Zeichenbaum Eberesche
4. April 2013Demütige Schönheit am Wegesrand
Während ich diese Zeilen schreibe, schneit es vor meinem Fenster und tief winterlich verschneit liegt die Landschaft rund um das Kloster in Geras. Kaum zu glauben, dass schon Ostern ist. Selbst die berühmten Karpfenteiche sind mit einer dünnen Eisschicht überzogen, was für diese Jahreszeit äußerst untypisch ist. Am Ufer aber stehen davon scheinbar unbeeindruckt die Ebereschen, die ich vor Jahren aus dem Wald hierher an den Wegrand verpflanzt hatte. Solange sie im Herbst und im Winter Beeren trugen, konnte man noch lange Zeit die Amseln und die Gimpeln sehen, die sich an den Früchten dieses Kernobstgewächses gütlich taten. Doch wider alle Hoffnung schaue ich schon nach vorwärts und vertraue fest darauf, dass es doch auch in diesem Jahr einen Frühling geben wird. Sobald die Blätter der Eberesche aus den Knospen herausgekommen sind und sich entfaltet haben, beginnt der Baum, sich mit weißen schirmartigen Blütenfächern zu überziehen. Dann ist es Zeit für die Insekten, die sich nun auf die Suche machen, um von der Eberesche den einen oder anderen Tropfen Nektar zu erhaschen. Für die Menschen in urdenklichen Zeiten hatte dieses Rosengewächs eine eigene Bedeutung. So sprach man dem äußerlich eher grazilen Gewächs die Kraft zu, vor Unheil, Dämonen und bösem Zauber zu bewahren. In der germanischen Mythologie finden wir die Eberesche als glücksbringenden Baum. Wie auch immer der aufgeklärte Homo sapiens des 21. Jahrhunderts darüber denken mag: es steckt hinter jedem Geschöpf etwas Geheimnisvolles. Ohne unser Zutun und ohne unseren Auftrag erfüllt zusammen mit vielen Pflanzen die Eberesche ihre unaustauschbare Rolle im Gleichgewicht der Natur.Ebereschen-Blüten sammeln:
Ohne Zweifel sind die Ebereschenbeeren von hoher Bedeutung, vor allem dann, wenn es gilt, einen köstlichen Vogelbeer-Brand zu gewinnen. Die Blüten lassen sich aber auch sammeln und trocknen. 2 Teelöffel davon werden mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergossen. Nach 15 Minuten abseihen und fertig ist der Frühstückstee.Kategorien: Nachlese