Gespeicherte Sonnenenergie

30. Oktober 2016

Aus dem getrockneten Ysop abrufen

Wer heute Morgen aufgewacht ist und einen Blick auf das Handy, den Computer oder auf einen schlichten Kalender aus Papier geworfen hat, durfte sich davon überzeugen, dass Sonntag ist. Gott sei im wahrsten Sinne des Wortes Dank, dass wir leben und diesen Tag als Geschenk entgegennehmen dürfen. Der wärmende Stern, der unserem Planetensystem den Namen verleiht, dominiert anscheinend die heutigen 24 Stunden (= Sonntag!). Der Ysop (Hyssopus officinalis) ist unter den Heilkräutern ein besonderes Sonnenkind. Seine ursprüngliche Heimat liegt in Südeuropa und in den niederschlagsarmen Gegenden Westasiens. Von dem ist schon lange keine Rede mehr, da er recht oft zum alljährlichen Repertoire eines genutzten Kräutergartens zählt. Auch dort steht er gerne auf einem Fleckerl Erde, das gar nicht oder kaum während des Tages mit Schattenflächen bedeckt ist. Der Ysop möchte anscheinend möglichst viele Sonnenstrahlen einfangen, um sie auf verwandelte Weise zu speichern. Wenn jemand das bedenkt, so kann man folgenden Schluss daraus ziehen: Gerade dann, wenn einem die Energiezufuhr mangels der Absenz der Sonne fehlt, sollte man also auf den Ysop zurückgreifen. Übrigens ergänzt sich das gut mit der Tatsache, dass der im Ysop enthaltene Kampfer eine erwärmende und aktivierende Wirkung zeitigt. Alles in allem ergibt dies ein Paket, das sowohl dem Leib als auch der Seele von Nutzen sein kann. Wir sollten daher zwei Gaben, die wir vom Ysop entgegennehmen dürfen, durchaus schätzen: erstens die Vorteile, die es für den Magen und die Atemwege mit sich bringt, wenn der Lippenblütler aufbereitet wird und zweitens das Partizipieren am Wesen der Pflanze im Falle eines niedergeschlagenen Gemüts.

Tee als Aufheller

Getrocknetes und zerkleinertes Ysop-Kraut wird in einer Menge von 2 Teelöffeln mit 1/4 Liter kochendem Wasser übergossen. 15 Minuten lang zugedeckt ziehen lassen, danach abseihen. 3 Wochen lang jeweils eine Tasse morgens nüchtern und die zweite abends vor dem Schlafengehen trinken. Eine Woche lang aussetzen und bei Bedarf wiederholen. Das trägt dezent dazu bei, die Verdauung zu stärken und vor allem ein trübes Allgemeinbefinden wiederum aufzuhellen. Ysop ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya