Herzliche Gratulation!

8. September 2013

Zwei Geburtstage an einem Tag

Ja, heut fliegen die sprichwörtlichen Schwalben „furt“! Über die Zugvögel war schon gestern in dieser Kolumne etwas zu lesen. So bleib ich beim ersten Teil der alten Bauernregel: „z u Mariä Geburt!“ In gebührlicher Weise den irdischen Geburtstag der Mutter Jesu zu feiern, kann nur bedeuten, dem Herrgott ganz kräftig zu danken. Die Menschen, die heute die Gottesdienste in den Kirchen besuchen und darin singen, beten und den Leib des Herrn empfangen, tun dies auf die edelste und dem christlichen Glauben einfach entsprechende Weise. Sie fühlen sich darin gleichzeitig verbunden mit Maria, die in ihrer Vollendung bei Gott leben darf. So gesehen, ist es nicht mehr notwendig, Glückwünsche – welcher Art auch immer – zu formulieren. Das Fest Mariä Geburt ist auch das Patrozinium der Stiftsbasilika in Geras. Von weitem kann man bei einer Anreise bzw. einer Wanderung den Ort und das Kloster identifizieren, weil der Kirchturm aus dem Dächermeer herausragt. Vor heuer genau 350 Jahren wurde dieses markante Bauwerk mithilfe einfacher Maurerhände und den passend vorgezeichneten Proportionen eines Baumeisters ausgeführt und etliche Jahre danach mit einem Zwiebelhelm bekrönt. Jeder Kirchturm ist ein Anhaltspunkt. Wenn die Uhrzeit durch den Glockenschlag akustisch angezeigt wird, kann genau das eine Erinnerung sein, um die geschenkte Lebenszeit zu nutzen, zu genießen und auf die jedem mögliche Weise wertvoll zu machen. Und außerdem lenkt ein Kirchturm unweigerlich den Blick nach oben, wo ein immens wichtiger Platz sich vor unserem Auge ausbreitet: der Himmel. Es wäre vermessen, sich nicht danach auszustrecken und auszurichten. Tut das nicht jede Pflanze auch?

Zeit und Ewigkeit:

Biologisch gesehen, gibt es sehr wohl Kreisläufe, die in sich geordnete Vollzüge einschließen bzw. bedingen. Dennoch ist auch alles darauf ausgerichtet, die eigenen Grenzen und Horizonte zu überschreiten. So gesehen wäre jede Kommunikation unter Lebewesen und Menschen unmöglich, wäre jeder nur in sich selbst eingekapselt und verschlossen. Unser kleiner Planet Erde steht in einem größeren Zusammenhang als nur der Umlaufbahn um die Sonne. So sind unser Geist und unsere Seele auch nicht unbedingt dafür da, im Käfig des Ichs zu verkümmern. ⓒ Foto: Prior Benedikt Felsinger
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