Nach Martini und vor Weihnachten

Sich auf den Beifuß besinnen

Früher war es gang und gäbe, sämtliche Speisen mit dem zu würzen, was eben das Jahr über im eigenen Garten und vor dessen Zaun gewachsen ist. Fein säuberlich wurde gesammelt und getrocknet, so dass man dann die verschiedensten Kräuter in haltbarer Form zur Hand hatte, wenn dies vonnöten war. Während der Vegetationsperiode konnte die umsichtige Köchin außerdem auf das eine oder andere frische Blatt zurückgreifen, um so gleich das stärkere Aroma eines Gewürzkrautes einbringen zu können. Wenn man heutzutage im Zuge einer Kräuterwanderung einen Beifuß herzeigen kann, fällt den meisten in Zusammenhang mit dieser Pflanze nur mehr das Stichwort „Pollenallergie“ ein. Die wenigsten bedenken, dass dieser Korbblütler, der auch als Wilder Wermut bezeichnet wird, zum Würzen geeignet ist. Zuhauf steht er oft auf Schutthalden und an sandigen Wegrändern. Die fiederteilig gewachsenen Blätter des Beifußes sind an ihrer Oberseite dunkelgrün gefärbt, ihre Unterseite hingegen erscheint aufgrund ihrer Behaarung silbrig grau. Der Wilde Wermut ist im Gegensatz zum Echten Wermut im Geschmack etwas milder und daher annehmbarer. Seit alter Zeit wird dieses Kraut daher als Magenmittel sehr geschätzt. Als Inhaltsstoffe erweisen sich vor allem ätherische Öle und Bitterstoffe als unterstützend und wirksam. Wir stehen gerade zwischen zwei Zeitpunkten, an denen durch so manchen Konsum eines herzhaften Bratens die Verdauung ziemlich herausgefordert wurde bzw. noch wird. Als Stichworte seien hier nur die beiden Begriffe aus der Überschrift der heutigen Kolumne in Erinnerung gerufen. Meist ist es ja so, dass wir immer nur im Nachhinein gescheiter sind, wenn es gilt, die „Sünden“ einer übermäßig fetten und kalorienreichen Nahrung auszubügeln. Daher kann man den beginnenden Advent vielleicht gar dafür nutzen, um die wirklichen Sünden, die vor Gott, den Menschen und einem selbst geschehen, zu minimieren und gleichzeitig das Essen über eine längere Zeit gesund und vernünftig zu gestalten.

Gewürzmischung als Salzersatz:

Manche Menschen müssen krankheitsbedingt Salz meiden. Eine gesunde Alternative dazu ist ein Gewürz, das man aus folgenden getrockneten Kräutern mischt: Beifußkraut 5 Teile, je 3 Teile Thymian und Basilikum und 2 Teile Rosmarin. Die Mischung wird fein gerieben und dazu verwendet, wenn der Gaumen meint, das eine oder andere Suppen-, Fleisch- oder Gemüsegericht bräuchte noch mehr Geschmack.

ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Das Auf und Ab der Temperatur

Erkältungen und Entzündungen behandeln

Manches ist jahreszeitbedingt quasi vorprogrammiert. Nur ganz fitte und gestählte Naturen kommen über den Winter, ohne dass Kälte und Krankheitserreger ihnen etwas anzuhaben vermögen. Das betrifft aber nur den geringeren Prozentsatz unserer Zeitgenossen. Der Großteil von uns ist bereits mit den Folgen der nasskalten Tage konfrontiert. Die Nase tropft, der Hals kratzt und die Stimme hat einen heiseren Ton. Im Pflanzenreich steht uns ein Freund zur Seite, der nicht viel Aufsehen um seine Anwesenheit macht. Er gibt sich mit äußerst geringen Lebensumständen zufrieden und nützt jeden Tropfen, der beim anfallenden Niederschlag an seine Wurzeln dringt. Die Dach-Hauswurz, an die ich heute erinnere, gibt uns in ihrer Physiognomie einen Wink, den wir bedenken dürfen. Außen hat sie eine dicke Haut, die sie vor allem Schädlichen schützt und die verhindert, dass die gespeicherte Feuchtigkeit durch allzu schnelles Verdunsten wiederum verloren geht. Für uns Menschen ist es gerade jetzt notwendig, den Körper vor zu schnellem Auskühlen durch eine dementsprechend dicke Wäscheschicht zu schützen. Es mag meinerseits etwas großväterlich anmuten, wenn ich speziell die Jugend daran erinnere, dass es sehr oft äußerst leichtsinnig ist, dem Wetter mit einem T-Shirt zu begegnen. Also, vernünftige Kleidung ist ein Gebot für alle Altersstufen! Andererseits verlieren wir in den meist überheizten Innenräumen und Geschäftspassagen gerade über Mund und Rachen sehr viel Feuchtigkeit. Diese trockenen Bedingungen fördern eine Entzündung der Atemwege. Die Hauswurz kann also mithelfen, dass wir ein wenig besser mit den Folgeerscheinungen einer Erkältung und gleichzeitig mit einer Entzündung der Mundschleimhaut zurechtkommen.

Gurgelwasser mit Hauswurz-Saft:

Hat man eine Hauswurzpflanze am eigenen Dach oder auf einer Gartenmauer zur Hand, können die Blätter das ganze Jahr über mit Ausnahme der Blühphase gesammelt werden. Von deren ausgepresstem Saft nimmt man 2 Esslöffel voll, die man mit 1 Teelöffel gutem Bienenhonig vermengt. In 1/8 Liter warmem Wasser aufgelöst, kann man diese Mischung als Gurgelwasser verwenden, wenn der Mund entzündet ist oder der Hals aufgrund einer Erkältung schmerzt.


ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Das Gute nicht vergessen

Der Dill ist ein gesundes Gewürz

In unserer Vorstellung und in unseren innersten Wünschen beginnt bald die stillste Zeit im Jahr. Wie es in Wirklichkeit um das Getriebe und die Geschäftigkeit in den Wochen vor dem Weihnachtsfest bestellt ist, bedarf sicherlich keiner Beschreibung. Dennoch hat man die Möglichkeit, zeitlich und räumlich einen stillen Winkel aufzusuchen, um gedanklich in die Vergangenheit zu gehen. Wenn ich mich z. B. zurückerinnere, so zählt der Geschmack des Dillkrautes zu den selbstverständlichen sinnlichen Eindrücken meiner Kinderzeit. Nicht nur, dass die Gemüsebeete mit dem Dill (Anethum graveolens) bepflanzt waren, sondern auch, dass das „Dillkräutl“ beim Kochen und Einmachen sehr oft Verwendung fand. Bis heute liebe ich die Kombination der Düfte von frischen kleinen Gurken, Essig und eben Dill. Am Globus müssen wir mit dem Finger in den Vorderen Orient gehen, wollen wir die Heimat der Dillpflanze finden. Dieses Doldengewächs hat einen runden hohlen Stängel der dunkelgrün und weißlich gestreift ist und zarte bläuliche Flecken aufweist. Die kleinen Blüten sind dottergelb gefärbt und die Blätter des Dills sind mehrfach gefiedert. Steht das Gurkenkraut, wie der Dill auch genannt wird, einmal als stattliche Pflanze von einer Höhe bis über einem Meter da, dann kann man es aufgrund des charakteristischen Aromas leicht von anderen verwandten Pflanzen unterscheiden. Wer nicht schon vom Lesen einen wässrigen Mund bekommen hat, soll wissen, dass es auch zu den Wirkkräften des Dills zählt, den Appetit anzuregen.

Die Entspannung von Leib und Geist unterstützen:

Dabei kann ein Tee aus Dillsamen helfen. Dazu setzt man 1 1/2 Teelöffel Samenkörner in 1/4 Liter Wasser 1 Stunde kalt an, lässt es anschließend kurz aufkochen und 10 Minuten lang ziehen. Nach dem Abseihen trinkt man am besten den warmen Tee schluckweise 1 Stunde vor dem Schlafengehen. Dillsamentee dient aber auch als Badezusatz mit einer beruhigenden Wirkung.

ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Die heilige Zahl Sieben

Ideale Mischung für einen Likör

Jedes Jahr feiern wir den Großen Frauentag, besser bekannt unter dem gebräuchlichen Titel Mariä Himmelfahrt. Mittlerweile hat es sich lobenswerter Weise in vielen Pfarren und Regionen zu einer sinnvollen Tradition entwickelt, an diesem Tag getrocknete Kräuterbüscherl zu segnen. In Geras, Harth und Karlstein an der Thaya werden meist sieben ganz spezielle Kräuter dafür ausgewählt. Das hat nichts mit Magie zu tun. Die Zahl Sieben hat seit jeher eine heilige Bedeutung. Denken wir nur daran, dass bereits in der Schöpfungserzählung des Buches Genesis der 7. Tag es ist, an dem Gott nach seinem eigenhändigen Werk der Erschaffung von Himmel und Erde ruht. Jedes Kind lernt zudem im katholischen Religionsunterricht etwas über den Sinn und die Bedeutung der sieben Sakramente. Wenn ich heute auf einen Kräuterlikör hinweise, der nach einem alten Rezept zusammengestellt und angesetzt wird, so findet sich auch dort die Zahl 7. Unsere Ahnen verstanden es sehr gut, heilige Zahlen in das alltägliche Leben mit einzubinden. Das war eine ganz einfache Weise, um daran erinnert zu werden, dass Gott seine helfende Hand mit im Spiel hat, wenn der Mensch sich mit den Gaben der Schöpfung auseinandersetzt und sie für sein Heil bzw. seine Heilung nutzt. Wie wir schon aus der Signaturenlehre wissen, scheint in der Gestalt und Verfasstheit der einzelnen liebenswerten Heilkräuter so etwas auf, das wir mit „Sympathie des Schöpfers“ bezeichnen können. Er möchte uns durch die Heilgewächse signalisieren, dass es nicht unser unabwendbares Schicksal sein muss, auf dieser Welt alleine unterwegs zu sein. Es ist ja nicht die schlechteste Form der Erinnerung, wenn sieben heilvolle Kräuter in einem Likör zusammengefasst sind, nach dem man ab und zu greifen kann, um dem Wohlbefinden, dem Gemüt und der damit verbundenen Verdauung etwas Gutes zu tun.

Sieben-Kräuter-Likör zu Adventbeginn:

In der erwähnten Mischung befinden sich Kamille, Dost, Pfefferminze, Salbei, Ysop, Basilikum und Rosmarin. Im reichen Angebot des Vereines Freunde der Heilkräuter kann dieser Likör für sich selbst oder als Geschenk erworben werden. Übrigens: wie jedes Jahr ist unser Team samt kostenloser Beratung im Meidlinger Amtshaus in Wien anzutreffen: 1120 Wien, Schönbrunner Straße 259. Am kommenden Freitag, 29.11., von 12.00 – 18.00 Uhr und am Samstag, 30.11., von 10.00 bis 17.00 Uhr.

ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Eine ehrwürdige Tugend

Die Königskerze animiert zum Milde-Sein

Noblesse oblige – Adel verpflichtet! Dieser Imperativ ist möglicherweise schwer verständlich. Ohne sich jeglicher familiären Wurzeln schämen zu müssen, haben doch nur wenige das Privileg, einer hochadeligen Dynastie anzugehören, die womöglich äußerst verdient die Wendungen der Zeitgeschichte mitgetragen und gestaltet hat. Generell erwarten wir uns von Leuten, die in verantwortungsvollen Positionen wirken, das dementsprechende Benehmen und den dazugehörigen Anstand. Um nicht in Gefahr zu geraten, unter Umständen jetzt gar den moralischen Zeigefinger zu erheben, wende ich mich einer äußerst erhabenen Pflanze zu, die im Sommer mit ihrem aufrechten Wuchs die Wege säumte. Jetzt stehen dort, wo sie blühte, die bereits verdorrten Stängel samt den ölhaltigen Samenkapseln. Ganz früher hat man die angesprochenen Königskerzen in diesem Zustand gerne als Fackeln verwendet. Wenn heutzutage meist ungewollt von so viel Gewalt und Terror in Schlagzeilen die Rede ist, dann weiß man sofort, dass es nicht gerade beeindruckt, wenn Menschen demütig und rücksichtsvoll handeln. Meist ist ja – Gott sei es geklagt – der Ellbogen das anscheinend überaus häufig benutzte Körperglied, das einzelne Menschen bzw. ganze Gruppen vorwärts zu bringen vermag. Aber mit dem Auge des Herzens dürfen wir genau das Gegenteil erkennen. Wahre Demut und menschengerechte Milde entspringen einer Freiheit, die aus einem Hintergrund erwächst, der nichts mit Minderwertigkeit oder gar falscher Angst zu tun hat. Wer in sich gefestigt und im Vertrauen bzw. im Glauben verwurzelt ist, der kann es sich „leisten“, mit Nachsicht, Verständnis und Toleranz die jeweils anstehenden Probleme des Alltags zum Guten zu wenden. Die Königskerze ist ein Sinnbild dafür.

Schwache Blase stärken:

Ängstlichkeit und Harnausscheidung hängen bekanntlich eng zusammen. Menschen, die als Symptom eine problematische Blase aufweisen, sind mit einem Tee, der aus Königskerzenblüten im Heißaufguss angerichtet wird (2 Teelöffel voll mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergießen; 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen), bestens beraten. Gleichzeitig wird damit ihr Selbstvertrauen unterstützt.

ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Eine Rose zum Abschied

In dankbarer Verbundenheit

Nun ist es fast genau am Tag sieben Jahre her: ich durfte im Rahmen der Generalversammlung des Vereines Freunde der Heilkräuter in Karlstein an der Thaya Frau Marga Swoboda persönlich begegnen. Unkompliziert in der Kommunikation, freundlich und zurückhaltend in ihrem Wesen, tiefgründig in ihren Worten. Seither blieben wir im Geiste verbunden. Die Chemie hat gestimmt. Immer wieder habe ich nach ihrer Kolumne Ausschau gehalten. Vor allem ab dem Zeitpunkt, da ich selbst Tag für Tag bei und mit den vielen Lesern der Kronen Zeitung sein durfte und darf. Komisch, irgendwie war es ein Gefühl der Geborgenheit, zu wissen, dass sie auch schreibt. Unermüdlich und treu. Ja, sie fehlt auch mir. Ich möchte daher eine Rose pflücken. Denn diese edle Blume steht für die Entspannung, die uns letztendlich allen gut tut. Aus der Sicht derer, die noch auf dieser Welt anwesend sind und genauso wie Marga Swoboda mit dem Schicksal hadern müssen, ist der Tod der Beginn des Loslassens und der unendlichen Erleichterung. Nicht über dem Leben stehen, sondern mitten drinnen und die Hoffnung nicht aufgeben. Für sich nicht und für andere nicht. Frau Swoboda konnte die ernsten und heiteren Dinge in ihrer medialen Präsenz beim Schopf packen, ohne jemand zu verletzen. Blicke ich auf die Rose, so bleibe ich nicht an ihren Stacheln hängen. Viel mehr wert ist ihre Schönheit und ihr Duft, die eine Dimension in den Alltag einbringen, die mindestens genauso leben lässt wie ein Stück Brot. Mit Gottes Hilfe will ich den Staffellauf des Guten fortsetzen, Tag für Tag. Einfach bei den Menschen sein und es wagen, die inneren Gedanken und Regungen zu teilen, um das Nachdenken nicht zu kurz kommen zu lassen. Und trotz schmerzvoller Erfahrungen die Wunder zu entdecken, die selbst in einer Rose anwesend sind. Danke, Marga Swoboda!

Rosenblütenblätter-Wein:

Getrocknete Rosenblütenblätter kann man in Wein abkochen und abseihen. Schluckweise getrunken, vermag das einen abgespannten Körper zu beleben. Und es dient der Entspannung, wenn so manch harte Anforderung des Lebens einen auf die Probe stellt.

ⓒ Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Nur ruhig Blut!

Mit dem Baldrian Ängste in die Hand nehmen

Wer nur sorglos in den Tag hineinlebt, für den kann es unter Umständen einmal ein böses Erwachen geben. Denn immerhin gibt es in unserem Inneren angelegte Mechanismen, die uns, wenn nötig, befähigen, die lebenserhaltende Vorsicht walten zu lassen. Aus diesem Blickwinkel kann man sogar dem Begriff „Angst“ etwas Positives abgewinnen. Ohne Umschweife möchte ich jedoch sofort hinzufügen, dass es auf ein ausgewogenes Gleichgewicht der verschiedenen Regungen und Gefühle ankommt, soll unser Leben gelingen. Im vergangenen Sommer habe ich sehr oft den Baldrian am Wegrand stehen sehen. So möchte ich mich noch einmal an ihn erinnern und ihn gleichsam bei der Wurzel packen. Denn die feinstoffliche Wirkung des unterirdischen Teils des Echten Baldrians (Valeriana officinalis) hilft mit, in unserem Unterbewusstsein Ordnung zu schaffen. Die verschiedenen Eindrücke brauchen nun eben einmal ihre eigene seelische Schublade und können nicht einfach x-beliebig verstaut werden. Wie oft kann es vorkommen, dass wir von unserem Gegenüber namens Mensch etwas ganz anderes aufnehmen und auffassen, als dieser beabsichtigt hat, es an uns heranzutragen. Dadurch kommt es, Gott sei’s geklagt, zu einem Wust von falsch verstandenen Botschaften, die wir nur mühsam wiederum abbauen können.
Der Baldrian ist gerade in diesem Falle die richtige Kosmetik für die Seele, die vor allem ängstlichen Typen zugutekommt. Viele sind ja zudem davon betroffen, dass ihnen durch depressive Zustände die Lebensfreude und der Arbeitswille schwinden.

Baldriantee richtig zubereitet:

Von der getrockneten und zerkleinerten Baldrianwurzel wird eine Menge von 2 Teelöffeln morgens in 1/4 Liter kaltem Wasser zugedeckt den ganzen Tag über angesetzt. Am Abend abseihen und leicht anwärmen. Kurz vor dem Schlafengehen schluckweise trinken. Man kann aber auch dieselbe Menge der Wurzeldroge in 1/4 Liter kochendem Wasser ansetzen und ca. 2 Stunden lang zugedeckt ziehen lassen, bevor man den Tee abseiht.

ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Selbst das Sitzfleisch hat Nerven

Mit geriebenem Kren Schmerzen verringern

Auch ein schöner Rücken kann entzücken! – Sprichwörter sind oft gar nicht so schlecht, um möglicherweise Situationen zu entschärfen, die wider das gute Benehmen stehen. Unser Körper ist an und für sich rundherum wertvoll und achtenswert. Natürlich geht es dabei nicht nur um etwaige äußere Werte. Die Gesundheit steckt wohlweislich meist unter der Haut. Denn im Inneren liegen oft die Ursachen, dass wir uns gar nicht mehr wohl fühlen. Gerade in der Zone vom Rücken abwärts über das Gesäß bis hin zur Kniekehle kann sich da eine großer Nerv ziemlich schmerzvoll zu Wort melden: alle wissen wohl, dass ich den Ischias-Nerv meine. Wie sehr wird doch die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt, wenn sich davon Betroffene gleichsam wie gelähmt fühlen. Aber das kann nur jemand exakt beschreiben, der dieses Leiden schon einmal durchmachen musste. Jetzt im enden wollenden Herbst haben viele von uns schon viel Brauchbares an Gemüse, Kräutern und Wurzeln daheim eingelagert. Als ganz wertvoll kann es sich erweisen, wenn der Kren (auch Meerrettich genannt) unter den von mir angesprochenen Gartenschätzen zu finden ist. In erster Linie denken wir beim Stichwort Kren logischerweise an ein heißes Würstel mit Senf, wo dann eben die frisch geriebenen Meerrettichspäne mehr als nur ein Tüpfelchen auf dem i bedeuten. Oder es läuft einem das Wasser im Mund zusammen, weil sich unwillkürlich im Kopf die Vorstellungen von Tafelspitz und Semmelkren aufdrängen und dadurch den Appetit anregen. So sehr die tränenrührende Wurzel der Kulinarik dienen mag, so viel dient sie in mindestens gleichem Maße der Gesundheit. Ja, es gibt ebenfalls die Möglichkeit, den Kren nicht nur aufs Frankfurter Würstel zu geben, sondern auch auf die Haut, um Schmerzen einzubremsen.

Auflage bei schmerzendem Ischias:

Die betroffene Stelle wird auf der Haut zuerst mit Schweinefett eingerieben. Dann macht man zerriebenen Kren mit etwas Öl streichfähig und gibt ihn auf ein Stück Leinen darauf, um alles zusammen etwa 1/2 bis 1 Stunde lang aufzulegen. Diese Anwendung entwickelt eine starke Wärme und hilft so mit, um entstandene Schmerzen erträglich zu machen.

ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Was kommt auf den Kopf?

Das eigene Haar ist noch das Beste

Ein großes Hirn braucht viel Platz! Also, damit scheint ja das passende Argument für eine offensichtlich entstandene Glatze gefunden zu sein. Aber ich glaube, es gibt kaum seriöse Statistiken, die belegen könnten, dass die Denk- und Intelligenzleistung der Männer direkt proportional zur vorhandenen Haarpracht bemessen werden könnte. Diese Feststellung eignet sich höchstens als Aufhänger für einen Faschingsreim. Bin neugierig, ob ich das bis zum Aschermittwoch irgendwo wiederfinde! Je kälter aber draußen die Temperaturen werden, desto mehr bewährt sich eine feste und dichte Behaarung auf unserem Haupt. Wer diese entbehren muss, kann immer noch zu Hut, Kappe oder Haube greifen. Ganz praktisch erweist sich zudem ein Kapuzenpullover, der in der jüngeren Generation kaum aus der Mode kommt. In diesem Alter stellt sich jedoch meist auch nicht die Frage nach zu wenig Kopfhaar. Viel zu wenige bedenken generell, dass ein hoher Prozentanteil unserer körpereigenen Wärme über den Kopf abgestrahlt wird, sobald man sich in kühle Gefilde begibt. Es ist also nur recht und gut, wenn unser Haupt in der Ausbildung einer schützenden Pracht unterstützt und gefördert wird. Bei erblich oder hormonell bedingtem Haarausfall wird der Wunsch nach einer Rückkehr des jugendlichen Haares eine Illusion bleiben. Dennoch braucht aus diesem Anlass die Kopfhaut, die ja allen Häuptern bis ans Ende unserer Erdentage die Treue hält, nicht stiefmütterlich behandelt werden. In den Drogerien und Apotheken gibt es einiges an Pflegeprodukten, die zur Unterstützung der Haare und der Kopfhaut Verwendung finden können. Kaum jemand bedenkt dabei, dass selbst auf dem Gemüsebeet das eine oder andere das Jahr über herangereift ist, das uns nun ruhig an den Pelz rücken darf.

Petersilie für die Haare:

In 1/2 Liter Wasser kann man je einen Esslöffel voll Petersiliensamen und Petersilienwurzel gut aufkochen, noch stehen lassen, bis das Ganze Handwärme erreicht hat, dann abseihen. Mit diesem fertigen Absud soll man eine Zeit lang täglich am Abend den Kopf waschen. Dieses Hausmittel stärkt nicht nur die Kopfhaut, sondern bekämpft auch die Schuppenbildung.

ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya

Leben wie ein junger Hund

An manchem kann man sich ein Beispiel nehmen

Manchmal denke ich mir, wir können uns eine Diskussion über Kinder in Österreich gar nicht leisten. Damit meine ich nicht die finanziellen Unterstützungen, die der Staat hoffentlich allen jungen Familien bzw. Alleinerziehenden zukommen lässt, um dadurch die Heranwachsenden zu unterstützen. Es geht mir schlicht darum, dass wir bei der momentanen durchschnittlichen Geburtenrate eher früher als später aussterben werden, rechnet man die aktuellen Tendenzen konsequent bis zum Schluss durch. Die Frage möchte ich uns allen nicht ersparen: Was können wir uns denn eigentlich nicht leisten, wenn wir uns keine Kinder mehr „leisten“? Manchmal erweckt es den Eindruck, dass Hunde in vielen Fällen mehr Akzeptanz in der Gesellschaft genießen als Kinder. Aber jetzt möchte ich ganz bewusst zu den vierbeinigen Freunden umschwenken. Wir kennen doch den Ausspruch: „Der hat ein Leben wie ein junger Hund!“ Damit ist ein großteils sorgenloser und unbeschwerter Verlauf der Tage des Betroffenen gemeint. Mein geistlicher Lehrer und Vorgänger Hermann-Josef Weidinger wusste durchaus mit jungen Hunden umzugehen, da er in seiner Pfarrer Harth über viele Jahre Collies gezüchtet hat. Einen seiner Einblicke aus diesen Erfahrungen möchte ich heute weitergeben. In der Ernährung der Welpen ist es durchaus wichtig, ihnen mittels einiger Kräuter und Pflanzenteile den nötigen Kalk zum Aufbau des wachsenden Körpers zukommen zu lassen. In meinen Vorträgen sage ich des Öfteren, dass Heilkräuter so etwas wie Dolmetscher für Mensch und Tier sind. Sie bereiten uns die in der Erde enthaltenen Mineralien so auf, dass der Organismus sie aufnehmen und einbauen kann. Selbst Gemüse soll unter diesem Aspekt beachtet werden. Kräuter können also durchaus auch Bestandteil der Hundenahrung sein.

Kalkhaltige Pflanzen für die Hundeaufzucht:

Im Herbst von den Bäumen gefallene Eicheln lassen sich trocknen. In gemahlenem Zustand können sie unter das herkömmliche Welpenfutter gemischt werden. Unter den Kräutern sind vor allem Königskerze, Spitzwegerich, Hirtentäschel und Gänsefingerkraut zu erwähnen, deren Blätter auch zerkleinert und immer wieder den anderen guten Happen beigegeben werden können.

ⓒ Kräuterpfarrer Weidinger mit drei Colliewelpen, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya