Verschieden und doch eins

5. Mai 2013

Zwei Blüten und eine Wurzel

Heute ist der Tag der Schöpfung. Die Arbeit darf nach Möglichkeit an jedem Sonntag hintanstehen. Wenn wir den Bericht über die Erschaffung der Welt im biblischen Buch Genesis unter die Lupe nehmen, bemerken wir, dass Gott am siebten Tag nach vollbrachter Schöpfung mit Liebe auf sein Werk blickte und es für gut ansah. Wir Menschen sind nach seinem Ebenbild in das Sein hineingehoben worden und haben so gesehen in Gott unseren Ursprung. Warum sollten wir also nicht dem Beispiel des Allerhöchsten folgen und genauso mit Liebe und Dank alles Getane ruhen lassen? Es braucht eben auch die heilvolle Distanz zu unserem Tun, Denken und Wirken, die uns ermöglicht, frei zu bleiben und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wer z. B. aufmerksam bei einem Sonntagsspaziergang durch die Natur schlendert, hat vielleicht das Glück, am Waldboden das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) zu entdecken. Mit seinen zweifach gefärbten Blüten bildet es einen adretten Schmuck auf oft noch karg bewachsenen Flächen. Viele von uns kennen dieses Heilkraut unter den liebevollen Volksnamen, die ihm schon vor langen Zeiten zugedacht wurden. So wird das Lungenkraut auch „Brüderchen und Schwesterchen“ oder „Hänsel und Gretel“ genannt. Eine Dimension des Sonntags, die meiner Meinung nach immer mehr bedroht wird, ist die Gemeinschaft. Das Lungenkraut symbolisiert diese aber auf eine sehr liebenswerte Weise. Die beste Form, um Gemeinschaft zu pflegen, ist eindeutig der Gottesdienst in der Kirche. Dort wird die kleine Einheit von Mann und Frau und von Familie integriert in die konkrete Schar der Anwesenden. Umso mehr erfahren Einsame und Alleinstehende eine Ein- bzw. Rückbindung in eine verbindliche Gruppe, die auch gesendet wird, die Isolierten außerhalb der Kirche nicht zu vergessen. Lassen wir uns also vom Lungenkraut zur Gemeinschaft animieren!

Pulverisiertes Lungenkraut:

Getrocknete Blätter und Blüten des Lungenkrauts kann man im Mörser zu einem Pulver zerreiben. 1 Esslöffel davon wird mit gleicher Menge Honig in 1 Glas warmer Milch verrührt. Morgens und abends eingenommen, hilft das vor allem heranwachsenden Jugendlichen mit schwacher körperlicher Konstitution.
Kategorien: Nachlese