Unscheinbar und doch hilfreich

27. Mai 2019

Den Odermennig nicht vergessen

Eine gute Konzentration zu besitzen, ist eine wertvolle Gabe. Nur allzu leicht kann es vorkommen, dass wir uns von den Aufgaben, die uns gestellt sind, ablenken lassen und die Aufmerksamkeit gleichsam mit lockeren Zügeln versehen. Um dieses Verhalten wissen Schüler genauso gut wie eben auch Erwachsene. Schade ist nur, wenn dadurch manches übersehen wird oder gar in Vergessenheit gerät. Die Intention dieser Kolumne ist es, vor allem den wertvollen Kräutern eine Bühne zu bereiten, die dem Menschen auf verschiedenste Weise zur Seite stehen können. Daher soll heute der Odermennig (Agrimonia eupatoria) ins Gedächtnis gerufen werden, damit wir gerade jetzt nicht achtlos an ihm vorübergehen. Er zählt zur großen botanischen Familiengruppe der Rosengewächse. Der Odermennig bevorzugt als Standort trockene Stellen an Waldrändern, Kahlschlägen und Lichtungen sowie Wegränder entlang von Wiesen und Weideflächen. So unscheinbar er inmitten der Pflanzengesellschaften, die ihn umgeben auch erscheinen mag, so reich an wertvollen Inhaltsstoffen kann er entdeckt und geschätzt werden. Diese setzen sich aus Gerbstoff, Bitterstoffen, ätherischem Öl und einem hohen Anteil an Kieselsäure zusammen und ergeben somit eine breit gestreute Wirkkraft. Es ist ratsam, vor allem die Blätter dieses Heilkrautes ab dem Monat Mai vor der Blütezeit zu sammeln, zu trocknen und fachgerecht aufzubewahren, um sie für den häuslichen Gebrauch zur Verfügung zu haben. Am einfachsten wird es wohl sein, diese Droge im Heißaufguss aufzubereiten und zum Einsatz zu bringen. Leber und Galle können davon genauso profitieren wie die Haut und der gesamte Verdauungskanal. Wenden wir also erneut genügend Aufmerksamkeit auf, um demnächst beim Odermennig nicht achtlos vorüberzugehen. Besser ist es zudem, ihn auf einem eigenen Beet im Garten wachsen zu lassen.

Heilsamer Aufguss

Von den getrockneten und zerkleinerten Blättern des Odermennigs nimmt man 2 Teelöffel voll und übergießt die mit 1/4 Liter siedendem Wasser, 15 Minuten lang zugedeckt ziehen lassen und abseihen. Bei Leberleiden, bei Problemen mit der Gallenblase oder bei nervöser Erregbarkeit 3 Tassen pro Tag davon trinken. Der Aufguss in entsprechender Menge erweist sich ebenso bei Hautproblemen in Form eines Badezusatzes als wohltuend und lindernd. Odermennig (Agrimonia eupatoria) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya