Unkraut oder Beikraut?
19. August 2014Den Breitwegerich nicht unterschätzen
Gelegentlich kann es vorkommen, dass man jemanden oder etwas übersieht. Gründe dafür gibt es genug. Entweder ist man zu sehr beschäftigt oder gar gestresst, müde oder voller Sorgen oder einfach unaufmerksam. Alle, die einen Garten pflegen, können ein Lied davon singen, wie rasch so manche Gewächse sich ausbreiten, nur, weil man nicht genug beim Jäten Acht gegeben hat. Auf verdichteten Stellen des Bodens wächst nur allzu gern der Breitwegerich (Plantago major). In meinem Pfarrgarten in Harth z. B. haben die vergangenen Jahre die dort heimischen Hausgänse (durchaus wohlgenährt) über Jahre ein Stück des Rasens penibel abgefressen, dass sie anscheinend durch ihr Eigengewicht auch den Boden unter ihren Watschelbeinen zusehends verfestigt haben. Die Folge davon ist im gegenwärtigen Jahr das Wuchern und Gedeihen des Breitwegerichs. Über das Für und Wider des allseits bekannten Krautes ließen sich jetzt lange Diskussionen führen. Doch steht eines außer Streit: in der Naturheilkunde hatte und hat der robuste grüne Freund ein hohes Ansehen. Der gute alte Paracelsus wirkte z. B. eine Zeitlang als Feldarzt und machte dabei mit dem Wegerich nur beste Erfahrungen. Er pries vor allem die austrocknende und festigende Eigenschaft des Plantagos. Pfarrer Künzle wiederum legte den Breitwegerich all jenen ans Herz, die ein schlechtes Blut sowie schwache Lungen hätten oder unter Husten, Magersüchtigkeit und andauernder Heiserkeit leiden würden. Um Gicht zu lindern, riet er, regelmäßig Wegerich-Honig zu genießen und bei Wunden, Schürfungen und Insektenstichen solle man frisch gequetschte Wegerichblätter auflegen. Letzteres Hausmittel wird auch heute noch gerne praktiziert. Vielleicht hilft uns ja der Breitwegerich, generell das Denken und Reden über unscheinbare und womöglich manchmal lästige Kräuter am Wegrand zu ändern. Damit ist schon viel gewonnen.Der Breitwegerich in der Küche:
Erfindungsreichtum ermöglicht es durchaus, den Breitwegerich als eines von vielen Wildgemüsen zu verwenden und aufzubereiten. Seine wertvollen Inhaltsstoffe können sich dann über die Verdauung auf unsere Gesundheit auswirken. Die jungen Blätter kann man als Salat- und Suppenkraut heranziehen. Seine reifen Samen lassen sich ebenfalls in beides hinein komponieren bzw. drüberstreuen. Tut vor allem jenen gut, die Verdauungsprobleme haben. Breitwegerich ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/ThayaKategorien: Gesundheitstipps Nachlese