Wunden dürfen wieder heilen

29. Mai 2016

Mit dem Lavendel geht’s ein wenig besser

In der religiösen Mystik des Christentums gibt es verschiedene Ziele der Betrachtung, die sich letztendlich alle auf den Erlöser Jesus beziehen. Gerade im späten Mittelalter maß man dabei dem Leiden und Sterben Christi einen hohen Stellenwert bei. Angehalten von den Worten der Heiligen Schrift folgte man im Gedanken und im Gebet dem schmerzvollen Weg des Heilands bis hin auf Golgota. Das hat u. a. auch in der Volksfrömmigkeit des Kreuzweg-Betens seinen Niederschlag gefunden. Menschen mit Verwundungen fühlen sich bis heute daher stark mit Jesus verbunden. Im Lavendel (Lavandula angustifolia) begegnet uns ein bekanntes und reizvolles Gewächs, das uns zunächst keine Assoziationen zu schmerzvollen physischen oder psychischen Erfahrungen nahelegt. Ganz im Gegenteil. Denn der angenehme Duft des Lippenblütlers erinnert uns eher an warme Sommertage, die uns zur Erholung und Entspannung dienen. Aber dennoch ist der Lavendel kein „Kuschelkraut“, das mit der harten Realität des Lebens nicht korrespondieren könnte. Vielmehr steckt im Lavendel eine heilsame Kraft, die wir gerade in Zeiten der Heilung bei äußerlichen Wunden gut gebrauchen können. Diese pflanzliche Stärke wirkt sich zudem fördernd auf den guten Willen aus, den es benötigt, damit es nach einer leidigen Situation für den jeweils Betroffenen wiederum bergauf geht. Die konkrete Frage stellt sich natürlich je neu nach dem Wie, die innewohnende Kraft eines Krautes zu bergen und anzuwenden. Getrocknete Lavendelblüten sind entweder vom letzten Sommer noch vorhanden oder ganz einfach im Handel erhältlich. Die Apotheken helfen Interessierten hier gerne weiter. Und ein kaltgepresstes biologisches Olivenöl ist ebenfalls leicht zu besorgen. Schon hat man die wichtigsten Bestandteile, um eine Wundheilung zu begleiten.

Lavendelöl ansetzen und anwenden

30 g getrocknete Lavendelblüten werden in 1/4 Liter kaltgepresstem Olivenöl 4 Wochen in einem weißen Schraubglas angesetzt. Täglich durchschütteln. Danach abseihen und nach dem Abfüllen in ein dunkles Glasfläschchen kühl lagern. Hat man sich eine äußerliche Verletzung zugezogen, die das Gewebe unter der Haut zerstörte, so kann man nach der Erstversorgung der Wunde und nach dem Schließen derselben den Heilungsprozess fördern, indem man mehrmals am Tag die betroffene Stelle mit dem Lavendelöl einreibt. Lavendel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya