Wenn es blaue Beeren regnet

19. Juni 2016

Beim Wacholderstrauch Ernte halten

Vor kurzem ging ich vor die Sakristeitür meiner Pfarrkirche in Harth bei Geras und blickte voll Freude auf einen Wächter, der dort ein Beet einsäumt, das liebevoll von meinen Mitarbeiterinnen in der Pfarre gepflegt wird. Von dort werden des Öfteren die Blumen abgeschnitten, die dann das Innere des Gotteshauses schmücken. Der Wächter vor der Sakristeitür ist jedoch dazu nicht zu gebrauchen. Sehr wohl bleibt er mit seinen benadelten Ästen seiner Farbe treu und überdauert auch den Winter in einem zurückhaltend grünen Kleid. Es ist ein Wacholder-Bäumchen, das ich vor etlichen Jahren aus dem elterlichen Garten dorthin transferierte und das nun schon eine stattliche Größe aufweist. Der Gemeine Wacholder (Juniperus communis) zählt übrigens zur botanischen Familie der Zypressengewächse und somit zur Ordnung der Koniferen. Mit einem Augenzwinkern sage ich bei Kräuterwanderungen gerne, dass es ebenso im Waldviertel, das als raue und unwirtliche Gegend einen unverdient fragwürdigen Ruf genießt, wildwachsende Zypressenarten gibt. Es dauert lange, bis die Früchte des Wacholders heranreifen. Bis zu drei Jahre währt dieser Prozess. Dann aber beginnt es nach und nach die blau gefärbten Beerenzapfen von den Ästen zu regnen. Gleich wie beim Fallobst stellt sich zu jener Zeit die Frage nach dem Nutzen, den man von diesem Überfluss abschöpfen kann. Wacholderbeeren erweisen sich als stärkend und kräftigend für unser Immunsystem. Sie tragen ebenso zu einer inneren Reinigung des Körpers bei und helfen mit, dass die Verdauung gut in Schwung bleibt. Daher ist eine sinnvolle Tradition, die Wacholderbeeren als Gewürz und als Geschmacksaufbesserer bei verschiedenen Speisen zu verwenden. In Bedachtnahme darauf, dass der Wacholder die Nieren übermäßig reizen kann, ist es jedoch für all jene, die mit diesen Organen keine Probleme haben, durchaus möglich, dem Körper eine Wohltat mithilfe der blauen Wacholderfrüchte zukommen zu lassen.

Ein Bad mit Wacholderbeeren

In einem Gefäß werden 2 Liter Wasser zum Kochen gebracht. Da hinein gibt man ca. 15 g Wacholderbeeren, die zuvor jedoch so gut als möglich zerdrückt werden. Dann kurz aufwallen lassen, vom Herd nehmen und noch 20 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Letztlich abseihen und als Badezusatz in die bereits gefüllte Wanne leeren. Wer wie immer geartete Hautleiden hat, profitiert von dieser Anwendung. Ebenso jene, die unter den Folgen von Rheuma und Ischias leiden. Wacholder ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya