Riechen wie eine Schnapsdrossel

9. Dezember 2015

Slibowitz rein äußerlich anwenden

Die Zeiten ändern sich. Das, was früher gang und gäbe war, sucht man heute oft vergebens in den Dörfern. Zu den Impressionen der Zeit um und vor allem nach Weihnachten gehörte es, dass sich in den Gehöften ein ganz bestimmter Geruch verbreitete, der im direkten Zusammenhang mit dem Rauch stand, der dem Kamin entstieg, unter dem sich eine Kammer befand. Um nicht länger um den Brei herumzureden: es wurde Slibowitz gebrannt, da die vorbereitete Maische dafür reif war. In meiner mir gebotenen Diskretion liegt es mir fern, einschlägige Geschichten und wahre Begebenheiten rund um das Schnapsbrennen an dieser Stelle auszubreiten. Vielleicht kann sich ja sogar manch Betroffener gar nicht mehr selbst erinnern. Ob das auch an der Wirkung des einen oder anderen Stamperls lag? Heute möchte ich auf keinen Fall dazu aufrufen, zu tief und zu oft ins Glaserl zu blicken. Deswegen muss ich aber noch nicht das Kind mit dem Bade bzw. den Schnaps mit seinen durchaus auch gefährlichen Folgen ausschütten. Viel zu schade finde ich es in diesem Zusammenhang, dass so manches gute und bewährte Hausmittel über Bord geworfen wurde, nur weil man sich künstlich produzierte Ware einfach leisten konnte. Diesem traurigen Umstand zuwider möchte ich den guten Ruf des Zwetschkernen als reines Naturprodukt wiederum hervorkehren und ins Bewusstsein heben. Die Leiden nämlich, die mithilfe eines hochprozentigen Brandes einst gelindert wurden, haben – Gott sei es geklagt – nichts an Aktualität verloren. Daher darf es ruhig auch heute in so mancher Stube nach Slibowitz duften, solange dieser auf der Haut landet.

Slibowitz und Wacholderbeeren:

Man nimmt 1 Liter Slibowitz und legt darin 100 g zerquetschte Wacholderbeeren 4 Wochen lang ein. Die Flasche bleibt in dieser Zeit natürlich verschlossen. Danach eignet sich das natürliche Hausmittel vorzüglich, um damit den Rücken bei schmerzvollen Zuständen oder andere Glieder bei Rheuma und Gichtleiden einzureiben. Mit diesem Schnaps kann man auch ein Tuch anfeuchten, um es Nächtens auf beeinträchtigte Partien aufzulegen. Zwetschken ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya