Ein Kraut für alle Fälle

12. Februar 2015

Schon die Römer schätzten die Käsepappel

Herr Pfarrer, gegen jedes Leiden ist doch ein Kraut gewachsen, nicht? – So oder ähnlich landen viele bei einem Gespräch mit mir, wenn ich als Kräuterpfarrer landauf und landab unterwegs sein darf. Nun, wenn ich auch meine berechtigten Einwände gegen ein Verabsolutieren der Phytotherapie habe, so gibt es dennoch schier unzählige Möglichkeiten, gravierende Leiden oder auch nur lästige Wehwehchen mit den Gaben der pflanzlichen Natur zu begleiten oder zur Heilung zu bringen. Die Käsepappel (Malva neglecta), die auch oft als Wegmalve bezeichnet wird, hat schon in der Antike ein hohes Ansehen genossen. Im römischen Reich hat man ihr daher einst den ehrenvollen Titel „omnimorbium“ zugedacht, was übersetzt so viel wie „bei allen Krankheiten nützlich“ heißt. Es wäre aber allen anderen wertvollen Heilkräutern gegenüber ungerecht, würden wir ob dieser Tatsache darangehen, nur mehr die Käsepappel als einziges Mittel in unseren organischen und psychischen Missständen als therapeutische Zuflucht zu nehmen. Wir dürfen jedoch ruhig ihre eigentlichen Heilwirkungen näher beleuchten. So wirkt dieses Malvengewächs durchaus beruhigend reizmildernd, erweichend, entzündungswidrig und einhüllend. Die Zeit der schulischen Sommerferien ist es auch, in der das blühende Kraut bei gutem Wetter geerntet und im Schatten rasch getrocknet werden kann, um es für spätere Zeiten griffbereit aufbewahren zu können. In der Naturapotheke meines Elternhauses war das getrocknete Käsepappelkraut immer ein fixer Bestandteil. In der momentanen Zeit der Erkältungen und der Grippeanfälligkeit erweist sich ein Käsepappel-Tee, den man gerne mit etwas Honig süßen darf, als hilfreicher Beistand bei Halsentzündungen, Bronchialkatarrh und bei Verschleimung der Atemwege. Darüber hinaus sollte man den ungesüßten Tee bei Geschwüren im Magen- und Darmbereich zum Einsatz kommen lassen.

Käsepappel-Tee richtig zubereiten:

Aufgrund des hohen Schleimstoffgehaltes des Krautes der Käsepappel soll die Kräuterdroge nicht gekocht oder heiß überbrüht werden. Am besten ist es, die getrockneten und zerkleinerten Pflanzenteile im kalten Wasser (Verhältnis 2 Teelöffel voll zu 1/4 Liter Wasser) 8 Stunden lang anzusetzen und danach abzuseihen. Vor dem Trinken erwärmt man den fertigen Ansatz maßvoll und nimmt den Tee schluckweise zu sich. Käsepappel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya