Mit den Hirten umherziehen

18. Juni 2014

Eine Pflanze weckt romantisches Flair

Wie sich doch die Zeiten ändern! – Würden heute noch so viele Herden an Schafen und Rindern zur Weide getrieben, dann hätte das beträchtliche Folgen für den Straßenverkehr. Denn das Vieh hält sich – bei allem Respekt – eher wenig an Vorrangregeln oder Ampelfarben. Das war halt früher kein Problem, als höchstens die Eisenbahn die Landschaft mit ihrem Schienenverlauf in zwei Hälften teilte. Abgesehen von den Bildern des Biedermeier und der Epoche der Romantik wächst da in der Nähe der Bahntrassen ein weißer Kreuzblütler, der mit seinen Fruchtschoten eine nostalgische Stimmung auszulösen vermag. Es ist das Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris). Botanisch zugeordnet wird es den so genannten Kreuzblütengewächsen (Brassicaceae), zu denen unter anderem auch der Raps, der Senf oder der Kren zählen. Das Hirtentäschel liebt einen sonnigen Platz und rund um seine Wurzeln einen stickstoffreichen Boden. Man kann es praktisch überall in Europa antreffen. Unter den vielen Heilgewächsen kam das Hirtentäschel historisch gesehen zu relativ späten Ehren. Erst im 18. Jahrhundert wird es ausführlich beschrieben und in den damals populären Abhandlungen über Kräuter den Interessierten vorgeführt. Dennoch gibt es da und dort schon im Mittelalter Berichte über die Verwendung der Pflanze. Bei uns Menschen sind die Wechseljahre immer eine besondere Herausforderung. Die Veränderungen des Körpers bleiben auch für die seelische Verfassung nicht ohne Folgen. Vielleicht denkt der eine oder andere an die Jugend zurück, die ein für alle Mal dahin ist. Sich also in romantischen Luftschlössern aufzuhalten, die niemals Wirklichkeit waren, ist sicher ein Holzweg. Das Hier und Heute ist doch viel wichtiger. Die Gegenwart anzunehmen, bedeutet oft eine große Herausforderung. Das Hirtentäschel möchte aber Erleichterung bringen. Und es ist nobel: es lässt den Frauen den Vortritt.

Die Wechseljahre begleiten:

Frauen, die unter Wallungen leiden und denen die Wechseljahre zu schaffen machen, sei hier eine mögliche Hilfe angeboten. 1 Handvoll zerkleinertes Hirtentäschelkraut mit 1 Liter kochendem Wasser überbrühen. Nach dem Abkühlen ein Fuß- oder ein Handbad damit nehmen, um Erleichterung zu erzielen. Hirtentäschel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya