Rühr mich nicht an

28. Juni 2015

Brennnesseln und die Pubertät

Es gibt das Sprichwort: Vater werden, ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. Bei Müttern kann man zumindest den ersten Teil dieser Behauptung nicht so salopp formulieren, wenngleich sich der zweite als sinnmäßig deckungsgleich erweist. Schade, dass sich allzu viele anscheinend vor dem Wagnis drücken, eine treue Verantwortung gegenüber den eigenen Nachkommen zu übernehmen. Genau jene sollten sich meiner Meinung nach auch nicht um eine zunehmend schlanker werdende Demographik beklagen. Die äußerst bekannte und populäre Brennnessel (Urtica) ist für mich so etwas wie ein Sinnbild eines pubertierenden Mädchens oder eines aus dem Kindheitsstadium herauswachsenden Buben. Denn erstens wächst sie, wo sie will und zweitens verbrennt man sich, wenn man sie anrührt. Durch meinen Kontakt zu vielen Familien darf ich bei meinen Besuchen ebendort so manches kleine oder größere Drama live miterleben, das sich aufgrund vermehrter „Grenzkonflikte“ zwischen Eltern und den vermeintlichen Damen und Herren kurzzeitig abspielt. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen möchte ich meinen, dass sich die in uns allen innewohnenden Hormone in etwa wie Kobolde aufführen, die uns ziemlich aus den vorgezeichneten Tagesrhythmen herauswerfen können. Im Hinblick auf eine gute Begleitung der Kinder darf ich heute die eben besprochene Brennnessel den Pädagogen und Erziehungsberechtigten ans Herz legen. Gewiss bedarf es einer ausgeklügelten Diplomatie, den gesundheitlichen Wert eines Heilkrautes gerade einem pubertierenden Sprössling schmackhaft zu machen. Aber wie hieß es schon eingangs: Vater und Mutter zu sein, ist eine der größten Herausforderungen für uns Menschen. Und die Betroffenen selbst meinen, es sei auch eine der schönsten. Ich ziehe meinen Hut mit Respekt vor allen, die sich dieser Aufgabe mit Leib und Seele stellen.

Ab und zu eine Brennnessel-Kur:

Um den Reifungsprozess eines pubertierenden Kindes zu unterstützen, soll dieses manchmal im Jahr eine Tee-Kur durchführen. Konkret heißt das, dass man aus getrockneten jungen Brennnessel-Blättern einen Tee im Heißaufguss anrichtet, der 6 Wochen lang 3- bis 4-mal täglich getrunken werden sollte. Danach 3 Wochen aussetzen und dann erneut damit beginnen. Diese Anwendung hat eine positive Wirkung sowohl auf die Physis im gesteigerten Wachstum als auch auf die Psyche im Formen des eigenen Charakters. Vielleicht ein guter Tipp für die kommende Ferienzeit. Brennnessel ⓒ Aquarell von Adolf Blaim, Kräuterpfarrer-Zentrum Karlstein/Thaya