Wach bleiben mit Kräutern
Wir kennen es doch alle: das Einschlafen zu den ungünstigsten Situationen. Wenn sich dieser Umstand zwar vor dem eingeschalteten Fernseher als höchstens lästig erweist, kann er am Steuer eines Fahrzeuges verheerende Folgen für sich und andere nach sich ziehen. Bei Letzterem hilft nur eines: sofort einen Parkplatz aufsuchen, ausruhen und dann noch Bewegung der Gliedmaßen an frischer Luft, ehe die Fahrt fortgesetzt wird. Die Tatsache, dass der Thymian und der Rosmarin zu den Lippenblütlern zählen, verleitet mich zur Formulierung, es sind auch Heilkräuter durchaus imstande, jemanden „wach zu küssen“. Na ja, ich denke in diesem Zusammenhang an den Einsatz von Kaffee der diversesten Energy-Drinks, die sich in ihrer Zusammensetzung nicht unbedingt als gesundheitsfördernd erweisen. Aber für das Wach-Bleiben an einem Abend und in der anschließenden Nacht wie jener am Silvestertag will man auf jeden Fall vorsorgen. Es werden eher wenige sein, die sich dann der erfrischenden Anwendungen der Naturheilkunde besinnen. Gerade deswegen möchte ich ganz einfach darauf hinweisen. Wir kennen nämlich vom Rosmarin die Wirkkraft, in den Hautpartien und den darunter liegenden Muskelzonen die Durchblutung steigern zu können. Dem Thymian wird eine ähnliche Auswirkung zugeschrieben. In Verbindung mit der praktischen Anwendung vor allem des Rosmarins weise ich daher auch je neu darauf hin, dass man den duftenden Kräutergesellen abends vor dem Zubettgehen eher meiden soll, um besser einschlafen zu können. Warum sollte man diesen Umstand nicht gerade am Silvesterabend bewusst nutzen, um beim Jahreswechsel keinesfalls das Läuten der Pummerin zu überhören?
Baden mit Thymian und Rosmarin:
Je 50 g von getrocknetem und zerkleinertem Kraut des Thymians (Thymus vulgaris) und vom frischen oder getrockneten Kraut des Rosmarins (Rosmarinus officinalis) übergießt man mit 2 Liter kochendem Wasser und lässt es 20 Minuten zugedeckt ziehen. Danach abseihen und den Tee in die bereits gefüllte Wanne eingießen. 15 Minuten darin baden. Das ergibt ein herrliches Kräuteraroma und hilft mit, den ganzen Organismus aufzufrischen. Somit erschwert es in der Regel das Einschlafen und man bleibt am Silvesterabend frisch und munter.
Rosmarin Blütenzweig ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Thymian ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Die Archäologie bringt je neu Erstaunliches zu Tage. Dafür genügt es, sich aufmerksam mit den zahlreichen Grabungen auseinanderzusetzen, die momentan in unserem Bundesland durchgeführt werden. Gewiss wird die Bewunderung noch größer, studiert man die Forschungsergebnisse rund um die alten Pyramiden Ägyptens oder die Tempelanlagen der Inkas auf amerikanischem Boden. Meist waren es die vorzüglichen trockenen Verhältnisse, die Gegenstände und mumifizierte Leiber über Jahrtausende in gutem Zustand hielten. Um Obst haltbar zu machen, wird es ebenso getrocknet und in diesem Zustand verarbeitet. Weichseln, die vielerorts schon zum raren Baumbestand der heimischen Gartenkulturen zählen, darf man ebenso wie Zwetschken oder Marillen, Äpfel oder Birnen auf diese Weise für einen späteren Verzehr haltbar machen. Mir ist schon bewusst, dass die Zeit, sie von den Bäumen zu pflücken, eine sommerliche ist und sie daher nun bereits als Dörrobst vorhanden sein müssen. So will ich in diesem Zusammenhang ein Thema in den Raum stellen, das viele von uns wohl oder übel betrifft. Es handelt sich dabei ums Fieber, das bei grippalen Infekten den Leib erfasst, der sich mit erhöhter Temperatur in einem kräftezehrenden Prozess seines Immunsystems befindet, das in der Physis wiederum eine heile Welt zu schaffen sucht. Das beste ist es immer noch, während einer derartigen Erkrankung das Bett zu hüten und sich erst dann erneut davon zu erheben, wenn die Grippe auskuriert ist. Flüssigkeitszufuhr und ein kühlender Effekt sollten dabei als Rahmenbedingungen zur Verfügung gestellt werden. Dazu gibt es ein altes Hausmittel, bei dem Weichseln eine Rolle spielen. Über Nacht werden 20 bis 25 Stück gedörrter Weichseln in 1/2 Liter kaltem Wasser angesetzt. Zusätzlich fügt man noch 1 Gewürznelke und 1 Stück unbehandelter Schale von biologisch gezüchteten Zitronen bei. Am nächsten Morgen seiht man den Ansatz ab und trinkt ihn bei Bedarf als kühlendes Getränk bei fiebrigen Zuständen. Dazu sollte das Weichsel-Wasser jedoch auch nicht zu kalt zu sich genommen werden. Kahl stehen die Bäume draußen in der Natur. Der Last des Laubes beraubt, bleibt ihnen nun die Zeit, um auszuruhen und Energie zu tanken. So sehr doch im Advent von einer besinnlichen Zeit die Rede war, konnten wir vor Weihnachten recht wenig davon spüren. Jetzt, wo das Jahr sich verabschiedet, breitet sich viel mehr die Ruhe aus, die uns wieder zu uns selbst finden lässt. Die Birken (Betula pendula) haben nun ebenfalls ihre Winterpause. Ihre feinen Zweige hängen von den Ästen herab und umhüllen die weiße Rinde des Stammes wie ein feiner Schleier. Bevor die erneut in den Saft gehen, helfen sie uns bei ihrem Betrachten, gut durchzuatmen und in rechter Weise Entspannung zu finden. Gewiss liefern sie uns im Frühling wiederum ihre eigene Flüssigkeit, die zwischen Borke und Stamm emporsteigt und als Birkensaft einen guten Ruf genießt. Später im Sommer sind es dann die Blätter, die frisch oder getrocknet für einen blutreinigenden Tee zur Verfügung stehen. Zum Jahreswechsel jedoch kann durchaus ein Pflanzenteil verarbeitet werden, der eher unscheinbar und unauffällig ist. Es handelt sich dabei um die Rinde der dünnen Äste, die höchstens ein Alter von 3 Jahren aufweisen sollten. Ohne dem Baum größeren Schaden zuzufügen, kann man darangehen, ein paar davon abzuschneiden, um die äußere Haut darauf abzuschälen und zu trocknen. Ihre Wirkkraft kann auf eine ganz besondere Weise gehoben und zur Anwendung gebracht werden. 100 g von getrockneter und zerkleinerter Birkenrinde, die zuvor, wie oben geschildert, geerntet wurde, wird in 1 Liter gutem Rotwein 8 Tage lang angesetzt. Nach dieser Frist abseihen und ca. 50 g Bienenhonig einrühren. Dies ergibt ein vorzügliches Tonikum, das man zur Stärkung des Magens und zur Förderung des Appetits heranziehen kann. Es reicht, wenn man kurz vor dem Essen jeweils ein kleines Gläschen davon zu sich nimmt. Warten können ist eine Kunst, die es das ganze Leben hindurch mehr und mehr zu lernen gilt. In der Schnellläufigkeit unserer konsumorientierten Gegenwart scheint diese Tugend nicht unbedingt hoch im Kurs zu stehen. Ich selbst gewinne immer mehr den Eindruck, dass sich die Hektik unserer Zivilisation in gewisser Weise auf die Natur überträgt. Immerhin mehren sich die Nachrichten, dass z. B. die Palmkätzchen bereits jetzt im alten Jahr fröhliche Urständ’ feiern. Die milden Temperaturen verhindern nicht nur den ersehnten Schneefall in den alpinen Tourismusregionen: sie kurbeln gleichzeitig das Blütenwachstum der Frühjahrskünder wie eben Haselnuss oder Weide an. Der Pollenwarndienst bestätigt zudem dieses Phänomen. Aber alles hat bekanntlich zwei Seiten. Was den Allergikern vorzeitig Probleme verschafft, kann andererseits für die Naturheilkunde genützt werden. Denn die Kätzchen der verschiedenen Weidenarten sind durchaus auch von gesundheitsförderndem Wert. Von den Weidenästen wird vorzüglich die Rinde geerntet, indem man daumendicke Zweige abschneidet, die Rinde abschält, trocknet und dann zerkleinert. Daraus lässt sich bei Bedarf ein Tee ansetzen bzw. aufgießen. In der Weide wird nämlich der Wirkstoff Salicin gespeichert, der vom menschlichen Organismus in die entzündungsmindernde Salicylsäure umgewandelt wird. In dieser Hinsicht kann man ebenfalls die Kätzchen der ufersäumenden Bäume zur Beruhigung unseres Leibes heranziehen. Erscheinen auf den Ästen der Salweide oder anderer Arten die männlichen Blüten und schlüpfen aus der sie umgebenden braunen Hülle, kann man diese pflücken und in der Nähe eines Herdes oder einer Heizung rasch trocknen. 1 Esslöffel voll davon übergießt man mit 1/4 Liter kochendem Wasser. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen und hernach abseihen. Den Tee vor dem Schlafengehen mit Honig gesüßt trinken. Das unterstützt das nächtliche Zur-Ruhe-Kommen, damit der Schlaf erst am Morgen des nächsten Tages endet und man ausgeruht ans Werk gehen kann. Im liturgischen Kalendarium der römisch-katholischen Kirche ist für den heutigen Sonntag das Fest der Heiligen Familie vermerkt. So tritt für die Gottesdienstbesucher besonders die Schicksalsgemeinschaft der weihnachtlichen „Hauptakteure“ in Person von Jesus, Maria und Josef vor das betende und betrachtende Auge. Die Bibel schildert in wenigen Umrissen die Lebenssituation der Drei, die anscheinend in ihrer Aktualität heutigen Umständen oft sehr nahe kommt. Im botanischen Bereich sprechen wir ebenfalls von Familien. Damit werden Pflanzen je nach ihren äußerlichen Merkmalen klassifiziert und gruppiert. Die Melisse (Melissa officinalis) z. B. zählt derart eingeordnet zu den Lippenblütlern (Lamiaceae) und teilt somit die Verwandtschaft mit einer Vielzahl an wohltuenden und heilsamen Kräutern. Einige Beispiele seien hier angeführt. Der Salbei gehört genauso dazu wie etwa der Lavendel, das Basilikum, der Oregano, die Pfefferminze und der Thymian. Wahrscheinlich schwingt mit diesen bekannten Namen auch gleich das ihnen jeweils typische Aroma in unserer sinnlichen Erinnerung mit. Bei der Melisse haben wir es im Speziellen mit einem beruhigenden und stärkenden Kraut zu tun. Sie sammelt gleichsam im Sommer die Kraft der Sonne, die sie postwendend in ihrer Blühphase den besuchenden Bienen weitergibt. Einen Gutteil speichert sie zusätzlich in ihren grünen Pflanzenteilen, die dort auch nach dem Trocknen der gesammelten Blätter und Triebspitzen gespeichert bleibt. Jetzt im Winter ist es uns daher möglich, diese wohltuenden Reserven immer noch zugänglich zu haben. Vor allem Frauen, die es je neu schaffen, eine menschliche Familie zusammenzuhalten und zu versammeln, erfahren in dem Lippenblütler Melisse eine gute Unterstützung. Während der Wintermonate steht es durch ihren oft aufreibenden Dienst geschwächten Frauen gut an, auf die Melisse zurückzugreifen. Dazu gießt man sich mindestens einmal pro Woche ein paar Tassen Melissentee im herkömmlichen Heißaufguss auf, um sie mit Honig gesüßt in Ruhe zu trinken. Das wirkt beruhigend, stärkt den Magen, löst Verkrampfungen und fördert eine gleichmäßige Periode. Heute am Christtag darf ich allen noch einmal aus ganzem Herzen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest wünschen! Obwohl der Jahreswechsel erst vor der Tür steht, beginnt mit dem heutigen Datum ein neuer Zeitabschnitt. Mein Vorgänger Hermann-Josef Weidinger sprach im Hinblick auf die pflanzlichen Lebewesen vom so genannten werdenden Jahr, das sich vom 25. Dezember bis zum darauffolgenden 24. Juni erstreckt und danach vom fruchtenden Jahr abgelöst wird. Ja, ein Neubeginn tut uns allen gut. Der Odermennig (Agrimonia eupatoria) vermag es, das Einläuten einer neuen Phase mitzugestalten. Auf den ersten Blick hat er so gar nichts Weihnachtliches an sich. Aber an dieser Stelle wollen wir keineswegs oberflächlich an die einzelnen Heilgewächse herangehen. Bei genauerem Betrachten erschließt sich jedoch durchaus eine Unterstützung, die gerade an einer Zeitenwende sinn- und heilvoll zum Tragen kommen kann. Dazu gehört in diesem Zusammenhang der reelle Ärger, der uns die einzelnen Tage des Lebens ziemlich vermiesen kann. Sich kräftig zu ärgern, bedeutet gleichzeitig für unsere Physis, dass die Tätigkeit der Leber sowie der Galle und der Milz vermindert und in weiterer Folge die Steinbildung gefördert wird. Das wiederum lässt den Magen träger werden. Wird jedoch der Reinigungsprozess des Körpers verlangsamt, leidet durch entstehende Übersäuerung unsere Psyche darunter. Mit dem Odermennig können wir uns daraus einen Ausweg bahnen, da seine Inhalte all die angesprochenen Organe auf sehr sanfte und quasi einfühlsame Weise stimulieren. Meinen Sie nicht auch, dass es gerade am heutigen Tag mehr als angebracht erscheint, den Restärger der Vergangenheit vollständig abzubauen? Gott geb’s, dass wir dabei die Hilfen der Natur nicht übersehen. Getrocknetes und zerkleinertes Kraut des Odermennigs wird zu gleichen Teilen mit ebenfalls getrockneten Blütenblättern der Ringelblume abgemischt. 2 Teelöffel davon mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergießen und 1/4 Stunde zugedeckt ziehen lassen. Danach abseihen und schluckweise genussvoll trinken. Dieser Tee kann mithelfen, von innen heraus fröhlicher und gelassener zu werden. Und er zaubert so manchem Griesgram erneut ein Lächeln auf die Lippen. Die Krippe im Stall von Bethlehem bestimmt bereits den ganzen heutigen Tag. Nicht umsonst nennen wir ihn den Heiligen Abend. In den letzten Vorbereitungen für den kerzenreichen Christbaum im eigenen Heim und das Drumherum sind viele von uns womöglich gar noch nicht so richtig gestimmt, um in Ruhe die Weihnacht in Empfang zu nehmen. Bei allem Notwendigen, das wir auf die Liste der Vorbereitungen für die Christnacht schreiben, sollten wir ein Faktum nicht übersehen: eine gute Atmosphäre. Vom Weihrauchbaum (Boswellia) haben Menschen bereits vor vielen Hunderten von Jahren das Harz als äußerst wertvolle Gabe der Natur und des Himmels geschätzt. Der angeritzte Stamm des Balsambaumgewächses gibt bis heute eine zähflüssige Substanz preis, die an der Luft zu kleinen Klümpchen erstarrt und ein sehr gutes Aroma in sich birgt. Mit dem Verbrennen dieses Harzes, dessen Rauch seit jeher für das Göttliche reserviert war, veränderte sich das ganze atmosphärische Ambiente in der jeweiligen Umgebung bzw. im besuchten Kultraum wie etwa Tempel oder Kirche. Das Einatmen des Weihrauchduftes hat durchaus auch gesundheitliche Vorteile. Es wirkt an und für sich schon reinigend und desinfizierend. Es vermag sogar, das Denken zu fördern und das geistige Arbeiten anzuregen. Und schließlich vermittelt der Weihrauch ebenso eine Aura des Friedens und der inneren Ruhe. Das schafft in weiterer Folge für die Physis einen ausgeglichenen Atem und einen ruhigen Puls. Somit werden zudem die wie immer gearteten Sorgen in den Hintergrund gedrängt. Aus dem Harz des Weihrauchbaumes wird auch ein wertvolles ätherisches Öl gewonnen. Dieses kann rund um den Heiligen Abend ebenso Verwendung finden, vor allem dann, wenn das Atmen krankheitshalber nicht ganz friktionsfrei ist. Bei Asthma und bei schweren harten Hustenanfällen kann man zu einer besänftigenden und lindernden Methode greifen. Um sich das dafür nötige Öl zu bereiten, nimmt man am besten 2 Esslöffel von kaltgepresstem Olivenöl und träufelt 5 Tropfen ätherisches Weihrauch-Öl darauf. Dann einige Zeit so gut als möglich miteinander verrühren. Damit massiert man die Brust kräftig ein. Mit fremder Hilfe kann zudem der Rücken und die Schulter damit einmassiert werden. Ätherisches Öl verdampft sehr rasch, wenn es allein verwendet wird und reizt die Haut bzw. trocknet sie aus. Deswegen soll immer ein fettes pflanzliches Öl die Grundlage bei derartigen Anwendungen bilden. Auf der Suche nach einem edlen Material, das sich rund um den Advent und das Weihnachtsfest zum Schmücken und Dekorieren eignet, fragten viele von uns bestimmt nach Tannenreisig. So begehrt dieses auch ist, so rar ist es gleichzeitig meist zu haben. Denn seit langem hat in der Forstwirtschaft bereits die Globalisierung Platz gegriffen, was bedeutet, dass sich oft mehr Exoten in einem aufgeforsteten Revier befinden als uns und den gegenwärtigen Förstern recht ist. Die heimische Weißtanne (Abies alba) wurde vielerorts an den Rand gedrängt, weil man z. B. der Douglasie (Pseudotsuga menziesii), der Edel-Tanne (Abies procera) oder der Küstentanne (Abies grandis) mehr forstwirtschaftliches Gewinnpotential zutraute als dem alteingesessenen Holzlieferanten. Mittlerweile besinnt man sich erneut auf die bodenständigen Bäume, so sehr man sich gleichzeitig für niederschlagsarme Zeiten in naher Zukunft rüsten wird müssen. Uns geht es aber heute um den Weihnachtsbaum schlechthin, die heimische Tanne. Sie ist nicht nur edel in ihrer Gestalt. Wenn man z. B. ihre Rinde anritzt, gibt sie ein wohlduftendes Harz frei, das man körnerweise kauen kann. Die darin enthaltenen desinfizierenden Stoffe helfen mit, dass das Zahnfleisch gestärkt wird und die Mundhöhle eine natürliche Reinigung erfährt. Ich trage gleichsam Eulen nach Athen, wenn ich auf die bekannten Mai-Wipferl hinweise, die man schichtweise zusammen mit Zucker einlegen kann, damit daraus der geschätzte Maiwipferl-Sirup entsteht, der bei Beschwerden der Atemorgane herangezogen werden kann. Übrigens eignen sich die frisch ausgetriebenen Triebspitzen der Tanne, nachdem man sie geerntet und getrocknet hat, auch als Grundlage für einen schleimlösenden Tee. Bleiben wir jedoch beim Reisig der Tannen in ihrem gegenwärtigen Zustand. Da fällt nämlich ebenfalls eine Wohltat davon ab. Wer ohnehin mit dem Verarbeiten von Tannenbäumen und deren Zweigen beschäftigt ist, kann gleichzeitig eine gesundheitsfördernde Übung durchführen. Sobald an den Handinnenflächen etwas Harz vom Holz klebt, soll man die Hände zusammenfalten und zu einer Höhle formen, die man zur Nase führt und kräftig ein paar Mal einatmet. Auf diese Weise gelangen die wertvollen ätherischen Öle der Tanne in die Atemwege, um sie zu stärken. Dergleichen kann man tun, nachdem man mit den Handflächen kräftig über die Unterseite der Tannennadeln gerieben hat. Deren Aroma lässt auch das Gemüt aufleben. Weiße Weihnachten sind im österreichischen Flachland schon seit längerem ein unerfüllter Wunschtraum. Das wird auch dieses Jahr erneut so sein. Des einen Freud’ kann sehr leicht des anderen Leid sein, wenn man z. B. an die zusätzliche Arbeit des Schneeschaufelns bei vorhandener weißer Pracht denkt. Aber bleiben wir vorerst in unseren Stuben. Dort ist sicher irgendwo der Kren oder Meerrettich (Armoracia rusticana) gelagert. Am besten wäre es natürlich eine ganze Wurzel oder zumindest ein Stück davon im Keller oder im Kühlschrank liegen zu haben. Denn damit darf es in unseren Küchen immer wieder leichte weiße „Schauer“ geben, wenn wir das u. a. tägliche Essen anrichten. Wer die Krenwurzel mithilfe eines Gemüsehobels oder einer Reibe anraspelt, kann gleichsam auf eine äußerst gesundheitserhaltende Weise Frau Holle spielen und den gerissenen Meerrettich in geringem Maß den einzelnen Speisen hinzufügen. So darf man nun gewissermaßen auf eine Vitaminbatterie zurückgreifen. Wer aber kein Gemüselager sein eigen nennen kann, für den liegen im Gemüseabteil der Geschäfte die scharfen Wurzeln zum Kauf bereit. Wenn Sie sich ab und zu eine Prise frischen Krens gönnen, begünstigen Sie unter anderem die Verdauung und den Abbau von Fett. Manchmal kommt es leider ebenfalls vor, dass die Harnwege durch Erkrankung und Entzündung beeinträchtigt sind. Gerade dann sollte öfter auf das „Silber des Westens“, wie ich den Kren gerne nenne, zurückgegriffen werden. In der Körpermitte vermag der Kren, den man in diesem Falle äußerlich verwendet, seine heilenden und lösenden Kräfte zu entfalten. Hin und wieder kann es vorkommen, dass einem aus verschiedenen Gründen das Urinieren Schwierigkeiten bereitet. In diesem Fall nimmt man am besten 2 Esslöffel voll frisch geriebenen Kren, den man in etwas Butter leicht anröstet. Dann schlägt man ihn in ein Leinenfleckerl, das man dann im Bereich der Blase auflegt. Wenn die Temperatur der Auflage nachlässt, so gibt man zusätzlich eine Wärmeflasche auf den entsprechenden Bereich. Bei Ungewissheit über das beschriebene Symptom sollte natürlich eine ärztliche Diagnose in Anspruch genommen werden. Eben noch habe ich in meinem Wohnzimmer in Karlstein den Kachelofen eingeheizt, um mich und den Raum mit einer wohlig strahlenden Wärme zu versorgen. Gerade dann, wenn es draußen feucht und kalt ist, kann ich einen derartigen Schatz vom Hafnermeister so richtig genießen. Zudem hilft der Kachelofen mir Heizkosten zu sparen. In der pflanzlichen Natur gibt es vergleichsweise ähnliche Angebote, die dem Körper helfen, von innen heraus aufgewärmt zu werden. Heute möchte ich in dieser Hinsicht den Kalmus als Beispiel an die erste Stelle in der Reihe der Kräuter setzen, die für unseren Organismus eine wohlige Belebung erwirken können. Der Kalmus (Acorus calamus) ist ein probates Bittertonikum. Im Fernen Osten war er schon vor vielen Jahrhunderten bekannt und begehrt. So schrieben ihm z.B. einst die Mongolen eine reinigende Wirkung zu, woraufhin sie den Kalmus ganz bewusst an die Wasserstellen der jeweils neu eroberten Gebiete pflanzten, die sie auf ihren Eroberungszügen besetzten. Spätestens im 13. Jahrhundert brachten die Tartaren den bitteren Gesellen in die osteuropäischen Landstriche, von wo aus er dann auch in Mitteleuropa an Bekanntheitsgrad zunahm. Wir sind aber gegenwärtig auf der Suche nach einer Wärmequelle von innen her. Am besten wird dies geschehen, wenn wir den Magen als Ausgangspunkt des Wohlbefindens ansteuern. Gewiss gibt es die Möglichkeit, eine gute Suppe zu schlürfen oder einen gesundheitsfördernden Tee zu trinken. Ab und zu darf es aber auch ein guter Schluck sein, den wir uns gönnen. Mit dem Kalmus kann es ganz einfach gelingen, quasi einen gut geheizten Kachelofen mitten in den Leib zu transferieren, um den eingangs beschriebenen Eindruck meinerseits noch einmal aufzugreifen. Von getrockneter und zerkleinerter Kalmuswurzel nimmt man am besten die Menge von 75 g und vermischt sie mit je 1 Esslöffel angestoßener Samenkörner von Kümmel, Fenchel und Anis. Zusätzlich gibt man noch 3 Gewürznelken bei. Alles zusammen übergießt man in einem verschließbaren Glasgefäß mit 1 Liter qualitätsvollem Obstbrand und lässt es 14 Tage lang bei Zimmertemperatur stehen. Danach abseihen, abfüllen und kühl im Dunkeln lagern. Der bittere Schnaps eignet sich sehr gut als Magenwärmer nach einer üppigen Mahlzeit. Das Ausmaß 1 Stamperls reicht jedoch schon dafür.
Kühlung als Thema im Winter
Was Weichseln dazu beitragen können
Einen erfrischenden Trank zubereiten:
Sauerkirschenfrucht ⓒ wikimedia.commons
Vorzüge der Baumrinde
Die Birke liefert diese im Winter
Ein Elixier zum Jahreswechsel:
Birke im Rauhreif ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Verfrühter Frühlingsbote
Die kecken Weidenkätzchen lugen schon hervor
Das Schlafen fördern:
Weide ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Menschliche und pflanzliche Familie
Ein Blick auf die Melisse
Tee mit Honig:
Melisse ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Damit die Freude wieder zurückkehrt
Odermennig öffnet das Herz
Tee wider den Ärger:
Odermennig ⓒ H. Benedikt O.Praem., Stift Geras
Die Atmosphäre um sich verbessern
Mit Weihrauch das Atmen stärken
Massage mit Weihrauch-Öl:
Weihrauchgefäß ⓒ H. Benedikt O.Praem., Stift Geras
O Tannenbaum
Ein heilsamer weihnachtlicher Weggefährte
Das Aroma inhalieren:
Tanne mit Holzscheibe ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Stau in der Körpermitte
Der Kren und die Harnabgabe
Auflagen für den Blasenbereich:
Kren oder Meerettich ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
Einen Magenwärmer kreieren
Als Zutat den Kalmus heranziehen
Kalmus-Schnaps selbst gemacht:
Kalmus ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya