Sterne und Träume

5. Januar 2014

Die sicheren Wege verlassen

Geborgenheit zu erfahren, ist ein herrliches Gefühl. Das muss nicht unbedingt bedeuten, wie ein Kleinkind den unmittelbaren Körperkontakt zu den vertrauten Menschen spüren zu müssen. Für Erwachsene sind das genauso ein geregelter Tagesablauf in gewohnter Umgebung und die Sicherheit, dass mir niemand böse gesonnen ist oder gar hinterlistig in den Rücken fällt. Manche haben aber den fragwürdigen Drang, diese gefestigte Atmosphäre dadurch herstellen zu wollen, indem sie Vorschriften und Richtlinien aufs Penibelste befolgen und keinen Millimeter davon abweichen. Im Reich der Ämter und Behörden nennen wir derlei Zeitgenossen schlicht Bürokraten. Im kirchlichen Bereich wird ein ähnliches Phänomen als Rubrizismus betitelt. Dieses Wort leitet sich vom Begriff „Rubriken“ ab, der die rot eingefärbten Texte bezeichnet, die z. B. Gebetshaltungen oder Bewegungen des Priesters während einer Liturgie gleich einer Gebrauchsanweisung vorgeben. Die Weisen aus dem Morgenland, die sich zum neugeborenen Jesuskind von Bethlehem aufmachen, zeigen uns auf eine großartige Weise, dass es noch mehr gibt als Regeln und Vorschriften. Sie kennen zwar die Gesetzmäßigkeiten der Natur und des Sonnensystems. Dennoch sind sie fähig, auf Außergewöhnliches zu reagieren. Sie hätten genauso gut den neuen Stern, der anlässlich der Geburt Christi am Himmel erschienen ist, ignorieren können. Denn wie heißt es so schön: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Caspar, Melchior und Balthasar richteten sich gottlob mehr nach ihrer Intuition und erreichten damit ihr Ziel. Sie haben über das Maß ihrer angelernten Kenntnis hinaus eigenverantwortlich gehandelt. Können sie uns nicht gerade dadurch zu einem Leitbild werden, das uns hilft, eine bessere Zeit herbeizuführen? Die jüngste Geschichte zeigte es doch augenfällig auf, dass die letzte Sicherheit der Welt nicht in einer Vermehrung von Verboten, Vorschriften und Waffen liegen kann.

Geerdet und gehimmelt sein:

Sämtliche Pflanzen, die rund um uns gedeihen, demonstrieren es: mit den Wurzeln stecken sie in der Erde drinnen und suchen dort Halt. Zum eigentlichen Wachstum kommen sie aber nur, weil sie das Licht der Himmelskörper aufnehmen und den Lauf der Sterne mit vollziehen. Eine ganz praktische Übung kann es daher sein, durch diesen Sachverhalt die eigene Fähigkeit der Intuition wieder mehr zu entdecken und den Glauben und das Vertrauen zu stärken. Garten in Andalusien; Foto: H. Benedikt Felsinger O.Praem. ⓒ Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya
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