Ausgleich in Violett

14. Oktober 2016

Den letzten Lavendel pflücken

Mit einer Sonderfahrt des Nostalgie-Zugs „Reblaus-Express“ fuhr unlängst wiederum einmal eine beachtliche Schar an Gästen nach Geras ins Waldviertel, um sich dort das altehrwürdige Stift samt dem davor befindlichen Kräutergarten näher anzusehen. Mir oblag die Ehre, den Angekommenen einen Einblick in die Kunde der Heilkräuter zu gewähren. Für Mitte Oktober ein eher riskantes Unterfangen, zumal die Außentemperaturen gegenwärtig eher niedrige Werte vorzuweisen haben. Doch wir hatten Glück: just der Lavendel (Lavandula angustifolia) hat sich anscheinend in seinem Beet rund um den zentralen Brunnen der klösterlichen Kräuteroase noch einmal aufgeschwungen, seine letzten Blüten in voller Pracht zu präsentieren. Ich ermutigte daher die Besucher, sich ein Andenken in Blütenform abzuzupfen und mit nach Hause zu nehmen. Der Lavendel bringt nämlich als ursprünglich mediterraner Geselle sein sonniges Gemüt an und in unsere Physis, sobald wir auf ihn als pflanzliches Hilfsmittel zurückgreifen. Prinzipiell zählen zu seinen Heilwirkungen ein gewisser antiseptischer Effekt sowie eine beruhigende und krampflösende Komponente. Das wiederum bewährt sich u. a. bei Beschwerden infolge einer vegetativen Dystonie, was soviel heißt, dass unser unwillkürliches Nervensystem, das z. B. für den Puls oder für die Verdauung zuständig ist, aus dem Gleichgewicht gerät. Somit ist es vielleicht gar nicht schlecht – wenn jemand von den Lesern zu Hause aus dem Fenster blickt und sich fragt, was er oder sie denn mit dem letzten Lavendel des Jahres Nutzvolles unternehmen kann – sich den Lippenblütler mit in die Badewanne zu nehmen. Dafür ist er sicher noch zu gebrauchen, wenngleich er auch aufgrund der geringeren Sonneneinstrahlung nicht mehr in vollster Pracht blüht.

Blütenspitzen ins Wasser tauchen

Von frisch geernteten oder bereits getrockneten Lavendel-Blütenspitzen nimmt man 2 bis 3 Hände voll und gibt sie in ein Leinensäckchen, das man nach dem Füllen zubindet und einfach dem Badewasser beifügt. Bleibt man ca. 20 Minuten in der mit warmem Wasser gefüllten Wanne, so hat das eine pflegende Wirkung auf die Haut, erfrischt das Gemüt und tut letztendlich dem ganzen Nervensystem gut. Kräuterpfarrer Benedikt im Klostergarten mit Lavendel ⓒ H. Benedikt O.Praem., Stift Geras