Mit den Jahreszeiten leben

5. August 2014

Bitterstoffe machen aufmerksam

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei! – Dieser Song oder dessen Zitat drang sicher schon einmal einem jeden von uns ins Ohr. Nun, die darin beschriebene Tatsache sollten wir nicht übersehen, wenn es darum geht, das Leben im Inneren immer freier werden zu lassen. Im Laufe der Jahre binden wir uns oft ganz unbewusst an so manches, was unsere Existenz ziemlich beschwerlich ausfallen lässt. In der grünen Natur ist das nicht anders. Im Garten und im Wald können aufmerksame Botanikfreunde nun den Wermut (Artemisia absinthium) und das Tausendguldenkraut (Centaurium erythraea) entdecken. Beide sind schön anzuschauen. Der Wermut besticht durch sein silbriges Kleid, das ihm seine Blätter verleihen, und beim Tausendguldenkraut, das übrigens in freier Natur geschützt ist, kann unser Auge durch seine zarte Gestalt mitsamt den feinen rosa gefärbten Blüten einfach nur begeistert sein. Begegnet man diesem Enziangewächs auf einer Lichtung oder am Wegrand eines heimischen Waldes, so kann man in diesem Falle schlichtweg von Glück sprechen. Ein Dankeschön an den Schöpfer ist die logische Konsequenz, die es daraus zu ziehen gilt. Bald ist die Jahreszeit wieder vorüber, wo uns diese herrlichen Kräuter frisch zur Verfügung stehen. Um einen gesunden Lebensstil zu pflegen, möchte ich heute erneut daran erinnern, dass es gut und vernünftig ist, die sich abwechselnden Jahreszeiten ganz bewusst wahrzunehmen. Durch die Annehmlichkeiten der Zivilisation kommt uns immer mehr ein direkter Kontakt mit der sich verändernden Natur abhanden. Durch klimatisierte und beheizte Räume bleibt uns eine direkte Konfrontation mit den meteorologischen Gegebenheiten zu einem großen Teil erspart. Meine beiden Freunde Wermut und Tausendguldenkraut enthalten jede Menge Bitterstoffe, die mir helfen können, aus dem Trott der Wurstigkeit aufzuwachen, um mich wieder mehr der gottgeschenkten Natur zu nähern.

Mischtee aus Bitterkräutern:

Vor allem mageren und bleichsüchtigen Zeitgenossen hat einst Hermann-Josef Weidinger eine bittere Teemischung empfohlen. Getrocknete und zerkleinerte Pflanzenteile von Echtem Wermut und Tausendguldenkraut (aus der Apotheke) werden zu gleichen Teilen gemischt. 1 Teelöffel davon wird über Nacht in einem 3/4 Liter kaltem Wasser angesetzt. In der Früh abseihen und gleich am Morgen und dann am Abend eine Schale voll trinken. Am besten 3 Wochen lang am Beginn jeder Jahreszeit. Wermut ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya Tausendguldenkraut ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya