Am Fluss des Lebens

4. Januar 2014

Die Präsenz des Blutweiderichs

Wodurch ist ein Fluss in seinem Sein und in seinem Wesen ganz maßgeblich bestimmt? Natürlich durch seine Grenzen. Gewiss spielt dabei ebenfalls die Menge des fließenden Wassers eine bedeutende Rolle. Doch ohne die beiden Ufer wäre ein Strom im wahrsten Sinne des Wortes nicht fassbar. Aufgrund der wenigen Tage, die das neue Jahr erst zählt, stehen wir bildlich gesprochen an der Quelle dieses bewussten Zeitmaßes. Doch unser Leben „fließt“ schon länger dahin. Grund genug, um sich der Vergänglichkeit und dem gleichzeitigen Wert unserer Existenz zu stellen. An vielen Böschungen unserer heimischen Gewässer gedeiht der Blutweiderich (Lythrum salicaria). Er liebt die Nähe der großen und kleinen Gerinne genauso wie die Umrandungen der oft künstlich angelegten Teiche, die der Fischzucht dienen. Mit seinen Wurzeln ist er fest im schlammigen Grund verankert, und seine Blüten stehen wie violett leuchtende Kerzen im Gras und locken die stets nach Nahrung suchenden fliegenden Insekten an. All das lenkt mein Sinnen zu den Fragen, woher ich selbst meine Lebenskraft beziehe, was mir also Kraft und Halt gibt. Manchmal bauen sich in meinem Inneren auch ungewollte Staudämme auf, die das Fließen der täglich nötigen Energie ins Stocken bringt. Daher dürfen wir durchaus daran denken, dass alle positiven Gefühlszustände uns anspornen, die Fülle des Lebens zu ergreifen. Denn die negativen Regungen lähmen und hemmen unsere seelisch-geistige Triebkraft. Wir Menschen brauchen nicht alles allein zu bewerkstelligen. Die Pflanzen können uns Hilfe leisten, wenn es gilt, das manchmal raue Klima am Fluss des Lebens zu überstehen. Nach jedem Hochwasser kommt auch wieder die Sonne hervor, die uns Mut macht, aufrecht durchs die uns geschenkten Tage zu gehen. Am Blutweiderich dürfen wir das ablesen.

Konzentrierte Blutweiderich-Abkochung:

Von getrockneten und zerkleinerten Blütentrieben des Blutweiderichs nimmt man eine Menge von 40 g und lässt diese in 1 Liter Wasser 30 Minuten bei milder Hitze kochen. Zum Schluss vom Herd nehmen und abseihen. Die Flüssigkeit ist geeignet, um sie für Umschläge, Waschungen und Kompressen zu verwenden. Das gilt für die meisten Arten von Hauterkrankungen und Ekzemen. Blutweiderich ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya