Ochsenzung’ und Natternkopf

2. März 2014

Otto von Brunfels wortwörtlich zitiert

Der berühmte Theologe und Mediziner Otto von Brunfels starb am 25. November 1534 in Bern, wo er zuvor zwei Jahre lang als Stadtarzt gewirkt hatte. Der gebürtige Hesse hinterließ sein erworbenes Wissen über die Heilkräfte der Pflanzen in schriftlicher und folglich gedruckter Form, so dass wir einen guten Einblick über so manche naturheilkundlichen Anwendungen aus der Lebenszeit des Gelehrten bekommen. Im übertragenen Sinne trugen damals etliche Pflanzen eine „Maske“ in Form eines Namens, der heute nicht mehr gebräuchlich ist. So hieß das heute als Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare) bekannte Kraut im 16. Jahrhundert einfach nur „Ochsenzung“. Gemeint ist ein Gewächs, das zur Familie der Raublattgewächse zählt und somit u. a. mit dem Borretsch, dem Lungenkraut und dem Beinwell verwandt ist. Das ist auch gut zu wissen, wenn man den Originaltext vor sich hat, der so manche Verwechslung kritisch artikuliert: „Es haltent alle newe Ärzt / das Buglossa (die yehenige / so wir für Ochsenzung nennen) sey die ware und rechte Borrago / das ist / Burrestch / und das so wir Burretsch nennen / sey eben die Ochsenzung. Es sollen auch die Apothecker / so man ynen Buglossam schreibet / Borraginem nemen / und für die geschribene Borrago / Ochsenzung / sye wöllen dann mit Gewalt auff irem alten Yrrthumb bleiben / wie man on Zweiffel ettlich würt finden / so sprechen werden / wers uns geleert habe / und ob wir etwas Newes wöllen uffbringen. Deren Frevel und böße Zungen wöllen wir also gern dulden / bitz das sye mit der Zeit selber verstendiger werden.“ Ich denke, das reicht vorerst für den Faschingssonntag! Ich wünsche allen noch frohe und närrische Stunden!

Natternkopf als Badezusatz:

Viele Pflanzen dürfen ruhig an die Haut ran! Der eben erörterte Gewöhnliche Natternkopf, der an und für sich heute kaum mehr für therapeutische Zwecke verwendet wird, kann mit seinen Blütentrieben als Tee, der im herkömmlichen Heißaufguss zubereitet wird, dem warmem Badewasser in der gefüllten Wanne hinzugegeben werden. Das hat auf unsere oft geforderte Haut eine erweichende und entspannende Wirkung. Natternkopf ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya