Das Zünglein an der Waage

29. Januar 2016

Mit ein wenig Quendel vorwärts kommen

Intuition ist eine wichtige Tugend. Alle jene unserer Zeitgenossen, die auf irgendeine Art kreativ tätig sind, können ohne einer inneren Stimme, der sie folgen, ohne das richtige Gespür für Notwendiges und ohne ein Handeln, das bildlich gesprochen seinen Lauf vom Bauch aus nimmt, nichts zuwege bringen. Wahrscheinlich denken jetzt viele an Künstler wie Bildhauer, Architekten oder Musiker. Das liegt ohnehin nahe. Schwenken wir gedanklich jedoch zum Quendel (Thymus serpyllum), der auf den ersten Blick eher wenig mit einer gefühlsmäßig ausgerichteten Kreativität zu tun hat. Das ist aber noch nicht der Weisheit letzter Schluss bzw. definitive Erkenntnis über die Verwendungsmöglichkeit eines Krautes. Im Quendel begegnen wir der wilden heimischen Form des Thymians. Er liebt sonnige und trockene Standorte, an denen er richtige Wuchspolster bildet und an warmen Tagen sein unverwechselbares Aroma in seine unmittelbare Umgebung ausbreitet. Da er auch oft zwischen Grasbüscheln oder anderen bodendeckenden Pflanzen wächst, ist es gut, sich beim Aufspüren seiner Präsenz ebenso der Nase zu bedienen, die einem beim Entdecken des Quendels behilflich sein kann. Im Regelfall verwendet man den äußerst kleinwüchsigen Lippenblütler, um die Atemwege zu stärken und bei einer Erkältung besser ausheilen lassen zu können. Zudem birgt der Quendel Wirkstoffe in sich, die einer strapazierten Haut Festigkeit und Spannkraft verleihen, wie etwa beim männlichen Geschlecht nach der täglichen Rasur. Um den eingangs begonnenen Duktus eines intuitiven Umgangs wieder aufzugreifen, soll nun ein anderer Einsatz des Quendels in den Blickwinkel rücken.

Quendel als Würze:

In vielen Varianten, wie man das blühende Kraut des Quendels gebrauchen kann, schwingt immer die Möglichkeit mit, so das Immunsystem unseres Körpers zu unterstützen und auf diese Weise dem allgemeinen Wohlbefinden Vorschub zu leisten. Pulverisiertes getrocknetes Quendelkraut kann daher im rechten Maß, das jeweils mit Fingerspitzengefühl in der Küche bestimmt werden soll, als Gewürz verwendet werden. Konkret schlage ich vor, dieses Pulver zum Abschmecken von Bratkartoffeln, Rühreiern, Topfenkäse-Aufstrichen oder Suppen heranzuziehen. Der Gaumen und die Gesundheit werden sich gleichermaßen freuen. Quendel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya