Zum Abendbrot

13. Juni 2020

Den Andorn aufgießen

Gern würde ich Sie befragen, welch ein Menschentyp Sie im Hinblick auf Ihre unterschiedlichen Verfassungen im Laufe eines Arbeitstages sind. Während die einen den Morgen auskosten und dann auch gleich aktiv sind, sehnen die anderen den Abend herbei, weil dann bei der Bewältigung mancher Aufgaben etwa im Bereich des Planens, Studieren und Schreibens erst richtig etwas weitergeht. Egal, welche Antwort dabei herauskommt, so sind der Morgen und der Abend prinzipiell ganz wichtige Phasen der Tagesgestaltung. Diesmal möchte ich mich Letzterem zuwenden und den Gewöhnlichen oder Weißen Andorn (Marrubium vulgare) mit dazunehmen. Dieser Lippenblütler kann sich zwar nicht einer annähernd hohen Popularität erfreuen wie z. B. die Pfefferminze, der Salbei oder der Majoran. Das tut aber der Tatsache keinen Abbruch, dass er sehr wertvoll ist. Dies liegt erstens einmal daran, dass ihn schon die Generationen lange vor uns gepflegt, gehegt und verwendet haben, was man anhand der antiken und mittelalterlichen Quellen bestätigen kann. Nicht umsonst war der Andorn die Arzneipflanze des Jahres 2018. Zu den Inhaltsstoffen des heilsamen Gewächses zählen Gerbstoffe, der Bitterstoff Marrubin (s. o. wissenschaftlicher Name), ätherisches Öl, Gerbstoff und Flavonoide. In seiner Wirkung kann er unterstützend bei Atemwegsbeschwerden oder bei Verdauungsproblemen herangezogen werden. Im Bezug auf die bereits angesprochene Abendzeit hat der Andorn ebenso noch seine Vorteile. Das trifft auch dann zu, wenn man sich wohl und pumperlgesund fühlt. Gerade da ist es wichtig, diesen Zustand so gut als möglich zu stützen und mit einer vernünftigen Lebensweise zu untermauern. Ein Kräutertee kann dazu einen kleinen Beitrag leisten.

Trunk fürs Abendessen

Von getrocknetem und zerkleinertem blühenden Kraut des Weißen Andorns nimmt man 2 Teelöffel voll. Mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergießen, 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen und hernach abseihen. Beim Abendbrot kann man den Tee, der etwas bitter schmeckt, dazu trinken. Das regt die Tätigkeit der Drüsen an, die mit dem Verdauungsprozess in Verbindung stehen, fördert die körpereigene Erneuerung des Blutes und hilft mit, eine übermäßige Schleimbildung in den Atemwegen hintanzuhalten. Während einer Schwangerschaft davon aber Abstand nehmen. www.kraeuterpfarrer.at Weißer Andorn (Marrubium vulgare) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya