Die guten alten Bräuche

16. September 2015

Das Essen von Holunder nicht abkommen lassen

Fortschrittlich zu sein kann oftmals etwas Gutes bedeuten. Wenn wir uns z. B. die Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten ansehen, so erweist es sich in Notfällen als äußerst hilfreich, einen direkten Draht zu Einsatzkräften haben zu können, wo immer man sich auch befindet. Manches bringt des weiteren eine immense Einsparung mit sich, was den Zeit- und Energieaufwand betrifft. Doch wir kennen ebenso die Kehrseite von alldem. Die Schnelllebigkeit fordert oft einen hohen Zoll an Lebensqualität. Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) steht demgegenüber gleichsam wie ein Fels in der Brandung. Wie viele Naturinteressierte wissen, war es früher üblich, den Hut vor einem Holunderstrauch zu ziehen. Wer auf dem Land sein Leben zu bestreiten hatte, war sich einfach darüber im Klaren, welch ein hoher Stellenwert der Holunderpflanze zukommt, wenn es darum geht, die gesundheitsfördernden Kapazitäten von Mutter Natur zu nützen. Hinzu kam noch, dass es aufgrund finanzieller und materieller Nöte nicht zu umgehen war, sich der wildwachsenden Pflanzen und Früchte zu bedienen, um die Hausapotheke zu bestücken und zudem noch den hungrigen Familienangehörigen etwas auf den Tisch zu zaubern. Ich möchte in diesem Zusammenhang an den althergebrachten kulinarischen Brauch erinnern, die herrlich duftenden Schirmblüten des Hollerstrauches in Teig zu tunken und sie zu backen. Jetzt im Herbst sind es die Stare und die Drosselvögel, die sich zuhauf auf den Holunderbüschen niederlasen, um sich nicht zweimal bitten zu lassen, deren Beeren zu verzehren. Bevor wir all diese Freuden dem Federvolk überlassen, dürfen wir selbst an Bewährtes denken, das unsere Vorfahren im Verarbeiten der herbstlichen Ernte dankbar praktizierten. Unser Organismus wird es uns ebenfalls danken.

Eine Kraftspeise für das Blut:

Schwarze Holunderbeeren gibt es an vielen Stellen zu ernten. Egal, ob man sich dabei an einem sauberen Ort in der freien Natur oder auf Flächen mit gezüchteten Pflanzen bedient: die reifen Früchte sollten nie roh, sondern stets in gekochtem Zustand genossen werden. Ganz leicht lässt sich aus ihnen ein Brei oder ein Mus auf dem Herd anrichten, die man als Zuspeise oder als Zwischenmahlzeit zu sich nimmt. Als Effekt dessen kann man verzeichnen, dass vor allem das Blut dadurch gereinigt und in seiner Neubildung unterstützt wird. Schwarzer Holunder ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya