Heilsames im Frühling

6. April 2019

Knospenkraft von Pappeln

Wenn wir die verschiedenen Tugenden aufzählen wollten, mit denen unsere Mitmenschen ausgestattet sein sollten, so wird uns gar vieles einfallen. Und selbst möchte man ja schließlich auch das eine oder andere Gute an sich entdecken und zur Entfaltung bringen. In der christlichen Spiritualität ist so gesehen manchmal von der Kunst des Maßhaltens die Rede. Oft ist ein wenig schon ausreichend, um etwas zu bewirken. Das denke ich mir immer, wenn ich an den Zweigen der Bäume die Knospen entdecke, die am Ende des Winters anschwellen, um sich danach im Licht der Sonne zu entfalten und als Blatt in Erscheinung zu treten. Das verhält sich auf den Schwarzpappeln (Populus nigra) wie auf anderen holzbildenden Gewächsen so. In einer kleinen Kapsel befindet sich geballt und konzentriert, was nach einer langen Zeit des Wartens und Duldens zur Entfaltung kommt, um schließlich nach einer Periode von warmen Monaten verwirkt zu sein. Die Naturheilkunde hat schon seit jeher die unterstützenden und aufbauenden Wirkungen der verschiedensten Knospen an Bäumen erkannt und zu deren Verwendung geraten. In den Exemplaren der Schwarzpappeln finden sich vor allem viele Mineralelemente wie etwa Kalzium und Eisen. Überdies sind sie reich an Gerbstoffen. Es ist also durchaus möglich, diese natürlichen Speichergebilde gerade vor dem Blattaustrieb zu sammeln und zu trocknen. Damit hat man eine sinnvolle Reserve parat, die man auf verschiedene Weise aufbereiten kann. So sollte ein Tee damit aufgegossen werden, um die Physis gerade im Frühling positiv anzuspornen und die Seele zuversichtlich in die neue Zeit blicken zu lassen. Auf der Haut wiederum ist es angebracht, sich eines Öles zu bedienen, das die Pappelknospen zur Grundlage hat.

Öl selbst ansetzen

Von gut durchgetrockneten Pappelknospen nimmt man 5 Esslöffel voll und übergießt sie mit 1/4 Liter kaltgepresstem Olivenöl. In einem verschlossenen Glasgefäß 14 Tage lang an der Sonne stehen lassen, täglich schütteln und letztlich abseihen. Dann in dunkle Fläschchen abfüllen und bis zur konkreten Verwendung kühl und lichtgeschützt lagern. Das Öl soll nur in geringen Mengen auf die Haut aufgetragen werden, damit es gut einziehen kann. Heilende Vorgänge nach Verwundungen oder Verbrennungen lassen sich damit unterstützen. Aber selbst bei Abszessen und Furunkeln, bei juckenden Hämorrhoiden und bei Hautflechten ist es angezeigt, das Pappelknospen-Öl als lindernde Begleitung anzuwenden. Schwarzpappel Knospen und Blüten (Populus nigra) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya