Mehr als nur Suppenwürze

25. Juni 2020

Das Liebstöckel für Wundheilung

Heute zeitig in der Früh bin ich nach dem Aufstehen auf den Gang in meinem Kloster gegangen und hab’ beim Fenster In den Kräutergarten zu gehen, ist für mich jedes Mal mit einer Wahrnehmung verbunden, die mehrere Sinne anspricht. Jeden Tag entdeckt man momentan immer noch ein stetes Wachsen und Aufblühen. Zunehmend gewinnt das gesunde Grün auch an Aroma, je nach der speziellen Art natürlich. Da genügt es schon, sich in der Nähe aufzuhalten, um einen charakteristischen Duft mit der Nase aufzuschnappen. Zum guten Bestand eines Küchengartens wiederum zählt wohl auch die Gewürzpflanze Liebstöckel (Levisticum officinale), die zur Familie der Doldenblütler zählt. Sobald man ein Blatt dieses Gewächses zwischen den Fingern zerreibt, entströmt diesem ein Geruch, der ihm den Namen „Maggikraut“ eingebracht hat. Angeblich enthält das darin dunkelflüssige Suppengewürz keine Spur des Küchenkrautes. Heute möchte ich sie aber ohnehin nicht zu Tisch bitten, um einen dampfenden Teller auszulöffeln. Denn das Heilkraut Liebstöckel kann auf eine breitere Anwendungspalette zurückblicken als bloß rund um den Herd herhalten zu müssen. In der Wurzel der Pflanze, die in der Regel durchaus kräftig ausgebildet ist, sind ätherische Öle, Cumarine und andere wertvolle Substanzen enthalten. Um diese Wirkstoffe für die Gesundheit des Leibes nutzbringend zum Einsatz bringen zu können, ist es notwendig, sie auch zielgerichtet aufzubereiten. Die wundheilungsfördernden und keimwidrigen Kräfte, die im Liebstöckel stecken, können eine brauchbare Hilfe darstellen, wenn z. B. die Haut und die darunter liegenden Partien durch eine Verletzung in Mitleidenschaft gezogen wurden. Dann ist es womöglich sinnvoll, ein Bad zu nehmen, das den Heilungsprozess begleitend unterstützt.

Badezusatz mit Liebstöckel

Von der frischen oder getrockneten Wurzel einer Liebstöckelpflanze nimmt man die Menge von ca. 100 g. Nachdem man den unterirdischen Wuchsteil zerkleinert hat in 1 Liter kaltem Wasser 3 Stunden lang ansetzen. Dann gründlich aufkochen und abseihen. Ins warme Badewasser in der Wanne leeren und 15 Minuten entspannt darin baden. Diese Maßnahme kann mithelfen, dass alte oder gar vereiterte Wunden besser abheilen. Sie wirkt sich auch stärkend auf die Unterleibsorgane der Frau aus. www.kraeuterpfarrer.at Liebstöckel mit Wurzel und Blüten (Levisticum officinale) ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya