinlanzettlichen Blättern. Am oberen Ende werden die Triebe von einer Scheinähre bekrönt, deren bläuliche oder auch rotviolette Blüten sich nach einer Seite hin lehnen. Der Ysop hat eine durchwärmende Wirkung. Gewiss kann es sein, dass sich unser Bedürfnis nach Wärme angesichts der gegenwärtigen Außentemperaturen in Grenzen hält. Dennoch kommt es gerade bei Hitze häufig vor, dass unser Gemüt einen Durchhänger hat und auf eine sanfte Weise wiederum aufgepäppelt werden möchte. Na ja, wenn da schon im Garten ein Kraut wächst, das mit der Sonne gut umgehen kann, warum sollte man sich dann nicht seiner bedienen? Bald beginnt der Ysop voll zu blühen. Damit sollte man auch darangehen, diesen zu ernten und zu trocknen, damit für den Rest des Jahres stets auf ihn zurückgegriffen werden kann.

Ysop-Teekur für das Wohlbefinden:

Getrocknetes blühendes Ysopkraut in einem Verhältnis von 2 Teelöffeln mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergießen und 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Danach abseihen. 3 Wochen hindurch jeweils eine Tasse morgens nüchtern und die zweite am Abend vor dem Schlafengehen trinken. Eine Woche lang aussetzen und bei Bedarf wiederholen. Das erhellt das Gemüt und „streichelt“ die Verdauung.

Ysop ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Sommerfigur anstreben

Efeu wirkt gewebestraffend

Eine Gestalt annehmen, diesen Begriff kennen wir als Redewendung. So trifft das dann etwa zu, wenn sich ein angestrebtes Ideal asymptotisch der Realität annähert. Oder eine Person verkörpert eine Tugend. Im Hinblick auf den Sommer geht es vielen aber nicht so sehr um ein bewundernswertes Leben, sondern vielmehr um eine Figur, die sich womöglich auch ohne allzu viel Kleiderhüllen sehen lassen kann. Der Efeu ist eine Kletterpflanze, die ebenfalls für ein gutes Aussehen sorgt. Alte und hässliche Mauern, vermodernde Baumstrünke und so mancher Felsen sind für den Efeu beileibe kein Hindernis, um daran emporzuwachsen. Manchmal nimmt aber der behände Ranker derart überhand, dass man ihm durch Zurückschneiden Einhalt gebieten muss. Dann ist es nur recht und gut, die abfallenden Triebe des Efeus zu verwerten. Setzt man z. B. seine grünen Blätter in Alkohol an, entsteht daraus ein Hautwasser, das unsere äußerste Schicht strafft und stärkt. In der Folge ist es ratsam, mit einer Efeusalbe nachzuarbeiten, weil sie die eben erwähnte Wirkung noch verstärkt. Mit einem Massagehandschuh oder einer Massagebürste kann man sich selbst oder im Idealfall den anderen gleichzeitig eine Wohltat der Zuwendung angedeihen lassen. Ja, und wenn man schon vorhat, an seinem Äußeren etwas zu ändern, dann sollte der Freund Topinambur ein Wörtchen mitzureden haben, da ein Auszug aus seiner Knolle die Entschlackung und Entgiftung des Körpers fördert. Die äußerliche Anwendung des Efeus ist unbedenklich, auch wenn seine Pflanzenteile leicht giftig sind. Von einer inneren Anwendung sollte man aber Abstand nehmen.

Damit sich die Haut sehen lassen kann

Zu Beginn der Urlaubssaison ist es noch nicht zu spät: im Dreierpack können über drei Wochen lang das Efeu-Hautwasser, die Efeu-Salbe und der Topinambur-Auszug angewendet werden, um auf eine sanfte und nicht minder wirkungsvolle Weise die Sommerfigur Gestalt annehmen zu lassen. Es versteht sich von selbst, dass eine gewisse Disziplin beim Essen und Trinken sowie Bewegung dieses Ansinnen vorantreibt. In Karlstein an der Thaya ist alles bereits griffbereit zu haben: Topinambur-Auszug 300 ml, Efeu-Hautwasser 100 ml + Efeu-Salbe 100 g (anstatt € 29,10 nur € 24,90). Infos und Bestellung unter beratung@kraeuterpfarrer.at oder 02844/70 70 DW 11.

Efeu ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Die Rosen und ihre Verwandtschaft

Der Odermennig tritt vor den Vorhang

Der Duft eines blühenden Rosenstrauches ist etwas Herrliches! Bildlich gesprochen kann man gerade jetzt eine Dusche darin nehmen, indem man einfach direkt vor den offenen Blüten stehen bleibt und kräftig einatmet. Zur botanischen Familie der Rosengewächse zählen aber auch bescheidenere Arten, die mit einem derartigen Aroma nicht aufwarten können, dafür jedoch andere Qualitäten besitzen. So ist z. B. der Odermennig (Agrimonia eupatoria) einer davon. Er liebt die Sonne und vor allem trockene Böden, die er an den Wegrändern im lichten Wald und zwischen den Feldern vorfindet. Der Odermennig ist eine ausdauernde Pflanze und kann bis zu einem Meter hoch werden. Charakteristisch ist seine schlanke Gestalt, an deren oberen Trieben sich die gelben Blütentrauben bilden, die zwischen Juni und September von unten nach oben aufblühen. In der Naturheilkunde besitzt der Odermennig eine lange Tradition. Der Bogen reicht vom alten Griechenland über den Reichenauer Abt Walahfrid Strabo bis hin zur heiligen Hildegard von Bingen, die diese Heilpflanze als gutes Mittel bei Magenbeschwerden und Hautkrankheiten einzusetzen weiß. Durch seine Inhaltsstoffe wirkt der Odermennig wundheilend, schmerzlindernd und leberstärkend. Dieses Kraut kann vor allem Menschen empfohlen werden, deren Verdauung schleppend vor sich geht und die wie auch immer geartete Eindrücke lange bei sich behalten und schlecht verarbeiten können. Bis in den August hinein kann die ganze Odermennigpflanze gesammelt und an einem luftigen und schattigen Ort getrocknet werden. Mit den eingangs erwähnten Rosenstöcken hat der Odermennig eines gemeinsam: durch seine heilenden Kräfte schenkt er den Menschen Freude!

Odermennig bei Hämorrhoiden:

Vom getrockneten Kraut des Odermennigs bereitet man sich einen Tee im Heißaufguss-Verfahren zu. Damit tränkt man abends vor dem Schlafengehen eine Einlage, die man die Nacht über auf die Afteröffnung legt. Am Morgen wiederum entfernen und den Bereich mit Johanniskrautöl nachbehandeln.

Odermennig ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya