Für Haut und Rachen

Der Echte Eibisch hat für beide etwas

Abwechslung ist eine gute Sache. Das gilt auch für die Kräuterkunde. Aber dennoch ist es nicht immer leicht, tagtäglich einen guten Ratschlag parat zu haben. Gottlob gibt es die reiche Schatzkammer der Natur, die sich öfter, als wir denken, als kostbar offenbart. Und vieles daraus ist auf mehrere Art und Weise brauchbar. Eine Pflanze, die z. B. von der Wurzel bis zur Blüte nützlich ist, heißt Echter Eibisch (Althaea officinalis). Das ausdauernde Malvengewächs stellt sich gerne als reizmilderndes und entzündungshemmendes Hausmittel zur Verfügung. Der Eibisch liebt tiefgründigen und feuchten Boden. Die Wurzeln, die einen hohen Gehalt an Schleimstoff haben, gräbt man am besten zeitig im Frühjahr oder im Herbst aus, die Blüten kann man den Sommer über von der Pflanze zupfen. Die Blätter hingegen erntet man am besten nach der Blütezeit, da sie dann mehr Gehalt an Pflanzenschleim aufweisen als in der Wachstumsperiode. Bei der Aufbereitung der Wurzel zur Weiterverwendung ist darauf zu achten, dass man sie nach gründlicher Reinigung unter fließendem Wasser rasch trocknet. Am besten geschieht dies mithilfe künstlicher Wärme. Wenn nämlich der Trocknungsvorgang zu lange dauert, kann es passieren, dass sich Schimmel ansiedelt und die Droge somit unbrauchbar wird. Aus der Wurzel lässt sich unter anderem ein Tee zubereiten, der bei Hautproblemen und entzündeten Atemwegen gute Dienste leistet.

Eibisch-Tee verwenden

Von der getrockneten und zerkleinerten Wurzel des Eibischs nimmt man 2 Teelöffel voll, die man mit 1/4 Liter kaltem Wasser übergießt und unter gelegentlichem Umrühren 1 Stunde lang stehen lässt. Danach rührt man noch einmal gründlich durch und seiht den Tee durch einen Filter. Erst dann kann er auf Trinktemperatur erwärmt und genossen werden. Eibischwurzel bitte niemals kochen, da dieser Absud sonst zähflüssig wird! Bei Kratzen im Hals und bei Entzündungen im Rachen sollte man den Tee als Gurgelmittel heranziehen. Bei Hautproblemen wiederum kann man ihn als Abreibung zum Einsatz bringen.


Eibisch ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Runter vom Gas

Mit Engelwurz langsam beschleunigen

Von Null auf Hundert! – Je kürzer die Zeit zwischen diesen beiden Stundenkilometerangaben dauert, wenn ein Automobil losstartet, desto mehr Pferdestärken befinden sich unter dessen Motorhaube. Elektrobetriebene Fahrzeuge schaffen das noch umso leichter. Aber ist es wirklich Sinn und Zweck unseres Lebens, nur mehr flitzend und hetzend unterwegs zu sein? Mit der Echten Engelwurz (Angelica archangelica) geht es zwar auch ums Losstarten, aber von energieverbrauchender Beschleunigung ist hier nicht die Rede. Und dennoch schwingt im Hintergrund ein Problem mit, das uns im wahrsten Sinne mehr vorantreibt, als es uns recht ist. In unserer gegenwärtigen Zeit macht uns nämlich ein Missstand zu schaffen, bei dem sich die Frage stellt, ob er ein Symptom oder ob er das Grundübel selbst ist: der Stress. Wer unter permanentem Druck steht, dessen Ursachen nicht immer nur extern festzustellen sind, der kommt auch schlecht zur Ruhe. Leib und Seele finden dann kaum die Zeit, in einen Ruhemodus zu gleiten, weil wir als Menschen eben keine Maschinen sind, die wir mittels eines Schalters in den gewünschten Zustand versetzen könnten. Dieser Erkenntnis zum Trotz ist es dennoch möglich, etwas für die physische und psychische Festigung unseres Wesens zu tun. Die Engelwurz stellt alleine schon in ihrem Wuchs einen kräftigen Typus dar, den nichts so schnell erschüttern kann. Also ist es vielleicht gar nicht schlecht, diese Heilpflanze als Starthilfe für einen Tag zu verwenden, an dem wir mit dem berüchtigten Stress rechnen müssen. Denn ihre Inhaltsstoffe wirken ausgleichend und nervenstärkend.

Engelwurz-Tee am Morgen

2 Teelöffel voll getrockneter und zerkleinerter Engelwurz-Wurzel werden in 1/4 Liter kaltem Wasser zugestellt. Danach auf den Herd stellen und nur 2 Minuten lang aufwallen lassen. Dann noch 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen, abseihen und warm trinken. Das stärkt den ganzen Organismus samt den Nervenbahnen. Gerade an Tagen, wo man innerlich sehr aufgewühlt ist, kann dies von Vorteil sein.


Echte Engelwurz ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Roh und frisch

Karotten tun schon am Morgen gut

Alles muss seine Ordnung haben. Wirklich alles? Nun, Kreativität und Spontanität sollten durchaus ein Gegengewicht zu allem allzu Ritualisierten und in einzelne Fächer und Schubladen Eingeordnetem haben, sonst würde sich so manches Fragezeichen über einer als reif wirkenden Persönlichkeit bilden. Und in der Ernährung kann auch die Hausmannskost dann und wann das Zepter abgeben. Im Bestücken der neuen Beete im Garten denken viele bereits an die Karotten, gehört es doch zu den erfreulichsten Prozessen, wenn im eigenen grünen Reich innerhalb des Gartenzauns die Pflanzen und Früchte heranwachsen und gedeihen. Und in der Folge wird dann unser Körper und ebenso unser Geist davon profitieren, wenn wir sie konsumieren. Das sollten wir nicht bloß den nagenden Untermietern in Form von Mäusen überlassen. Obwohl ich eben gegen übertriebenes Ordnungsstreben geredet habe, kann es dennoch zu einer guten Gewohnheit werden, Rohes und Frisches dem Magen und mit ihm dem ganzen Körper zukommen zu lassen. Damit finden nämlich gleichzeitig Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe in den Organismus Eingang, die ihrerseits für eine bessere und vitalere Konstitution unserer selbst beitragen. Es wäre schade, wenn man die Sorge darum dem Zufall überlassen und damit ganz leicht der Vergessenheit anheim geben würde. Und Karotten hat man doch schnell einmal zur Hand. Solange die eigenen noch heranwachsen und es mit dem Ernten nicht zeitig ist, sollte durchaus die gute biologische Ware von unseren Gemüsebauern ein willkommener Anlass sein, konkrete Schritte für die Gesundheit zu tun. Nicht auf übermorgen verschieben, sondern gleich morgen damit beginnen!

Karotten zum Frühstück

Um dem Leib mitsamt seinem Geist etwas Gutes zu tun, ist es ratsam, der Verdauung gleich in der Frühe frische Karotten zuzuführen. Dazu werden die jungen Möhren fein gerieben, mit etwas Zitronensaft und Honig vermischt und auf nüchternen Magen eingenommen. Dieses Gemüsetonikum hilft mit, vorzeitige Ermüdung hintanzuhalten und die allgemeine gesundheitliche Verfassung zu stärken.


Karotten ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Startschwierigkeiten beim Sprechen

Stockrosen mindern die Heiserkeit

Warten-Können ist an und für sich eine durchaus anstrebens- und bewundernswerte Tugend. Wir kennen doch alle mitsamt die Quälgeister, die per Handy oder per Mail darauf drängen, dass unsererseits das Erwünschte im Handumdrehen erledigt oder geliefert wird. Die Lebenswirklichkeit ist eben nun einmal durch den technischen Fortschritt viel schnelllebiger geworden. Ist jemand erkrankt, so erhofft sich der Betroffene ebenfalls eine schnelle Heilung. Die Stockrosen, die heute an der Reihe sind, müssen selbst noch ein paar Monate warten, bis sie ihre herrlichen Blüten entfalten und somit dem Betrachter einen visuellen Schmaus vor die Augen stellen. Was nützt das jedoch alles, wenn manche von uns momentan heiser sind oder sich mit einer Art von Husten abquälen, die sich ein längeres Stelldichein im Atembereich gibt? Gottlob können wir auf Reserven aus dem Vorjahr zurückgreifen, die uns schon jetzt die Möglichkeit bieten, sie zielführend zu gebrauchen. Da es sich bei den Stockrosen um ein Gewächs aus der Familie der Malvengewächse handelt, ist den Kundigen sofort klar, dass sich in deren Wuchsteilen etliches befindet, das eben gerade dem Lungen- und Rachenbereich zugute kommt. Dazu zählen neben anderen Substanzen ein nicht zu geringer Anteil an Schleimstoffen, die ihrerseits wiederum mithelfen, dass sich die Atemwege leichter von diesem oft zähen Ballast durch Abhusten befreien können. Alle, die erkältet sind, haben dann vor allem in den Morgenstunden Startschwierigkeiten beim Sprechen, die meist ein oftmaliges Räuspern nach sich ziehen. Die Stockrosen helfen all den eben Angesprochenen, mit dem Atmen und mit dem Sprechen gleichsam in besseres Fahrwasser zu gelangen.

Stockrosentee bei Erkältung

Von getrockneten und zerkleinerten Blütenblättern der Stockrose nimmt man 2 Teelöffel voll und übergießt sie mit 1/4 Liter kochendem Wasser. 15 Minuten lang zugedeckt ziehen lassen und abschließend abseihen. Vor dem Trinken durchaus noch ein Löfferl Honig dazurühren. Bei Husten, Heiserkeit oder ähnlichen Erkältungszuständen nimmt man am besten 3 Tassen davon über den Tag verteilt zu sich.


Stockrose ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Raus aus den Patschen

Die Füße mit Lavendel erfrischen

Bei höchstrangigen Treffen verschiedener Spitzenpolitiker aus unterschiedlichen Staaten kommt bei deren Gesprächen je neu die Wahrung der Menschenrechte aufs Tablett. Dazu bedarf es meist eines diplomatischen Geschicks, um den Dialog nicht in einem Streit enden zu lassen. Nur allzu oft sind viele bloß aus politischen Gründen eingekerkert. Was unsere Füße anbelangt, so können wir frei von der Leber weg reden, dass diese zu Recht im Winter fest eingepackt werden, weil sich sonst gar schnell eine Erkältung einstellen könnte. Der Lavendel (Lavandula officinalis) ist nun eine Pflanze, die den Tretern, die unserem Körper zuunterst liegen, wiederum eine liebevolle Aufmerksamkeit schenken kann. Das bedeutet gleichzeitig, dass unsere Füße auch mehr Freiheit und eine bessere Atmosphäre erlangen können. Die Lavendelblüten haben eine derart große Menge an sommerlichem und wohlduftendem Aroma, dass sie einen Gutteil davon gerne an uns abgeben. Darum ist es gut, diese zur Pflege der Füße des Öfteren heranzuziehen. Und zusätzlich bringen sie den Nerven eine stärkende Festigung mit, die gerade im Bereich der Sohlen und Zehen reich gesät sind und eine positive Behandlung gleichsam an den ganzen Körper weitergeben. Wenn es mit den steigenden Temperaturen an der Zeit ist, zumindest im Wohnbereich und dann nach und nach im privaten Gartenbereich den Füßen im wortwörtlichen Sinne freien Lauf zu lassen, so kann man sie jetzt schon schonend darauf vorbereiten, indem ein Fußbad diese Übergangsphase begleitet. Gleichzeitig sind damit ebenfalls sinnvolle Minuten verbunden, die für einen selbst und für die Muße freibleiben und nötig sind, um vom Getrieben-Sein des Alltags ein Stück weit loszukommen.

Lavendel im Fußbad

Von getrockneten Blüten des Lavendels nimmt man 2 Esslöffel voll und überbrüht diese mit 1/4 Liter kochendem Wasser. 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen, damit ihr Duft samt den ätherischen Ölen sich mit dem Aufguss besser verbindet. Zum Abschluss abseihen und dem vorbereiteten Wasser für das Fußbad hinzufügen. Ca. 10 Minuten mit den Füßen darin baden. Das damit verbundene gute Aroma tut den Füßen gut und stärkt zusätzlich das Nervensystem.


Lavendel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Dem Körper zuliebe

Mit der Birke Überschüssiges ausleiten

Frühjahrsputz ist angesagt. Mit riesen Schritten kommt Ostern auf uns zu. Je näher das Fest rückt, desto mehr wollen wir darauf vorbereitet sein. In den liturgischen Texten der Kirche wird ohnehin darauf hingewiesen, unser Herz vom alten sündhaften Ballast zu reinigen. Das Sakrament der Versöhnung ist hierbei das beste Angebot, um mit Gott, den anderen und schließlich sich selbst ins Reine zu kommen. Im Leib sollte sich ebenfalls nichts Unnützes anstauen und in weiterer Folge ablagern. Die Birke ist ein Spezialist, der uns hilft, selbst wieder freier von all dem zu werden, was dem Körper unnötige Pein aufbürdet. Und wir dürfen uns an der Natur draußen ein Beispiel nehmen. Denn nicht nur, dass die Schneeschmelze die Gewässer anschwellen lässt, sondern das länger werdende Tageslicht lässt auch den Saftfluss in den Bäumen mit voller Kraft einsetzen. Und das merken wir am besten an den Birken. Ihre weißberindeten Stämme transportieren momentan viel Flüssigkeit von den Wurzeln bis zu den äußersten Astspitzen. Der Mensch hat sich schon seit langen Zeiten diesen Saft jener raschwüchsigen Bäume zunutze gemacht. Es ist jetzt möglich, die Stämme der eigenen Birken anzubohren, um mithilfe eingesetzter Röhrchen den Birkensaft zu gewinnen. Dieses wertvolle Nass enthält ein Konzentrat von gebundenen Mineral- und Wuchsstoffen. Wer Birkensaft pur oder verdünnt zu sich nimmt, unterstützt den Körper, überschüssige Harnsäure aus dem Blut abzutransportieren und somit Arthritis und Rheuma zu lindern. Ein Auszug damit bleibt jedoch länger haltbar.

Auszug aus Birkenwasser

In einem aus dem Saft der Birkenstämme zubereiteten Auszug sind 20 Volumsprozent an Alkohol enthalten. Dies ist für die Haltbarkeit desselben vonnöten. Von dieser Flüssigkeit nimmt man in der Regel 3-mal pro Tag 1 Esslöffel voll ein, um den inneren Reinigungsprozess von Blut und Organen zu unterstützen. Gleichzeitig reduziert diese Anwendung die etwaig vorhandene Frühjahrsmüdigkeit. Am besten führt man dies 3 Wochen lang durch, pausiert 1 Woche lang und wiederholt die Kur noch einmal 3 Wochen lang. Den fertigen Birkenwasser-Auszug gibt’s samt Beratung im Kräuterpfarrer-Zentrum in Karlstein an der Thaya: Tel. 02844/7070 DW 11 od. 31 bzw. per E-Mail: bestellung@kraeuterpfarrer.at sowie im Webshop www.kraeuterpfarrer.at


Birke im Kräutergarten Geras ⓒ H. Benedikt O.Praem., Stift Geras





Grüne Vorschau

Am Haselnussstrauch die Blätter ersehnen

Was noch nicht ist, das kann noch werden. Es ist die Hoffnung, die viele von uns über Wasser hält, wenn es z. B. mit dem Voranschreiten des Frühlings noch eine Weile dauern wird. Aber irgendwann gewinnt die Wärme die Oberhand und dann wird es gut sein, bereits einen Plan parat zu haben, auf was man sich beim großen Angebot der Natur konzentrieren möchte. Schließlich gilt es, zum richtigen Zeitpunkt auf das jeweils Vorhandene zuzugreifen. Das betrifft auch für die Haselnuss (Corylus avellana). Allergiker wurden ja bereits vor langem vor der Präsenz der Blütenpollen des Nusslieferanten gewarnt. Der Haselstrauch ist immer sehr früh mit dem Blühen dran. Wenige wissen, dass man dann bereits die voll ausgebildeten männlichen, länglich von den Ästen hängenden Kätzchen verwenden und nach dem Trocknen zu einem Tee aufgießen kann. Eine anderer Gewächsteil, der mit Pollen jedoch überhaupt nichts am Hut hat, ist das Blatt des Haselnussstrauches. Wie von vielen Bäumen und Stauden kann man auch von der Hasel die grüne Pracht für die Unterstützung der leiblichen Gesundheit heranziehen. Mit anderen bekannteren Heildrogen stimmt eben auch die Haselnuss bildlich gesprochen mit ein in einen Akkord, der sich aus Pflanzen aufbaut, die vor allem für eine bessere Konsistenz des Blutes sorgen. Da wären z. B. die Brennnesseln und die Birkenblätter in diesem Zusammenhang zu nennen. Aber bleiben wir bei unserem heutigen Stargast in dieser Kolumne, von dem wir im Regelfall nur die reifen Früchte für gut halten, wie das vergleichsweise auch die Eichkätzchen oder die Spechte tun. Bald jedoch werden sich auf den Zweigen des Haselstrauches die Blätter entfalten. Und dann sollten wir bereit sein, sie zu ernten und aufzuarbeiten.

Tee zum Blutreinigen

Wenn aus den Haselnusssträuchern die frischen Blätter austreiben, können diese gesammelt und getrocknet werden. Für einen Liter Tee nimmt man 4 Esslöffel Droge, zerrebelt sie klein, um daraus im Heißaufguss einen Tee zuzubereiten, den man 15 Minuten lang zugedeckt ziehen lässt und dann in eine Thermoskanne griffbereit abfüllt. Tagsüber getrunken, kann er die Blutreinigung unterstützen.


Haselnussblüten und Frucht ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Fortsetzung des Angebotes

Die Vogelmiere hält das ganze Jahr durch

Werden in Geschäften günstige Waren zu einem reduzierten Preis angeboten, so wirkt das immer wie ein Magnet und die Mundpropaganda tut das Ihre, um diese Chancen zu nutzen. In der freien Natur finden wir durchaus Vergleichbares. Denn nach der Schneeschmelze ist es nicht nur den sogenannten Frühlingsboten möglich, neu auszutreiben und zu wachsen. Es ist auch all jenen Pflanzen möglich, sich wieder in den Dienst unserer Gesundheit zu stellen, die quasi das ganze Jahr über die grünende Stellung halten. Dazu zählt u. a. die Vogelmiere (Stellaria media). Die Blüten dieses bescheidenen Nelkengewächses sind bei günstigen Bedingungen alle Monate hindurch an den Trieben des Gewächses zu entdecken. Die Blütenblätter der Vogelmiere sind schneeweiß gefärbt, die Staubgefäße heben sich jedoch in einem noblen Purpur davon ab. In ihrem Gehabe gibt sich dieses Kraut eher bescheiden. Es wächst vor allem auf Schuttplätzen und Wegrändern, gern auch auf Äckern sowie im Wald und in den Gärten, sofern man ihm Platz lässt. Als Inhaltsstoffe finden wir im Hühnerdarm, wie die Vogelmiere auch genannt wird, einen hohen Anteil an Kalium und an Saponinen. Kein Geringerer als Pfarrer Sebastian Kneipp bereitete der Vogelmiere in der Naturheilkunde den Weg. Seine Worte dazu: „Man kann den Hühnerdarm recht passend als Lungenkraut im eigentlichen Sinne des Wortes nennen, weil er auflösend und schleimlösend wirkt.“ So erhalten wir durch seinen Hinweis eine gute Motivation, den Atemwegen eine Unterstützung zukommen zu lassen.

Gesundes Wildgemüse

Die Vogelmiere ist reich an Kali. Wenn man ihre frischen Triebe an sauberen Orten erntet, lassen sie sich sehr gut in verschiedene Salate oder Gemüsekompositionen mit hineinnehmen. Der positive Effekt, der bei deren Genuss abfällt, ist eine Stärkung des Lungenbereichs. Damit wird auf eine natürliche Weise eine Maßnahme gesetzt, um eine Erkrankung desselben hintan zu halten.


Vogelmiere ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Nerven, Schlaf und Schmerzen

Mit diesen Anliegen zum Hopfen

Was nun in der Fastenzeit wirklich für die Konsumation am Tisch gestattet ist oder nicht, darüber scheiden sich wohlweislich die Geister. Mit einem Augenzwinkern nennt man dann gerne das Bier als möglichen Kompromiss und fügt gleichzeitig dessen Genuss in Klöstern hinzu, um das Gewissen zu beruhigen. Ich lasse das für heute sicherheitshalber einmal dahingestellt und nehme mir nur ein Detail heraus, das beim Brauen des blonden Gerstensaftes von Bedeutung ist. Der Hopfen (Humulus lupulus), der mir in diesem Zusammenhang in den Sinn kommt, zählt zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) und ist zweihäusig. Männliche und weibliche Blüten und Staubgefäße wachsen also nicht auf derselben Staude. Die Pflanze kommt sowohl wild in unserer Heimat vor und wird gleichzeitig auch heute als Zuchtform agrarisch genutzt. Obwohl die Ernte der Hopfenzapfen (= weibliche Blütenstände) im Spätsommer stattfindet, sind sie das ganze Jahr über in getrockneter Form verwendbar. Die darin enthaltenen Bitterstoffe haben eine ausgleichende und beruhigende Wirkung. Wahrscheinlich gibt es mehr Anlässe, als wir uns das wünschen, um genau diese Effekte für sich selbst in Anspruch zu nehmen. Leider wird unser Wohlbefinden nicht nur durch die Mitmenschen beeinträchtigt, die uns vor so manche Herausforderungen stellen. Unsere Physis und unsere Psyche geraten ebenso dann und wann aus dem Gleichgewicht und bedürfen eines neuen Austarierens bzw. einer nervlichen Stärkung. Wenn nun schon die Hopfenzapfen Bestandteil der pflanzlichen Hausapotheke sind, dann dürfen wir auch ihre Unterstützung abrufen.

Hopfenblüten-Tee:

Um den Hopfen als schlaffestigende Hilfe einzusetzen, kann man sich am Abend eine Tasse als Tee aufgießen. 2 Teelöffel getrockneter und zerkleinerter weiblicher Hopfenblüten werden mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergossen. Das Ganze lässt man anschließend 15 Minuten lang zugedeckt ziehen und seiht es ab. Bei Schmerzen, die mit einer Krankheit einhergehen, kann man eine größere Menge anrichten. Am Morgen übergießt man 20 g Hopfen mit 1 Liter kochendem Wasser. 15 Minuten ziehen lassen, dann abseihen und in eine Thermosflasche füllen. Über den Tag verteilt schluckweise trinken. Das kann die Beschwerden etwas lindern.


Hopfen ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya





Eine Anwendung besonderer Art

Beim Vorübergehen Harz kauen

Eine Übung, die uns nun wiederum leichter fällt als sonst, ist der hoffentlich tägliche zumindest kurze Spaziergang in Gottes freier Natur. Gewiss kann das Wetter noch einmal ins Kalte und Unwirtliche umschlagen, aber dennoch locken die sonnigen Stunden zwischendurch, die Frischluft draußen förmlich aufzusaugen. Und wenn es der Wind gar zu gut meint, dann gibt es immer noch die Möglichkeit, im Wald davor Schutz zu suchen. Tanne und Fichte ertönen mit ihren Wipfeln wie ein Chor voller Instrumente, streichen die Böen wild darüber. Das Aroma, das gerade den Nadelbäumen entströmt, bietet jedem Schlendern durch den Forst noch einmal eine eigene Qualität. Dieses Kurmittel steht uns ja frei zugänglich zur Verfügung und wartet nur darauf, von uns in Anspruch genommen zu werden. Ist es nicht an der Zeit, ebenso die Möglichkeit zu nutzen, nach überstandenen Erkältungen und auskurierten Grippen die Ertüchtigung der Widerstandskraft unseres Atembereichs anzustreben? Dazu bieten die Nadelbäume nicht nur ihren charakteristischen Duft an, der sich mit dem feuchten Waldboden zu vermischen scheint. Aus den Wunden der Sauerstofflieferanten sucht sich ihr Harz einen Weg ins Freie, um gleichzeitig damit etwas Heilendes in Form eines Pflasters zu bewirken. Es liegt ja nahe, dass darin ähnliche ätherische Substanzen enthalten sind, die wir in der Luft beim Spazierengehen wahrnehmen. Und in der Tat tut es gerade den geschwächten Lungen gut, mit diesen Wirkstoffen erneut in Berührung zu kommen. Über den Mund geht das am besten. Und es braucht keine große Menge eines derartigen natürlichen Hilfsmittels. Wichtig ist, dass wir darauf zugreifen.

Nadelbaumharz als Stärkung

Ein Gang durch einen Wald, in dem auch Nadelbäume wurzeln, bietet eine gute Gelegenheit, das Grundmaterial zu finden. Von dessen Harz, das man sich in kleinen Mengen von den Stämmen oder Ästen schabt oder abschneidet, werden über den Tag verteilt 5 bis 6 Stückchen gekaut, die etwa der Größe eines Getreidekorns entsprechen. Man kann die gekauten Körner nach einiger Zeit dann durchaus abschließend hinunterschlucken. Diese Harzkörner-Kur darf ruhig einige Tage andauern.


Fichte-, Tanne- und Kiefernzweige ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya