An der Wurzel packen

4. November 2016

Den Spitzwegerich einmal anders nutzen

Vorurteile sind generell mit Vorsicht anzuwenden oder am besten ganz zu unterlassen. Gewiss gibt es bei vielen unserer Zeitgenossen ein gutes Gespür dafür, wer des eigenen Vertrauens würdig ist und wen man am besten auf eine gesunde Distanz halten sollte. Dies gilt übrigens nicht nur für das zwischenmenschliche Zusammenleben, sondern auch für unsere Sichtweise, mit der wir auf Heilkräuter zugehen. Dort lassen sich zu dem eben Benannten frappante Parallelen finden. Ein Stichwort hierfür ist der Begriff „Unkraut“. Mag sein, dass es sogar dem Spitzwegerich (Plantago lanceolata) passieren kann, mittels humaner Gedankenlosigkeit, in diese Kategorie hineinzufallen. Er ist ja auf den ersten Blick nichts Besonderes, sondern besiedelt meist den Boden, der festgetreten und auf den Wegen von darüber rollenden Rädern zusammengedrückt und somit verdichtet wird. Gerade deswegen sollten wir uns fragen, wie denn das alltägliche Pflänzchen genau mit diesem Umstand fertig wird. Nun, damit landen wir bald bei der Wurzel des Spitzwegerichs, die selbst mit den härtesten irdenen Bedingungen zurechtkommt. Wie in allen Teilen des Gewächses sind auch in der unterirdisch wachsenden Zone sehr viele heilsame Stoffe enthalten. Darunter befinden sich nicht nur schleimlösende und harntreibende Substanzen. Es ist vor allem die entzündungshemmende Wirkkraft, die wir alle beim Spitzwegerich schätzen dürfen. Wenn nun der Frost bereits da und dort das Grün derart beeinflusst hat, dass man es nicht mehr verwenden sollte, bleibt lediglich die Wurzel übrig, die auch jetzt noch ausgegraben und verwertet werden kann.

Die Wurzel trocknen und kauen

In der Hochsaison des Herbstes ist es immer noch möglich, beim Spitzwegerich die Wurzeln auszugraben und sie nach einer gründlichen Reinigung zum Trocknen aufzulegen. Die so gewonnene Droge eignet sich natürlich auch für einen Kaltansatz, den man trinkender Weise anwenden kann. Bei Zahnweh und Mundfäule (Stomatitis aphtosa) kann es jedoch durchaus von Nutzen sein, die getrockneten Wurzeln lediglich zu kauen, um so den in Mitleidenschaft gezogenen Stellen eine Linderung bzw. eine Unterstützung zukommen zu lassen. Spitzwegerich mit Wurzel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya