Schönheit und Duft entgegennehmen

4. Juni 2017

Die Pfingstrose hat Aussagekraft

Komm, heiliger Geist, und erfülle die Herzen deiner Gläubigen! Erneuere das Antlitz der Erde! – Wenn die Kirche so heute zum Himmel ruft, dann möge die Bitte nicht unerhört bleiben. Die Bibel berichtet von Feuerzungen, die auf die Apostel herabkamen, als sie von der Kraft aus der Höhe ergriffen wurden. Dieses Zeichen finden wir übrigens in einem Gewächs wieder, das aus einem frühsommerlichen Garten kaum wegzudenken ist. Die Pfingstrose (Paeonia) trägt nicht umsonst ihren Namen im Hinblick auf das heutige Fest. Schon im Mittelalter hat man der schmucken Blume eine Heilkraft zugesagt. Im so genannten „Macer floridus“ findet sich z. B. ein Kapitel über die Pfingstrose. Ein kurzes Zitat daraus: „Die Ärzte sagen, dass Paeonia, die Pfingstrose, erwärmende, trocknende Kraft und zwar jeweils im zweiten Grad besitzt. Mit Met genossen, unterstützt sie Milz, Leber und Nieren; und gibt man ihr stark gemahlene Mandeln bei, sorgt sie für geordneten Monatsfluss und hält den Durchfall fern.“ Gehen wir weiter zu den Illustrationen, die sich in der Neuzeit in herrlichen Traktaten wie dem Hortus Eystettensis (= Eichstätter Garten), der 1613 das erste Mal publiziert wurde, finden, so kommt man aus dem visuellen Staunen kaum heraus. Und diese Heilwirkung bezieht sich auf unsere Seele. Grundsätzlich muss gesagt werden, dass die Pfingstrosenarten nicht für den eigenen Heilgebrauch verwendet werden dürfen. Sie sind schlichtweg in all ihren Teilen giftig. Aber die augenscheinliche Schönheit und der herrliche Duft der Päonien sollte uns die Möglichkeit eröffnen, mit Achtsamkeit diese Dimension an einem freien Tag auszukosten. Wir werden doch tagtäglich genau mit dem Gegenteil zugepflastert und dürfen uns daher nicht wundern, wenn dies einen negativen Einfluss auf die Sicht unseres Lebens und den Wert hat. Kräuter und Blumen müssen nicht immer über den Verdauungstrakt oder über die Haut konsumiert werden. Ihr bloßes Sein ist schon wertvoll. Der Heilige Geist stehe allen bei!

Pfingstrosen erst im Herbst vermehren

Will man sich aus dem Garten von Freunden einen Pfingstrosenstock ins eigene grüne Paradies holen, so erfolgt dies am besten durch Stockteilung. In der Zeit von September bis Oktober zerteilt man die Wurzelstöcke so, dass sie oben noch drei kräftige Augen aufweisen. Am besten im Abstand von einem Meter dann wieder einsetzen und nicht mehr als mit einer Schicht von 5 cm Erde bedecken. Es kann durchaus drei Folgejahre dauern, bis die Stöcke das erste Mal blühen. Pfingstrose ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya