Den Hunger des Gemüses stillen

2. Juni 2016

Mit Beinwellkraut den Dünger aufbereiten

In Zeiten des Wohlstandes ist der Hunger wohl kaum ein Thema. Vielmehr runzelt die Mehrzahl der Leute ihre Stirn, weil sie mit ihrem stetigen Zuviel an Kilos zu kämpfen hat. Man braucht ja anscheinend nur auf einen feinen Braten hinzuschauen, um gleich wieder ein paar Deka mehr mit sich herumtragen zu müssen. In diesem Zusammenhang denkt man wahrscheinlich nicht an die Gemüsepflanzen, die in Reih und Glied am aufbereiteten Beet stehen und ihrer baldigen Ernte entgegenwachsen. Das Raublattgewächs Beinwell (Symphytum officinale) mutet ob seines kräftigen Wuchses und seiner großen elliptischen Blätter ebenfalls an, eine in der Küche verwertbare Pflanze zu sein, wovon man jedoch keinen Gebrauch machen sollte. Auch wenn früher die Beinwellwurzel im Hausgebrauch zur Herstellung einer Wundsalbe herangezogen wurde, soll man den Körper in keiner Weise mit dem Wiesengewächs aufgrund seiner bedenklichen Inhaltsstoffe in Berührung bringen. Lediglich pharmazeutisch aufbereitete Präparate einer eigens gezüchteten Sorte eignen sich für fachgerecht durchgeführte Anwendungen. Dies tut aber dem Ansinnen wiederum keinen Abbruch, den Beinwell zum Aufpäppeln des in Eigenregie heranzuziehenden Gemüses zu verwenden. Die schon angesprochenen groß ausgebildeten Blätter geben sehr viel Material ab, das notwendig ist, eine stickstoff- und kalireiche Nährbrühe herzustellen. Viele kennen das Anrichten einer Pflanzenjauche im Zusammenhang mit den mancherorts stark wuchernden Brennnesseln. Die Beinwell-Pflanze ist dazu jedoch mindestens genauso gut geeignet. Gerade dann, wenn die Pflanzen einmal Hunger haben und durchaus im Sinne ihrer pflegenden Besitzer an Größe und Gewicht zunehmen dürfen, ist es angebracht, den Beinwell auf eine derartige Weise zu verarbeiten. Ein genügend groß dimensionierter fassähnlicher Behälter und die Zeitspanne von drei Wochen sind notwendig, um zum Resultat einer nährenden Düngerjauche zu gelangen.

Beinwell-Jauche ansetzen

Als erstes sollte man darangehen, die Blätter und auch die blühenden Triebe des Beinwells abzuschneiden und zu zerkleinern, bis man die Menge von 1 kg beisammen hat. Das Ganze gießt man mit 10 Liter Wasser auf und lässt es bis zu 3 Wochen lang stehen. Dadurch kann der notwendige Gärprozess einsetzen und die Jauche entstehen. Täglich einmal den Inhalt mit einem Stock umrühren. Ab und zu eine Handvoll Steinmehl auf die Oberfläche streuen, um die Gerüche zu binden. Zum Abschluss sollten die Pflanzenteile zu Boden gesunken sein. Nun kann man die fertige Brühe 1 : 10 mit Wasser verdünnen, um den Wurzelbereich des heranwachsenden Gemüses zu gießen und damit zu nähren. Dieser Dünger eignet sich ebenfalls für Schnittblumen jeglicher Art, die im eigenen Garten gezogen werden. Beinwell ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya