Die Pflanze für den Palmsonntag

5. April 2020

Die Weide besitzt heilsame Kräfte

Diesmal feiern wir den heutigen Tag auf ganz ungewöhnliche Weise. Alles Brauchtum und die damit verbundenen liturgischen Besonderheiten sind hinter die vier Wände des eigenen Zuhauses verbannt. Der Palmsonntag findet dennoch statt und gibt uns die Gelegenheit, über manches bisher Selbstverständliche nachzudenken. Warum verwendet man denn eigentlich die mit Kätzchen bestückten Zweige der Weiden (Salix), um sie zu segnen? Nun, in unseren Breiten hat man seit eh und je die zum Blühen bereiten Weidenzweige als Ersatz für die im mediterranen Ländern gebräuchlichen Blätter der wirklichen Palmen hergenommen, um damit den Einzug Jesu in Jerusalem darzustellen. Die Weiden sind nämlich Hoffnungsträger, weil sie eben zu den Gewächsen zählen, die dem Frühjahr und somit dem aufbrechenden Leben Tür und Tor öffnen. Und sie wirken sich darüber hinaus förderlich auf die Gesundheit aus. In den Rinden der Weidenzweige sind Gerbstoff, Salze, Salicylsäureverbindungen, Glykoside und Polyphenole enthalten. Somit kann man davon ausgehen, dass es möglich ist, mit deren Verwendung Entzündungsprozesse zu begleiten und Schmerzen zu reduzieren. Da unsere Vorfahren gute Beobachter waren und somit die wegweisenden Schlüsse aus so manchen Vorgängen zogen, haben sie die Heilkraft der Pflanzen zum eigenen Wohle genutzt. Die Haustiere zeigten ihnen den Weg dorthin, indem sie an der Rinde der Weiden nagten und sie abfraßen. Und wir können von diesen Überlieferungen nun profitieren. So gelingt es z. B., über die Haut die dementsprechend gewünschte Wirkung abzurufen. Vor allem dann, wenn man unter rheumatischen Beschwerden leidet, für die Nerven etwas Beruhigendes sucht oder einer gereizten Haut etwas Gutes tun möchte, ist es möglich, die Weidenrinden als Badezusatz aufzubereiten. Ich wünsche allen einen gesegneten und hoffnungsreichen Palmsonntag.

Weidenrinden-Bad

Von fingerdicken Zweigen der Weide (vornehmlich Salweide oder Reifweide) schält man zwischen April und Juli die Rinde ab. Dann gut durchtrocknen lassen und lagern. 250 g von getrockneter und zerkleinerter Weidenrinde setzt man in 3 Liter kaltem Wasser 8 Stunden lang an. Danach 15 Minuten lang gut aufkochen. Abseihen, dem Badewasser beifügen und ca. 20 Minuten in der Wanne baden. Kann mithelfen, Schmerzen zu lindern und die Nerven zu beruhigen. www.kraeuterpfarrer.at Weidenkätzchen und Blüten (Salix) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya