Nomen est omen

1. März 2015

Den Frauenmantel beim Namen nehmen

Mit den Namen ist das so eine Sache. Wenn ein Kind geboren wird, so steht es den Eltern zu, dem neuen Erdenbürger einen Namen zu geben. In den überwiegenden Fällen geschieht das bereits vor der Geburt des Sprösslings. Als Priester, der schon vielen Kindern das Sakrament der Taufe spenden durfte, frage ich immer wieder nach der Motivation bzw. dem Hintergrund, den Mama und Papa für einen bestimmten Namen haben. Beim Gewöhnlichen Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) wissen wir, dass dieser auch viele volkstümliche Bezeichnungen besitzt, wie z. B. Gänsegrün, Sonnenblatt oder Löwenfuß. In jeder dieser Nennungen klingt entweder die Erscheinungsform, die sich dem Betrachter zeigt, oder eine Erfahrungsgeschichte an, die Menschen mit dieser Pflanze verbindet oder verbunden hat. In der allgemeinen Bezeichnung Frauenmantel lassen sich zwei derartige Spuren verfolgen: zum einen deutet es auf die Gottesmutter Maria hin, die im Mittelalter sehr gerne mit einem weiten Mantel dargestellt wurde, unter dem viele Menschen Zuflucht nahmen; zum anderen aber gibt uns der Frauenmantel eindeutig den Hinweis auf seine lang praktizierte naturheilkundliche Verwendung im Zusammenhang mit gesundheitlichen Beschwerden des weiblichen Geschlechts. Und darin liegt das Programm, das für den Namen ausschlaggebend war und ist. Als aufgeklärte und der Zivilisation anscheinend verpflichtete Leute könnten wir diese eben angestellten Erörterungen mit einem Lächeln abtun. Ob wir uns aber damit der Schöpfung gegenüber offen und dankbar zeigen, bleibt dahingestellt. Vielmehr sollten wir den wegweisenden Wink aufgreifen, der in einer Pflanzenbezeichnung steckt. Und gleichzeitig das Wesen und die Verfassung ernst nehmen, die nun einmal Frauen und Männern in unterschiedlicher Weise gegeben sind.

Tee aus Frauenmantelkraut:

Die getrocknete und zerkleinerte Droge des Frauenmantels (Alchemilla vulgaris) kann man allein oder in Verbindung mit anderen Kräutern in einer Teemischung für die Gesundheit verwenden. So wirkt diese vor allem nervenberuhigend, schlaffördernd und menstruationsregulierend. Bei Übelkeit, Schnupfen und Kopfweh sowie bei Beschwerden in den Wechseljahren kann man ebenso auf den Frauenmantel zurückgreifen, um Linderung zu erfahren. Frauenmantel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya