Ausgrabungen offenbaren oft Wertvolles

12. Mai 2014

Brennnesseln haben auch Wurzeln

In meinem Heimatstädtchen Drosendorf an der Thaya steht ein altehrwürdiges Schloss, das sich im Besitz der Familie Hoyos befindet. Seit fast 35 Jahren beherbergt es eine Bildungsstätte und seit annähernd 5 Jahren ein so genanntes Talentezentrum. Letzteres fördert begabte Schüler in ihren jeweiligen Fähigkeiten innerhalb von Seminaren und Kursen. Im Schlossgraben von Drosendorf haben mittlerweile an unzugänglichen Stellen die Brennnesseln eine stattliche Wuchshöhe erreicht. Wer jetzt meint, ich rufe auf, um der liebevoll betriebenen Gartenpflege des geschichtsträchtigen Anwesens unter die Arme zu greifen, um auch noch die letzten Pflanzen dieser Art auszumerzen, der irrt. Ich möchte auf etwas anderes hinaus. Die Kinder, die unsere Zukunft verkörpern, sind so, wie sie sind. Gerne würden Erwachsene sie zumindest im Gedanken so erziehen, dass sie willige Befehlsempfänger sind und bleiben. Doch ihre Fähigkeiten und Talente zu erkennen, freizulegen und deren Entwicklung zu fördern, bedeutet gleichzeitig, den Heranwachsenden Zeit, Geduld, Liebe und Raum zu schenken, ohne die eine mögliche Entfaltung einfach verkümmert. Ja, und wer würde der Brennnessel zutrauen, dass sich unter einer äußerst schmerzerweckenden Schale so viel Gutes verbirgt? Sie hilft auf eine ganz natürliche Weise mit, dass sich Stauungen in unserem Körper lösen und wir so wiederum freier werden für die leiblichen und geistigen Herausforderungen, die sich uns zweifelsohne tagtäglich stellen. Sollte jemand ein Talentezentrum für Heilpflanzen gründen wollen, dann sei hier gesagt: in der freien Natur und im Garten hat der Herrgott dieses Institut schon vorweggenommen. Die Brennnessel gehört auf jeden Fall zu den hochbegabten Heilkräutern.

Tee aus Brennnesselwurzeln:

Die Wurzeln des oft so gemiedenen Beikrautes werden ausgegraben, gereinigt und getrocknet. Der Tee wird aus den zerkleinerten Pflanzenteilen in Abkochung zubereitet, d. h. 2 Teelöffel voll in 1/4 Liter kaltes Wasser geben und kurz am Herd aufkochen lassen. Abseihen und in eine Thermosflasche füllen. Bei beginnender Wassersucht am besten 3 Schalen täglich davon trinken, um eine „trocknende Wirkung“ zu erzielen. Brennnesseln ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya