Die Sonne lockt die Blüten hervor

10. Juni 2013

An den Robinien innehalten

Geschmäcker sind nun einmal verschieden. Das war schon immer so. Diese Wahrheit kann aber zu einer steigend höheren Herausforderung werden, je größer die Anzahl der Menschen wird, die mit uns den Großteil der Lebenszeit teilen. Das betrifft aber nicht nur die Weise, sich zu kleiden oder die Häuser zu färben, die Wohnung einzurichten oder die Suppe zu würzen. Immerhin haben wir auch eine Nase, die das eine oder andere Parfum der vorüberziehenden zweibeinigen Individuen angenehm oder abstoßend empfindet. Im letzteren Fall bezeichnen wir die Duftmarke als laut und aufdringlich. Wollten wir nun beginnen, über die verschiedenen „gerüchlichen“ Vorlieben zu diskutieren, würde das Bände füllen, deren Inhalt uns kaum etwas Nachhaltiges für das Leben schenken könnte. In unterschiedlichen Nuancen machen aber auch die blühenden Gewächse auf sich aufmerksam, indem sie Duftstoffe via ihre Blüten in die Atmosphäre abgeben. Das lockt nicht nur die Insekten an, die auf Nahrungssuche sind. Letztlich sind auch wir Menschen dafür dankbar, auf diese Art den beginnenden Sommer riechen zu dürfen. Hierfür liefern Jahr für Jahr die Robinien (Robinia pseudoacacia) ihren angenehmen Beitrag. An trockenen und steinigen Standorten fühlen sie sich besonders wohl, sofern diese an der Sonnenseite liegen. Einst auf dem nordamerikanischen Kontinent heimisch, haben sich diese vor Jahrhunderten als Exoten nach Europa importierten Bäume bereits so sehr mit der heimischen Flora vermischt, dass sie von dieser kaum mehr wegzudenken sind. Die Bienen sammeln aus den Robinienblüten den berühmten – aber namentlich irreleitenden – Akazienhonig, der auf einem süßen Weg das jasminähnliche Aroma der weißen Blütentrauben selbst für den Gaumen noch speichert.

Ein leckeres Magentonikum:

Hat man einen guten Weißwein in der Menge von 1 Liter zur Hand, legt man darin 150 g frisch abgezupfte Robinienblüten hinein und lässt das Gemisch in einem verschlossenen Glas 8 Tage lang bei Zimmertemperatur stehen. Danach seiht man das Ergebnis ab und füllt es in Fläschchen, die man kühl und dunkel lagert. Vom fertigen Robinienwein kann man täglich zwei Gläschen voll trinken, um den Magen zu stärken und das Wohlbefinden zu fördern.
Kategorien: Nachlese