Die Ausgeglichenheit wiedergewinnen

17. Juni 2016

Mit der Melisse austarieren

Nun einmal Hand aufs Herz: Wir neigen doch alle zumindest hie und da zu Extremen. Und wenn schon nicht wir selbst, so kennen wir wahrscheinlich alle in unserer näheren Umgebung jemanden, der in irgendwelchen Belangen gerne über die Schnur haut. Von der Emotion bis zum übermäßigen Konsum an Essen, Trinken oder Tabak ist da alles drin. Den sogenannten goldenen Weg der Mitte anzupeilen, ist ein Prozess, der oft Jahre benötigt und ein gerüttelt Maß an Selbstdisziplin abverlangt. Der moralische Gewinn, der dabei abfällt, ist gewiss ein wertvoller Aspekt. Dennoch sollten wir gleichzeitig auf ein Gleichgewicht zwischen Leib und Seele achten, das ebenso vonnöten ist. Die Melisse (Melissa officinalis), auch gerne Zitronenmelisse genannt, lächelt uns förmlich an, wenn wir im eigenen Garten oder bei einem Kräuterbeet andernorts an ihr vorüberschlendern und womöglich gerade über unser momentanes Wohlbefinden nachdenken. Ihr erfrischendes Aroma hat einfach etwas Anziehendes an sich. Gerne vergleiche ich dieses Kraut mit einem sympathischen Typ von Menschen, mit dem man gerne zusammenarbeitet oder dem man gerne begegnet, egal ob Mann oder Frau. Seit Generationen verwendet man die Pflanze aus der Familie der Lippenblütler, um ihre Unterstützung bei Erkältungskrankheiten in Anspruch zu nehmen, weil sie u a. schweißtreibend wirkt oder sie eben als ausgleichendes Kraut bei funktioneller Kreislaufschwäche heranzuziehen. Ein Tee aus ihren frischen oder getrockneten Blättern ist ja auch leicht zubereitet. Manche bessern des Sommers das pure Trinkwasser leicht auf, indem sie einen abgepflückten Trieb der Melisse darin schwimmen lassen und so ihres Aromas teilhaftig werden. Für die Haut wiederum gibt es zusätzlich eine Möglichkeit, um über dieses große Organ für unsere Ausgeglichenheit konkret etwas zu tun.

Melissen-Ölauszug

Zuerst benötigt man ein reines pflanzliches Öl der eigenen Wahl in einer Menge von 1/2 Liter. In dieses gibt man 125 g frisch geerntete, zerkleinerte Blätter der Melisse und lässt beides zusammen in einem verschließbaren Glasgefäß 14 Tage lang an einem sonnigen Platz am Fenster stehen. Danach abseihen und auspressen. In eigene Fläschchen abfüllen und kühl im Dunkeln lagern. Das so gewonnene Melissen-Öl verwendet man, um einzelne Partien des Körpers oder ganze Flächen der Haut damit einzureiben und dessen nervenberuhigende und krampfstillende Eigenschaft zu nutzen. Selbstverständlich hinterlässt eine derartige Anwendung auch Spuren auf der Wäsche. Daher vorsichtig damit umgehen bzw. gut einziehen lassen. Melisse ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya