Noch einmal Atem schöpfen

11. Januar 2014

Bevor die Tanne geht

Ein Holz zum Klingen bringen? Das ist nicht schwer. Denn so oft klopfen wir in abergläubischer Manier auf das nächstgelegene Brett, um davon Glück zu erhoffen. In viel sensiblerer und kompetenter Weise suchen die verschiedenen Instrumentenbauer nach geeignetem Material, damit aus ihren Händen manch edler Klangkörper von der Violine bis hin zur Orgelpfeife gemeistert werden kann. Von den grandiosen italienischen Geigenbauern wie z. B. Stradivari oder Bergonzi wird berichtet, dass sie des Winters hoch in die Berge stiegen, um sich für ihre Zunft ein äußerst langsam gewachsenes Tannenholz in ihre Werkstätten zu holen. Ja, die Tanne (Abies alba) ist gewiss ein edler Baum! Mit dem morgigen Tag geht liturgisch betrachtet die Weihnachtszeit zu Ende. Längst schon haben im vorauseilenden Gehorsam (= Unwissenheit) so viele ihre Weihnachtsbeleuchtung abmontiert, obwohl noch gar kein Grund dafür vorliegt. Die Christbäume bekamen noch eine längere Schonfrist, wenn auch viele knapp nach Neujahr gleichsam das Zeitliche segneten. Im Baumkreis dient der beliebte Christbaum an den Tagen zwischen dem 2. und dem 11. Jänner als besonderes Sinneszeichen. Bevor also die Tanne geht, sei noch einmal eine Interpretation des würdigen Wesens dieses Baumes, das auf den Menschen abfärbt, in Erinnerung gerufen. Kein Geringerer als Hermann-Josef Weidinger hat unter diesem Blickwinkel einst geschrieben: „Der im Zeichen der Tanne Geborene findet tief in sich selbst ein unerschütterliches Urvertrauen zum Leben. Das lenkt und charakterisiert seine ganze Existenz.“ Dass dem so sei, das wünsche ich heute allen, die an einem 11. Jänner im Zeichen der Tanne ihren Geburtstag feiern.

Tannenharz kauen:

Jeder Nadelbaum liefert auf seine Art das entsprechende Harz. So tut es auch die Tanne. In reiner, getrockneter und zerkleinerter Form kann es ab und zu gekaut werden. Diese Methode reinigt und desinfiziert den Mund und kräftigt das Zahnfleisch. Zudem verleiht es einen guten Atem und hilft Magengeschwüre vorbeugen. Tanne mit Holzscheibe ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya