Ab jetzt abschälen

13. Januar 2017

Zu den Weiden am Ufer gehen

Dem Wasser begegnen wir momentan meist in gefrorenem Zustand, sobald wir den ersten Schritt vor die Haustür setzen. Ich persönlich bin sehr froh, dass der Winter vor allem in den nördlichen und östlichen Breiten Österreichs heuer mehr Register zieht als sonst. Frost und Schnee besitzen durchaus eine für die Natur reinigende Kraft, die alles wieder in den rechten jahreszeitlichen Rhythmus einpendeln lässt. Die Weiden (Salix), die vielerorts naturbelassene Bach- und Flussbette säumen, stellen sich dem Wasser samt dem damit verbundenen Wetter in jeglicher Form. Da nun die Zeit wiederum zaghaft beginnt, dem Frühling zuzustreben, dürfen wir in den Weiden ihre sich stets erneuernde Vitalität entdecken, wenn es auch bis zum Blattaustrieb noch Monate dauern wird. Vor allem die Rinde der jüngeren Triebe der verschiedenen Weidenarten ist es, die die Naturheilkunde schon seit der Antike hoch in Ehren hält. Die Hauptwirkstoffe der Weidenrinde sind Gerbstoffe und Salizin. Wird letzteres durch den Stoffwechsel dem Blutkreislauf zugeführt, entsteht durch Oxidation der eigentliche Heilstoff Salizylsäure, der so manches Lindernde in den Körper einzubringen vermag. Schon lange wird Salizylsäure chemisch hergestellt und in vielen Medikamenten verwendet. Doch die Natur war uns schon immer einen Schritt voraus. Trotz des eingangs behandelten Winters ist es nicht falsch, bereits jetzt daranzugehen, die naturheilkundlichen Reserven zu Hause wiederum aufzufüllen.

Weidenrinde ernten und anwenden

In den Monaten Januar und Februar ist es recht und gut, von fingerdicken Ästchen der verschiedenen Weidenarten, vorzüglich jedoch von der Salweide, die Rinde in Streifen zu schälen und rasch zu trocknen. Daraus kann man sich dann eine Abkochung zubereiten, deren Ergebnis als brauchbares Gurgelwasser verwendet werden kann. Dies darf bei Anschwellung der Mandeln genauso der Fall sein wie bei Zahnfleischentzündungen oder ähnlichen Beschwerden im Mund- und Kieferbereich. Weide ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya