Verborgene Schätze heben

Dort, wo im Vorjahr die Klette stand

Bei einem Frühlingsspaziergang kann es vorkommen, dass man eventuell noch auf eine dürre Klette stößt. Die Samenstände sind nun schon weniger gefährlich, denn sie bleiben kaum mehr am Gewand hängen, auch wenn unsere Begleitung aus Spaß diese nach uns wirft. Vor etlichen Wochen war dieser Sachverhalt noch ganz anders. Ein neutraler Blick auf jenes Heilkraut lohnt sich allemal. Die Große Klette (Arctium lappa) ist fast überall heimisch. Mit dem Boden hat sie kaum Schwierigkeiten, denn sie wächst auch auf Brachland, an Bahndämmen, Zäunen und Feldrainen. Im ersten Jahr treibt aus der dicken Wurzel nur eine Rosette aus großen, herzförmigen Blättern. Im Jahr darauf erst entwickelt sich der lange, verästelte Stängel, auf dem dann die schönen purpurvioletten Blüten sitzen.
Von diesem vermeintlichen Unkraut lassen sich die Wurzel, die Blätter, das Kraut und die Früchte ernten und zu Heilzwecken verwerten. Unsere Vorfahren haben den Heilwert dieser pflanzlichen Randerscheinung noch gekannt und geschätzt. Sie kann der Haut, der Galle und dem Blut ihre Dienste anbieten. Jetzt im Frühling dürfen wir ruhig schon einmal in die Erde hineingraben, um so manch verborgenen Schatz daraus zu heben. Die Klettenwurzeln sind ab dem zweiten Wuchsjahr auf jeden Fall reif für diese Art der Ernte. Die Präparate aus dieser Droge begünstigen den Stoffwechsel und wirken heilend bei vielen Arten von Hautausschlägen.

Klettenwurzel-Tee richtig zubereitet:

Von der getrockneten und zerkleinerten Wurzel der Großen Klette nimmt man die Menge von 1 Esslöffel und setzt diese in 1/4 Liter kaltem Wasser ca. 7 Stunden lang an. Dann gut anwärmen, ohne das Wasser zum Kochen zu bringen, 15 Minuten ziehen lassen und abseihen. Tagsüber soll man 2 bis 3 Schalen davon schluckweise trinken. Der Tee kann aber auch äußerlich für Waschungen, Spülungen und Umschläge verwendet werden.

Klette mit Wurzel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Die Ruhephase ist vorbei

Mutter Natur lädt zum Unterricht

Unsere verschiedenen Landschaften werden in ihrem äußeren Erscheinungsbild eindeutig von den Jahreszeiten geprägt. Selbst in urbanen Siedlungsgebieten machen die Laubgewächse darauf aufmerksam, ob es Herbst oder Frühling ist. In den vergangenen Monaten war womöglich unser Leben auf die geschlossenen vier Wände unserer Wohn- und Arbeitswelt beschränkt. Mit dem beginnenden Frühjahr ist es aber höchste Zeit, daran zu denken, wiederum das Augenmerk für die Wunder der Schöpfung nach draußen zu verlegen. Bald gibt es also keine Ausreden mehr, um vom Unterricht, den die Mutter Natur uns anbietet, fernzubleiben. Je nach Witterung und Temperatur beginnt das Crescendo des pflanzlichen Wachstums eher verhalten oder gleich mit vollem Orchester. Aus den Erfahrungen der meteorologischen Veränderungen in den letzten Jahrzehnten dürfen wir eher von Letzterem ausgehen. Nach dem Motto „Carpe diem!“ (wörtl. übers.: Pflücke den Tag) heißt es nun parat zu stehen, wenn die ersten Triebe den winterfeuchten Boden durchbrechen oder die vielen Knospen aufspringen, um Blüten und Blättern die Freiheit der Entfaltung zu gewähren. Immerhin ist es das Schönste, „life“ dabei zu sein, während die vielen Pflanzen ihre Kräfte in sinnlich wahrnehmbarer Form freisetzen. Die Präsenz von manchen Kräutern ist oft sehr begrenzt, so dass es dann schwierig ist, versäumte Lektionen im Unterrichtsraum des Gartens oder der freien Wildnis nachzuholen. Die Hoffnung bleibt natürlich bestehen, dass sich das Schauspiel im nächsten Frühjahr wiederholen wird. Aber dennoch wäre es schade, die Möglichkeit, mit der einen oder anderen gesundheitsfördernden Heilpflanze Bekanntschaft zu schließen, sausen zu lassen.

Rüstzeug für praktische Kräuterkunde:

Es bedarf selbstredend einer guten Portion liebevollen Interesses, um mit den Gewächsen der Natur in Kontakt zu kommen. Oft genug auch nur der Vorsatz, im neuen Frühling mit einer oder zwei bisher unbekannten Kräutern auf Tuchfühlung zu gehen. Bevor man aber darangeht, die einzelnen Pflanzenteile durchaus gewinnbringend zu verwerten, sollte auch der Versuch nicht unterlassen werden, das jeweils eigene Wesen und den Charakter eines wurzeltragenden Lebewesens zu ergründen.

Kräuterstrauß mit Pfefferminze und Baldrian ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Den Kurs halten

Der Lavendel kennt keine Abwertung

Um gute Wertanlagen schaffen zu können, braucht man sowohl Klugheit als auch Glück. Gar schnell kann ein Preis- oder Kursverfall einem ganz kräftig den gefürchteten Strich durch die Rechnung machen. In der pflanzlichen Natur hingegen haben wir es mit Kostbarkeiten zu tun, die sich jedes Jahr erneuern und die so gesehen außer Konkurrenz stehen. Dennoch gibt es auch dort Favoriten, die auf der einen Seite einen hohen Bekanntheitsgrad genießen dürfen und auf der anderen Seite von den meisten ohne Unterlass geschätzt werden. Auf der olympischen Kräuterliste nimmt derart betrachtet der Lavendel immer wieder einen Stockerlplatz ein. Seit jeher kennt die Volksheilkunde viele Weisen, um den Lavendel „gewinnbringend“ einzusetzen. Allein schon sein Aroma ist von einer wohlgefälligen Beschaffenheit, die es einem schwer macht, diesen violetten Lippenblütler nicht zu mögen. Doch steckt hinter seiner schönen Fassade und seinem angenehmen Duft durchaus so manche Wirkkraft, die wir nicht brach liegen lassen sollten. Die Palette der davon profitierenden Organe reicht hierbei vom Verdauungstrakt über die Haut bis hin zum Kopf. Selbst das Herz sei in dieser Aufzählung nicht vergessen. Dabei ist es aber meist die äußerste Schicht unseres Leibes, die in ganz feiner Weise über die Poren den Inhaltsstoffen des Lavendels einen Zugang verschafft, die sich in der Folge positiv auf unser Wohlbefinden auswirken können. Mit dem Hilfsmittel Essig kann man die frische oder getrocknete Pflanzendroge auf eine ganz einfache Weise aufbereiten. So braucht man nur 5 blühende Lavendelzweige, um sie in 1 Liter gutem Apfelessig 8 Tage lang in einem geheizten Raum stehen zu lassen. 1/8 Liter davon genügt bereits, um eine volle Badewanne damit anzureichern.

Deodorant für Achseln und Wäsche:

Übermäßige Transpiration – wie etwa unter den Achseln – kann man hintanhalten, indem man den oben beschriebenen Lavendelessig 1 : 10 mit warmem Wasser verdünnt und dort als Deodorant verwendet, wo man leicht zu schwitzen beginnt. Bei Feinwäsche kann man ebenfalls einen Schuss Lavendelessig beim letzten Spülvorgang hinzugeben.

Lavendel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Bald beginnt wieder ihre Saison

Die Brennnessel steckt in den Startlöchern

Es kommt drauf an, wo man sich gerade befindet. Österreich hat Gott sei Dank ganz verschiedene klimatische Zonen, in denen manches ganz unterschiedlich früh bzw. spät zu keimen und zu wachsen beginnt. Aber blicken wir einmal über den Tellerrand unseres Staates hinaus. Was ist denn so gesehen das meistverbreitete „Unkraut“ der Welt? Ja, sie haben recht: die Brennnessel (Urtica) wohl jedermann bekannt. In unseren Breiten sind vor allem zwei Arten daheim. Es handelt sich hierbei um die Große Brennnessel (Urtica dioica) und die Kleine Brennnessel (Urtica urens). Diese ob ihrer Nesselhärchen gefürchtete Pflanze zeigt uns an, wo sich ein stickstoffreicher Boden befindet. Denn dort wächst sie am liebsten. Seit der Antike ist aber auch die Heilwirkung der Brennnessel bekannt. Viele Menschen leiden heute unter einem zu hohen Harnsäureanteil im Blut. Die Folge davon sind Gicht- und Rheumaleiden, die oft große und lang andauernde Schmerzen verursachen. So ist es bei diesen Beschwerden am besten, auf schonende Weise das Blut zu reinigen. Die Brennnessel erweist gerade dabei wertvollste Dienste. Der Schweizer Kräuterpfarrer Künzle kennt vor allem den Nutzen durch die Heilkraft der Brennnessel bei Magen- und Darmgeschwüren. Sie steht aber auch Haut und Haar zu Diensten durch ihren hohen Gehalt an Kieselsäure. Wer es sich zeitmäßig leisten kann, darf das Bad ja länger auskosten als zu einer Katzenwäsche im Vorbeigehen. Immerhin stärkt eine gesunde Haut unser Selbstbewusstsein. Das kann durchaus tagsüber womöglich von Nöten sein.

Hautfestiger Brennnessel in der Wanne:

Jetzt im ausgehenden Winter kann man sich getrocknetes Brennnesselkraut besorgen, sofern man dieses nicht selber geerntet hat. Zerkleinern Sie das Kraut und übergießen Sie eine Menge von 150 g mit 2 Liter kochendem Wasser. 20 Minuten ziehen lassen, abseihen und den Tee ins Badewasser geben. Das stärkt und festigt eine trockene und empfindliche Haut.

Brennnesseln ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Die Göttin Aphrodite und ein Kraut

Den Majoran verwenden

Will man die ursprüngliche Heimat vieler bei uns üblicher Heilkräuter aufsuchen, muss man Richtung Süden fahren oder den Bosporus überschreiten, um auf dem kleinasiatischen Festland zwischen dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer zu landen. Auf letzterem gedieh schon vor urdenklichen Zeiten der Majoran (Origanum majorana), der bald bei den Menschen sowohl Gefallen als auch Verwendung fand. Immerhin eignet sich sein Aroma, um die verschiedensten Ergebnisse der Kochkunst anzureichern. Es ist aber ebenso interessant, dass der Majoran Eingang in die antike Mythologie fand. Keine Geringere als die Göttin Aphrodite verwendete das duftende Kraut als Sinnbild für Glück und Seligkeit. Aus diesem Grunde war es auch üblich, in Griechenland ein Brautpaar nach der Hochzeit mit einem Kranz zu schmücken, der aus frischem Majorankraut geflochten wurde. In Wahrheit steckt in der Heilpflanze viel Wertvolles, das einem hilft, wiederum aus tristen Situationen zu kommen. Eingedenk dieser Wirkkraft, trat der Majoran eine lange Reise über die Mittelmeerländer an, bis er schließlich auch nördlich der Alpen landete. Gewiss kann er bei uns normalerweise nur in den sommerlichen Monaten im Garten an sonnigen Stellen gedeihen. Doch gibt es durchaus auch in Österreich Regionen, die aufgrund ihres sehr milden Klimas größere Anbauflächen dieser Gewürzpflanze aufweisen können, wie z. B. rund um den Neusiedler See. Wer Probleme mit dem Kopf oder mit dem Verdauungstrakt hat, sollte sich über eine geraume Zeit mit dem Majoran anfreunden. Womöglich wird dadurch eine lebenslange Verbindung, die man um der Gesundheit willen ja ruhig in regelmäßigen Abständen in Anspruch nehmen darf. Immerhin gibt es unzählige Berichte, die dankbar auf das Zusammenwirken von Mensch und Heilkraut zurückblicken.

Kopfdampfbad mit Majorantee

Es kann vorkommen, dass sich die Stirnhöhlen entzünden und dadurch das gesamte Wahrnehmungsfeld unseres Gesichtes beeinträchtigen. Nicht selten resultieren ebenso Kopfschmerzen von derartigen Leiden. Um diesen Zustand zu mindern und zu lindern, kann man 3-mal täglich ein Dampfbad für den Kopf nehmen, indem am einen Topf voll Majorantee aufsetzt und mit einem großen Handtuch die praktische Voraussetzung für diese Anwendung schafft.

Majoran ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Die Kraftnahrung aus der Wüste

Erinnerung an Dattelpalmen

Heute vor zwei Wochen feierte unsere Reisegruppe, die sich vom 4. bis 11. Februar mit dem Kräuterpfarrer an der Spitze im Hl. Land befand, den Sonntagsgottesdienst zusammen mit anderen deutschsprachigen Gästen bei den Benediktinern am Berg Zion. Jerusalem ist eine faszinierende Stadt. Nur wenig außerhalb dieses Wallfahrtszieles beginnt bereits das trockene Gebiet der Steinwüste. Richtung Totem Meer häufen sich planmäßig angelegte Flächen, die voller Dattelpalmen sind. Hat diese Baumart erst einmal eine gewisse Größe erreicht, so wachsen ihre Wurzeln so weit in die Tiefe, bis sie auf wasserfeuchte Bodenschichten treffen. So kann die Trockenheit, die in diesem Winter schon zum Problem wurde, den Palmen kaum etwas anhaben. Vom Hotel bestens verköstigt, von unserer israelischen Reiseführerin kompetent begleitet und vom ortskundigen Buschauffeur schnell und sicher an unsere einzelnen Ziele gebracht, war es für die österreichischen Pilger ein Leichtes, selbst in unwirtlichen Gegenden nach den archäologischen Sensationen Ausschau zu halten. Denkt man sich jedoch diese Vorzüge weg, kommt einem schnell die Frage nach Nahrung und Wasser in den Sinn. Ganz alte Funde aus der Gegend von Qumran, wo einst bedeutende Schriftrollen aus der Zeit der Essener geborgen werden konnten, belegen den jahrtausendealten Gebrauch von Dattelfrüchten. Wir brauchen heute nicht zu meinen, dass wir, die sämtliche Technik auf einen Höchststand der Entwicklung gebracht haben, die Erkenntnisse unserer Altvorderen nicht mehr nötig hätten. Voll Dankbarkeit dürfen wir gerade heute am Sonntag, dem ersten Tag der Woche, auf das Erbe unserer religiösen Kultur und auf so manche damit verbundene feine Kost richten, die der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs bis heute den Seinen anbietet.

Diätkost Datteln:

Eine Delikatesse aus dem Nahen Osten hat durchaus auch gesundheitsfördernde Wirkung. Bei Schwächezuständen, Leberfunktionsstörungen, Stuhlträgheit und Blutarmut ist es dem Organismus äußerst zuträglich, immer wieder einmal Datteln zu verzehren. Diabetiker und Magenleidende sollen aber von derartigen Kuren Abstand nehmen.

Datteln und Dattelpalme ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Sich mäßigen und einbremsen

Das Hausmittel Apfelessig verwenden

Der Fasching ist doch noch voll im Gange! Und verzichten wollen wir auf keinen Fall! Man gönnt sich ja sonst nichts. Ohne Rücksicht auf Gewichtszunahme und Gefäßveränderung gibt es immer noch allzu viele, die letztendlich dann beim Arzt oder gar im Krankenhaus die gesundheitliche Rechnung begleichen müssen. Selbstverständlich erkennen wir oft äußerst klar, dass wir selbst und die Mitmenschen sogenannte „Gewohnheitstiere“ sind. – Ein Schluck Apfelessig lässt uns daher womöglich aufwachen, wenn er an unseren Gaumen dringt. Manchmal ist es ja nicht das Schlechteste, auf die eingefahrenen Schienen unserer Ernährung oder unserer weitgehend gutgeheißenen Süchte zu blicken, die beim ersten Hinschauen harmlos erscheinen. Doch hat uns eben der Herrgott den freien Willen ins Leben mitgegeben. Dieser hat als Werkzeug einer guten Gesinnung sehr wohl viele Einsatzmöglichkeiten. Es wäre traurig, würde unser darin zum Ausdruck kommendes Ego nur sicht- und spürbar werden, wenn es justament der Ellbogen ist, der uns auf Gedeih und Verderb vorwärts kommen lässt. Wir dürfen ruhig mit dem eigenen Willen auch die Weichen stellen, damit die Fahrt unseres Lebens in gesündere und vernünftigere Gefilde geführt wird. Durch unseren Wohlstand und die Tatsache, dass jede Kleinigkeit Gründe für ein großes Fest und nur allzu oft oberflächliche Partys liefern kann, hebt sich der Fasching gar nicht mehr vom übrigen Treiben während des ganzen Jahres ab. Und dennoch gibt es da und dort jene, die sich selbst und anderen gegenüber verantwortungsvoll ihr Leben gestalten und ihre Gesundheit als täglich neues Geschenk betrachten. Im Blick auf diese oft im Verborgenen wirkenden Zeitgenossen darf man ruhig auch im Fasching den Anker der Vernunft auswerfen, um danach zu trachten, welche Genusskultur meinem Wohlbefinden zuträglich ist. Der Mund ist ja das Tor, das alles eben Angesprochene passieren muss.

Mundspülungen mit Essigwasser:

In ein Glas mit 1/4 Liter lauwarmem Wasser gibt man 2 – 3 Teelöffel qualitätsvollen Apfelessig. Damit kann man mehrmals am Tag die Mundhöhle ausspülen, um den Drang nach übermäßigem Rauchen, Trinken (alkoholische Getränke) und Essen zu vermindern.

Apfel ⓒ Flickr, Apfelherz

Übermaß an Essen und Terminen

Anis und Pfefferminze kombinieren

In unserem Land wirken sehr viele Einrichtungen äußerst segensreich, wenn es darum geht, von Not Betroffenen in den verschiedensten Situationen beizustehen. Dabei handelt es sich oft um psychische Schieflagen, die für den weiteren Kreis der Umwelt gar nicht nach dem Augenschein festgestellt werden. Aber dennoch sind viele Süchte und Mangelerscheinungen in einem hohen Prozentsatz dafür verantwortlich, dass es vielen Menschen schlecht geht. In der Überschrift war eben von Anis und Pfefferminze die Rede, die miteinander meines Erachtens ein gutes Team bilden. Sie sind quasi dafür prädestiniert, auf den unsichtbaren Bereich unseres Organismus einzuwirken. Was meine ich konkret damit. Nun, am Gesicht und an der Körperhaltung eines Mitmenschen können wir mit einer einigermaßen ausgebildeten Sensibilität die jeweilige Verfassung unsers Gegenübers ablesen. Aber ins Innere können nur die medizinisch-technischen Hilfsmittel einen Blick gewähren. Und gerade dort sitzt der Trakt, der für unsere Verdauung zuständig ist. Durch unsere Vorzüge, die wir dank einer hoch entwickelten Zivilisation genießen dürfen, wird unser Körper immer weniger herausgefordert. Dennoch ernähren wir uns aber so, als würden wir kraftaufwendige manuelle Arbeiten durchführen. Vielmehr ist unser Nervenkostüm oft bis zum Zerreißen gespannt, weil ein Termin den anderen jagt. In vielen Fällen kommen auch andere Ungewissheiten dazu, die ihre Auswirkungen auf unsere Physis zeitigen. Denn Leistung wird von uns allemal gefordert. Oftmals gibt es gerade Maßstäbe und Anforderungen seitens der Wirtschaft samt ihrer lediglich auf finanziellen Gewinn ausgerichteten Effizienz, die gleichzeitig einen Raubbau für unsere Gesundheit bedeuten. Die Verdauung samt ihren Problemen kann einen Indikator dafür darstellen.

Pfefferminzblätter und Anissamen

Bei Verdauungsbeschwerden greife man zu folgender Hilfe: Je 1 Teelöffel voller zerstoßener Aniskörner bzw. getrockneter und zerkleinerter Pfefferminzblätter werden mit 1/4 Liter kochendem Wasser überbrüht. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen und dann abseihen. Einige Tage hindurch jeweils am Vormittag und am Nachmittag eine Tasse von diesem Tee trinken.

Anis ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Gedörrtes Obst aufbrauchen

Das Blut damit verbessern helfen

Dort, wo eine dicke Schneedecke das Land gleich einem Mantel in den vergangenen Monaten einhüllte, blieb so manches darunter verborgen. Das winterliche Weiß schützte viele kleine Pflanzen samt ihren Wurzeln vor allzu strengem Frost. Genauso blieben aber auch die gut versteckten Reserven, die sich so mancher Vogel, wie z. B. der Eichelhäher, im verflossenen Herbst anlegte, unzugänglich. Da haben es wir als Menschen wesentlich leichter. In getrockneter Form bleiben viele Früchte aus unseren Gärten sehr lange haltbar. Die zu Kletzen gedörrten Birnen enthalten Mineralstoffe und Vitamine, zugleich aber weniger Fruchtsäuren als im frischen Zustand. Hat jemand die guten Zwetschken nach dem Pflücken entkernt und getrocknet, können diese nun beim morgendlichen Frühstück ins Müsli gegeben werden, um die Kopfarbeit tagsüber zu unterstützen. Zudem halten sie den Darm in Schwung. Eine richtige Kraftnahrung stellen gedörrte Marillen dar. Gut gekaut, vertreiben sie mit ihrer Süßigkeit den restlichen müden Augenaufschlag nach dem Aufstehen und lassen uns fit ans Tagwerk schreiten. Im Handumdrehen wird das Grün erneut aus der Erde sprießen, und die Schneeglöckchen werden eine wärmere Zeit einläuten. Dann verliert das Dörrobst wiederum an Attraktivität. So sollten wir es den Tieren draußen vor der Tür gleichtun und so manch vergessene Reste an getrockneten Früchten aufarbeiten und genießen. In meiner Schatzkammer an alten Empfehlungen von Hermann-Josef Weidinger habe ich folgendes gefunden:

Getrocknete Birnen einweichen

12 Birnenkletzen werden entstielt, in Hälften geteilt und in 1/2 Liter gutem Rotwein, der mit 1/4 Liter Trink- oder stillem Mineralwasser verdünnt wurde, eingelegt. 12 Stunden lang stehen lassen und dann ohne Zuckerbeigabe gut aufkochen, bis die Kletzen weich werden. Nach dem Auskühlen in den Kühlschrank stellen. In 3 Tagesportionen aufteilen und so Tag für Tag löffelweise zu sich nehmen. Dann 3 Tage aussetzen. 3 Wochen lang in diesem Turnus durchführen, damit das Blut gestärkt und das Gedächtnis unterstützt wird.

Birnen ⓒ Flickr, Fabiana Vernero

Auf die Einstellung kommt es an

Das Heidekraut stärkt den Willen

Gab’s heute zum Frühstück schon ein Heidelbeer-Joghurt? Oder haben Sie unlängst den Rindsbraten mit ein wenig Preiselbeermarmelade aufgebessert? Dabei ist wohl kaum jemandem das Heidekraut in den Sinn gekommen, oder? Für den durchschnittlich gebildeten Bürger ist es ja auch nicht naheliegend, die Besenheide (Calluna vulgaris) mit den köstlichen Früchten des Waldes in Zusammenhang zu bringen. Jedoch können alle eben genannten Gewächse ihre Verwandtschaft untereinander auf keinen Fall abstreiten. Wenn es jetzt wiederum dem Frühjahr zugeht, dann schleppen womöglich manche die eine oder andere Folgeerscheinung einer winterbedingten Erkrankung mit sich. Irgendwie kommt dann das Gefühl auf, es könnte ein chronisches Leiden daraus erwachsen. Aber um sich nicht einem scheinbar besiegelten Schicksal ergeben zu müssen, darf man ruhig das Heidekraut heranziehen, damit die Kammern unseres Organismus bildlich ausgefegt werden, wird doch diese Pflanze unter anderem auch als Besenheide bezeichnet. Das Heidekraut vertreibt Schwermut. Es erhebt den Menschen aus einer inaktiven und depressiven Lebenslage. Wenn also jemand seinen Willen stärken möchte, für den erweist sich das bescheidene Gewächs als Stiegengeländer, das einem hilft, den Weg zu lichteren Lebenslagen emporzuschreiten. Von außen kommen nun ohnehin hoffnungsvolle Impulse wie etwa das länger währende Tageslicht oder die angenehmeren Temperaturen. So möchte ich heute ganz bewusst allen einen lieben Gruß schicken, die meinen, ihren eben beschriebenen Ballast nicht abwerfen zu können. Am liebsten würde ich einen Strauß Blumen überreichen, in dem auf keinen Fall das Heidekraut fehlen darf.

Heidekraut-Blütenspitzen-Tee:

Gerade zu abendlichen Stunden, wenn der Druck des beruflichen Alltags nachlässt, kann man sich eine Schale Tee gönnen. 2 Teelöffel zerkleinerter und getrockneter Blütenspitzen des Heidekrautes werden mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergossen. 15 Minuten ziehen lassen und abseihen. Vor dem Trinken noch mit Lindenblütenhonig süßen und 2 Teelöffel Zitronensaft samt 2 Esslöffel Karottensaft dazugeben.

Heidekraut oder Besenheide ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya