Ein Essig für Leib und Seele

8. März 2015

Das Heidekraut wirkt auf beides gut

Wenn wir an die Freuden des Lebens denken, kommt uns sehr vieles in den Sinn: ein geliebter Mensch, eine schöne Landschaft, ein komfortables Haus und eine Reihe anderer Vorstellungen. An Essig denkt dabei vorerst wohl kaum jemand. Beim Salat soll er gewiss auf keinen Fall fehlen, genauso wenig auf einem Sauren Teller beim Heurigen, aber sonst? Wie jedes Ding auf dieser Welt hat anscheinend auch diese Speisezutat zwei Seiten. Gewiss dürfen wir da noch einen Schritt weiter gehen und ganz bewusst die Botanik anpeilen, um in derlei Überlegungen auf ein konkretes Ergebnis zu kommen. Ein Blick rückwärts in die jüngste meteorologische Vergangenheit lässt mich so das Heidekraut (Calluna vulgaris) entdecken, das sich auch im Winter gewissermaßen nicht kleinkriegen lässt. Von der Wuchsgestalt strebt es von vornherein nicht hoch hinauf und gerät dadurch gar nicht in Gefahr, von Eis und Schnee gebogen oder gar gebrochen zu werden. Dieses bedrückende Schauspiel musste ich z.B. im vergangenen Advent in den Waldviertler Wäldern mitanschauen. Das Heidekraut bleibt hingegen dort, wo es wächst, am Boden oder in dessen Nähe. Und es blüht dann, wenn viele andere Gewächse diesen besonderen Dienst bereits längst quittiert haben, nämlich im Herbst. Die Besenheide, wie das Heidekraut auch anders bezeichnet wird, übt auf unsere Seele und auf unseren Geist eine stark beruhigende und festigende Wirkung aus. Dafür dürfen wir heute am Sonntag dem Schöpfer danken, der das gewissermaßen in seiner Vorsehung für uns Menschen so arrangiert hat. Wer sich nämlich eingehender mit den Kräutern befasst, kann mit der Zeit erkennen, dass es nicht nur zu fruchtbringenden und bereichernden Freundschaften zwischen uns Menschen untereinander oder zwischen Menschen und Tieren kommen kann, sondern dass sich auch in ähnlicher Weise ein Mit- und Füreinander zwischen Pflanze und Mensch als lebenswert erweist.

Heidekraut-Essig für die Haut:

In 1 Liter Wein- oder Apfelessig werden ca. 75 g getrocknete und zerkleinerte Blütenspitzen von Heidekraut (Calluna vulgaris) 8 Tage lang angesetzt. Dann abseihen und in dunkelglasige Fläschchen füllen. Kühl und lichtgeschützt lagern. Nach dem morgendlichen Waschen oder Duschen kann man mit einem feuchten Waschlappen den Essig auf die Haut mittels einer Nachreibung auftragen. Das hat auf dieselbe eine stark straffende und zusammenziehende Wirkung. Oder man gibt einige Tropfen dieses Essigs in die hohle Handmuschel und reibt lediglich das Gesicht damit ein. Heidekraut ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya