Morgenstund’ …

… hat Bärlauch im Mund

Die Glocke am Gang läutet. Mein Mitbruder Conrad hat dankenswerterweise in unserem Kloster die Aufgabe übernommen, 15 Minuten vor dem ersten Chorgebet in der Früh uns Mitbrüdern eine akustische Hilfestellung zu geben, damit wir auch rechtzeitig zum Psalmen-Singen in der Kirche sind. Ich höre die kleine barocke Glocke gern und meist ist es für mich vor allem in der Sommerzeit kein Problem, die Morgenstunden wach und ausgeschlafen in Anspruch zu nehmen. Doch ich weiß auch um die Tatsache, dass andere Menschen innerhalb und außerhalb des Klosters massive Schwierigkeiten haben, gerade am Morgen voll da zu sein. Dafür können die wiederum noch nach Mitternacht lesen und arbeiten, was mir fast unmöglich ist. Egal, wie wir den Morgen gestalten, wir brauchen einen wie immer gearteten Wecker. Das gilt nicht nur für unser Ohr, sondern auch für den ganzen Organismus. Es ist dabei sicher nicht unrecht, gerade auf die natürlichen Angebote zurückzugreifen, die in der jeweiligen Jahreszeit und Vegetationsperiode vor unserer Tür aus dem Boden schießen. Mittlerweile hat der Bärlauch schon länger Saison. Ganze Auen riechen jetzt nach Lauch und das ist ein sicheres Indiz dafür, dass dieses Frühlingsgrün sich in unmittelbarer Nähe befindet. Beim Sammeln in freier Natur gilt es aber penibel darauf zu achten, die richtigen Blätter mit nach Hause zu nehmen. Jahr für Jahr gibt es immer noch Menschen, die sich aus Unkenntnis hochgiftige Maiglöckchentriebe mit unter den Bärlauch mischen und ihr Leben damit gefährden. Alle Pflanzenteile, die beim Zerreiben nicht nach Lauch riechen, sind für den Laien also unbedingt auszuscheiden. Der botanisch Versierte weiß aber um die Wuchsform beider Gewächse und wird daher keinen hohen Aufwand betreiben müssen, um den Bärlauch zu ernten.

Frische Morgengabe:

Noch vor dem Frühstück ein paar Bärlauchblätter fein hacken und im Mund eine Weile kauen, damit der Speichel alles durchmischen kann. Diese Einnahme des Bärlauchs unterstützt das Aufwachen von Geist und Körper.

Kategorien: Nachlese