Die Rosen und ihre Verwandtschaft

21. Juni 2014

Der Odermennig tritt vor den Vorhang

Der Duft eines blühenden Rosenstrauches ist etwas Herrliches! Bildlich gesprochen kann man gerade jetzt eine Dusche darin nehmen, indem man einfach direkt vor den offenen Blüten stehen bleibt und kräftig einatmet. Zur botanischen Familie der Rosengewächse zählen aber auch bescheidenere Arten, die mit einem derartigen Aroma nicht aufwarten können, dafür jedoch andere Qualitäten besitzen. So ist z. B. der Odermennig (Agrimonia eupatoria) einer davon. Er liebt die Sonne und vor allem trockene Böden, die er an den Wegrändern im lichten Wald und zwischen den Feldern vorfindet. Der Odermennig ist eine ausdauernde Pflanze und kann bis zu einem Meter hoch werden. Charakteristisch ist seine schlanke Gestalt, an deren oberen Trieben sich die gelben Blütentrauben bilden, die zwischen Juni und September von unten nach oben aufblühen. In der Naturheilkunde besitzt der Odermennig eine lange Tradition. Der Bogen reicht vom alten Griechenland über den Reichenauer Abt Walahfrid Strabo bis hin zur heiligen Hildegard von Bingen, die diese Heilpflanze als gutes Mittel bei Magenbeschwerden und Hautkrankheiten einzusetzen weiß. Durch seine Inhaltsstoffe wirkt der Odermennig wundheilend, schmerzlindernd und leberstärkend. Dieses Kraut kann vor allem Menschen empfohlen werden, deren Verdauung schleppend vor sich geht und die wie auch immer geartete Eindrücke lange bei sich behalten und schlecht verarbeiten können. Bis in den August hinein kann die ganze Odermennigpflanze gesammelt und an einem luftigen und schattigen Ort getrocknet werden. Mit den eingangs erwähnten Rosenstöcken hat der Odermennig eines gemeinsam: durch seine heilenden Kräfte schenkt er den Menschen Freude!

Odermennig bei Hämorrhoiden:

Vom getrockneten Kraut des Odermennigs bereitet man sich einen Tee im Heißaufguss-Verfahren zu. Damit tränkt man abends vor dem Schlafengehen eine Einlage, die man die Nacht über auf die Afteröffnung legt. Am Morgen wiederum entfernen und den Bereich mit Johanniskrautöl nachbehandeln. Odermennig ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya