Den Müttern zum Gruß

8. Mai 2016

Ein Blumenstrauß mit Hirtentäschel

Die katholische Volksfrömmigkeit kannte vor allem in der Barockzeit wie auch im darauffolgenden 19. Jahrhundert für die Gottesmutter einen Ehrentitel, der ebenfalls in der bildenden Kunst seinen Niederschlag fand. Maria wird hierbei als Gute Hirtin bezeichnet. Gewiss ist das ein Verweis auf ihre geistliche Nähe zu ihrem Sohn, der sich selbst Hirte nannte. Für mich ist dieses Bild der Mutter Jesu eine Erinnerung an ein liebenswertes Kraut. Gemeint ist konkret das Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris). Dieses zählt zu den Kreuzblütengewächsen (Brassicaceae), deren Vertreter unter anderem auch der Raps und der Senf sind. Man kann das Hirtentäschel überall in Europa und somit auch in unserer Heimat antreffen. Vor allem im 18. Jahrhundert wird jenes Gewächs in botanischen Abhandlungen ausführlich beschrieben und den Interessierten vor Augen geführt. Es gibt jedoch bereits im Mittelalter Berichte über die Verwendung des Hirtentäschels. In seiner Heilwirkung profitieren wir Menschen vor allem durch seine den Blutdruck ausgleichende und seine leicht blutstillende Kraft, die u. a. bei Nasenbluten oder Hämorrhoidalblutungen zum Einsatz gebracht werden kann. Am heutigen Sonntag denken wir besonders an die guten Hirtinnen in unseren Familien, denen wir nicht nur die Blumensträuße überreichen dürfen, sondern denen in erster Linie für ihr beständiges Dasein und Sorgen unser aufrichtiger Dank und unser ehrfurchtsvoller Respekt gelten darf. In ein florales Gebinde soll diesmal auch das Hirtentäschelkraut eingebunden sein, dessen wohltuende Anwesenheit gerade dann zum Tragen kommt, wenn die Kinder bereits „flügge“ geworden sind und im besten Falle nun selbst als Mutter oder Vater für die heranwachsende Zukunft Verantwortung tragen. Und eh ich es vergesse: Alles Gute und Gottes Segen zum Muttertag!

Hirtentäschel für den Wechsel:

Frisches Hirtentäschel-Kraut kann man überall dort abschneiden, wo gewiss ist, dass nicht Kunstdünger oder Spritzmittel in nächster Umgebung ausgebracht worden sind. Drei Hände voll zerkleinertes Kraut brüht man mit 3 Liter kochendem Wasser ab. Sobald der Aufguss eine annehmbare Temperatur erreicht hat, kann man damit ein Hand- oder ein Fußbad durchführen. Das bewährt sich insbesondere, wenn den Frauen im Zuge der Wechseljahre Wallungen zu schaffen machen. Hirtentäschel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya