Auf Umwegen zu seltenen Pflanzen

4. März 2012

Alte Kräuterbücher entschlüsseln

Was gibt es Schöneres, als ab und zu in alten Wälzern über Heilkräuter zu schmökern? Ich tu es immer wieder gern. Unlängst fiel mein Blick auf ein Heilkraut, das im Kräuterbuch des Adam Lonitzer (1528 – 1586) abgebildet und beschrieben wurde. Der Name Modelgeer war mir völlig unbekannt. Nach einigen Recherchen bin ich jedoch auf das Heilkraut gestoßen, das wir heute unter dem Namen Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata) kennen. Lonitzer nennt nur den lateinischen Begriff Crutiata für diese Pflanze. Lassen wir den Autor der Renaissancezeit kurz selbst zu Wort kommen, wenn er die Wirkung des Modelgeer beschreibt: „Das Wasser von Kraut und Wurzel gebrant und getruncken/ raumet die Brust, zertheilt alles Gift/ derhalben braucht man es nicht unbillich für die Pestilenz. Das vom Gewächs gedörte Pulver eingenommen/ soll gleiche Wirkung haben.“ Bei uns in Österreich kommt der Kreuz-Enzian in allen Bundesländern vor und gilt als gefährdete Pflanze. Sie wird ca. 40 cm hoch und hat kreuzgegenständig angeordnete Blätter. Die Blüten erscheinen am oberen Ende der Pflanze zwischen Juni und September und sind blau gefärbt. Der Kreuz-Enzian wird heute nicht mehr für Heilzwecke verwendet, ist aber ein notwendiges Bindeglied im Gleichgewicht unserer heimischen Flora und Fauna.

Adam Lonitzer:

Dieser deutsche Arzt und Naturforscher wurde 1528 in Marburg geboren. Er war begeisterter Botaniker und studierte schon in jungen Jahren an der Universität seiner Heimatstadt. Nachdem er auch die alten Sprachen erlernte und unterrichtete, wandte er sich wiederum verstärkt der Medizin zu und wurde im Jahr 1554 Stadtphysicus in Frankfurt am Main, wo er auch 1586 verstarb. Sein 1557 erstmals erschienenes Kräuterbuch, in dem er auch zahlreiche Tiere beschrieb, erlebte bis ins 18. Jahrhundert zahlreiche Wiederauflagen. Bücherstudium in Bibliothek
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