Den Stoffwechsel anregen

Am besten mit Vogelknöterich

Wir brauchen nicht lange suchen, wenn uns der Sinn nach etwas Geheimnisvollem steht. Auf Schritt und Tritt begegnen uns Lebewesen, die wir wohl nicht gleich auf Anhieb ganz durchschauen oder ihre Vollzüge bis ins kleinste Detail verstehen. Aber wir brauchen nicht in die belebte Nachbarschaft blicken: es genügt, wenn wir das eine oder andere an uns selbst konstatieren. Vom Denken angefangen bis zum Herzschlag, der wohl kaum von unserem Willen abhängt, gibt es genug zu bestaunen. Mit dem Vogelknöterich (Polygonum aviculare) möchte ich die Aufmerksamkeit noch auf einen anderen Vorgang hinlenken, nämlich den Stoffwechsel. Wir stehen mit unserer Umwelt in ständigem Austausch. Dies bezieht sich auch auf das rein Stoffliche. Mit chemischen Vorgängen wird dafür gesorgt, dass sich der Körper bis in seine kleinste zellhafte Struktur hin erneuert und in weiterer Folge aufbaut. Der Vogelknöterich, der eher ganz unscheinbar in Bodennähe sein Dasein vollzieht, kann hier in diesen Prozess nutzbringend miteinbezogen werden. Gerb- und Schleimstoffe sowie Kieselsäure und Flavonoide sorgen dafür, dass der Körper in seinen Kreisläufen positiv motiviert wird. Übrigens lässt sich der Vogelknöterich während der ganzen Vegetationsperiode bis in den späten Herbst hinein ernten. Am besten trocknet man die gesammelten Triebe und hebt sie dann sorgfältig gelagert für einen späteren Gebrauch auf.

Teekur für den Körper

Aus getrocknetem und zerkleinertem blühenden Kraut des Vogelknöterichs lässt sich ganz einfach ein Tee aufbrühen. Dazu übergießt man 2 Teelöffel davon mit 1/4 Liter kochendem Wasser und lässt beides zusammen 15 Minuten lang zugedeckt ziehen. Bei Leiden, die von einem beeinträchtigten Stoffwechsel herrühren, trinkt man 3 Wochen lang täglich jeweils 3 Tassen über den Tag verteilt. Gilt auch als Unterstützung bei Schwächen im Gefäßsystem.

Vogelknöterich (Polygonum aviculare) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Dem Zahnfleisch zuliebe

Den Wundklee nutzen

Um die menschliche Natur näher zu betrachten, ist es sinnvoll, sich über die einzelnen Bereiche, Gliedmaßen und Organe ab und an Gedanken zu machen. Dies spielt vor allem in der biblischen Spiritualität eine beachtliche Rolle. Denn immerhin kann aus dem Herzen Gutes und Böses hervorkommen, die Hand mich zum Unrechten anleiten und die Nieren zur Prüfung des Allerhöchsten herangezogen werden. Der Mund spielt dabei ebenso eine wesentliche Rolle. Dort möchte ich heute ein wenig verweilen und den Wundklee (Anthyllis vulneraria) in die praktische Relevanz in Bezug auf die Gesundheit mit einbeziehen. Oft passiert es uns doch, dass wir in der Beurteilung der heimischen Vegetation kaum oder nur ansatzweise den Wert der einzelnen Gewächse erkennen. Daher übersehen wir so manche Hilfe, die uns ohnehin vor Augen steht. Gewiss ist es gar nicht einfach, die verschiedenen Kleearten in freier Natur auseinanderzuhalten und im Speziellen zu erkennen. Doch gibt es bei jeder Spezies eindeutige Details, die wir zur Identifikation derselben heranziehen können. So haben etwa die Blüten des Wundklees eine ganz charakteristische Form. Was das alles nun mit unserem Mund zu tun hat, ist leicht erklärt. Denn hierbei geht es uns wiederum um die Inhaltsstoffe des Schmetterlingsblütlers, die wir sehr allgemein als zusammenziehend und heilungsfördernd in ihrer konkreten Wirkung zusammenfassen können. Unser Zahnfleisch, das vom Mund umgeben wird, bedarf einer konsequenten und tagtäglichen Pflege. Dennoch kann es passieren, dass dieses in seiner Konstitution schwächelt bzw. entzündliche Herde dort Fuß fassen. Mit dem Wundklee als Hilfe geschieht dies seltener.

Tee aus Wundklee

Vom getrockneten und zerkleinerten blühenden Kraut des Wundklees nimmt man 2 Teelöffel voll und übergießt diese mit 1/4 Liter kochendem Wasser. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen und dann abseihen. Sobald der Tee eine verträgliche Temperatur erreicht hat, spült man damit die Mundhöhle und spuckt die Flüssigkeit hernach wieder aus. Bei entzündetem und leicht blutendem Zahnfleisch eine Zeitlang mehrmals pro Tag durchführen.

Wundklee ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Gut für Knochen und Nerven

Dem Johanniskraut trauen

Der Erntedank für die heimischen Heilkräuter liegt schon hinter uns. Seit dem Festtag Mariä Himmelfahrt sind die duftenden Sträußchen aus getrockneten Pflanzen ein Erweis der Wertschätzung all dessen, was der Herrgott uns direkt am Wegrand heranwachsen lässt, um unser Leben in Freud und Leid besser begleiten zu können. Wenn ich nun so ein liebevolles Gebinde, das in großer Zahl in meiner Pfarre Harth bei Geras hergestellt, gesegnet und verteilt wurde, hernehme und mir die Details näher anschaue, dann fällt mir darin das Johanniskraut (Hypericum perforatum) auf. Ich meine, dass dieses Gewächs es alljährlich schafft, sich gerade auf trockenen Standorten wie Böschungen und Raine prächtig zu entfalten und mit seinen schönen gelben Blüten gleichsam so etwas wie ein Vergolden der kargen Areale zu bewirken. Und das lässt mich dann ein wenig aufatmen angesichts manch extremer klimatischer Herausforderungen, denen sich leider auch unsere Vegetation stellen muss. Die Wirkstoffe des Johanniskrautes sind seit alters her als beruhigend, ausgleichend und schmerzstillend bekannt. Dieser Einsicht bedienen sich ja ohnehin die Hersteller vieler wertvoller pflanzlicher Pharmaka, die in den Apotheken erhältlich sind. Für den Hausgebrauch kann man aber ebenso selbst für äußerliche Anwendungen darangehen, das Johanniskraut sinn- und verantwortungsvoll aufzubereiten. Nicht wenige kennen daher das Öl, das mithilfe der Blüten des Heilkrautes angesetzt wird. Dieses Hausmittel gibt es übrigens auch fertig im Kräuterpfarrer-Zentrum zu erwerben. Zur Unterstützung der Nerven darf man zusätzlich die Badewanne heranziehen, um dort die guten Effekte des Johanniskrautes zum Tragen zu bringen.

Wohltuendes Bad

Hat man getrocknetes blühendes Johanniskraut zur Hand, zerkleinert man es, nimmt davon 2 Hände voll und übergießt dies mit 2 l kochendem Wasser. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen, dann abseihen und den Tee in das vorbereitete Badewasser gießen. 15 bis 20 Minuten darin baden. Bei Knochenschwäche und bei Nervenleiden kann sich diese häusliche Anwendung als lindernd, kräftigend und beruhigend herausstellen. Zu beachten ist, dass dadurch die Haut sonnenempfindlicher wird!

Johanniskraut mit Wurzel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Wenn Krampfadern schmerzen

Die Gundelrebe pflücken

Wiesen und Wälder durften in der letzten Zeit aufatmen. Dort, wo Hitze und gleißender Sonnenschein regierten, verschaffte der Regen eine höchst willkommene Abwechslung. Wer auf einen vorübergehenden Wassernachschub nach langer Dürre vor allem reagiert, ist die niedrige Vegetation der Gräser und Kräuter. Immer wieder kommt an dieser Stelle so manch augenscheinlich unbedeutendes Gewächs zu Ehren. In diesem Sinne ist heute die Gundelrebe (Glechoma hederacea) dran, die auch unter der Bezeichnung Gundermann bekannt ist. Sucht man sie in der freien Natur auf, so muss man darauf achten, sie nicht mit ähnlich erscheinenden Arten wie etwa der Braunelle oder dem Kriechenden Günsel zu verwechseln. Gute Literatur bzw. seriös bezeichnete Bilder aus dem Internet können einem da schon ein gutes Stück weiterhelfen. Die Gundelrebe wird seit alters her als Heilkraut sehr geschätzt. Zu ihren Inhaltsstoffen zählen Schleim- und Gerbstoffe, Saponin und auch ein wenig Vitamin C. Bei der einen oder anderen Frühjahrskur kann man sich dieses Gewächses bedienen. Doch erweist sich die Gundelrebe auch den Rest des Jahres über als hilfreich. Ich plädiere dafür, dieses Heilkraut vor allem für äußere Anwendungen heranzuziehen. Gerade auf der Haut kann die Wirkkraft des Gundermanns zum Tragen kommen. Ein im wahrsten Sinne des Wortes leidiges Thema sind Krampfadern. Mit diesen sichtbaren Veränderungen der Blutgefäße an den Schenkeln gehen jedoch auch manchmal Schmerzen einher, die den Betroffenen immer wieder zu schaffen machen. So kann man darangehen, die Gundelrebe, die übrigens als immergrüne Pflanze den Winter zu überdauern vermag, gewinnbringend einzusetzen.

Lindernde Auflage

Vom frischen blühenden Gundelrebenkraut pflückt man 1 Handvoll ab, um es zu zerquetschen. Dann 1 Esslöffel voll Roggenmehl dazugeben, 1 Teelöffel Honig und ein wenig heißes Wasser. So lange rühren, bis daraus ein Brei wird. Diesen legt man auf die schmerzenden Krampfadern 1/2 Stunde lang auf. Danach lauwarm abwaschen und am besten mit Rosskastanien-Öl einreiben. Das schafft spürbare Erleichterung.

Gundelrebe oder Gundermann ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Die Morgenstunde nutzen

Mit Goldmelisse in den Tag einsteigen

Wir Menschen sind wunderbar geschaffen. Das Staunen, das wir überaus mächtigen oder diffizil aufgebauten Naturphänomenen zollen, dürfen wir ruhig auch auf alles lenken, was uns selbst ausmacht. Dabei werden wir draufkommen, dass wir nicht gleich einer Maschine beliebig und rund um die Uhr funktionieren, sondern dass ein bestimmter Rhythmus den Tag bestimmt. Ohne Pause, Ruhephasen und einem erholsamen Schlaf leidet die gesamte physische und psychische Verfasstheit. Viele Leser halten gerade am Morgen gern die Zeitung in der Hand. Zu diesem Zeitpunkt kann ebenso die Goldmelisse (Monarda didyma) eine Rolle spielen. Für mich persönlich war es in diesem Sommer eine große Freude, im Kräutergarten die Pracht bewundern zu dürfen, mit der gerade die Goldmelissen durch ihre Vielzahl an Blüten ausgestattet waren und bis heute sind. Übrigens können alle, die Monarden (= anderer Name für Goldmelisse) in ihrem eigenen grünen Paradies rund ums Haus hegen und pflegen, hergehen und von der Pflanze die Lippenblüten abzupfen, um sie frisch im Mund zu kauen. Dabei wird man draufkommen, wie gut diese schön anzusehenden Teile des Gewächses schmecken. Das ursprünglich auf dem nordamerikanischen Kontinent beheimatete Kraut kann aber auch auf eine andere Weise verwendet werden. Die Blüten stellen nämlich eine besonders wertvolle Hilfe dar, wenn es gilt, den Nerven eine Unterstützung zukommen zu lassen. Dabei gibt es Folgendes zu bedenken: die geistige und körperliche Agilität hängt jeweils davon ab, wie gefasst und gleichzeitig innerlich ruhig wir sind. Daher sind Ausgeglichenheit und Leistungsfähigkeit eng miteinander verknüpft und eben kein Widerspruch. Beides unterstützt die Goldmelisse.

Morgentee aus Blüten

Um gut den Tag zu beginnen, empfiehlt es sich, dann und wann die Goldmelisse als Hilfe herbeizuholen. Dazu gießt man 2 Teelöffel voll getrockneter Monardenblüten mit 1/4 Liter kochendem Wasser auf. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen und dann abseihen. Bald nach dem Aufstehen schluckweise trinken. Bei Bedarf mit ein wenig Honig bzw. Zitronensaft ergänzen. Das macht innerlich froh, stärkt die Nerven und stimmt zuversichtlich.

Goldmelisse oder Monarden ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Für den Blasenbereich

Die Brennnessel hat sich bewährt

Der Flüssigkeitshaushalt unseres Körpers ist ein lebenswichtiger Bereich. Das zeigt uns allein schon die Tatsache, dass wir zwar über eine längere Zeit auf das Essen verzichten können, nicht jedoch das Trinken vernachlässigen dürfen, da wir sonst austrocknen. Dort, wo kein Wasser hinkommt, versiegt das Leben. Andererseits muss die vorhandene Flüssigkeit auch dafür genutzt werden, um Schädliches aus dem Körper abzutransportieren. Das wiederum geschieht über den Harn- und Blasenbereich. In der Brennnessel (Urtica) begegnet uns ein Gottesgeschöpf, das gerade auch heute am Sonntag unsere Aufmerksamkeit verdient. Denn vielfach wird diese Pflanze bis zur Gegenwart als bloßes Unkraut abgetan. Dass dem nicht so ist, hat man schon sehr früh erkannt. Ich selbst meine, in der Brennnessel ein sehr selbstbewusstes Gewächs zu entdecken. Sie scheut sich nicht, brachliegende Flächen zu erobern, vor allem dann, wenn der Stickstoffgehalt des Bodens dort ein höherer ist als anderswo. Wer schon einmal Brennnesseln ausgegraben hat, der durfte entdecken, dass das Wurzelwerk derselben kräftig und weitverzweigt ist. Sie besitzt also durchaus eine Stärke, die sich ebenso in ihrer heilsamen Wirkung zeigt. Da der urologische Bereich unserer Physis sich ebenfalls wie andere Zonen und Organe im Körper entzünden kann, bedarf es einer Unterstützung, um selbst dort gleichsam vor Ort eine Reinigung herbeizuführen. Der Brennnessel ist es eigen, vieles in uns ins Fließen zu bringen. Daher ist man gut beraten, wenn es notwendig ist den Blasenbereich zu entlasten, dem bekannten Heilkraut den Vortritt zu lassen.

Reinigender Tee

Bei Problemen, die rund um die Harnabgabe auftreten, ist es wichtig, sich vorrangig eine ärztliche Diagnose einzuholen, um den Beschwerden exakt auf den Grund zu gehen. Ein Tee, der mithilfe von Brennnesselblättern aufgegossen wird, kann sich dann als sinnvolle begleitende Maßnahme herausstellen. Dazu nimmt man 2 Teelöffel der getrockneten und zerkleinerten Droge und übergießt sie mit 1/4 Liter kochendem Wasser. 15 Minuten ziehen lassen und dann abseihen. Schluckweise trinken. 2- bis 3-mal am Tag durchführen.

Große und Kleine Brennnessel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Reinigendes unter der Erde

Im Seifenkraut entdecken

Ein Gang durch die Natur zahlt sich allemal aus. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel man bei einem einzigen Spaziergang durch Feld und Flur entdecken kann. Da gibt es eine Überfülle an Pflanzen, die der eine oder die andere nicht zu erkennen vermag. Anderes wiederum springt einem förmlich ins Auge, weil allein schon die äußerlichen Merkmale in Form von Blüten uns eine wohl bekannte Art erkennen lassen. So gesehen tun wir uns beim Seifenkraut leicht, da es sehr schöne Blüten trägt. Es fühlt sich auf feuchteren Wiesen und Rainen recht wohl und liebt ebenso die Ufer von Gewässern. Riecht man an den offenen Blüten desselben, so entströmt daraus ein parfumartiger Duft. Das Seifenkraut zählt eben zur Familie der Nelkengewächse. Die Wurzel, die flach unter der Erde liegt, enthält u. a. einen hohen Anteil an Saponin, was eben dazu führte, das heute vorzustellende Heilgewächs als Saponaria officinalis zu benennen. Immer wieder hat man in längst vergangenen Jahrhunderten auf diesen Umstand zurückgegriffen, um sich vor der Erfindung von Seife und Waschpulver zu behelfen, damit man Stoffe und den eigenen Leib sauber bekommt. So möchte ich heute einen Verweis darauf geben, dass wir uns in Sachen „Haut“ durchaus des Seifenkrauts wieder erinnern dürfen. Denn eine äußerliche Anwendung kann sich sicherlich als sinnvoll herausstellen. Leider gibt es nicht wenige Zeitgenossen, die sich mit chronischen Problemen auf ihrer äußeren Schutzschicht herumschlagen müssen. In diesem Fall darf man eine begleitende Maßnahme in Erwägung ziehen, die einem manches verbessern kann.

Körperabreibung mit Seifenkraut

Die getrocknete und zerkleinerte Wurzel des Seifenkrautes ist gut dazu geeignet, diese vorerst in kaltem Wasser anzusetzen. Dazu nimmt man 2 gehäufte Esslöffel davon und übergießt sie mit 1/2 Liter Wasser. Mindestens 3 Stunden lang stehen lassen und dann abseihen. Ein wenig anwärmen und den gesamten Körper damit abreiben. Es ist klug, dies vor allem abends durchzuführen.

Seifenkraut ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Wenn der Hals kratzt

Die Käsepappel verwenden

Geduld wird nicht unbedingt groß geschrieben in den Zeiten wie den unsrigen. Alles muss rasch gehen. In Sekundenschnelle werden weltweit Daten übermittelt und eine unübersehbare Menge unbedeutender Botschaften ausgetauscht. Das Internet hat es möglich gemacht. Vieles benötigt aber auch Zeit. Das gehört wohl zu den elementarsten Einsichten eines stetig reifer werdenden Menschen. Dazu zählen viele Heilungsprozesse. In der Käsepappel (Malva neglecta) begegnet uns ein Geschöpf Gottes, das in der Schnellläufigkeit unseres Lebensstiles womöglich leicht unter die Räder zu geraten droht. Daher will ich heute einmal die Aufmerksamkeit der Leser auf dieses eher unscheinbare Gewächs lenken. Es lohnt sich gewiss, wenn wir uns eine Weile mit ihm beschäftigen. Wie alle Malvengewächse zählt auch die Käsepappel zu jenen Kräutern, die etwas zur Unterstützung der Verdauung beitragen können. Der Schleimstoffgehalt, der sich in allen Pflanzenteilen dieser Spezies verbirgt, hilft z. B. mit, um bei einem erhöhten Medikamenteneinsatz den Magen und den Darm zu schützen. Den Malven wird ebenso eine entzündungshemmende Kraft zugeschrieben. Es kann doch passieren, dass man sich den Hals erkältet. Dies ist durchaus auch in der warmen Jahreszeit möglich, besonders dann, wenn das Wetter umschlägt oder wir uns in Räumlichkeiten aufhalten, wo der Luftzug unangenehme Folgen zeitigen kann. Der Hals ist relativ leicht beleidigt und entzündet sich oft sehr rasch. Um wieder schmerzfreiere Tage herbeizuführen, braucht es nun einmal ein wenig Zeit, um diesem misslichen Umstand auf eine natürliche Art Herr zu werden. Die Käsepappel eignet sich dafür.

Gurgelmittel Käsepappel

Um einen Tee mit Käsepappel anzurichten, lässt man 2 Teelöffel des zerkleinerten getrockneten Krautes in 1/4 Liter kaltem Wasser ca. 8 Stunden lang ziehen. Danach abseihen und den Ansatz mäßig anwärmen, aber nicht kochen. Bei einem entzündeten Hals verwendet man den Tee am besten zum Gurgeln. So klingen die Unannehmlichkeiten im Rachenbereich meist nach einiger Zeit wieder ab.

Käsepappel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Ein Kraut wörtlich nehmen

Der Augentrost als Unterstützung

Nomen est omen – auch alle, die der lateinischen Sprache nicht mächtig sind, kennen diese Redewendung. Umgelegt auf ein qualitätsvolles Produkt könnte man es folgendermaßen übersetzen: was drauf steht, ist auch drinnen. Nun gut, bei Mutter Natur sind wir ohnehin gut aufgehoben. Gewiss sind die Gewächse nicht so programmiert, dass man auf einem Blatt die Inhaltsstoffe samt dem voraussichtlichen Ablaufdatum herunterlesen könnte. Und doch hilft den Suchenden die bloße Bezeichnung des Heilkrautes oft schon ein Stück weiter. Der Augentrost (Euphrasia) etwa besticht mit seinen hellen und gleichzeitig bunten Blüten den Betrachter. Man meint darin einen Augenaufschlag eines Menschen zu erkennen. Und daher haben sich schon unsere Ahnen von diesem Erscheinungsbild auf eine Spur lenken lassen, die man bis heute aufnehmen und verfolgen kann. Unsere Sehorgane sind äußerst sensible Teile unseres Gesichtes. All jene, die eine Brille benötigen, wissen wohl nur zu gut, dass das exakte Erkennen unserer Außenwelt nichts Selbstverständliches ist. Ganz leicht kann es überdies zu Verletzungen der Hornhaut kommen, sofern ein spitzer und kantiger Gegenstand unter die Lider dringt. Und dann möchte ich noch ein leidiges Thema auftischen, mit dem wir uns bei großer Hitze auseinanderzusetzen haben: die Klimaanlagen in den Fahrzeugen, die nicht unbedingt zum Heil der Augen etwas beisteuern. Ich kann dies aus eigener Erfahrung nur allzu gut bezeugen. Man sollte es daher nicht unversucht lassen, mithilfe des Augentrostes gerade hierbei einen guten Ausweg zu finden.

Waschungen für die Augen

Mit dem getrockneten und zerkleinerten, blühenden Kraut des Augentrosts gießt man sich einen Tee auf. 2 Esslöffel überbrüht man dabei mit 1/4 Liter kochendem Wasser. 15 Minuten ziehen lassen und dann abseihen. Leidet jemand unter Augenbrennen, das mit einem erhöhten Tränenfluss einhergeht, so kann man am Abend eine Waschung der Augen mit dem noch leicht warmen Aufguss durchführen, um die Beschwerden zu verringern.

Augentrost ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Blütenpracht für die Haut

Das Leinkraut steht bereit

Je mehr das Jahr an Tagen, Wochen und Monaten voranschreitet, verändert sich dementsprechend auch die Vegetation auf naturbelassenen Flächen sowie auf agrarischen und forstlichen Nutzarealen. Wenn z. B. das Getreide geerntet wurde, bietet sich ein neues Landschaftsbild. Man meint, die Erde würde mitsamt dem Sommer ausatmen und in Warteposition gehen. Der Reichtum an Blumen bleibt ebenfalls nicht unbegrenzt. Wie wohl tut es da dem Auge, wenn sich da und dort doch noch Blüten öffnen, um die Raine zu schmücken. Der gegenwärtige Favorit ist dabei sicherlich das Leinkraut (Linaria vulgaris), das allein schon durch seine frohe Farbe auf ausgetrocknetem Terrain den Ton angibt. Nicht minder freuen sich Hummeln, Bienen und Schmetterlinge über dessen Präsenz, da rundherum die Nektarquellen langsam aber sicher zur Neige gehen. Für uns Menschen fällt beim Leinkraut übrigens auch etwas ab. Es ist unsere Haut, die der ständigen Sorge bedarf. Solange wir jung und agil sind, brauchen wir darauf kaum ein Augenmerk zu legen, da die Natur bei den meisten einen stetigen Erneuerungsprozess durchführen lässt, der zu einer guten Verfasstheit der Haut beiträgt. Im Laufe der Zeit nimmt jedoch die Spannkraft unserer äußeren Schutzschicht ab und es entstehen da und dort Flecken bzw. unterschiedliche Einfärbungen. Wer sich dahingehend ein wenig Hilfe angedeihen lassen möchte und die Pflege vor allem mit natürlichen Mitteln vollziehen will, kann sich selbst ein Hautwasser zubereiten. Unter anderem ist dies auch mit dem Leinkraut möglich.

Fleckenwasser für die Haut

Solange das Leinkraut blüht, schneidet man es ab und zerkleinert es. 4 Esslöffel davon werden mit 3/4 Liter kochendem Wasser übergossen. 1 Stunde ziehen lassen und abseihen. In eine Literflasche füllen und mit 1/4 Liter hochprozentigem Alkohol ergänzen. Danach in kleine Einheiten abfüllen und kühl lichtgeschützt lagern. Die Haut im Gesicht und am Leib dort einreiben, wo sich altersbedingt Flecken bilden. Trägt zu deren Minderung bei.

Echtes Leinkraut ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya